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BioShock Infinite: The Complete Edition

Als spiritueller Nachfolger von „System Shock“ konnte „BioShock“ nicht nur eine bedrückende Atmosphäre erzeugen, sondern auch eine spannende Welt erschaffen. Das Team dahinter war an der Fortsetzung aber nicht beteiligt, denn für Ken Levine war die Geschichte Raptures auserzählt. Stattdessen ging es in die Lüfte, und obwohl sich „BioShock Infinite“ in Sachen Atmosphäre von den Vorgängern unterschied, konnte es die Spieler einmal mehr in den Bann ziehen. Wir haben uns nach Columbia begeben und eine Reise erlebt, die wir niemals vergessen werden.

Über den Wolken

Nach zwei Abenteuern in Rapture war es Zeit für einen Szenenwechsel – dabei erinnert der Anfang an den Erstling. Protagonist Booker de Witt wird zu einem Leuchtturm gebracht und erhält lediglich die Anweisung, ein Mädchen nach New York zu bringen, mehr weiß der Spieler zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Leuchtturm befördert ihn aber nicht in die Tiefen einer zerstörten Stadt, sondern in den Himmel. Dort wurde das scheinbare Paradies Columbia gebaut, und nach einer Taufe darf der Spieler farbenfrohe Orte erkunden, wo auch freundliche Bürger ihrem Alltag nachgehen. Der Kontrast zum Erstling könnte nicht größer sein – doch das Blatt wendet sich schnell.

Columbia erinnert vor allem an das Amerika vor dem Ersten Weltkrieg, nur deutlich überspitzt. Die Gründungsväter werden als Götter verehrt, patriotische Wahrzeichen lassen sich nicht übersehen und der Gründer der Stadt wird als Prophet gefeiert. Schnell erkennt man aber die Schattenseiten, denn Columbia ist so rassistisch, wie man es sich nur vorstellen könnte. Alleine durch die Welt und die Umgebungen erzählt „BioShock Infinite“ eine wichtige Geschichte, leistet Gesellschaftskritik und nimmt den Patriotismus auseinander. Man verliert sich regelrecht in der Wolkenstadt und möchte jeden Winkel erforschen und jede Information mitnehmen, egal ob in Form eines Gebäudes oder eines Audiologs.

Die Geschichte der verlorenen Seelen

Booker hat aber einen Job zu erledigen, auch wenn er schnell zum Staatsfeind erklärt wird. Die junge Elisabeth wird von ihrem Vater, dem besagten Gründer Coomstock, in einem Turm festgehalten, doch Booker befreit sie, was Columbia ins Chaos stürzt. Sie besitzt die unglaubliche Fähigkeit, Portale durch Zeit und Raum zu erschaffen, doch gerade deshalb fehlt ihr der Bezug zur Realität. Elisabeth ist ein bemerkenswerter Charakter, der sich im Laufe des Abenteuers verändert, dazulernt, und eine emotionale Beziehung mit Booker entwickelt. Diese Entscheidung, den Protagonisten deutlich tiefer zu zeichnen als im Original, war der richtige Schritt, denn der Spieler kann mit ihm mitfühlen und entwickelt dieselbe Fürsorge für Elisabeth wie Booker selbst.

Auch, wenn das Ende bis heute sehr kontrovers bleibt, gehört die Geschichte zum Besten, was Videospiele zu bieten haben. Nicht umsonst gilt „BioShock Infinite“ als einer der besten Titel der PlayStation 3/Xbox 360-Generation, und bleibt auch heute noch ein erstklassiger Titel. Die Animationen sind zwar eindeutig gealtert, dennoch ist das Gesamtbild durchweg stimmig, und man genießt jede Szene, in der Elisabeth die Welt kennenlernt. Und dann wären da noch haufenweise verrückte Charaktere, die denen aus Rapture in nichts nachstehen.

Superheld auf Abwegen

Spielerisch orientiert sich der Titel eindeutig an die vorherigen Ableger, kommt aber noch actionreicher daher. Die Waffen sich wuchtiger, die Gegner zahlreicher und die Superkräfte abwechslungsreicher. Von den klassischen Blitzen über Vögel bis hin zu Fasserfesseln fügt sich jede übernatürliche Fähigkeit perfekt in das Geschehen ein und ermöglicht wunderbar flüssige Kämpfe. Diese profitieren natürlich auch vom erstklassigen Leveldesign, das den Spieler an verrückte Kulissen führt, aber auch die Freiheit der Wolken einbezieht. Per Greifhaken kann Booker an entsprechenden Schienen durch die Luft gleiten, was den Charakter der Welt bestens einfängt.

