„FAST Racing NEO“. Was für ein steriler Name. Ein „F-Zero“-Abklatsch von einem deutschen Entwicklerstudio, dessen Belegschaft man an seinen Fingern abzählen kann. Was soll man da schon groß erwarten?
Typisch deutsch: Kein Tempolimit!
Nun, die Jungs von Shin'en haben „FAST“ nicht grundlos in Großbuchstaben gesetzt. Bei atemberaubenden Durchschnittsgeschwindigkeiten von haarsträubenden 600 Meilen pro Stunde duellieren wir uns mit neun CPU-Gegnern um die Spitzenplätze. Noch schneller wird man mithilfe kurzer Turbo-Schübe, die einen Teil der dazugehörigen Leiste aufbrauchen, welche sich durch das Einsammeln von Turbo-Kugeln wieder füllt. Zudem sind auf den Strecken blaue und rote Felder verteilt. Per Tastendruck lässt sich die Phase des Gefährts wechseln, entweder blau oder rot, und stimmen Phase und Streifenfarbe überein, erhalten wir einen mächtigen Geschwindigkeitsschub. Schaltet man jedoch nicht richtig um, wird man ausgebremst.
Diese Spielmechanik klingt zunächst sehr simpel, doch wir versichern euch: Das ist sie ganz sicher nicht. „FAST Racing NEO“ hat selbst auf der niedrigsten Spielstufe einen derart rasanten Affenzahn drauf, dass sich schon diese simple Aufgabe als anspruchsvolle Herausforderung entpuppt. Den Dreh in der Steuerung bekommt man zwar recht flott heraus, und kompliziert ist das Ganze nicht; doch bis man das Neigen seiner Gleiter und das perfekte Kurvendriften richtig beherrscht, werden einige Stunden des Übens vergehen.
Nur der Harte kommt ins Karte
Vier Cups mit je vier Strecken gibt es, außerdem zehn Gleiter, die sich in den Werten Tempo, Beschleunigung und Gewicht unterscheiden. Um neue Cups, Gleiter und Modi freizuschalten, muss man unter die ersten Drei eines Cups kommen. Und das ist einfacher gesagt als getan, denn „FAST Racing NEO“ ist schon äußerst anspruchsvoll auf der niedrigsten Stufe Subsonic, also Unter-Schallgeschwindigkeit. Der Titel ist eine sehr intensive und fordernde Angelegenheit!
Ein Crash kommt schnell vor, kostet wertvolle Sekunden und bedeutet nicht selten eine Abstufung um viele Plätze. Nach unserem Geschmack spawnt man aber häufig viel zu weit hinten neu. Hier werden wirklich Nerven wie Drahtseile benötigt! Etwas schade ist dabei, dass die gegnerischen Fahrer absolut keine Identität haben, dafür ist die KI glaubwürdig umgesetzt.
Keine Kinkerlitzchen, fehlender Firlefanz
Neben den Grand-Prix-Rennen gibt es Zeitrennen, einen lokalen Mehrspieler-Modus für bis zu vier Leute und sogar einen Online-Modus, in dem man mit bis zu acht Spielern antritt und entsprechend seiner Leistung Punkte erhält. Ferner bietet der Titel den extremen Hero-Mode, in dem die Turbo-Anzeige der eigenen Lebensenergie entspricht und jeder Crash den Tod mit sich führt. Viel Schnickschnack abseits des Wesentlichen bietet „FAST Racing NEO“ dabei nicht – keine Handlung, kein Missionsmodus, keine Siegeranimationen.
Daran merkt man am ehesten, dass hinter diesem Spiel keine AAA-Studio-Belegschaft steckt, sondern bloß eine Handvoll höchst begabter deutscher Programmierer. Ein Blick auf die Grafik und Performance des Spiels suggeriert jedoch das absolute Gegenteil. Was Shin'en hier mit einer stets butterweichen Rate von 60 Bildern pro Sekunde auf den Bildschirm zaubert, ist schlicht und ergreifend atemberaubend und muss sich absolut nicht vor Vollpreisproduktionen der Industrieriesen verstecken.
Satter Sound und kleine Mängel
Wir wissen indes nicht, was energiegeladener ist: Das Spiel an sich oder die Musik. Durchgängig treibende Electro- und House-Beats mit wuchtigem Bass und flottem Tempo bilden den adäquat fetten Sound zum Spiel. Spiel, Grafik und Ton greifen so eng ineinander über; wer „FAST Racing NEO“ beherrscht, den versetzt das Spiel in einen Zustand der Trance, der Ekstase, des Rausches.
