Eine Höhle. Sieben Helden.
Nach eigenen Angaben basiert „The Cave“ auf Ideen, die Gilbert bereits 1987 zu Zeiten des Klassikers „Maniac Mansion“ sammelte. Im Mittelpunkt des Spiels steht die Höhle. Wie es sich selbstverständlich für eine Höhle mit britischen Akzent gehört, stellt sich diese zunächst höflich vor und stellt den Spieler vor die Wahl: Es stehen insgesamt sieben Charaktere zur Verfügung, doch nur drei von ihnen werden ein Abenteuer im Inneren der Höhle erleben, das sie sich so niemals erträumt hätten. Da wären beispielsweise die gruseligen Zwillinge, die futuristische Zeitreisende oder der buddhistische Mönch. Alle drei Charaktere verfügen über verschiedene Fähigkeiten, die im Inneren der Höhle den Zugang zu anderen Gebieten gewähren. Je nachdem zu welchen Charakteren man greift, verläuft die Reise anders und führt zu einem anderen Ende. Um das Spiel mit allen Charakteren und entsprechenden Enden abzuschließen, muss man somit sechs Durchläufe auf sich nehmen. Während sich die Zwillinge verdoppeln, teleportiert die Zeitreisende sich durch Objekte und der Mönch greift auf seine telepathischen Kräfte zurück. Gerne würde ich mehr zum Handlungsverlauf äußern, doch jede Andeutung würde schon zu viel verraten. So viel darf trotzdem gesagt sein: Am Ende scheint alles Geschehene einen tieferen Sinn zu ergeben
Hin und zurück, und hin und zurück
Aber was ist „The Cave“ eigentlich? Das Ziel auf der Reise besteht stets darin, tiefer in die Höhle vorzudringen. Im Vordergrund des Adventures stehen die kniffligen Rätsel, die sich nur durch Sammeln und Kombinieren von Objekten lösen lassen. Eben diese Rätsel machen das Abenteuer zu einer echten Kopfnuss und sind wegleitend für das Adventure-Genre. Nun jedoch der Knackpunkt: „The Cave“ sieht eher einem Plattformer ähnlich und fühlt sich in der Handhabe auch so an. Zwar funktioniert der Grundansatz und bringt frischen Wind ins Spiel, stellt sich in der Praxis beim Lösen der Rätsel aber als Hindernis heraus.
Ein Großteil der Zeit vergeht damit Objekte zu sammeln, nach möglichen Kombinationen zu suchen und Möglichkeiten in der Umwelt aufzudecken, um dem Lösungsansatz für die Rätsel näherzukommen. Aufgrund der eigenwilligen Fortbewegung wird jedoch eben diese Vorgehensweise schnell ermüdend und nimmt dem so schon trägen Adventure-Genre den letzten Fahrtwind aus den Segeln. Durchlebt man nach etlichen Laufwegen durch die großen Gebiete tatsächlich einen Geistesblitz, kommt es oft dazu, dass man den gesamten Weg noch einmal hinter sich bringen muss, bis man das Rätsel schließlich auflösen kann. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass „The Cave“ gänzlich auf ein Inventar-System verzichtet. Jeder Charakter kann nur einen Gegenstand bei sich tragen. Hat man ein Objekt irgendwo liegen lassen und benötigt es, hilft nur der Rückweg. Die Frage, wieso „The Cave“ auf bewährte Elemente des Genres verzichtet, bleibt unbeantwortet. Die eigentliche Ironie bleibt jedoch, dass Ron Gilbert selbst dazu beitrug, dass das Inventarsystem zum unumgänglichen Standard im Genre wurde.
Die Höhle – Ein echter Alleinunterhalter
Sieht man über die Trägheit in der Spiel-Handhabung hinweg, bleiben die einzigartigen Stärken von „The Cave“, die mich zum Verschlingen des Spiels motivierten. Angefangen bei der Höhle, die sich mit ihrem britischen Akzent plump als „Die Höhle“ vorstellt und den Spieler fortan mit ihrem einzigartigen Humor begleitet. So düster die Ereignisse auch sein mögen; die Höhle findet immer wieder die richtigen Worte und erweckt mit seinen trockenen Kommentaren eine unglaublich unterhaltsame Atmosphäre in einem dunklen Gesamtkontext, der auch Platz für Hass und Mord bietet. Ob „The Cave“ in humoristischer Hinsicht tatsächlich an Klassiker wie „Monkey Island“ oder „Maniac Mansion“ heranreichen kann, bleibt zur Diskussion offen. Durchgedrehte Dialoge kommen schließlich keine auf, da die Charaktere im Gegensatz zur redefreudigen Höhle schweigsam bleiben. Auf diese Weise bleibt die Höhle jedoch der unangefochtene Star in „The Cave“.
Abseits der Höhle als Charakter weiß auch die Spielwelt zu überzeugen. Wer hätte gedacht, worauf man im Inneren einer Höhle so alles stoßen könnte? Die Umgebungen sind abwechslungsreich, lassen Platz für Entdeckungen und beinhalten blödsinnige Genialität im Übermaß. Ein Beispiel gefällig? Ein Dinosaurier-Automat, der den Charakter wie einen alten Dinosaurier riechen lässt. Ist das nicht toll? Durch Wandmalereien findet man zudem Neues über die Hintergrundgeschichten der Charaktere heraus, welche sich mit den Geschehnissen im Verlauf des Abenteuers abdecken und näher beleuchten.
