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Disgaea 5 Complete

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Disgaea 5 Complete

Als 2015 „Disgaea 5: Alliance of Vengeance“ exklusiv für PlayStation 4 erschien, begeisterte der Titel die Fans. Wer sich allerdings eine PlayStation Vita-Version gewünscht hatte, wurde bitter enttäuscht, denn eine entsprechende Portierung wurde aufgrund der Technik ausgeschlossen. Allerdings erwähnten die Macher ebenfalls, dass man sich vielleicht an eine portable Version des Spiels wagen würde, wenn ein neues System erscheint. Mit Nintendo Switch ist genau das geschehen, weshalb die Macher mit „Disgaea 5 Complete“ sowohl die Möglichkeit bieten, das Spiel mit allen DLCs sowohl auf dem TV zu genießen, als auch unterwegs. Ob dabei auch alles gelungen ist, und uns das Spiel ebenfalls begeistert hat, erfahrt ihr im Test.

Humorvoller Einheitsbrei

Die Geschichte von „Disgaea 5 Complete“ klingt eigentlich wenig spektakulär. In einem Universum, in dem es mehrere sogenannte Netherworlds gibt, bahnt sich eine neue Gefahr an. Die einzelnen Netherworlds werden nämlich von Overlords regiert, jedoch macht sich der böse Void Dark darauf, das gesamte Universum zu beherrschen. Natürlich können das die anderen Herrscher nicht zulassen, wobei jeder der Helden, die man im Verlauf trifft, eigene Gründe dafür hat, am Welteneroberer Rache zu nehmen. Der Spieler schlüpft in die Schuhe von Killia, der ebenfalls Void Dark stoppen will, da er schon in der Vergangenheit mit ihm Bekanntschaft gemacht hat. Auf seinem Weg trifft er nicht nur die exzentrische Seraphina, die ursprünglich mit dem Bösewicht verheiratet werden sollte, sondern zahlreiche Charaktere, die ihm zur Seite stehen. Dabei verbirgt sich sowohl hinter der Truppe als auch der Gefahr viel mehr, als man zuerst glaubt.

Wirklich innovativ ist die Geschichte nicht, und es dauert auch etwas, bis sie wirklich in Fahrt kommt. Dabei hilft es nicht, dass jeder Charakter sehr eindimensional eingeführt wird und man nur schwer eine Verbindung zu diesen aufbaut. Das verändert sich jedoch später, und einige schöne Twists verleihen den unwahrscheinlichen Helden deutlich mehr Persönlichkeit, sodass man sie wirklich ins Herz schließt. Hier wird nicht unbedingt dieselbe Klasse erreicht wie in einigen Vorgängern, dennoch kann das Ensemble überzeugen, auch wenn das etwas dauert. Vor allem die Flashbacks zahlen sich aus, wobei der Humor stets im Fokus steht. Die gelegentlich zu ernste Geschichte wird nämlich durch zahlreiche Witze, lockere Dialoge und abstruse Situationen aufgelockert, was den Ton deutlich angenehmer gestaltet, da sich das Spiel nicht zu ernst nimmt. Wer also kein erzählerisches Meisterwerk, sondern gute Unterhaltung erwartet, wird nicht enttäuscht.

Wenig Bewegung und viel Text

Die Erzählweise der Ereignisse geschieht nicht in aufwendigen Anime-Sequenzen wie dem Intro, sondern über Bilder und Dialogfenster. Das stört aber nicht allzu sehr und wird durch wirklich sehr gute Sprecher lebendig genug gestaltet, um zu fesseln. Obwohl man alle Dialoge und Tutorials überspringen kann, sollte man sich darauf einstellen, viel zu lesen, denn die zahlreichen Gespräche bieten nicht nur viel Unterhaltung, sondern häufen sich auch im Laufe des Abenteuers. Da ist es für deutsche Spieler sicherlich nicht gerade optimal, dass keine deutschen Texte geboten werden. Wer jedoch die englische Sprache beherrscht, wird hier den gelungenen Humor genießen.

Allgemein hat sich die Serie in Sachen Präsentation nicht allzu stark verändert. Zwar sind die Zeichnungen stets sehr schön, jedoch wären mehr animierte Sequenzen eine angemessene Steigerung der Reihe gewesen. Auch die kleinen Story-Animationen auf den Spielfeldern sind niedlich animiert und verkörpern den Stil der Geschichte. Jedoch sind sie gleichzeitig ein wenig zu minimalistisch, und man wünscht sich bei einem Spiel dieser Länge ein paar Highlights mehr. Dennoch bleibt die Story angenehm humorvoll und bietet gute Charaktere.

