Spiele • Switch

Loop Hero

Mehr zum Spiel:

Loop Hero

Anfang des Jahres begeisterte Devolver Digital die PC-Spielenden mit einer waschechten Überraschung. „Loop Hero“ sieht unscheinbar aus, konnte aber innerhalb der ersten 24 Stunden satte 150.000 Spielerinnen und Spieler begeistern. Kein Wunder also, dass Konsolenbesitzer etwas neidisch auf den Titel blickten, doch wie bei Devolver typisch, steht nun eine Umsetzung für Nintendo Switch vor der Tür. Einen besseren Zeitpunkt gibt es also nicht, einen der Indie-Hits des Jahres ausführlich zu testen.

Der Start im Nichts

Das Ende ist der Anfang, in „Loop Hero“ sogar wörtlich. Die dunkle Fantasy-Welt steht vor der Auslöschung, was auch die in ihr Lebenden beeinflusst. Der Protagonist der Handlung verliert nämlich, wie so ziemlich alle, seine Erinnerungen und weiß weder, wer er ist, noch wo er sich befindet. Sobald der Held aber anfängt, gegen Monster zu kämpfen, kommen einige wichtige Erinnerungen zurück, und mit ihnen auch weitere Charaktere, Feinde und die Aufgabe, die Welt zu retten. Das hätte sehr klassisch daherkommen können, doch die vagen Andeutungen und die besonders anfangs verwirrende Erzählweise sorgen dafür, dass man herausfinden möchte, wieso genau die Welt vor dem Abgrund steht. Immer wieder gibt es Hinweise durch kleine Dialoge, und wer eher auf Abstraktes steht, statt einer linearen Geschichte zu folgen, wird hier seine Freude finden.

Die (nicht) ewige Schleife

Im Zentrum von „Loop Hero“ steht nicht nur der Held, sondern auch die Loop. So werden die Level genannt, denn bei jedem Aufbruch wird eine Schleife generiert, durch die sich der Protagonist automatisch bewegt. Dabei kommt es immer wieder zu Kämpfen, die ebenfalls automatisch ablaufen. Angriffe auswählen, Ziel bestimmen, Kämpfen entfliehen – auf nichts davon nehmen Spielende direkten Einfluss. Stattdessen gibt es nach jedem Kampf Belohnungen in Form von Materialien und Ausrüstungsgegenständen. Somit werden Waffen, Ringe und andere Teile permanent ausgetauscht, um den Helden im Minutentakt zu verbessern. Da die Werte stets unterschiedlich sind, wird es zu einem wichtigen Bestandteil, Vorteile gegeneinander abzuschätzen. Benötigt man mehr Lebenspunkte, oder möchte man doch lieber mit jedem Angriff Leben regenerieren?

Auf der anderen Seite ist „Loop Hero“ auch ein Kartenspiel. Aus einem vorgefertigten Deck, bei dem lediglich die Kartenart ausgewählt wird, ziehen Spielende regelmäßig welche, um den Loop zu verändern. Wird zum Beispiel ein Vampirhaus an ein Feld angelegt, können von dort aus entsprechend neue Gegner spawnen. Einige verwandeln Felder komplett, während wieder andere Truhen beschwören, Feinde verstärken oder die Kampfgeschwindigkeit erhöhen. Und dann wären da noch die Umgebungskarten, die abseits des Loops gelegt werden und, falls sie passend aneinander liegen, hohe Boni sowie weitere Materialien generieren können.

Der Schöpfer der Herausforderung

Im Endeffekt machen Spielende also durch die Beschwörung von Monstern das Leben des Helden immer schwieriger. Das hat aber auch seinen Grund, denn das Gegnerlevel erhöht sich, und somit werden auch die Belohnungen besser. Wer zu wenig kämpft, wird an seine Grenzen geraten – wer zu viel kämpft aber auch, weshalb es wichtig ist zu lernen, wann neue Gegner erscheinen und einzuschätzen, ob der Held den aktuellen Loop auch überleben kann. All das benötigt seine Anlaufzeit, doch nach einigen Stunden, wenn die Herausforderungen komplizierter werden, versinkt man regelrecht in den verzwickten Mechaniken, die niemals überfordern.