Auch hier wird der Kontrast deutlich: Gab es in „BioShock“ noch düstere und enge Gänge, die einen waschechte Horror-Charakter hatten, ist Columbia freier und weitläufiger, auch die Kämpfe finden häufig draußen statt und verleiten den Spieler dazu, den Platz zu nutzen, der ihm gegeben wird. Jedes Mal, wenn das Spiel von diesem Konzept abweicht, wird der Spieler positiv überrascht, auch wenn sich einige Gebiete leider stark ähneln.

Kein Anhängsel

Glücklicherweise spielt sich „BioShock Infinite“ nicht wie eine Eskortmission, was an Elisabeth selbst liegt. In den Kämpfen hält sie sich zurück und sucht nach Items, sodass man sich voll und ganz auf die Feuergefechte konzentrieren kann. Noch spannender ist aber die Möglichkeit, Objekte durch ihre Fähigkeit zu erschaffen, wodurch Deckungen oder explodierende Fässer genutzt werden können. Diese Transformation des Schlachtfeldes ist überaus nützlich, selbst wenn sich die Mechanik im Spielverlauf nicht allzu groß weiterentwickelt.

Und dann wären da noch die Gegner, deren Variation durch ihre Qualität entschuldigt wird. Jede Gegnerart unterscheidet sich und erfordert andere Kampfstrategien, insbesondere wenn mehrere von ihnen zusammengewürfelt werden. Auch die Designs sind beeindruckend, von normalen Soldaten über mächtige Anzüge bis hin zu wahrlich patriotischen Robotern. Das sorgt auf Dauer dann doch für Abwechslung, denn das Zusammenspiel der Einheiten in Kombination mit dem Leveldesign garantiert spannende Schlachten, selbst wenn die KI gerne in offensichtliche Fallen läuft und nicht allzu sehr auf die Aktionen des Spielers achtet, wenn dieser nicht gerade auf die Gegner schießt.

Rückkehr in die Tiefe

Glücklicherweise sind auch die DLCs an Bord, wobei der erste davon eher eine Aneinanderreihung von Kampfherausforderungen darstellt. Leider ist das Kampfsystem losgelöst von der Handlung nicht unbedingt das stärkste, doch genau deshalb kann man diesen Bonus auch komplett überspringen. Deutlich interessanter wird es im DLC „Seebestattung“, der die Spieler zurück nach Rapture schickt. Spielerisch wird nicht allzu viel Neues geboten, doch beide Teile spielen wunderbar zusammen und ergeben eine Geschichte, die das „BioShock“ Universum noch tiefer zeichnet, als es die Hauptteile sowieso schon machen.

Auch unterwegs unvergesslich

„BioShock Infinite“ profitiert stark davon, dass es ursprünglich auf PlayStation 3 und Xbox 360 erschien. Deshalb muss die Nintendo Switch-Fassung nicht allzu große Kompromisse hinnehmen, auch wenn die allgemeine Bildqualität sichtbare Probleme hat. Es gibt Texturen-Pop-Ins, doch das stört glücklicherweise meist nicht. Die Bildrate ist glücklicherweise meist stabil, obwohl es einige Aussetzer gibt - unspielbar wird der Titel dadurch aber nie. Ganz im Gegenteil, es ist wahrlich beeindruckend, das Abenteuer auf dem kleinen Bildschirm in dermaßen guter Qualität zu sehen, während auch auf dem TV niemand enttäuscht wird.

Glücklicherweise passt auch die Tonqualität, denn das Spiel lebt von der musikalischen Kulisse, die die Geschichte unterstützt. Die deutschen Sprecher leisten einen soliden Job, die englische Synchronisation mit Troy Baker und Courtnee Draper ist aber dermaßen stark, dass man diese vorziehen sollte. Einzig die Steuerung mit den Joy-Con ist etwas ungenau, denn eine Bewegungssteuerung sucht man vergebens.

https://www.youtube.com/watch?v=8SeJ8YqL2VM
Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Auch heute ist „BioShock Infinite“ ein Pflichttitel für alle Videospieler. Die immersive Welt, das unterhaltsame Gameplay und die extrem starke Geschichte konnten die Messlatte für Videospiele hochlegen und trotz des Alters hat das Spiel nichts von seinem Charme verloren. Die Portierung auf Nintendo Switch ist trotz kleiner Abzüge ein Erfolg, sodass es nun keine Ausrede mehr gibt, den modernen Klassiker nachzuholen.

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