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Triangle Strategy

Triangle Strategy

Nachdem „Octopath Traveler“ 2018 zum ersten Mal den mittlerweile als HD-2D bekannten Grafikstil von Square Enix genutzt hat freute man sich 2021 über das damals angekündigte Switch-exklusive „Project Triangle Strategy“. Dieses wurde mittlerweile, ähnlich zu „Project Octopath Traveler“, offiziell als „Triangle Strategy“ ohne Präfix umbenannt. Als geistiger Grafik-Nachfolger sollte das neueste Werk ebenfalls diesen Grafikstil nutzen - sogar mit kleinen Verbesserungen - und gleichzeitig Elemente aus „Octopath Traveler“ und dem bereits 1997 erschienenen „Final Fantasy Tactics“ verbinden. In dieser Preview soll nun gezeigt werden, ob sich Fans von Strategie-Rollenspielen hier tatsächlich Zuhause fühlen dürfen.

Komplexe Handlung

Die Geschichte von „Triangle Strategy“ spielt auf dem Kontinent Norzelia auf welchem - wie sollte es anders sein in der Geschichte der Menschheit - Ressourcenknappheit ein großes Thema ist. Die drei Reiche Aesfrost, Glenbrock und Heissand bekämpfen sich um die speziell in Aesfrost und Heissand vorkommenden Salz- und Eisenvorkommen. Der passend benannte Salzeisenkrieg fordert viele Opfer, doch dank des diplomatischen Geschicks Glenbrocks schafft man es einen fragilen Frieden herzustellen. Folgerung dessen ist eine neutral eingesetzte Organisation, die unabhängig der drei Reiche die Ressourcen verwalten soll.

Nun 30 Jahre später beginnt die Handlung von „Triangle Strategy“ und versetzt uns in die Rolle von Serenoa Wolffort, dem Sohn vom legendären Kämpfer Symon, dessen Haus Wolffort das stärkste Haus Glenbrocks ist, hinter der Krone in Form von König Regna. Zum Einstieg in die Geschichte dient eine geplante Hochzeit von Serenoa Wolffort mit Frederica Aesfrost, was die Bände der beiden salzlosen Reiche Glenbrock und Aesfrost festigen soll. Frederica ist zwar die älteste Tochter der Aesfrost-Familie, jedoch gleichzeitig auch uneheliches Kind und Tochter des Volkes der Rosaile, welche wiederum beispielsweise in der Religion des Reiches Heissand nicht als gleichberechtigt angesehen werden. Vollkommen klar, dass Frederica somit keinen guten Stand zu ihren reinblütigen Verwandten Thalas Aesfrost und Erika Aesfrost hat.

Dieser kleine Einblick in die Charakter-Welt von „Triangle Strategy“ soll zeigen, dass man sich hier definitiv in eine Spielwelt begibt, die mit ebenso vielen überraschenden Wendungen und Intrigen daher kommt, wie sie undurchschaubar wirken kann. Den Großteil der ersten zwei Spielstunden verbringt der Spielende damit die komplexe Handlungsstruktur zu verstehen und die verschiedenen Parteien kennenzulernen. Innerhalb dieser zwei Stunden konnten wir an insgesamt zwei Kämpfen teilnehmen, was jedoch nicht negativ auffiel, da wir viel zu fasziniert von der sehr durchdachten Geschichte waren.

Das beste aus zwei Welten

Wer sich nun fragt, was „Triangle Strategy“ eigentlich für ein Spiel sein will, kann sich dies am besten als gut dosierte Kombination von „Octopath Traveler“ und „Final Fantasy Tactics“ vorstellen. Im Kern gilt „Triangle Strategy“ als Strategie-Rollenspiel und keine der beiden Komponenten kommt dabei zu kurz. Ähnlich wie auf einem Schachfeld werden Figuren auf einem Raster über das Gelände bewegt. Die Anzahl der Figuren unterscheidet sich jedoch im Vergleich zu „Final Fantasy Tactics“, bei dem man in der Regel fünf bis sechs Figuren befehligt hat, zu einer weit schwerer überschaubaren Anzahl von bis zu neun Figuren in „Triangle Strategy“. Jede der Figuren hat dabei eine spezifische Rolle und damit einhergehende Einsatzgebiete im Kampf, soweit so bekannt beispielsweise aus „Fire Emblem“. Spione können sich etwa weit bewegen oder mehrmals pro Runde handeln, sind dabei jedoch wesentlich fragiler als beispielsweise die Kämpfer.

