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Thief of Thieves: Season One

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Thief of Thieves: Season One (eShop)

Die Comic-Reihe „Thief of Thieves” dürfte den meisten unbekannt sein, dafür ist der Schöpfer umso berühmter. Die Geschichte über einen Dieb, der andere Diebe bestiehlt, stammt nämlich von Robert Kirkman, dem Autor hinter dem gigantischen Erfolg „The Walking Dead“. Die Spieleumsetzung dreht sich aber nicht um Conrad Paulson, sondern Schützling Celia. Ob das dem Ausgangsmaterial gerecht wird, verraten wir euch im Test.

Wie ein Spin-Off

Celia kehrt eigentlich von einem Job zurück, wird aber im Flughafen aufgehalten und zu einer Befragung geschickt, wo sie von ihrer Reise nach Europa berichten muss. Die Diebin sollte dort nämlich etwas stehlen, die gesamte Operation läuft aber aus dem Ruder, weshalb sie mit einer neuen Diebesbande kooperieren muss, während sie im ständigen Austausch mit ihrem Ausbilder Conrad steht. Die Geschichte greift immer wieder auf Flashbacks zurück, wodurch eine zweigleisige Erzählung zustandekommt, deren Sinn sich erst im späten Verlauf ergibt.

Die Handlung ist solide genug, um das Abenteuer einigermaßen spannend zu gestalten. Interessante Charaktere treffen auf einige unerwartete Wendungen, wodurch man definitiv dazu geneigt ist, bis zum Ende dran zu bleiben. Leider ist die Erzählweise eine Katastrophe, denn die Dialoge ziehen sich viel zu lang, einige Gespräche hätte man problemlos wegschneiden können und die gelegentlichen Entscheidungen wirken viel zu banal, als dass der Spieler Celia dadurch formen könnte. Zumindest die Präsentation in Comic-Seiten ist gelungen, doch leider kann sich die Qualität nicht einmal ansatzweise mit dem Vorbild messen.

Leise und linear

Auf den ersten Blick erinnert „Thief of Thieves“ spielerisch an die „Hitman“-Reihe. Schnell wird aber deutlich, dass der Schein trügt, denn anstatt zahlreicher kreativer Lösungen gibt es nur wenige, die zudem sehr offensichtlich gestaltet wurden. Das Spiel kommuniziert dabei viel zu wenig mit dem Spieler, denn es ist nahezu nie eindeutig, mit welchen Objekten man interagieren kann und mit welchen nicht. Schlimmer noch: Dem Spieler wird beigebracht, dass er Schlösser knacken und Uniformen stehlen kann, allerdings ist dies nur an einigen Stellen möglich, an anderen nicht. Somit fühlt sich jedes Level sehr eingeschränkt an und niemals wie eine dynamische Spielwiese.

Vielfältiges Leveldesign ist somit gar nicht möglich, denn der Spieler wird immer eingeschränkt, sodass er einem speziellen Pfad folgt. Zugleich ähnelt sich das Leveldesign aber häufig, denn die Schauplätze sind nicht gerade kreativ geraten. Auch die Steuerung von Celia ist eine kleine Katastrophe und somit kann es durchaus sein, dass Schleichpassagen misslingen, weil die Heldin nicht das tut, was man ihr durch die Steuerung befiehlt. Das ist häufig aber gar nicht schlimm, denn die KI ist dermaßen unbeholfen, dass sie in vielen Situationen auf gar nichts reagiert. Da hilft es auch nicht, dass das Spiel seine vier Stunden mit zahlreichen Zwischensequenzen und überladenen Action-Sequenzen streckt, anstatt sie sinnvoll auszunutzen.

Probleme ohne Ende

All diese Probleme könnte man noch versuchen zu verzeihen, aber die technische Umsetzung schießt den Vogel ab. Eigentlich ist der grafische Stil gelungen, doch durch die niedrige Auflösung und heftiges Kantenflimmern kommt niemals wahre Comic-Stimmung auf. Dass die Portierung eine weitere Katastrophe ist, wird bereits in der ersten Minute deutlich, in der Celia durch den Flughafen geht. Anfangs ist die Kamera nah an ihr, und das Spiel mit wenigen Farben lässt auf einen stilsicheren Prolog hoffen. Langsam fährt aber die Kamera heraus, und je mehr zu sehen ist, desto desaströser wird die Bildrate, bis das Geschehen schließlich in einer Quasi-Zeitlupe abgespielt wird.

Das alles wird mit zahlreichen Bugs und grafischen Fehlern kombiniert, während auch die Ladezeiten viel zu lang geraten sind. Das zieht das bereits enttäuschende Gesamtpaket noch weiter runter, denn selbst diejenigen, die mit den Einschränkungen leben können, müssen sich über die mitunter unspielbaren Sequenzen ärgern. Die Musik ist dabei gar nicht so schlecht geraten, und die Sprecher leisten einen guten Job.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Bei „Thief of Thieves“ läuft nahezu alles falsch. Die auf dem Comic basierende neue Geschichte enttäuscht durch furchtbare Dialoge, das Gameplay ist ein reines Chaos und die technische Umsetzung ist ein konsequentes Ärgernis. Dabei hätte der spielerisch von „Hitman“ inspirierte Titel durchaus als Abenteuer für zwischendurch getaugt, stattdessen muss man sich über inkonsequente Spielmechaniken und eintöniges Leveldesign ärgern. Da eine zweite Staffel nicht in Aussicht ist, sollten Interessierte wohl lieber zur Comic-Vorlage greifen.

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