Negativ aufgefallen ist uns, dass es keine Karten der Rennstrecken gibt, keine Optionen und keine Rückspiegel-Perspektive. Andererseits hätten diese Elemente sich nicht gut ins enorme Spieltempo eingefügt. Bei knappen Kopf-an-Kopf-Situationen stimmt außerdem die angezeigte Platzierung häufig nicht, wie wir beobachten konnten. Auf GamePad-Spielereien wird komplett verzichtet, und auch die Rumble-Funktion wird dezent eingesetzt, was allerdings unserem Geschmack nach die Immersion etwas einschränkt. Dafür gibt es eine nette kleine Online-Rangliste – und einen Bewegungssteuerungsmodus, falls sich jemand unterfordert fühlen sollte.
Latente Latenzen
Ferner fiel uns auf, dass ein Fernseher mit großer Latenz ein großes Hindernis darstellt, wo es hier doch immerhin auf blitzschnelle Reaktionen ankommt. In dem Falle empfiehlt es sich, auf dem GamePad zu spielen, wo „FAST Racing NEO“ in unseren Falle weitaus geschmeidiger zu spielen war und wir uns in den Rennen viel besser schlugen. Allerdings werden Bild- und Tonausgabe auf dem Nintendo-Tablet dem Werk absolut nicht gerecht. Wer also auf einem Fernseher mit hoher Latenz spielt, hat das Nachsehen – was wir natürlich nicht Shin'en zur Last legen.
NEO Future Pack
Am 30. September 2016 ist das DLC „NEO Future Pack“ für „FAST Racing NEO“ veröffentlicht worden, der unter anderem acht neue Strecken enthält. Diese sind qualitativ den älteren Spielen ebenbürtig und enthalten das ein oder andere neue Gimmick. Die DLC-Strecken sind zudem noch abgedrehter gestaltet worden – an den eskalativen Eindruck einiger der schon im Hauptspiel vorhandenen Rennpisten können sie unserer Meinung nach zwar nicht ganz anschließen, aber bei dem wahnsinnigen Geschwindigkeitsgefühl von „FAST Racing NEO“ ist das nicht allzu dramatisch. Neben Fahrzeug-Profilen für jeden der futuristischen Gleiter schaltet das DLC-Paket zudem einige neue Musikstücke frei. Der Umfang und die Qualität des Inhaltes rechtfertigen den Preis zweifelsohne. Es lohnt sich, knapp ein Jahr nach Release wieder in das Spiel reinzuschauen – oder sich aber die Disc-Version von „FAST Racing NEO“ zu besorgen, welche die DLC-Inhalte bereits enthält.
Allerdings herrscht seit der Veröffentlichung des DLCs ein seltsamer Bug vor: Selbst wenn man sie im Nintendo eShop erworben hat, sind die neuen Inhalte in „FAST Racing NEO“ noch nicht freigeschaltet. Doch keine Sorge, Shin'en hat euch nicht um eure fünf Euro gebracht; öffnet einfach über die Kaufaufforderung im Spiel den Nintendo eShop, kehrt danach direkt wieder zurück und sofort fällt dem Spiel ein, dass ihr den DLC ja bereits besitzt.
Bisher gibt es 31 Kommentare
Gemeinsam haben alle drei Titel, dass sie dem selben Genre angehören, was schnell dazu führt, dass das eine als Abklatsch des anderen bezeichnet wird – grundlos und üblich für die Spielergemeinschaft und Fans und so.
Es ist aber trotzdem näher an F-Zero weil WipeOut ein Power-Up System besitzt.
Dennoch ein hammer Game, das F-Zero Fans und andere Freunde schneller Rennspiele verzaubert!
Mir ist es schon extrem im 1. Cup aufgefallen. Bin ich hinten, brauch ich nicht einmal Turbos und Turbofelder zu benutzen um das führende Feld einzuholen. Bin ich 1. werde ich selbst mit akut benutztem Turbo und perfekt gefahrener Strecke überholt.
Wenn man selbst mit aktiviertem Turbo im schnellsten Auto überholt werden kann... Dann läuft was falsch.
Zumal es total die Spannung heraus nimmt wenn man es durchschaut hat. Man fährt einfach 2 Runden komplett ohne Turbonutzung, überholt alle und fängt dann 10-20sek. Vor dem Ziel an mit Turbos und wird damit 1.
Hab nach dem Download mit 'nem Kumpel mal den ersten Cupzweimal gezockt. Beim ersten Mal war ich Dritter, beim zweiten Mal sogar Erster. Leider muss ich alles im Singleplayer freispielen. Das Geschwindigkeitsgefühl reißt einen echt total mit. Krasses Game.