Den wesentlichen Einfluss von „Octopath Traveler“ spürt man nicht nur am rundenbasierten Handeln, wobei die Reihenfolge der Charaktere von deren Agilitätswerten abhängt, sondern auch an den elementaren Schwächen der Einheiten, die es zusätzlich zu beachten gilt. So kann ein Eiszauber bestimmte Spielflächen dauerhaft mit vermindertem Bewegungsspielraum belegen. Wendet man nun einen Feuerzauber auf die gleiche Fläche an, schmilzt dieses Eis zu einer Pfütze. Ist nun ein Gegner dort positioniert, verstärkt dieses Wasser den verursachten Blitzschaden. Natürlich nur dann hilfreich, insofern der dortige Feind nicht resistent gegen Blitzschaden ist.

Dazu kommen noch die Bedeutung der Positionen im Kampf. So richtet beispielsweise eine Attacke von einer erhöhten Position mehr Schaden an und auch eine Attacke in den Rücken kann den finalen Schaden zum Sieg verursachen und belohnt den Spielenden mit zusätzlichen Marken, hierzu später mehr. Ähnlich zu „Octopath Traveler“ sammeln Charaktere während der Runden spezifische Punkte um ihre Skills einzusetzen, wer also an der richtigen Position steht aber keine Punkte mehr hat um die nun wichtige Fähigkeit einzusetzen, steht hier im schlimmsten Falle nur noch zum Abschuss bereit.

Es zeigt sich also, dass das Kampfsystem von „Triangle Strategy“ gut durchdacht ist und jede ungeplante Handlung schnell zum Ableben der jeweiligen Charaktere führen kann. Genaue Planung der Positionierung, Fähigkeitenpunkte, Einheitenrolle, Elementarschwächen und Reihenfolge der Charaktere ist also Pflicht. Wer hier unbedacht handelt, findet sich bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad schnell im Game Over-Bildschirm wieder. Glücklicherweise wird der Spielende langsam in all diese Mechaniken eingeführt und was zunächst nur für Veteranen gedacht wirkt, führt auch Neulinge mit dem richtigen Tempo in die Materie ein.

Das Spiel belohnt genaue Planung und gezielten Einsatz der einzelnen Fähigkeiten neben Erfahrungspunkten und Gold auch mit speziellen Trumpfpunkten, welche genutzt werden können um die eigenen Einheiten und Waffen im Feldlager weiterzuentwickeln. Auch hier wird darauf geachtet den komplexen Baum der Weiterentwicklungen erst Schritt für Schritt freizuschalten. Beispielsweise kann nach Freischaltung mit den bis dahin erbeuteten Materialien nur eine Fähigkeit freigeschaltet werden, was die Qual der Wahl im Rahmen der Möglichkeiten genug einschränkt und dennoch genügend Auswahl lässt. 

Letztlich gibt jede noch so kleine Schlacht dem Spielenden nach erfolgreichem Abschluss das positive Gefühl, eine anspruchsvolle Aufgabe gemeistert zu haben. Dieses vielseitige Kampfsystem ist jedoch nur eine der Komponenten von „Triangle Strategy“.

Eine Frage der Gesinnung

Während wir die meiste Zeit mit dem Anhören der sehr atmosphärisch vertonten englischen oder japanischen Sprachausgabe verbringen - die glücklicherweise durch deutsche Untertitel begleitet wird - und der bereits beschriebenen, an hochwertige TV-Serien erinnernde, Geschichte lauschen ist auch die Erkundung der einzelnen Kampforte eine wichtige Komponente. In diesen lernen wir die Bewohner der einzelnen Orte kennen, können Waren kaufen die wir beispielsweise nicht im eigenen Feldlager erwerben können und sammeln vor allem eines, Informationen.

