Sonic Boom: Lyrics Aufstieg

Hach Sonic, was machen wir nur mit dir? Während wir noch heute gerne deine Klassiker spielen, hast du uns auch bewiesen, dass du in der dritten Dimension der schnellste Igel der Welt sein kannst. „Sonic Adventure“ und „Sonic Generations“ sind nur Beispiele dafür, wie großartig deine Spiele sein können. Wieso aber lässt du uns immer so zappeln? Wieso müssen wir bei jedem Titel Angst haben, ob er nun die große Offenbarung wird oder nahezu unspielbar scheint? Aber die wichtigste Frage: Was willst du uns mit „ Sonic Boom: Lyrics Aufstieg“ eigentlich sagen?

Wir müssen die Welt retten! Schon wieder!

Die Geschichte von „Sonic Boom: Lyrics Aufstieg“ ist zwar nicht wirklich gut, aber zum Glück auch keine totale Katastrophe geworden. Sonic ist mit seinen Freunden Knuckles, Amy und Tails auf einem geheimnisvollen Planeten unterwegs. Dort scheint nicht nur der ewige Feind Dr. Eggman eine Gefahr zu sein, sondern vor allem die böse Schlange Lyric. Diese wird von Sonic aus Versehen befreit und macht nun Jagd auf die Gruppe, denn aus irgendeinem Grund scheint er den Igel zu kennen. Was folgt ist eine Mischung aus langweiligen Zwischensequenzen, Zeitreisen und den typischen Sprüchen, für die die Reihe mittlerweile bekannt ist. Dabei wirkt die Geschichte teilweise so belanglos, dass der Spieler die meisten Zwischensequenzen nach einer Weile wegdrücken wird.

Zwar ist das Spiel komplett in die deutsche Sprache übersetzt worden, und auch die deutsche Synchronisation hat ihre Momente. Das verbessert aber die Dialoge während des Spielens nicht. Diese können schon nach kurzer Zeit wirklich nervig sein, da viele Sätze einfach wiederholt werden, sie allerdings nicht mal beim ersten Anhören wirklich lustig sind. Zwar ist die Geschichte deutlich auf ein jüngeres Publikum ausgelegt, allerdings werden selbst die Jüngsten einige unlogische Momente bemerken. Ein tolles Beispiel dürfte eine Szene sein, in der Sonic und Tails über das Wasser laufen. Während Sonic „Schau mal Tails, da sind Rampen!“ ruft, reagiert Tails recht ungeschickt mit „Wir können sie als Rampen nutzen“ darauf. Genug gesagt!

Ambitionierte Ideen, schlechte Umsetzung

Die Geschichte ist allerdings nie das Wichtigste bei Sonic-Spielen. Ist diese meist nur unwichtiges Beiwerk, macht das Gameplay den größten Teil aus. Im neuesten Wii U-Ableger gehen Sonic und seine Freunde dabei komplett neue Wege. Dem Spieler ist es meistens möglich, komplett frei zwischen den Charakteren zu wechseln. Dies ist auch notwendig, da jeder seine eigenen Fähigkeiten hat. Sonic kann seinen berühmten Spin-Dash ausführen, Knuckles kann Wände hochklettern, Tails schwebt für kurze Zeit sowie kann kleine Roboter einsetzen und Amy kann nicht nur einen Doppel-, sondern einen Trippelsprung ausführen. Leider werden diese Fähigkeiten nicht allzu kreativ eingesetzt. Meist wird ein Charakter für einige kurze Sprünge eingewechselt und schon kurz danach wieder der Charakter ausgewählt, mit dem man sich am wohlsten fühlt. Das ist noch nicht einmal das größte Problem, sondern nur ein kleiner Kritikpunkt und eine verpasste Chance.

Die Katastrophe stellt das Level-Design dar. In den verschiedenen Gebieten muss die Gruppe nämlich nicht möglichst schnell ans Ziel kommen, sondern kleinere Rätsel, Sprungaufgaben und Kämpfe meistern. Die Letzteren machen leider auch einen Großteil des Spiels aus. Mit verschiedenen Angriffsmöglichkeiten gilt es, große Massen an Gegnerwellen zu besiegen. Diese greifen allerdings so wahllos an, dass es oft reicht, einfach permanent den Angriffsknopf zu drücken. Einige andere verlangen schon eine kreativere Herangehensweise. Sonic und seine Freunde haben nämlich alle einen Laser-Strahl zur Verfügung, mit dem sie die Gegner zu sich ziehen und wegschleudern können, was ihnen aber selten wirklich Schaden hinzufügt. Leider verkommt das komplette Kampsystem zu einem einzigen Chaos. Die Kämpfe versuchen dynamisch zu wirken, allerdings stören sie meist nur den Spielfluss. Wäre das Kampfsystem ein wenig spannender geraten, hätte „Sonic Boom: Lyrics Aufstieg“ ein netter Brawler werden können. Da das Kampfsystem allerdings monotoner kaum sein könnte und schon schnell zur Geduldprobe wird, müssten wenigstens die klassischen Sprung-Passagen unterhalten.

