„Journey mit einem Fuchs“ – genau diesen Eindruck hatte ich nach nur einer Minute mit „Spirit of the North“. Obwohl das Spiel definitiv keine Kopie darstellt, ist die Inspiration anfangs derart eindeutig, dass man schmunzeln muss. Statt einer mysteriösen Figur steuert der Spieler aber einen Fuchs, der zudem magische Kräfte erhält, um zahlreiche Rätsel zu lösen. Ob der Titel mit diesem Konzept punkten kann, verraten wir euch im Test.
Knobeleien für Anfänger
Der Anfang wirkt noch stark begrenzt, denn der Fuchs läuft auf seinem linearen Pfad daher, muss gelegentlich ein Objekt aufsammeln und folgt einem Geist, der ihn rettet, nachdem der Protagonist zusammenbricht. Erst hier fängt das Spiel wirklich an, denn daraufhin erhält der Fuchs die Möglichkeit, seine Umgebung durch magische Energie zu beeinflussen. Diese muss zuerst Objekten wie Blumen oder Steinen entzogen werden, damit der Fuchs einen Dash vollziehen kann, die Kontrolle über den Geisterfuchs übernimmt und weiteres. Das alles wird dazu genutzt, die Rätsel in den durchaus vielfältigen Gebieten zu lösen, die meist nicht gerade komplex sind.
Genau das ist auch das Problem, denn das Spiel bietet keinerlei Anspruch. Die meisten Lösungen lassen sich auf den ersten Blick erkennen, und auch die anderen wirken wenig innovativ, sondern viel zu vertraut, als dass sie die grauen Zellen beleben. Die einzige Herausforderung ist es, den richtigen Weg zu finden, denn die Areale sind so unübersichtlich, dass man selbst nach minutenlangem Herumlaufen nicht immer weiß, wo das Ziel liegt. Zudem kann der Fuchs nur eine begrenze Menge an Energie speichern, weshalb immer wieder dieselben Wege zurückgelegt werden müssen.
Schwammige Sprünge
Das zweite Kernelement sind die Sprungpassagen, die leider ebenso enttäuschen. Beim Laufen steuert sich der Fuchs gut, sobald aber Präzision gefragt ist, landet man zu häufig neben dem Ziel. Daran ist auch die Kamera schuld, die häufig ein Eigenleben führt. Das unterstreicht das Problem von „Spirit of the North“, denn die Macher wollten keinen Walking Simulator erschaffen. Deshalb sollte der Ablauf durch Rätsel und Sprungpassagen aufgelockert werden, doch anstatt dies spaßig zu gestalten, wird das Tempo herausgenommen. Deshalb wird man ständig aus der Welt herausgezogen und ärgert sich darüber, dass man nervige Aufgaben erledigen muss, sofern man diese überhaupt findet.
Eine verlassene Welt
Dabei hat das Spiel durchaus seine Stärken, nämlich genau dann, wenn es sich als interaktive Erfahrung versteht. Die verschiedenen Umgebungen versprühen eine fantastische Atmosphäre, und der Spieler sucht immer wieder nach Hinweisen darauf, was in der leeren Welt geschehen ist. Die Hinweise sind zwar spärlich, doch anhand von Ruinen und Wandmalereien eine Geschichte zu entdecken kann durchaus Spaß machen. Insbesondere in der ersten Stunde motiviert das und wenn man sich durch die Gameplay-Passagen schlägt, kommt eine gewisse Begeisterung auf. „Spirit of the North“ ist kein schlechtes Spiel, lediglich ein fehlgeleitetes, das seine Stärken verschließt, statt sie permanent in den Fokus zu stellen. Wäre da nicht die Qualität der Portierung.
Grausig im Handheld-Modus
Die Bildqualität wird zum größten Problem, denn weil das Spiel auf anderen Konsolen großartig aussieht, wollten die Macher Lichteffekte und sogar Reflektionen auf Nintendo Switch übertragen. Dafür musste die Auflösung stark heruntergeschraubt werden, weshalb jedes größere Gebiet insbesondere im Handheld-Modus stark verwaschen aussieht. Die Detailverliebtheit geht dadurch völlig verloren, obwohl insbesondere die Höhlen zeigen, dass der Titel gut aussehen kann. Texturen-Pop-Ins und merkwürdige Einschränkungen, wie beispielsweise eine stockende Schneespur, zerstören das Gesamtbild dann aber so sehr, dass man sich ständig wünscht, das Abenteuer auf einer anderen Plattform zu erleben.
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