Die aufgefrischte Disgaea-Formel

Im Zentrum stehen natürlich die Kämpfe, die erneut ein riesiges Highlight sind. Diese werden in bester Taktik-RPG-Manier abgehalten, finden also auf Spielfeldern statt, auf denen alle Gegner besiegt werden müssen. Die Größe variiert dabei enorm, von kleinen Umgebungen bis zu großflächigen Begegnungen. Man darf nun seine Charaktere innerhalb begrenzter Zonen bewegen und diese so positionieren, dass man die Feinde angreifen kann. Besonders ist allerdings, dass der Befehl zum Angriff erst bestätigt werden muss, bevor er auch ausgeführt wird. Dies wird schnell zum Vorteil, da man so alle Charaktere positionieren kann, und diese dann schnell hintereinander angreifen. Stehen welche gar nebeneinander, werden oft Teamangriffe ausgeführt, die den Feinden noch mehr Schaden hinzufügen.

Was sich erst ein wenig umständlich anhört, ermöglicht großartige strategische Optionen. Man erkennt bereits in den ersten Stunden die Vorteile des Systems, doch gerade in den schwierigeren Gefechten muss hier genauestens vorausgeplant werden. Wer jetzt jedoch ein erbarmungsloses Spiel erwartet, darf sich über den richtigen Fairness-Faktor freuen, denn nicht jeder falsche Schritt gleicht einer verlorenen Schlacht. Durch das Revenge-System werden sogar Charaktere gestärkt, die mit ansehen müssen, wie Mitstreiter angegriffen oder besiegt werden. Diese Effekte sind mitunter enorm und können eine brenzlige Situation zur Gunst des Spielers entscheiden, bei Feinden aber auch zur großen Herausforderung werden. Es sind also die vielfältigen ineinandergreifenden Mechaniken, die das Spiel zu einer Strategie-Wucht gestalten.

Verrückte Kämpfe 

Jede Feinheit aufzuzählen würde den Rahmen eines Reviews sprengen, dennoch dürfen die Spezialangriffe nicht unerwähnt bleiben. Diese besonderen Angriffe benötigen Punkte, um eingesetzt zu werden, zeigen dann jedoch überaus kreative Zwischensequenzen, in denen der Feind angegriffen wird. Hier übertreiben wir sicherlich nicht, wenn wir behaupten, dass diese Szenen unfassbar abgedreht und spaßig sind und wohl zu den besten Ideen des Genres gehören. Jedes Mal, wenn man eine neue Fähigkeit einsetzt, macht man das nicht nur um Schaden auszuteilen, sondern auch um zu sehen, was genau passiert. Spätestens wenn man zum ersten Mal Charaktere wirft oder sie aufeinander stapelt, um stärkere Angriffe auszuführen, erkennt man klar den Humor, der sich auch auf das Kampfsystem ausweitet.

Allgemein wird das Spiel durch die tief ineinandergreifenden Systeme zwar vielfältig, die Kämpfe laufen dennoch durch die schnellen Angriffe und spektakulären Kombinationsattacken relativ schnell ab, weshalb einige Besuche in Netherworlds mitunter auch nur wenige Minuten dauern. Das ist durchaus ein Vorteil, denn die Anzahl der Missionen ist gigantisch, vor allem wenn man die optionalen Quests betrachtet, mit der die Spielzeit locker auf weit über 100 Stunden steigen kann. Das liegt glücklicherweise daran, dass man auch nach dem Ende der Geschichte noch genug zu entdecken hat und somit immer mal wieder für kurze Runden motiviert wird, oder regelrecht im Spiel versinkt. In Sachen Post-Game beweist „Disgaea 5 Complete“ tatsächlich, wie lange ein Spiel fesseln kann. Das Spiel macht zwar im Vergleich zum Vorgänger nicht gerade riesige Schritte, dennoch fügen sich die Neuerungen so gut in den Spielfluss, dass man nicht das Gefühl hat, wieder dasselbe Spiel zu erleben.