Wer braucht schon einen schnellen Sonic?

Natürlich ist auch dieses Sonic-Spiel noch immer ein Plattformer. Dabei enthalten die Level meistens zwei Arten von Aufgaben. In den einen gilt es, aus der Perspektive der klassischen 2D-Teile kleinere Rätsel zu lösen. Diese beschränken sich allerdings leider auf das simple Drücken von Schaltern oder Erreichen eines wichtigen Punktes. Wer hofft, schnell durch die Passagen zu laufen, wird zudem sehr enttäuscht sein. Lediglich Sonic kann an einigen Stellen schneller werden, um zum Beispiel Wände hochzulaufen, meistens müssen allerdings auch andere Charaktere durch die Abschnitte gesteuert werden. Das wäre alles noch nicht so schlimm, wenn sich der Aufbau dieser Gebiete nicht so stark ähneln würde. Mehrfach hat der Spieler das Gefühl, immer und immer wieder dieselben Abschnitte zu durchlaufen, ohne wirklich etwas Neues zu erledigen. Da selbst die Rätsel viel zu unkreativ sind und wohl kaum einen Spieler wirklich knobeln lassen, entwickeln sich die Aufgaben zu einer wahren Tortur und man ist einfach nur froh, wenn sie vorbei sind.

Wenn das Spiel seine 2D-Ansicht verlässt, dürfen die Helden auch in 3D die Welt sicher machen. Doch auch hier gibt es nahezu dieselben Kritikpunkte. Ein unkreatives Level-Design scheucht den Spieler von einem Gebiet ins nächste. Dabei werden, wie bereits erwähnt, hauptsächlich Gegner besiegt, einige Sprung-Aufgaben gibt es trotzdem. Diese könnten sogar ab und zu Spaß machen, wäre da nicht die schwammige Steuerung, die nie das Gefühl der kompletten Kontrolle der Charaktere vermittelt. Doch auch die Kamera ist ein wahrer Alptraum, denn manchmal schwankt sie mitten im Sprung um, sodass der Charakter in einen Abgrund fällt. Durch die fairen Checkpoints ist das zwar noch nicht allzu schlimm mit anzusehen, aber das ist nur einer der vielen Kritikpunkte, die auch diese Passagen unerträglich machen. Selbst wenn für kurze Zeit einmal Spaß aufkommt, ist er nur von kurzer Dauer, da nach den ersten Leveln bereits alles schon einmal erledigt wurde. Dadurch wird das Spiel einfach viel zu langweilig und kann den Spieler nicht dazu motivieren, das Ende des Abenteuers zu erleben.

Ab und zu versucht der Titel dann doch wieder dem Namen Sonic gerecht zu werden und bietet Abschnitte, in denen der Igel endlich wieder richtig schnell ist. Doch diese wirken wie eine schlechte Version von „Sonic Dash“ und werden oft durch die grauenvolle Technik nahezu unspielbar.Das Geschehen ruckelt vor sich hin und eine konstante Bildrate darf nie erwartet werden. Ein kleiner Lichtblick sind da schon die Boss-Kämpfe, die zwar ebenfalls nie besonders kreativ gestaltet sind, allerdings die nötige Abwechslung mit sich bringen.

Eine Welt ohne Leben

Als ob die qualvollen Level nicht schon genug wären, hielten es die Entwickler für eine gute Idee, dem Spiel eine Oberwelt zu schenken. Diese wirkt auf den ersten Blick sehr leer und langweilig, kann aber von der Gruppe mit kleinen Gebäuden oder anderen Attraktionen verfeinert werden. Doch schon nach den ersten paar Bauten wird klar, dass diese zwar optisch ein wenig mehr Leben in die Welt bringen, allerdings nie mehr als unspektakuläre Gegenstände in der Welt darstellen. Schlimmer wird das noch nach den ersten Leveln, denn erst dann sieht man den Großteil der Welt, die nie wirklich überzeugen kann. Leider müssen hier aber erst die neuen Aufgaben gesucht werden, weshalb man die langweilige Oberwelt nicht einfach ignorieren kann.

Neben einigen eintönigen Nebenaufgaben können die Fähigkeiten der Charaktere hier auch verbessert werden. Das kann nützlich sein, damit die Kämpfe ein wenig schneller vorüber gehen. Wichtiger ist da allerdings die Fähigkeit, mehr Ringe tragen zu können. Diese sind nämlich zu Haufen in der Welt verteilt und ein Mangel sollte nie herrschen. Die Helden können allerdings nur 100 von ihnen aufnehmen. Will man diese Anzahl erhöhen, muss das Nintendo 3DS-Spiel „Sonic Boom: Der zerbrochene Kristall“ mit dem Wii U-Spiel verbunden werden. Je weiter man in ersterem ist, desto mehr Ringe kann man fortan tragen. Das genau diese Fähigkeit so umständlich freigeschaltet werden muss ist schade, vor allem da wohl die wenigsten beide Spiele kaufen werden.

