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Shakedown Hawaii (eShop)

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Shakedown Hawaii (eShop)

„Retro City Rampage“ erobert seit 2012 die Spielerherzen. Der Titel stellt nämlich eine Hommage an die ersten „Grand Theft Auto“-Spiele dar, wusste aber auch durch unzählige popkulturelle Referenzen, kurzweiligen Missionen und einem Retro-Stil zu begeistern – kein Wunder also, dass der Titel auf gleich 14 Plattformen erschienen ist. Schon seit vielen Jahren sitzt das kleine Team am geistigen Nachfolger, der im Mai endlich das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Wieso „Shakedown Hawaii“ sowohl eine gelungene Fortsetzung als auch ein völlig eigenständiges Spiel ist, verraten wir im Test.

Böse neue Welt

Der CEO von Freeble Multinational lebt eigentlich ein gemütliches Leben und genießt ausschließlich die Einnahmen seiner Firma, kümmert sich aber überhaupt nicht um deren Überleben. Das ändert sich schlagartig, als sie kurz davor steht, pleite zu gehen, was den Ruhestand verhindert. Der mürrische Held hat sich allerdings vom Markt isoliert und weiß kaum etwas über Streaming, Bio-Lebensmittel oder teuren Kaffee. Da er all diese Märkte erschließen will, darf sich der Spieler über haufenweise Kommentare und Szenen freuen, in denen ein Mann aus vergangenen Zeiten mit der Moderne konfrontiert wird.

Und er schrie die Wolken an

Die Geschichte hat durchaus ihre lustigen Momente. In nahezu jeder Mission kommt es zu Verwechslungen oder Verwunderung darüber, was nur aus der Welt geworden ist. Leider sind die meisten Witze sehr flach geraten und die Einstellung des Hauptcharakters wird auf Dauer eintönig, da man die bevorstehenden Witze bereits erahnen kann, sobald man das Thema kennt.

Viel besser ist da schon die Wirtschaftskritik geschrieben, denn nahezu jede Mission versteht sich als Kritik am Kapitalismus. Da werden Inhaltsmengen verringert, ohne die Verpackungen anzupassen, Immobilien zerstört, um den Preis zu drücken und auch gute Initiativen, wie das Verbot von Strohhalmen, wird nur befürwortet, weil dieser Schritt Kosten einsparen und ein gutes Image einbringen kann. Die Szenen sind durchweg kurzweilig und auch wenn hier nicht jede Wendung überraschend daherkommt, gehören diese Kapitalismus-Hommagen zu den besseren Momenten der Geschichte. Die verzichtet derweil auf übermäßig viele Referenzen und macht „Shakedown: Hawaii“ deshalb zu einem Spiel, das auf eigenen Beinen stehen kann.

Konsequente Fortsetzung

Das Gameplay hat sich im Vergleich zum Vorgänger kaum verändert. Noch immer bereisen die Spieler eine offene Welt, die hier weitaus größer geraten ist, und schnappen sich jedes Fahrzeug, schießen wild durch die Gegend und erledigen Missionen. Dabei bereichert der optische Stil die Atmosphäre erheblich, denn die weitaus detailliertere und buntere Stadt sieht durchaus einladender aus und bietet auch mehr Abwechslung als es in „Retro City Rampage“ der Fall war.

Ansonsten bleibt alles klassisch. Die Fahrzeuge steuern sich wunderbar präzise und werden noch nützlicher, da sich nun fast jeder Zaun und jedes Objekt umfahren lässt. Auch die Schusswechsel wurden nicht verändert, weshalb man entweder frei schießen oder bei Autozielfunktion mit nur einem Knopfdruck jeden Gegner besiegen kann. Diese funktioniert leider nicht besser, als man es gewohnt ist, weshalb merkwürdige Wechsel beim Anvisieren zu häufig vorkommen. Es bleibt aber dennoch ein riesiger Spaß, alles niederzubrennen oder gewaltige Explosionen auszulösen, während man sich kurze Verfolgungsjagden mit der Polizei liefert. Und natürlich gibt es auch eine Stampfattacke.

