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LEGO Bricktales

LEGO Bricktales

Kaum ein anderes Spielzeug ist derart zeitlos wie LEGO. Die dänische Firma ist mit dem Konzept auf Gold gestoßen, denn trotz Konkurrenz kommt niemand auch nur annähernd an den Erfolg der ikonischen Steine dran. In der Videospielwelt war in den vergangenen Jahren meist TT Games für Konsolenspiele verantwortlich, mit nur wenigen Ausnahmen. Deshalb war es umso spannender, als LEGO ankündigte, mehr Studios die Möglichkeit zu bieten, eigene Projekte zu entwickeln. Im Falle von „LEGO Builder’s Journey“ war das bereits ein Erfolg, „LEGO Bricktales“ will aber die Rätsel mit dem verbinden, was die Marke groß gemacht hat: dem kreativen Bauen. Ob das gelungen ist, haben wir für euch herausgefunden.

Steine reden nicht

Nachdem Spielende sich selbst eine Hauptfigur aus leider nur wenigen Optionen erstellt haben, geht es auch schon in das Abenteuer. Der eigene Großvater benötigt nämlich Hilfe, denn sein Freizeitpark ist derart heruntergekommen, dass er vor der Schließung steht. Die einzigen Lösungen sind ein hilfreicher Roboter sowie eine Maschine, die die Attraktionen zurückbringen kann. Diese wird aber mit Freundschaftskristallen betrieben, für die Spielende in fünf LEGO Welten reisen müssen, um dort den Bewohnern zu helfen.

„Mittel zum Zweck“ trifft es sehr gut, denn der geschichtliche Rahmen gerät vollständig in den Hintergrund und es ist sogar regelrecht ermüdend, immer wieder zum Freizeitpark zurückkehren zu müssen. Auch die Dialoge sind alles andere als unterhaltsam und die wenigen guten Gags werden in viel zu simplen und langen Dialogen versteckt, die man lieber wegdrückt, als komplett in die Welt einzutauchen. Es gibt durchaus einige Ausnahmen, doch wer in den jeweiligen Welten spannende Wendungen erwartet, sollte lieber woanders suchen. 

Dioramen zum Verlieben

Glücklicherweise lässt sich dasselbe nicht über das eigentliche Spiel sagen. In der ersten Welt angekommen, lässt sich die Detailverliebtheit nicht ignorieren. Alle Dioramen sind regelrecht vollgebaut, überall gibt es interessante Konstruktionen und die vielen Geheimwege laden zum Erkunden ein. Dabei ist wohl am bemerkenswertesten, dass die einzelnen Welten, die aus jeweils mehreren Dioramen bestehen, vollständig aus LEGO Steinen gebaut wurden. Theoretisch könnte man alle davon nachbauen, wobei die Anzahl der Steine derart groß ist, dass sich das nur die wenigsten leisten könnten. Deshalb ist es umso schöner zu sehen, was sich die Entwickelnden ausgedacht haben. Da sich jede Welt auch einem bestimmten Thema annimmt - von Dschungel über Mittelalter bis zu City - ist zudem Abwechslung und die gewisse Portion Nostalgie garantiert.

Rätsel für jedes Alter

Das eigentliche Herzstück wird aber durch die Bau-Aufgaben geformt. Hier müssen Spielende mit begrenzten und vorgegebenen Teilen verschiedene Objekte bauen - mal eine Brücke, mal einen Vogelkäfig oder eine Feuerleiter. Besonders spannend sind diese, weil fast nie alle vorgegebenen Teile benötigt werden, und somit jeder selbst entscheiden kann, wie er seine Konstruktionen bauen will - solange einige Vorgaben eingehalten werden. Das sorgt dafür, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass zwei Lösungen sich gleichen, denn die eigene Kreativität steht stets im Vordergrund. Möchte man eine Brücke aus zwei Platten bauen, oder doch lieber versuchen, sie etwas stabiler zu gestalten? Die Rätsel sind durchweg interessant und einige verrücktere Ausnahmen lockern das Bauen auf unerwartete Weise auf, wobei etwas weniger Brücken dem Spiel nicht geschadet hätten. Zudem lassen sich die Werke nach Abschluss noch mit zusätzlichen Steinen dekorieren und einfärben, was besonders deshalb spaßig sein kann, weil das Gebaute im Anschluss Teil der Dioramen wird. Auch der Schwierigkeitsgrad ist angenehm und steigert sich besonders in der zweiten Spielhälfte, sodass auch ältere Spielende vor Herausforderungen gestellt werden. Wer LEGO kennt, kann sich aber gut vorstellen, welche Konstruktionen wohl stabil bleiben.