Eine technische Katastrophe

Normalerweise ist die Technik nur ein Punkt von vielen und macht einen kleinen Teil in der Wertung aus. In „Sonic Boom: Lyrics Aufstieg“ ist sie der wohl größte Grund wieso das Spiel nicht empfohlen werden kann. Während jeder schnellen Passage kann weder die Kamera, noch die Bildrate mithalten. Das hat zur Folge, dass viele der kommenden Objekte übersehen werden und das Spiel nahezu kaputt wirkt. Ansonsten kann die Bildrate auch während der langsameren Level nicht immer stabil bleiben, vor allem in Kämpfen sinkt sie zu stark. Doch auch an anderen Stellen scheint das Spiel einfach fehlerhaft programmiert zu sein, sodass die Sprungfelder Sonic in ruckelnden Bewegungen durch die Luft befördern oder die anderen Charaktere nie wirklich mithalten können und ruckartig hinter dem ausgewählten Helden erscheinen. Auch die Grafik ist nicht wirklich gut gelungen und wirkt eher wie ein frühes Wii-Spiel mit einem HD-Filter. Das liegt an hässlichen Texturen und statisch wirkenden Umgebungen. Dafür sind einige Gebiete nicht allzu farblos geraten und können manchmal sogar ein klein wenig Atmosphäre vermitteln. Wer den kaum nennenswerten Mehrspieler-Modus ausprobieren möchte, darf sich zusätzlich darauf einstellen, eine noch niedrigere Auflösung geboten zu bekommen. Es macht einfach keinen Spaß, wenn die schlechte Performance noch miserabler wird, nur weil ein weiterer Spieler hinzukommt. Selbst der Soundtrack kann nicht überzeugen und kommt mit eintönigen Stücken daher, die eher langweilig als abenteuerlich wirken.

Ein ganz anderer Aspekt dürften die Fehler sein. Zugegeben, das Spiel wird durch diese nicht unspielbar. Wer den Titel ganz normal durchspielen möchte wird ihnen nicht allzu oft begegnen und durch die bereits erwähnten Checkpoints auch nicht allzu verärgert sein. Wer allerdings die langweilige Welt ein wenig genauer untersuchen möchte, fällt öfters mal durch den Boden, läuft durch eine Wand oder bringt das Spiel zum Stillstand. Es ist gar nicht vorstellbar, wie viel bei der Entwicklung falsch gelaufen sein muss, dass solche Fehler nicht ausgebessert wurden. Im Internet tauchten viele Videos auf, die genau diese Probleme zeigen. Es darf nicht sein, dass solche Bugs so häufig auftauchen und den Spielspaß komplett zerstören. 

Das große Update

Mittlerweile ist ein Patch für das Spiel erschienen, der etwas mehr als ein Gigabyte auf der Festplatte benötigt. Eine offizielle Stellungnahme, was am Spiel geändert wurde, gab es leider nicht. Beim erneuten Durchspielen ist allerdings aufgefallen, dass Navigations-Pfeile ihren Weg in das Spiel gefunden haben. Diese zeigt endlich an, in welche Richtung der Spieler auf der leeren Oberwelt gehen muss, um in das nächste Level zu kommen. Anfangs noch hilfreich, wird die Funktion schnell irritierend, wenn ein bestimmtes Item benötigt wird, um zum Beispiel eine Tür zu öffnen. Dann wird nämlich nur der Weg zum Endziel gezeigt, nicht aber, wo die Gegenstände sind.

Technisch hat sich nur wenig verändert. In einigen Abschnitten, in denen es schneller zugeht, hat sich die Bildrate etwas verbessert, ist aber noch weit davon entfernt, wirklich stabil zu sein. Ebenso scheint die Beleuchtung etwas besser zu wirken. Objekte werfen nun realistischere Schatten, während das Sonnenlicht klarer auf den Boden fällt. Da das aber durch die veralterte Grafik noch immer nicht schön aussieht, ist das nur ein kleiner Wehmutstropfen. Zudem haben einige Spieler herausgefunden, dass die bekanntesten Bugs nun auch entfernt wurden. Deshalb kann man nicht mehr einen Großteil des Spiels mit Knuckles übersprungen und allgemein sollen weniger Punkte vorhanden sein, an denen der Spieler aus der Karte fliegen kann. Dennoch sind noch recht viele Probleme vorhanden, weshalb ein bugfreies Durchspielen noch immer nicht möglich ist.