Kurze Ausflüge

Leider können die Missionen in Sachen Vielfalt nicht mithalten. Zu häufig ist das Prinzip immer gleich, denn es müssen Feinde getötet, Objekte zerstört oder Fahrzeuge besorgt werden. Zwar gibt es durchaus Abwechslung, aber die meisten Missionen bleiben zu beliebig, um zu begeistern. Glücklicherweise dauert ein Einsatz nie länger als zehn Minuten, weshalb sich „Shakedown Hawaii“ bestens für kurze Runden eignet, und dann auch der repetitive Ablauf nicht allzu schwer wiegt. Zudem gibt es dann doch sehr starke Missionen, die häufig Sprungpassagen beinhalten.

Grand Theft Kapitalismus

Völlig neu ist derweil die Möglichkeit, die gesamte Stadt einzunehmen. Schon früh kann man sich nämlich Geschäfte und andere Immobilien kaufen, die fortan alle paar Minuten Gewinn generieren, den man anschließend in weitere Gebäude investieren kann. Das ist zwar sehr simpel gehalten, durch diverse Upgrades bleibt es aber extrem motivierend, den Einfluss zu vergrößern und zu sehen, wie das eigene Imperium ebenso wächst wie das Bankkonto. All das kann auf der Karte erledigt werden, weshalb der gesamte Management-Aspekt schnell erledigt ist und man sich nicht zu lange in Menüs aufhalten muss.

Zudem sind die titelgebenden Shakedowns daran gebunden. Geschäftsbetreiber sollten nämlich Schutzgeld zahlen, nicht alle machen dies aber auch freiwillig. Deshalb muss der Spieler manchmal gegen Feinde kämpfen, Toiletten verstopfen, Läden verwüsten oder sogar Haare abschneiden, um die Besitzer zu überzeugen. Diese Missionen sind stets in wenigen Sekunden erledigt, bieten aber eine tolle Motivation, die Stadt zu erkunden. Sowieso ist der Umfang sehr groß geraten, denn 111 Hauptmissionen, 15 Nebenmissionen, 83 Shakedowns und zahlreiche weitere Aktivitäten sorgen dafür, dass man immer wieder zurückkehrt, um kleine Aufgaben zu erledigen.

Nicht perfekt

Leider wurde bei dem System auch eine Menge Potential auf der Strecke gelassen. Wer nämlich die Hauptmissionen erledigt, kann viel effektiver zukünftige Einnahmen sichern als durch Shakedowns. Sowieso kommt es einem häufig so vor, dass man die ganze Stadt auch ohne zu viele Nebenaktivitäten übernehmen kann, und Zeit in die eigentlichen Ziele zu stecken ist deutlich effektiver, als die kleineren Aufgaben anzugehen. Gepaart mit der mangelnden Vielfalt im Missionsdesign wird deutlich, dass man „Shakedown Hawaii“ in kleinen Portionen genießen sollte, und nicht in stundenlangen Sessions.

Zudem lassen sich im Abenteuer gleich drei Charaktere steuern, die Mechanik wurde aber eher nicht zufriedenstellend umgesetzt. In einigen Missionen spielt man den Sohn des CEO, der sich als komplett uninteressant entpuppt und einige der langweiligsten Aufgaben bietet. Spannender ist da schon ein Kartell-Insider, der für Action-Missionen bereitsteht, allerdings viel zu selten vorkommt. Das ist etwas enttäuschend, denn somit bleibt der eigentliche Hauptcharakter der klare Fokus und man ärgert sich darüber, dass die Perspektive zwanghaft geändert wird. Dafür braucht man sich nicht über lange Ladezeiten ärgern, denn man ist immer extrem schnell in der Action, die gepaart mit einem starken Soundtrack die bestmögliche Atmosphäre erzeugt. Bugs sind im Test nicht aufgetreten, und weitere Patches sollen auch noch zusätzliche Missionen mitbringen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Shakedown: Hawaii“ übertrifft zwar den Vorgänger nicht, stellt aber eine gelungene, konsequente Fortsetzung dar. Das Gameplay ist noch immer so spaßig wie zuvor, dank des neuen Grafikstils wirkt die Welt aber lebendiger, und auch die Geschichte profiliert sich durch ihre Gesellschaftskritik. Das Profit-Management ist zwar simpel gehalten, stellt aber eine wunderbare Motivation dar, sich den leider nicht unbedingt vielfältigen Missionen zu widmen. Darüber lässt sich glücklicherweise hinwegsehen, denn sobald die rasante Action beginnt, entfaltet „Shakedown: Hawaii“ sein kurzweiliges Potential, von dem man gar nicht genug bekommen kann.

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