Neben der umfangreichen Geschichte will „Triangle Strategy“ nämlich auch damit punkten, durch eigene Entscheidungen die Geschichte bewusst beeinflussen zu können. An spezifisch markierten Punkten und Gesprächen wird eine Dialog-Entscheidung vom Spielenden gefordert, welche die Gesinnung von Serenoa in eine von drei Richtungen bewegt und in entscheidenden diplomatischen Momenten ein Volk retten kann, um ein anderes zu opfern. Handelt Serenoa eher sachlich und sucht den besten Nutzen aus einer Situation, folgt er der moralisch besten Entscheidung oder ist ihm die Freiheit der Menschen wichtig. Jede Entscheidung hat somit auch immer eine Kehrseite. Aber nicht nur er selbst trifft diese Entscheidungen mit seinen Aussagen, auch die gesamte Gruppe trifft handlungsrelevante Entscheidungen.

Waage des Urteils

Ganz wie es Haus Wolffort seit jeher pflegt, werden die Entscheidungen der Gefährtengruppe gemeinsam getroffen. Dazu kommt die so genannte Waage des Urteils in Spiel. In diesen Momenten geht es darum zu entscheiden, für welche Entscheidung die Gruppe eine Mehrheit gewinnt. Dazu erhält jeder Gefährte eine Münze und darf damit seine Entscheidung in die eine oder andere Richtung treffen. 

Serenoa in Form des Spielenden hat natürlich eine eigene Meinung und muss somit versuchen die einzelnen Gefährten für die eigene Sache zu gewinnen. Abhängig von deren Charaktereigenschaften, der vorherrschenden Gesinnung von Serenoa und den gesammelten Informationen oder Geheimnissen kann dies mit spezifischen Dialogoptionen erreicht werden. Ob die Überzeugung jedoch erfolgreich war, erfährt man erst wenn jeder Gefährte seine Münze in die Waage geworfen hat. 

Ein erfrischendes Spielprinzip, welches hoffentlich im späteren Spielverlauf zu emotionalen Momenten führen wird, uns jedoch bereits jetzt begeistert, da die Spielmechanik so unverbraucht wirkt. Einziges Manko ist hier, dass nicht zu erkennen ist, wovon die Freischaltung der gesperrten Dialogoption abhängt und dass nicht direkt erkennbar ist, in welche Gesinnungsrichtung sich Serenoa bewegt. Allerdings würde dies eventuell auch zu viel der Immersion nehmen und ist somit schwer als tatsächlich negatives Argument zu werten.

Die bisher getroffenen Entscheidungen lassen noch keine konkreten Folgen erkennen. Abgesehen von einem zu erhaltenen Charakter, welcher abhängig davon ist in welche Richtung wir nach der ersten Entscheidung gehen, wirken die unterschiedlichen Optionen und Reaktionen der Diplomatie-Partner jedoch intensiv genug, um auf die später im Spiel folgenden Entscheidungen unseres Handelns gespannt zu sein. Wir werden sehen wohin uns unsere Entscheidungen führen.

Technik nah am Optimum

Wie bereits erwähnt nutzt „Triangle Strategy“ auch die in „Octopath Traveler“ genutzte HD-2D-Technologie und setzt somit auf klassischen Pixelstil kombiniert mit modernen Technologien um ein lebendiges 3-dimensionales Spielerlebnis zu bieten. Auch die Lichter-, Partikel- und Wassereffekte wirken sehr hochwertig und scheinen nach „Octopath Traveler“ nochmals verbessert worden zu sein. Einzig wenn das Spiel weit heraus zoomt kommt es bei zu vielen Effekten zu kurzen Rucklern, die jedoch im Spielfluss kaum auffallen und durchaus bis zum Release ausgebessert werden können. Um einen perfekten Blick auf das Schlachtfeld zu haben kann man die Kamera während der eigenen Handlungen drehen und anheben bzw. absenken. Jedoch ist es auch nach den ersten Spielstunden noch nicht völlig in Fleisch und Blut übergegangen, diese unkompliziert an die jeweilige Situation anzupassen und bedarf somit etwas Übung.

