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Saga of Sins

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Saga of Sins

2D-Spiele mit Mittelalter-Setting gab es in den letzten Jahren eigentlich eher selten. Ende letzten Jahres erschienen mit „Potion Craft: The Alchemist Simulator“ und „Pentiment“ dann allerdings wieder zwei Titel, die sowohl Spieler:innen als auch Kritiker:innen überzeugen konnten. Mit „Saga of Sins“ legte das Münchner Indie-Studio Bonus Level Entertainment kürzlich nach und machte darin vor allem mit einer schicken Buntglas-Optik auf sich aufmerksam. Ob „Saga of Sins“ auch spielerisch überzeugen kann, haben wir uns für euch angeschaut.

Dunkles Zeitalter

„Saga of Sins“ spielt in einem der düstersten Kapitel des Mittelalters. Der Kleriker Cecil kehrt von einem Kreuzzug in sein Heimatdorf Sinwell zurück. Doch die ersehnte Ruhe findet er hier nicht, denn die Pest ist ausgebrochen und breitet sich auch in Sinwell immer weiter aus. Cecils geheimnisvoller Meister Ulric sieht darin jedoch keine einfache Seuche, sondern eine göttliche Strafe an den Sündern und Sünderinnen des Dorfes. Um zu verhindern, dass das Dorf weiter unter der Pest leidet, soll Cecil in der Form dämonischer Bestien in die Gedanken der Menschen eindringen und die sieben Todsünden ausrotten. Dabei geht im Dorf allerdings mehr vor sich, als es zunächst den Anschein hat und auch wenn die Handlung relativ vorhersehbar ist, kann die Erzählweise dank einer authentischen Spielwelt und tiefen Einblicken in Cecils Gedanken komplett überzeugen.

Um die Schuldigen zu finden, streift Cecil durch das Dorf und lernt dabei, wie sehr sich die Bewohner seit seinem letzten Aufenthalt in Sinwell verändert haben. Die Leute trinken und essen ohne Maß, Adlige beuten die Armen aus und Künstler gehen einander aus Neid an die Kehle. Nachdem ihr eine sündige Person ausfindig gemacht habt, könnt ihr deren Gedanken betreten und findet euch in einem Action-Platformer-Level wieder. Insgesamt gibt es für jede der sieben Todsünden zwei reguläre Level und ein Bosslevel. Diese sind stets passend zur jeweiligen Sünde gestaltet. Völlerei-Level zeichnen sich beispielsweise durch fressende Schweine im Hintergrund und jede Menge Getränkeregale aus. Betretet ihr dagegen den Geist eines habgierigen Menschen, solltet ihr tunlichst den tödlichen Strom aus Gold und die lila Münzen meiden, die euren Goldstand verringern.

Als Dämon gegen die sieben Todsünden

Unabhängig von der jeweiligen Sünde müsst ihr euch in den Levels dem Genre entsprechend auch gegen allerlei Gegner beweisen. Jede der Bestien, die ihr nach und nach freischaltet, bietet euch dafür unterschiedliche Möglichkeiten. Der Werwolf kann selbst auf größere Entfernungen mit seinem Dreifachschuss Gegner erledigen, während der Gargoyle mit seinem Feueratem zwar eine geringere Angriffsreichweite hat, dafür jedoch besonders gegen fliegende Gegner effektiv ist. Leider spielen die Stärken der Bestien im Kampf später keine große Rolle mehr, denn sobald man den Greif freigeschaltet hat, merkt man schnell, dass dieser mit seinem Streuschuss die Stärken der beiden anderen Kreaturen vereint, ohne andere Schwächen vorzuweisen. Dadurch wird der Greif schnell zur Standardwahl und man nutzt kaum den eigentlich sehr flüssig gestalteten Wechsel zwischen den Bestien. Dennoch kann die Mischung aus Gegnerjagd und Platforming gut unterhalten.