Im Endeffekt dient diese Vorbereitung dazu, die verschiedenen Bosse zu besiegen, die das Ende eines Kapitels markieren. Sie tauchen nach einigen Loops auf und können den Helden mit nur wenigen Schlägen vernichten, wenn dieser nicht gut genug vorbereitet ist. Dabei macht „Loop Hero“ schnell klar: Wer ungeduldig und nicht bereit dazu ist, zu scheitern, ist hier an der falschen Stelle. Glücklicherweise ist kein Loop Zeitverschwendung, denn man lernt einerseits immer mehr wertvolle Informationen über die Spielmechaniken, erhält aber auch Materialien, die zur eigentlichen Progression unverzichtbar sind.

Vergessenes Heim

Man kann sogar vorzeitig aus einem Loop aussteigen, am besten, wenn man das Camp-Feld betritt, da man in diesem Fall alles Gesammelte behält, im Gegensatz zum Tod. Im eigentlichen Camp lassen sich neue Einrichtungen erschaffen, die zeitgleich Upgrades für den Helden darstellen und ihn auch abseits der Ausrüstung stärker werden lassen. Das ist alles zwar sehr simpel geraten, doch genau deswegen motiviert „Loop Hero“ so sehr. Spielende haben immer ein direktes Ziel vor Augen, denn selbst kleinere Verbesserungen können den Spielverlauf maßgeblich beeinflussen.

Eine Portion Glück

Trotz der Begeisterung lässt sich nicht verleugnen, dass „Loop Hero“ nicht immer fair ist. Es gibt nämlich einige Runden, in denen die zufällige Verteilung des Loots einen dazu zwingt, Runden vorzeitig abzubrechen. Manchmal erscheint einfach keine neue Waffe, und dann hilft auch gute Planung nicht, denn in diesen Fällen ist der Held schlichtweg zu schwach, um Erfolge zu feiern. Zudem sollte man Spielen, die teilweise automatisch ablaufen, nicht abgeneigt sein, denn trotz vieler aktiver Elemente, ist die eigentliche Spielerfahrung häufig passiv.

Zudem könnte das Spiel häufiger besser kommunizieren. Zwar werden alle Werte und Felder durch einen Abschnitt des Bildschirmes erklärt, man sollte aber kein schlechtes Gedächtnis haben wenn man effektiv Materialien sammeln möchte. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad gerade am Anfang ein wenig zu hoch, sodass nur diejenigen Spaß haben werden, die sich nicht von der etwas zu steilen Lernkurve abschrecken lassen.

Ohne Maus, dafür unterwegs

Die Portierung auf Nintendo Switch ist gelungen, was bei einem Spiel, das so sehr auf Maussteuerung setzt, nicht selbstverständlich ist. Glücklicherweise zeigt die UI jederzeit an, welcher Knopf welche Aktion ausführt, sodass man sich in die Steuerung einarbeiten kann. Nach einigen Runden geht dann alles gut von der Hand, besser funktioniert nur die Steuerung über den Touchscreen. Leider sind die Spielelemente recht klein, sodass Besitzer einer Switch Lite vielleicht lieber auf einen Eingabestift zurückgreifen.

Ansonsten begeistert die Portierung durch kurze Ladezeiten und das wunderbar pixelige Bild, denn der Artstil des Spieles vermischt Altbackenes mit dem wunderbaren Fantasy-Charme, um ein stets übersichtliches und atmosphärisches Bild zu zaubern. Der Soundtrack verpackt das Paket perfekt, auch wenn einige Soundeffekte nach einiger Zeit auf die Ohren drücken.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Loop Hero“ verliert auf Nintendo Switch nichts von seinem einzigartigen Charme. Das simple Spielkonzept entfaltet sich regelmäßig und anstatt dem Helden nur bei seiner Reise zuzuschauen, verändern Spielende die Welt im Sekundentakt. Knackige Kämpfe und ein motivierendes Fortschrittssystem lassen einen regelrecht am Bildschirm kleben, auch wenn die Glückselemente ab und an den Spielfluss unterbrechen. Wer also dem Spielkonzept nicht abgeneigt ist, und sich für die düstere Handlung interessiert, ist hier bestens aufgehoben.

Das sagen unsere Leser

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.