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Foretales

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Foretales

Bereits in der Vergangenheit konnten viele Spiele zeigen, auf welche kreativen Weisen Karten in diesen eingesetzt werden können. Auch „Foretales“ vom französischen Entwicklerstudio Alkemi setzt auf Karten und möchte mit diesen das Adventure-Genre aufmischen. Ob die Umsetzung gelungen ist, verraten wir euch im Test.

Ein verhängnisvoller Diebstahl

Die Rolle des Protagonisten übernimmt in „Foretales“ Volepain, der als Vogel ebenso anthropomorph unterwegs ist wie die anderen Bewohner der Spielwelt. Als armer Schlucker halten sich Volepain und sein tigerähnlicher Kollege Léo mit Diebstählen über Wasser. Eines Tages winkt jedoch ein besonders lukrativer Auftrag, für den die beiden eine mysteriöse Lyra stehlen sollen. Das klappt tatsächlich auch, doch als Volepain die Lyra berührt, fängt er an, Visionen von möglichen Zukunftsereignissen zu sehen. Die wirken jedoch alles andere als positiv, denn es drohen Krieg, Krankheit und der Verlust alter und neuer Freunde. Auf der Weltkarte werden die Zukunftsszenarien immer mit einer Ziffer dargestellt, die anzeigt, wie lange Volepain noch Zeit hat, um das drohende Schicksal abzuwenden.

Um das zu erreichen, wählt man Missionen aus. Da nach jeder Mission der Katastrophen-Zähler sinkt, sollte man sich seine nächste Mission stets mit Bedacht aussuchen, denn es lässt sich nicht jedes Unheil abwenden. Das ist einer der größten Pluspunkte an „Foretales“, denn durch die Tragweite der getroffenen Entscheidungen und verschiedene Enden bietet das Spiel einen hohen Wiederspielwert. Wer vorhat, alle Enden zu sehen, wird jedoch zweifelsohne auch viele Szenen mehrfach sehen, was mit zunehmender Rundenzahl dann auch ziemlich repetitiv werden kann. Nichtsdestotrotz fesselt die Geschichte insgesamt mit sympathischen Charakteren und zum Teil auch ziemlich ernsten Themen.

Karten soweit das Auge reicht

Innerhalb der Missionen wird man stets von einer Spielbrett-ähnlichen Ansicht und mehreren Kartenstapeln begrüßt, die zu Beginn der ersten Mission vielleicht noch überfordernd wirken, jedoch nach ein wenig Übung schnell verstanden sind. Alle Aktionen in „Foretales“ werden durch das Legen von Karten ausgeführt. Die meiste Zeit verbringt man damit, Stück für Stück die ebenfalls durch Karten repräsentierte Umgebung zu erkunden und Informationen oder Ressourcen zu sammeln. Was zu Beginn noch sehr spannend ist, wird im späteren Spielverlauf leider recht monoton und hätte gut noch ein paar zusätzliche Rätsel vertragen können. 

Zudem kann es vorkommen, dass man sich selbst versehentlich softlockt, wenn man innerhalb einer Mission von einer Region zur nächsten weitergeht, jedoch dann feststellt, dass die eigenen Ressourcen nicht ausreichen. Denn um die nächste Umgebungskarte ziehen zu können, muss stets entweder eine Fähigkeitskarte gespielt oder eine bestimmte Anzahl an Rohstoffpunkten ausgegeben werden. Zum Teil wird der Weg auch durch Dornen oder Feuer versperrt, die beim Durchqueren der ganzen Gruppe einen Lebenspunkt abziehen, was zum Bildschirmtod führen kann, wenn man gerade kein Essen und keine Heilitems auftreiben kann oder besitzt. Zwar entscheidet man selbst, wann man zur nächsten Region wechselt, da man jedoch nicht weiß, wie viele Regionen die aktuelle Mission bietet und man die Fähigkeitskarten nicht beliebig oft auffrischen kann, kann es trotzdem hin und wieder zu diesem Szenario kommen. Da man lediglich die aktuelle Region neu starten, jedoch nicht zur vorherigen zurückkehren kann, bleibt einem dann nichts anderes übrig, als die gesamte Mission von vorn zu beginnen. 

