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Life of Pixel (eShop)

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Life of Pixel (eShop)

Mit auf Retro getrimmter 8-Bit-Grafik allein können Indie-Spiele heute ganz gewiss nicht mehr überzeugen. Das dreiköpfige Team von Super Icon versucht aber genau das mit „Life of Pixel“, das bereits seit Längerem für Steam erhältlich ist. Wodurch sich das vor wenigen Wochen auch für die Wii U veröffentlichte Spiel von seinen unzähligen Artgenossen abheben möchte und ob es ihm gelingt, erfahrt ihr in unserer Review.

Nachts im Museum

Wir übernehmen die Rolle über den Protagonisten Pixel, der nicht mehr einer unter vielen sein und etwas über seine Vergangenheit erfahren möchte. Deshalb begibt er sich ins Retrospiele-Museum. Dieser Hintergrund ist so belanglos, wie er es in einem klassischen Jump'n'Run nur sein kann.

Unsere Aufgabe besteht darin, durch die kurzen Levels zu hüpfen und alle Kristalle einzusammeln, um den Ausgang freizuschalten. Abgesehen vom (Doppel-)Sprung stehen Pixel standardmäßig keine Fähigkeiten zur Verfügung. In manchen Levels kann er aber etwa Bomben werfen oder einen Raketenrucksack nutzen. – Zwei Mal kann Pixel von einem Gegner oder Geschoss getroffen werden, dann explodiert er in tausend winzige Pixelchen; Stacheln, Laser und Co. bedeuten sogar einen Instant-Death. Nach dem Tod spawnt Pixel sofort am Anfang des Levels neu. Das erinnert soweit an „Super Meat Boy“.

Die guten alten Zeiten

Der Clou an dem Ganzen: Jede der aus acht Leveln bestehende Welt ist einem 8-Bit-System nachempfunden, vom Atari 2600 über NES und Game Boy bis hin zum Commodore 64. Super Icon ist es sehr gut gelungen, die Grafikkapazitäten der jeweiligen Systeme nachzuahmen. Während Levels für den antiken ZX81-Heimcomputer aus schwarz-weißen Textsymbolen bestehen und nicht über einen Bildschirm hinausgehen, sind Apple-II-Level detaillierter, komplexer, größer und bieten Scrolling.

Der Schwierigkeitsgrad steigt rapide an. Die ZX81-Levels lassen sich ohne Herausforderung noch in wenigen Sekunden bewältigen, während Level für die späteren 8-Bit-Geräte echt herausfordern. Sogar drei 16-Bit-Konsolen kann man freischalten, doch diese Levels sind wirklich nur etwas für Spieler mit viel Nerven.

Die größte Schwäche von „Life of Pixel“ ist nämlich das Level-Design. Bei den alten Konsolen ohne Scrolling wechseln die Bildschirme abrupt um, was für einige ungerechte Bildschirmtode sorgt. Mag das noch als authentische Nachahmung der Hardwarebegrenzungen zu rechtfertigen sein, sind die Design-Mängel der späteren Level nicht so einfach zu entschuldigen. Dazu gehören ein suboptimaler Kamera-Ausschnitt, viele Leaps of Death und ganz besonders plötzlich aus dem Nichts auftauchende Stacheln, die Pixel sofort ins Nirvana befördern. Besonders bei jenen Levels, die durchaus ein paar Minuten beanspruchen, ist das sehr nervig.

Ah, das gute alte Atari 2600. Pixel ist die grüne Box unten rechts-mittig.

Spielerisch belanglos, aber der Retro-Faktor brilliert

Es fehlt auch ein wenig an Ansporn, denn das Level-Design ist häufig belanglos, verwirrend und willkürlich. In den Levels lassen sich immerhin Sammelobjekte finden und gut versteckte Geheimnisse aufspüren, man kann seine Abschlusszeiten in Online-Bestenlisten vergleichen und Achievements freischalten. Aber insgesamt ist „Life of Pixel“ spielerisch so belanglos, dass bloß der Retro-Faktor motiviert. Doch ist dieser wirklich sehr gelungen, und das auch abseits der Grafik.

Zu Beginn jeder Welt gibt Professor Pixel, der auch in manchen Levels mit Tipps und Hinweisen zur Seite steht, einen Überblick zur Technik der jeweiligen Konsole – übrigens leider nur in Englisch. Jede Welt wird untermalt von einem Chiptune-Stück, das auch tatsächlich für den Tonchip der jeweiligen Retro-Konsole komponiert worden ist. Die durchgängigen Stücke können aber nach einiger Zeit etwas auf die Nerven gehen.

Aber insgesamt ist das Retro-Feeling sehr überzeugend und gelungen. Freunde alter Spiele werden sich sofort heimisch fühlen, wozu auch die vielen Anspielungen auf Spieleklassiker ihren Beitrag leisten – und ist der Name des Spiels nicht auch eine Anspielung auf einen bekannten Film.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Ein belangloser „Super Meat Boy“-Klon mit schwachem Level-Design und Retro-Aufmachung – mehr ist „Life of Pixel“ im Grunde nicht. Doch ist der Retro-Stil der Fokus des Spiels sehr liebevoll, authentisch und überzeugend umgesetzt. Die verschiedenen alten Konsolen und Heimcomputer bieten große optische, akustische und spielerische Abwechslung. So ist „Life of Pixel“ ein einzigartiger interaktiver Streifzug durch die Videospielgeschichte. Wer sich dafür interessiert, den erwarten bis zu fünf Stunden Spaß; alle anderen werden kaum Freude am Spiel haben.

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