Das kleine Reich

Befindet man sich nicht auf den Schlachtfeldern, darf man die Pocket Netherworld auskundschaften, die als Hub World fungiert. Hier spricht man mit NPCs, rüstet seine Truppe aus, kauft in den Shops ein, rekrutiert neue Kämpfer, heilt seine Charaktere, beschafft sich Informationen und noch sehr, sehr viel mehr. Es ist wirklich wahnsinnig, wie viel Zeit man in den Menüs verbringen kann, da es wirklich viel zu tun gibt, sodass man tatsächlich lange braucht, um alle Stationen zu entdecken und vollends ausnutzen zu können. Das hört sich vielleicht trocken an, wird aber durch klar strukturierte Menüs und liebevoll gestaltete Charaktere tatsächlich zu einem Spaß.

Man sollte sich also durchaus darauf gefasst machen, nicht einfach nur die Kämpfe abzuarbeiten. Das Design der Pocket Netherworld ist allerdings wirklich gut gelungen und überzeugt mit vielen Farben, schönen Plätzen und einer klaren Struktur, weshalb wir uns nach dem ersten Auskundschaften nie verloren oder überwältigt gefühlt haben. Hierbei hilft definitiv auch, dass sich einige Funktionen nach jeweils ein paar Missionen freischalten, weshalb immer genau das verfügbar wird, was man auch für den weiteren Verlauf benötigt.

Eine großartige Vielfalt 

Weitere fantastische Mechaniken sind die Squads, die vom Spieler eingeteilt werden können und in den Kämpfen besonders stark werden, oder geschwächte Feinde sogar fangen können. Die feindlichen Einheiten darf man später im Gefangenenraum verhören und überzeugen, dass sie sich der eigenen Mission anschließen, Bewohner der eigenen Welt werden oder sich in etwas Besonderes verwandeln, das wir hier nicht verraten wollen. Das System funktioniert wunderbar und zeigt einmal mehr, wie ineinandergreifend die einzelnen Mechaniken wirklich sind. Ebenfalls kommt hier der abstruse Humor erneut zum Tragen.

Viele weitere Systeme brechen das Spiel auf, am interessantesten scheinen zuerst aber zahlreiche Quests, die mit kleinen Belohnungen winken. Leider kann man diese nicht immer einsehen, und auch in Sachen Kreativität und Vielfalt enttäuschen diese, jedoch erfüllt man automatisch einige davon, was zumindest leichte Belohnungen freischaltet. Das ersetzt aber nicht das Grinding, das jedoch durch die Item- und Character-Worlds vereinfacht wird. Hier werden Items oder Charaktere dadurch verbessert, dass man die verschiedenen Ebenen der Welten meistert, wobei diese unendlich lang sind. Die Character-Worlds funktionieren jedoch etwas anders und sind wie ein Brettspiel aufgebaut, und obwohl man diese nicht kostenlos betreten kann, lohnt sich die Prozedur. Beide Funktionen müssen zwar erst freigeschaltet werden, sind jedoch fantastische Modi, um seine Gruppe zu optimieren, ohne dabei ständig alte Missionen zu wiederholen.

Auch für Serien-Neulinge?

Auch wenn man vermuten könnte, dass das Spiel irgendwann zu eintönig wird, ist „Disgaea 5 Complete“ wirklich ein Spiel, das so vielfältig ist, dass es ständig etwas zu tun gibt. Die Kämpfe bereiten jedes Mal Spaß, können durchaus interessant verlaufen und den Spieler in unerwartet brenzlige Situationen bringen. Zudem gibt es noch so viel mehr zu entdecken, was wir hier gar nicht auflisten wollen, dass man sich an Inhalt kaum retten kann. Dabei ist das Balancing aber nicht perfekt, und nach einigen Kapiteln steigt der Schwierigkeitsgrad manchmal ruckartig an, weshalb man auch an die besten Möglichkeiten zum Grinden herangeführt wird. Das ist alles andere als optimal und wird zur Bürde für diejenigen, die wirklich nur durch die Geschichte schreiten wollen.

Zugute muss man dem Spiel aber definitiv die Einleitung halten. Das Tutorial ist sehr detailliert gestaltet und wird selbst Neulinge wunderbar an das Kampfsystem heranführen. Sowieso sind die ersten Kämpfe alles andere als schwer, ermöglichen dem Spieler aber immer mehr Möglichkeiten auszuprobieren, um anschließend auch bei den richtigen Herausforderungen nicht sofort unterlegen zu sein. Die scheinbar trockenen Statistiken hat man ebenfalls schnell verinnerlicht und baut sich somit schnell ein fähiges Team zusammen. 