Zumindest hatte ich nie den Eindruck einer Gummiband-KI. Wirkte immer alles nachvollziehbar.
- die sehr starke Gummiband-ki stört mich extrem
- sehr starke Treppchenbildung in der Grafik durch fehlendes Aliasing
- angenehmes Geschwindigkeitsgefühl
- durch die Farbwechsel entsteht mehr action und dadurch wenig Langeweile.
Für mich sind zwar 15€ Kaufpreis in Ordnung, aber diese ganzen 85-90% Wertungen kann ich für mich mit diesem Gummiband nicht nachvollziehen.
So gleich man ein 15€ - Titel mit einem 60€ - Titel setzen kann.
Zudem ist dies kein stark vetretenes Genre, so dass hier nicht das 12. Spiel innerhalb eines Jahres seine Daseinsberechtigung mit noch mehr Content, noch mehr Features und noch mehr WASAUCHIMMER beweisen muss.
Es ist einfach das richtige Spiel zur richtigen Zeit, was genau so passt, wie es ist.
natürlich sollte man mit mit zweierlei Maß rechnen .quasi wie ein Handicap beim Golf . Indies und Vollpreisgames . aber bitte keine Diskussion anfangen
Erbsenzählerei wie : Story und Fahrer fehlen , KI soll wohl Gummibandlastig sein (aber dieses Problem gibt es wohl in 90% aller Racer) sind hier einfach ungültig weil kleines Team und tolles Preis/Leistungsverhältnis . Daumen hoch =)
Nicht nur das mit dem Announcer, sondern ebenfalls die spätere Spielmechanik des Opferns von Energie für zusätzlichen Boost ist ja schon als eine Art ausgestreckte Hand in Richtung F-Zero- Fans zu verstehen.
Durch die geniale Phasenwechsel-Mechanik hat das Spiel dennoch einen absolut eigenständigen Drive.
Back to Topic: Ich stimm euch allen zu, dass die vielen Vergleiche mit F-Zero generell doof sind. Andererseits hat Shin'en den Announcer von F-Zero GX hier als Voice Actor angeheuert, sie haben's also drauf angelegt. :P Und mal ehrlich, mit einer großen Nintendo-Reihe verglichen zu werden, ist doch sicherlich eine Ehre für das Studio.
ich finde Fast Racing Neo wirklich sehr gelungen, es ist schnell sieht toll aus und bietet eine tolle Mucke, genau das was man von einem Future Racer erwartet, dabei viel mir sehr positiv aus das die Steuerung super funktioniert und es einen Onlinemodus gibt, das wünsche ich mir schon lange in einem Future Racer (letztes war AG Drive)
Ich kann dieses Spiel nur jedem empfehlen der schnelle Rennspiele mag, ich finde den Vergleich mit F-Zero immer unpassend, es ist ein eigenständiges tolles Spiel. Mir würde das als Entwickler auf den Sack gehen immer mit F-Zero verglichen zu werden, selbst im Mii Verse ist jeder zweite Post davon voll.
Das ist Fast Racing und nicht F-Zero
FAST ist eine Mischung auf F-Zero und Wipeout und dennoch ein eigenständiger Titel.
F-Zero ist viel wilder und schneller und die Gleiter lassen sich auch besser kontrollieren. Ebenfalls haben die Fahrer eine Identität, wie es im Text steht. Das fehlt in Fast gänzlich. Die Musik gefällt mir nur teilweise. Höre keine House Musik. Ich hätte mir etwas mehr Power Metal gewünscht, würde passen, aber dann wäre es nicht mehr Fast.
Im Grossen und Ganzen hat Shinen gute Arbeit geleistet. Ich hoffe das Nintendo zukünfig entweder Shinen F-Zero überlassen werden oder selbst daraus Ideen und Möglichkeiten ziehen. Wenn Shinen es damit schafft, dann kann F-Zero sicher noch mehr erreichen.
Meinen Spass daran habe ich übrigens. Ich fühle wieder dieses Feeling, wie im Text beschrieben. Trotzdem ist Fast für mich nur ein Überbrückungsspiel, bis F-Zero eines Tages wieder die Welt erblickt.
Hättest mit „aktivem“ Bug mal andere Spiele starten sollen. Wäre sicherlich interessant gewesen. Darüber sollte man Shin'en mal informieren. Ich probiere nachher mal aus, ob ich das reproduzieren kann.^^
Schön übrigens, das auch der Eshop sich dank dem Titel futuristisch (inkl. sound) präsentiert.