Musikspiele liegen derzeit voll im Trend - Guitar Hero, Sing Star, Samba de Amigo, Wii Music, Taiko no Tatsujin und Rock Band sind die sechs bekanntesten und wohl auch erfolgreichsten Vertreter dieses scheinbar jungen Genres. Letzterer Vertreter konnte schon auf den beiden Next-Generation-Konsolen aus dem Hause Sony und Microsoft überzeugen und soll nun auch auf der Wii der Konkurrenz das Fürchten lehren. Ein realistischer Vorsatz oder doch nur pure Fantasie?

Garagenband mit einer Person

Grundsätzlich sollte man erst einmal sagen, dass Rock Band aus drei musikalischen Elementen besteht: Gesang, Gitarre und Drums. Im Sing Star-Abschnitt von Rock Band geht es darum, immer die richtige Tonlage des aktuellen Songs zu treffen und zu halten, denn nur wer das macht, braucht nicht zu befürchten, dass man ausgepfiffen und von der Bühne vertrieben wird. Das Ganze ähnelt stark dem Sing Star-Spielkonzept, leider sind die Textpassagen sehr klein dargestellt, was zu Problemen mit der Textsicherheit und damit indirekt auch zum Rhythmus führt. Den Gitarrenabschnitt sollte man leicht verändert aus Guitar Hero kennen, immerhin laufen auf eine Gitarrenspur Noten herunter, die man durch das richtige Spielen auf der Gitarre im richtigen Moment treffen muss. Punktemultiplikatoren, Serienanzeigen und die Publikumsanzeige haben Einfluss auf die eigene Leistung, die sich in Punkten und Sternen widerspiegeln. In eine ähnliche Schiene schlagen die Drums, nur dass diesmal neben den Händen auch die Füße zum Einsatz kommen, immerhin muss auch das Fußpedal bedient werden. Natürlich funktioniert nicht immer alles beim ersten Mal und so muss man doch schon etwas Zeit in Training investieren. Rock Band ist allerdings auch so aufgebaut, dass Anfänger im entsprechenden Schwierigkeitsgrad auch Land sehen, allerdings nicht alle Songs spielen können. Diese sind den höheren Schwierigkeitsgraden vorbehalten. Mit den Spielmodi Solo-Tour und Schnelles Spiel gewinnt Rock Band allerdings keinen Blumentopf - ein richtiger Welttourneemodus mit einer ansprechenden Story und nicht nur die Aneinanderreihung von Songs wäre wirklich besser gewesen.

Party im Multiplayermodus

Den letzten Trumpf spielt Rock Band im Mehrspielermodus aus, denn einzig hier kann Rock Band vollständig überzeugen. Bis zu drei Spieler gründen eine eigene Garagenband und spielen mit Mikrofon, Drums und Gitarre als Einheit. Zumindest sollte sie das, denn bei den anstehenden Gigs muss man ab und zu schon mal einen Kollegen mitziehen, der bei dem ein oder anderen Lied mal gerade einen Aussetzer hat. Das genaue Gegenteil ist natürlich die gemeinsame Aktivierung des Overdrive, bei dem das Publikum dann völlig ausflippt. Bei der Band-Welttournee geht‘s von süffigen Bars langsam immer weiter voran, bis man am Ende ganze Stadien füllt. Wer möchte, kann auch gegen Kollegen mit dem gleichen Musikinstrument antreten und sein Können in unterschiedliche Abschnitte oder einem ganzen Songs beweisen.

Grafik und Sound

Wer Rock Band mal auf der Xbox 360 oder PS3 gespielt hat, wird erschrocken über die grafische Präsentation des Spiel sein. Natürlich ist die Wii nicht so leistungsstark wie die beiden Konkurrenten, allerdings wirkt das Spiel wie eine lieblose Umsetzung derer. Aber auch sonst wirkt der Titel auf der Wii wie eine Sparversion des großen Bruders, was man beispielsweise an der Onlineanbindung und Spielmodivielfalt sieht. Akustisch sollten Bands wie Nirvana, Iron Maiden und die Beastie Boys für Qualität stehen, doch der Klang ist nicht optimal, sondern hört sich stellenweise zusammengepresst an. Die Songauswahl der über sechzig Songs ist wirklich erstklassig, allerdings sollte sie auch erstklassig ins Wohnzimmer transportiert werden.

Hardware

115€ legt man derzeit bei Amazon für das Hardware-Bundle von Rock Band hin - ein ganz schönes Stück für die Drums, die Gitarre und das Mikro ohne die entsprechende Software. Doch auch den direkten Konkurrent Guitar Hero: World Tour bekommt man im Super Bundle nicht billiger. Somit sollte man sich erst entscheiden, ob man bereit ist, nach dem Kauf des Spiels noch einmal Geld zu investieren, denn ohne die Peripherie kann man mit dem Spiel gar nichts anfangen. Außerdem muss man schon alle drei Musikgeräte haben, denn hat man nur eines, macht die ganze Sache auch nur halb soviel Spaß. Wer im Besitz des Boogie-Mikrophons ist, kann dieses verwenden, die Guitar Hero Gitarre wollte allerdings trotz mehrfachen Versuchens nicht erkannt werden. Somit kommt man um den Kauf des Bundles nicht herum, vor allem da Drums und Gitarre alleine gesehen teurer sind, als alle drei Peripheriegeräte zusammen. Die Verarbeitung der Hardware ist nicht wirklich schlecht, überzeugt allerdings auch nicht vollständig, was besonders bei den Drums auffällt. Gerade zu diesem Preis hätte man qualitativ doch schon etwas mehr erwartet.