Die einzige echte Hürde ist wohl die Steuerung, die überraschenderweise mit einem Controller deutlich intuitiver ist, als mit Maus und Tastatur. Das liegt daran, dass sich die Teile oft überlappen, und der Blickwinkel über den rechten Stick frei gedreht werden kann, während man einen Stein bereits aufgenommen hat. Dennoch wird man sich regelmäßig um einige Noppen verbauen, und obwohl die Korrektur schnell vorgenommen werden kann, wäre eine weitere Bauansicht oder die Möglichkeit, Steine um nur einen Noppen zu verschieben, sehr willkommen gewesen.

Schneckentempo

Wenn man durch die Welten läuft, fällt leider ein weiterer Kritikpunkt auf: Das Lauftempo. Anfangs ist das nicht noch allzu dramatisch, doch sobald man Aufgaben erhält, für die man längere Wege zurücklaufen muss, oder wenn man bereits erkundete Gebiete erneut aufsuchen möchte, ist das Schneckentempo nahezu unerträglich. Auch die Kamera spielt nicht gerne mit, denn sie bewegt sich automatisch und lässt sich beim Erkunden nicht anpassen. Nur, wenn man das Pausenmenü aufruft, darf man die Winkel der Dioramen näher bestaunen.

Besser wurden da schon die Fähigkeiten integriert. In jeder Welt erhält man nämlich eine, zum Beispiel eine Stampfattacke oder eine Wasserkanone, mit der Objekte in der Welt zerstört und bereinigt werden können, um Sammelgegenstände freizuschalten oder neue Wege zu offenbaren. Alle davon wurden wunderbar umgesetzt und überraschen sogar, wobei es leider zu wenige von den Rätselräumen gibt, in denen der Einsatz der Fähigkeiten im Mittelpunkt steht. Insgesamt sorgen sie aber dafür, dass das Erkunden deutlich interessanter wird, denn häufig offenbaren sie Kisten mit Währungen, durch die neue Körperteile erworben werden können.

Bunte, kleine Steine

Optisch beeindruckt das Spiel permanent. Die LEGO Steine sehen trotz nicht perfekter Kantenglättung erstklassig aus und durch die Zusammensetzung der Dioramen wird das Spielkind in Groß und Klein erweckt. Auch die Animationen sind wunderbar gelungen, von den Bewegungen der Charaktere bis hin zu seichten Wellen auf dem Wasser. So wird den Dioramen das notwendige Leben eingehaucht, wobei die fehlende Vertonung der Figuren ein kleines Manko darstellt.

Obwohl die Geräuschkulisse schlichtweg perfekt ist, plätschert der Soundtrack meist vor sich hin. Ansonsten darf man sich auf eine grundsolide Switch-Fassung freuen, bei der im Test keine Probleme aufgetreten sind. Zwar können wir an dieser Stelle keine genauen Angaben zur Bildrate sowie der Auflösung machen, gestört haben beide aber nicht. Einzig der Handheld-Modus hätte noch mehr Optionen vertragen, denn auf dem kleinen Bildschirm lassen sich Texte nicht immer gut lesen, und das Bauen kann ein wenig zu fummelig werden - der TV-Modus ist schlichtweg angenehmer.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„LEGO Bricktales“ ist ein wunderbares Rätselspiel, das den Reiz von LEGO bestens versteht. Es wird niemals langweilig, verschiedene Konstruktionen zu bauen und zu überlegen, wie man jede Herausforderung mit den vorgegebenen Steinen meistern kann. Auch die Welten wurden wunderschön gestaltet, sodass man das langsame Lauftempo sowie die Vielzahl an Brücken gerne akzeptiert. Einzig die Handlung hätte unterhaltsamer sein dürfen, doch das Bauen selbst bleibt dermaßen spaßig, dass man das Spiel dennoch jedem empfehlen kann, der Klemmbausteine mag.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von HeyDay
    HeyDay 11.10.2022, 15:53
    Review klingt ja ganz gut. Setze ich mir mal auf die wunschliste