Auch die Puzzles beweisen abermals, dass Ron Gilbert es nach wie vor versteht, wie man Rätsel zu knüpfen hat. Zunächst noch einleuchtend, gerät auch der erfahrenste Spieler später schnell an seine Grenzen, erlebt dann aber ein umso größeres Glücksgefühl, wenn die Lösung dann nach stundenlanger Knobelei wie aus dem Nichts vom Himmel herab fällt. Einzig ankreiden lässt sich, dass die drei verschiedenen Charaktere und ihre Fähigkeiten zu wenig in die Rätsel eingebunden wurden. Meist begrenzt der Einsatz lediglich auf das gleichzeitige Aktivieren verschiedener Hebel, anstatt kluger Einfälle.
Technik
Auch die Grafik reiht sich dem positiven Gesamtbild der Atmosphäre ein und weiß durch tolle Farben, Charaktermodelle und Animationen zu überzeugen. Leider wird dem Ganzen jedoch ein Strich durch die Rechnung gemacht: Viel zu oft leidet „The Cave“ unter Ruckel-Anfällen, die ebenso auf den anderen Plattformen auftreten. Dafür kann die Hintergrundmusik wiederum überzeugen, die nicht durchgängig läuft, sondern stattdessen an den richtigen Stellen passend einsetzt und die Geschehnisse passend untermalt. Genauso lässt sich die englische Sprachausgabe loben, die durch deutsche Untertitel ergänzt wird.
Die Funktionen des Wii U GamePads werden in „The Cave“ nahezu gar nicht eingebunden. Der Bildschirm ermöglicht ein schnelles Wechseln zwischen den Charakteren. Die Möglichkeit ausschließlich auf dem GamePad zu spielen fehlt komplett.
Bisher gibt es 16 Kommentare
Was die immer wieder als negativ befundenen Laufwege angeht. Ich hab keine Ahnung von was ihr alle redet. Ich finde alles ziemlich kompakt und übersichtlich (z.b. Haus der Zwillinge, die Goldmine) Und wenn ich mich recht erinnere, war es in den alten Adventures auch so das man öfters die Gleichen Orte besuchte, und Dinge von A nach B bringen musste. Es jetzt hier bei diesem Spiel als Negativpunkt anzusehen finde ich seltsam. Einzig, das man mit den anderen 4 Charakteren gewisse Umgebungen 2-3x Spielen muss, ist vielleicht ärgerlich. Die Auswahl von 7 Charakteren ist halt auch nicht optimal. Wenn man die Story des letzten Charakter spielen/sehen will, muss man mit 2 anderen die man bereits kennt, das ganze Spiel nochmals spielen. Einer weniger, und es wäre aufgegangen.
Gelegentliche Ruckler sind auch nicht so toll.. aber stört mich nicht so grossartig.
Anyway.. heute wird weitergezockt und freue mich auf weitere Stunden "the Cave"
PS: Ich will weitere Charaktere und ne Fortsetzung
Ich frag nur, weil ich das ganze Spiel bereits habe.. und die Laufwege bis jetzt gar nicht sooooo schlimm finde. Und da man 3 Charaktere hat, hat man eigentlich auch 3 Freie Inventarplätze.. mehr brauchte ich bisher sowieso nicht.
Aber is halt Geschmacksache gelle
Dazu kommt der Fakt, dass man mit jedem Charakter-Trio andere Bereiche abklappert und es selbst danach noch jeweils ein gutes und schlechtes Ende gibt.
Macht also mindestens 6 Durchgänge um alles zu entdecken.
Ich kann den zweiten Trip in die Unterwelt schon kaum erwarten und freue mich auf meine nächste Session. Für Adventure-Liebhaber (wie mich) eine tolle Sache.
P.S.: Die Moral der ganzen Geschichte erschließt sich erst wenn der Groschen fällt und man mit einem guten Ende belohnt wird. Danach ergibt auch die Einleitung von The Cave einen Sinn
Ich hoffe, nachdem Disney die Rechte von Lucasfilm und LucasArts übernommen hat, einige Rechte an Ron Gilbert zurück verkauft werden und wir mit einer SCUMM-Edition rechnen können. DAS wäre ein Traum für jeden Adventure Gamer der 80´er und 90´er! Für mich zumindest...
Zum Preis: Die Wii U Version kostet 12,99 ? also absolut akzeptabel. Was die Einbindung des Pads angeht, so ist diese minimalistisch ausgefallen. Aber deshalb spiele ich das Game ab HEUTE mit dem Wii U Classic Controller Pro.
... ich habe den Anfang in einem lets Play gesehen und der Humor sagt mir schon sehr zu... aber ach.. ich weiß nicht..
... vielleicht, wenn es bei Steam mal im Angebot ist
Wenn das Spiel mal auf 9,99.- reduziert werden sollte, greif ich dennoch zu