Tatsächlich komplett

Der größte Vorteil der Nintendo Switch-Version ist das Gesamtpaket. Während man eigentlich exakt dieselben Inhalte wie schon zuvor auf der Playstation 4 erhält, darf man sich auch über alle erschienenen DLCs freuen. Dazu zählen allen voran acht Zusatzkapitel, die weitere Missionen bieten und neben jeweils rund einer Stunde weitere Spielzeit auch Charaktere aus vergangenen Ablegern mitbringen, die man nutzen kann, wenn die Szenarien beendet werden. Die jeweiligen Story-Szenen sind dabei auch gelungen, fügen sich jedoch nicht wirklich in die eigentliche Geschichte ein, wurden nicht synchronisiert und sollten tatsächlich erst später gespielt werden. Auch Charaktere aus anderen Spielen kann man in der kompletten Edition erhalten, und ein Starter-Pack gestaltet den Anfang leichter.

Glücklicherweise muss man all diese Inhalte, die man auf der PlayStation 4 per Season Pass erhält, manuell bei einem Charakter beanspruchen, damit sie verfügbar werden. Das ist auch gut so, denn vor allem die starken Charaktere können das Balancing komplett zerstören und sind eher etwas für die Inhalte nach der Story, oder zumindest die späteren Kapitel, wenn man sich das Abenteuer nicht zu leicht gestalten möchte. Jedoch sind alle diese Boni gut gelungen und bieten noch mehr Spielzeit sowie Vielfalt, denn auch neue Charakter-Klassen werden so eingeführt. An Inhalt mangelt es dieser Version also auf keinen Fall.

Wie für Nintendo Switch gemacht

Optisch darf man sich auf ein sehr klares Spiel freuen. Die Charaktermodelle und Zeichnungen sind wunderbar gelungen und wirken gestochen scharf. Auch die Animationen laufen flüssig ab und verbinden das Retro-Gefühl mit den bunten HD-Modellen. Die Bildrate macht ebenfalls nie Probleme, egal ob am TV oder im Handheld-Modus von Nintendo Switch. Die Steuerung funktioniert derweil gut und ist auch nicht unbedingt überladen worden. Lediglich die Schlachtfelder sehen etwas detailarm aus und hätten mehr Feingefühl beim Design benötigt, wobei der klare Stil spielerisch nie zum Problem wird.

Das große Highlight bleibt aber die Synchronisation, die in englischer Sprache wirklich sehr gut gelungen ist. Die Sprecher machen einen tollen Job, den Charakter jeder Figur perfekt einzufangen, wobei man auch jederzeit den japanischen Sprechern lauschen darf. Zudem ist die Musik ein wunderbarer Mix verschiedener Genres, was den Soundtrack zu einer Ohrwurm-Sammlung macht. Abschließend wollen wir betonen, wie perfekt dieses Spiel auf Nintendo Switch passt. Die kurzen Runden könnten sich nicht besser für unterwegs eignen, wo das Spiel auch optisch glänzt und immer wieder für großen Spaß sorgt, während man am TV die Schlachten in groß erleben darf. Hier zeigt sich wirklich der größte Vorteil der Plattform, was bei der Spiellänge auf keinen Fall vernachlässigt werden darf, wenn man den Nebenbeschäftigungen nachgehen möchte.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Disgaea 5 Complete“ ist ein wunderbares Abenteuer, das sich auf Nintendo Switch heimisch fühlt. Egal ob die komplexen Kämpfe, die jedoch nie zu überladen wirken, die überdrehten Angriffe, an denen man sich gar nicht satt sehen kann oder die zahlreichen Möglichkeiten, sein Team zu verbessern, selbst nach dem Ende möchte man nicht loslassen. Lediglich die Geschichte bleibt hinter den Erwartungen zurück, kann jedoch durch den abgedrehten Humor ebenfalls bei Laune halten. Das Taktik-RPG erfindet das Rad nicht neu, stellt durch den riesigen Inhalt und die sinnvollen Neuerungen aber einen weiteren tollen Teil der Reihe dar, der jedoch auch Neulinge dazu einlädt, von „Disgaea“ begeistert zu werden.

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