Bestechung oder Abstechen?

Ab und zu kommt es jedoch auch vor, dass die Umgebungskarten mit einem Gegnermarker belegt sind, den man nur durch einen Kampf entfernen kann. Wählt man eine solche Karte mit Gegnermarker aus, heißt das jedoch noch nicht, dass es zwangsläufig zum Kampf kommt. In einer Vorbereitungsphase stehen einem zunächst einige andere Optionen zur Verfügung. Beispielsweise lässt sich die Moral der Gegner senken, indem man die zuvor gesammelten Ressourcen Grauen, Geld, Ruhm und Essen verwendet, die sich auch abseits der Kämpfe in diversen Situationen nutzen lassen. Sinkt die Moral der Gegner auf Null, fliehen die übrigen Gegner und der Konflikt gilt als gewonnen.

Neben dem Einsatz von Ressourcen können auch Fähigkeitskarten der Protagonisten eingesetzt werden, die ganz unterschiedliche Effekte haben. Beispielsweise können kurzfristig Gegner betäubt oder die eigene Verteidigung erhöht werden. Einige Charaktere, die im Laufe des Spiels dazukommen, können sogar Verbündete rufen, die das Kernteam unterstützen. Ein voll ausgebautes Deckbuilding-System sollte man jedoch nicht erwarten, zumindest lässt sich zu Beginn der Missionen aber festlegen, welche Gruppenmitglieder man mitnimmt. Auch wenn das Kampfsystem durchaus einige Facetten bietet, erwies sich im Test die Bestechung schnell als bewährtes Mittel, das fast immer aufgeht und sowohl die schnellste als auch effizienteste Lösung bietet. Insbesondere, weil das Spiel auf fast schon penetrante Weise immer wieder betont, dass man die Konflikte auch ohne Blutvergießen lösen kann, da man je nach Spielweise eventuell später bestimmte Charaktere nicht mehr rekrutieren kann, die einen dann aus moralischen Gründen nicht mehr unterstützen wollen.

Technisch mit viel Liebe, aber kleinen Schwächen

Auf technischer Ebene sticht besonders die Optik von „Foretales“ hervor. Denn durch die Hintergründe sowie die schön und abwechslungsreich gestalteten Karten entsteht tatsächlich das Gefühl als würde man ein umfangreiches Brettspiel spielen. Währenddessen übernimmt Travis Willingham die Rolle des Erzählers und Game Masters und macht dabei einen fantastischen Job, der sehr zur stimmigen Atmosphäre beiträgt, auch wenn sich einige der Sprüche schnell wiederholen. Deutsche Texte sind ebenfalls vorhanden, die auch im Handheld-Modus noch gut lesbar sind. Der einzige Negativpunkt in Bezug auf die Performance ist, dass es gelegentlich zu Eingabeverzögerungen kommt, dieser Punkt ist uns insbesondere im Handheld-Modus hin und wieder aufgefallen. Wirklich störend ist das aufgrund des gemächlichen Spieltempos allerdings zum Glück nicht.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Foretales“ bietet ein spannendes Adventure-Konzept, das voll auf sein umfangreiches Kartensystem setzt. Dank der fesselnden Story möchte man stets wissen, wie es mit Volepain und seinen Gefährten weitergeht. Da lässt sich auch über Schwächen wie die Repetitivität in manchen Spielteilen sowie das etwas unausgewogene Kampfsystem hinwegsehen.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von BIGBen
    BIGBen 23.10.2022, 23:38
    Ich finde das Artwork und den Style extrem gelungen und richtig schick. Das Spiel an sich schreckt mich aber wegen der Mechanik und der anscheinend vorliegenden Repititvität ziemlich ab... Schade.