Soundtechnisch spielt „Triangle Strategy“ auf einem sehr hohen Niveau. Der Soundtrack ist ebenso hochwertig wie die bereitgestellte Sprachausgabe. Jedes Musikstück weiß in der jeweiligen Situation die entspannte oder angespannte Situation zu unterstreichen. Und sogar in der Übersichtskarte, in welcher wir uns entweder entlang der Haupthandlung hangeln oder Gespräche an Nebenschauplätzen lauschen, gibt uns die Sounduntermalung das Gefühl, dass wir uns auf einem weltbewegenden Abenteuer befinden, ohne den Moment emotional zu übersteuern. So funktioniert perfektes Sounddesign!

Probiert es einfach aus

Wer sich nun denkt, dass das ja alles schön und gut klingt - und nicht auf unseren abschließenden Test warten möchte um sich selbst ein Bild zu machen - darf ganz beruhigt sein. Passend zum Release unserer Vorschau stellt Square Enix ab sofort eine weitere Demo des Spiels im Nintendo eShop bereit. In dieser kann alles bis zum Erfahrungspunkt dieser Vorschau selbst erlebt werden. Wir freuen uns auf eure Eindrücke in den Kommentaren!

Weiterführende Links: Forum-Thread

Ersteindruck & Fazit

Bisher bietet „Triangle Strategy“ alles was man sich von einer modernen Umsetzung eines „Final Fantasy Tactics“ erhoffen könnte, ergänzt mit tollen Rollenspielelementen. Das Kampfsystem ist anspruchsvoll genug, ohne überfordernd zu wirken. Wer keine Berührungsängste mit einer Vielzahl von Dialogen und Zwischensequenzen hat, darf sich mit uns auf die Folgen unserer bisherigen Entscheidungen freuen und gespannt sein, wohin die Geschichte Serenoa Wolffort und seine Gefährten führt.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Martilunya
    Martilunya 14.02.2022, 18:11
    Danke für das Feedback nach dem Anzocken!

    Hast du damals die Demo gezockt die zur Ankündigung kam? Das dort präsentierte wirft ja doch nochmal ein anderes Licht auf deine Befürchtungen zu Story bzw Entscheidungen.

    Finde interessanterweise dass mich Horizon nach den heutigen Testvideos die ich gesehen habe so garnicht zum Kauf für Vollpreis motiviert, mal abgesehen von der überragenden Grafik.
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 12.02.2022, 08:21
    danke für den Eindruck

    Demo angezockt und hier ist mein Eindruck :

    + Kampfsystem gefällt (viel besser als z.B. das alberne Waffendreieck)
    + Optik sehr schick
    + Story und Spielwelt kommen angenehm erwachsen rüber (zumindest gibt es noch keine alberne over the top Zackenfrisur Dudes oder Busenlillys)

    o Vertonung finde ich bisher eher solide . sehr klassisch . hoffentlich überlappen sich später auch mal ein
    o die ersten Entscheidungen hinterlassen bei mir erstmal ein "hmm?" Gefühl ...
    paar Dialoge für mehr Stimmung (wirkt alles noch etwas "brav")

    - Story kommt scheint seeeehr langsam ins rollen zu kommen . also ein "Holy Shit ! Pre Order !" Gefühl kam bei mir nicht auf (wäre aber auch albern ein RPG in der Tutorial Zone zu bewerten - aber ein schöner Kickstarter Moment wäre nice gewesen)
    - Preis

    wird es ein sicherer Kauf für mich ? absolut !
    ist es mir direkt zum Launch 60€ wert ? leider erstmal nein . das liegt natürlich auch daran was Horizon Forbidden West und Elden Ring im gleichen Preissegment abliefern