Ab und zu braucht man dann aber doch auch den Werwolf und den Gargoyle, denn jede Kreatur hat noch eine zusätzliche Fähigkeit, die ihr benötigt, um im Level weiterzukommen. Der Werwolf kann durch seine Geheule Glas zersplittern lassen, der Gargoyle Holzkisten anzünden und der Greif an langen Ranken auch hohe Wände ohne Probleme emporklettern. Diese Fähigkeiten halten den Spielverlauf frisch, wir hätten uns jedoch noch etwas kreativere Möglichkeiten im Umgang mit diesen gewünscht. Meist ist es direkt ersichtlich, welche Fähigkeit zu welchem Zeitpunkt benutzt werden muss, sodass man nie wirklich nachdenken muss.

Monster und Rätsel

Die Bosskämpfe finden meist in kleineren Arealen statt und bieten eine besondere Herausforderung. Streng genommen trifft die Bezeichnung „Bosskampf“ aber eigentlich nur auf eine Handvoll dieser Level zu. Denn während euch in ein paar Fällen tatsächlich ein mächtiges Monster gegenübersteht, müsst ihr teilweise auch einfach nur ein anspruchsvolles Autoscroll-Level durchqueren. Das bringt zwar etwas Abwechslung in diese Abschnitte, gleichzeitig fällt in diesen Fällen aber auch das Triumpfgefühl nicht so stark aus wie bei den klassischen Bossgegnern.

Upgrades, People, Upgrades

Natürlich gibt es in Sinwell auch unschuldige Menschen und auch deren Gedanken könnt ihr betreten. Anders als bei den Sünder:innen fallen diese Abschnitte deutlich kompakter aus und sind vielmehr als kleine Rätsel zu verstehen, bei denen beispielsweise eure Bewegungen umgedreht werden oder ihr im freien Fall einige Ziele abschießen müsst. Zur Belohnung erhaltet ihr Münzen, die Hauptwährung im Spiel, mit der ihr Upgrades für eure Bestien kaufen könnt und die ihr aber auch in den anderen Levels sammelt. Neben allgemeinen Verbesserungen für alle Kreaturen wie eine größere Lebensleiste gibt es auch spezifische, die beispielsweise dem Streuschuss des Greifs ein zusätzliches Projektil zufügen. Auch hier wäre etwas mehr Kreativität wünschenswert gewesen, im Grunde handelt es sich nämlich um rein lineare Upgrades. Auf Dauer stört es zudem, dass man nach jedem Level erneut an der Kirche startet und daher immer wieder den beinahe gleichen Weg zurücklegen muss. Das ergibt zwar storytechnisch durchaus Sinn, bremst jedoch zeitgleich auch den Spielfluss.

Einzigartige Buntglas-Optik

Ein großes Lob hat die visuelle Gestaltung verdient, denn sowohl die Umgebungen als auch die Charaktere sehen dank des einzigartigen Glasmalerei-Stils fantastisch aus. Selbst das UI wurde auf eine schicke, zum Mittelalter passende Art gestaltet. Für die passende Atmosphäre sorgt die Musik, die sowohl das Dorfleben bei euren Erkundungen als auch die bedrohlicheren Passagen in der sündhaften Gedankenwelt in Szene setzen. Die Animationen wirken zwar zunächst etwas abgehackt nach kurzer Gewöhnungszeit merkt man aber, dass sie dadurch umso besser zum Spiel passen.

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Fazit & Wertung

Für große Gameplay-Neuerungen im Action-Platformer-Genre sorgt „Saga of Sins“ zwar nicht und im Detail sind vor allem das Balancing der Kreaturen und die Gestaltung des Spielflusses kritikwürdig, dafür kann aber die Umsetzung des Mittelalter-Settings komplett überzeugen. Wer also im virtuellen Beichtstuhl den Einwohnern von Sinwell ihre Sünden abnehmen möchte, dürfte sich trotz der Schwächen gut unterhalten fühlen.

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