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Thronebreaker: The Witcher Tales (eShop)

Um es kurz zu machen: „Thronebreaker: The Witcher Tales“ ist bereits für sich ein großartiges Spiel, aber es ist ein ebenso hochwertiger Einstieg in das Franchise und seine Geschichte. Warum das so ist und was das Spiel so einzigartig macht, erfahrt ihr in diesem Test.

Erfolgsbeziehung Switch und Witcher

Mit Henry Cavills TV-Umsetzung als meistgesehene Netflix-Serie des Jahres 2019 und der ausdauernden Erfolgssträhne der Spiele von CD Projekt Red lässt sich mit Sicherheit sagen, dass das Fantasy-Phänomen von Andrejz Sapkowski noch lange Zeit für Neuigkeiten sorgen wird. Wie jedoch besonders die Gaming-Industrie letztes Jahr zeigte, gibt es mehr in der Welt von „The Witcher“ als Protagonist Geralt von Riva oder seine verunsichernden Bauchmuskeln. Der Sammelkartenspiel-Ableger „Gwent“, basierend auf dem süchtig machenden und Zeit verschlingenden Minispiel aus „The Witcher 3“, hat gute Erfolge verzeichnet. Nun folgt mit der Switch-Umsetzung von CD Projekt Reds „Thronebreaker: The Witcher Tales“ das nächste Projekt, welches in die Fußspuren von „Wild Hunt“ tritt – und das nur ein paar Monate nach dessen Release für Nintendo Switch.

The Witcher fast ohne Witcher

„Thronebreaker“ geht dabei einen komplett anderen Weg als die Hauptserie. Schnelle Action wird ersetzt durch eine attraktive Kombination aus Erkundung, Truppen-Management und Gwent. Statt dem Hexer, welcher nur einen Gastauftritt hat, da die Geschichte parallel zu seinen Buchabenteuern spielt, kontrolliert der Spieler nun Königin Meve von Lyrien und Rivien, welche sich der Realität einer unausweichlichen Invasion durch die Armeen von Nilfgaard stellen muss – ja, ganz recht, Nilfgaard, einige lernen es wohl nie. Als Königin Meve bewegt sich der Spieler quer durch das Land mit der eigenen Armee im Schlepptau und wird in kleinen Gefechten oder großen Schlachten mit Monstern und feindlichen Armeen konfrontiert.

Bestes Singleplayer-Kartenspiel aller Zeiten

Die Kämpfe finden in Form eines Sammelkartenspiels statt, nahezu identisch zu Gwent, selbst die meisten aktuellen Regeln wurden eingebaut. Der Spieler und sein Gegenüber ziehen und spielen Karten mit der Absicht, den jeweils anderen auszumanövrieren um am Ende mehr Stärkepunkte zu besitzen oder bestimmte Missionsziele zu erfüllen. Für das ungeübte Auge wirkt dieses Gefecht zunächst nahezu unverständlich komplex; das Tutorial löst dieses Problem jedoch sehr gekonnt, da es genau die richtige Länge besitzt, die wichtigen Begriffe gut erklärt und der Spieler den einzelnen Schritten leicht folgen kann. Die kreativ aufs Feld gezauberten Partien wissen durchweg zu überzeugen und finden im Singleplayer-Universum nirgendwo auch nur ansatzweise Konkurrenz. Einzig die Balance stimmt nicht immer. Die meisten Rätsel sind angenehm knifflige Kopfnüsse, aber ein paar wenige überspannen den Bogen ins Frustrierende und arten zu sehr in Trial&Error aus. Andererseits gibt es wiederum Schlachten, die sehr leicht von der Hand gehen und dem Spieler kaum Kopfarbeit abverlangen. Da die Kämpfe aber nie allzu lang dauern, sind die schnell geladenen Neustarts gut zu verkraften und der errungene Sieg belohnt dann umso mehr.

Und selbst wenn das Karten-basiere Kampfsystem zunächst nicht überzeugend wirken würde, so übernehmen diese Aufgabe die wundervoll geschriebenen Dialoge, Briefe und Geschichten in Kombination mit der ausgezeichneten schauspielerischen Leistung der Sprecher des vollständig vertonten Abenteuers. Gestützt von einer fantastischen Gruppe von Verbündeten und Feinden, navigiert sich Meve durch eine tödliche Welt, voll mit offenen Kämpfen und politischen Betrügereien. Dies bietet eine Tiefe für die jeweiligen Charaktere, welche selbst in hochkarätigen Serien selten zu finden ist, geschweige denn in Spielen. Ihre trockene, sachliche Art strahlt sehr viel Macht aus, übersteht sie doch die gesamte Zeit die Irrungen und Wirrungen der Führung einer Nation und ist gleichzeitig die Speerspitze einer verteidigenden Armee mit einer rauen Anmut, was sie zu einem extrem sympathischen Charakter macht, selbst in Zeiten harter Entscheidungen.

Fehlende Touchscreen-Unterstützung

Viel zu oft kann man bei Portierungen auf Nintendo Switch das Fehlen der Touchscreen-Unterstützung im Handheld-Modus bemängeln und tatsächlich ist dies bei „Thronebreaker“ der größte Kritikpunkt. Die Natur der Kämpfe und Erkundungen bietet sich für die Bedienung via Touchscreen perfekt an, doch leider ist genau das nicht möglich. Es wäre zwar eine ideale Ergänzung, die Realität schadet der ansonsten wunderbaren Spielerfahrung jedoch keineswegs.

Kartenspiel und Rollenspiel

Zwischen den Kämpfen bereist Meve die zahlreichen Nebenschauplätze und Straßen Lyriens und sammelt Ressourcen in Form von Holz, Gold und Truppenstärke. Diese Ressourcen werden entweder genutzt, um das eigene Lager auszubauen, um so beispielsweise Meve schneller über die Karte zu bewegen, oder um komplett neue Karten zu erstellen. Einzelne Karten müssen Stück für Stück an verschiedenen Orten gesammelt werden, um sie zu einer kompletten Karte zusammenzusetzen. Komplett eigenständig bei der Gestaltung des eigenen Decks ist der Spieler jedoch nicht. So gibt es immer wieder mehr oder weniger natürliche Grenzen, welche Karten auf jeden Fall mitgenommen werden müssen.

Nebenquests werden vereinzelt angeboten, sind narrativ hervorragend in die Gesamtstory eingebaut und bieten durch ihre vollständige Vertonung eine atmosphärische Erfahrung unabhängig von ihrer Tragweite. Dabei gilt die Devise, je mehr Gutes man tut und je mehr Ressourcen gesammelt werden, desto zufriedener ist die eigene Armee. Immer wieder wird der Spieler aufgefordert, teilweise schwere Entscheidungen zu treffen, welche sich dann nicht nur auf Ressourcen und Moral der Truppe auswirken, sondern auch Konsequenzen für die Entwicklung der Geschichte haben können. Zusätzliche Hintergrund-Informationen halten Gespräche mit der größer werdenden Gefolgschaft innerhalb des eigenen Lagers parat. So findet sich der Spieler in einer wunderbar abwechslungsreichen Erfahrung wieder, zwischen packenden Duellen, entspannenden Gesprächen und belohnenden Erkundungstouren.

Technisch hochwertige Umsetzung

Insbesondere im Handheld-Modus zeigt sich die Spielwelt in ihrer kompletten Schönheit, zumindest wenn man den Grafikstil mag. Jede illustrierte Karte ist farbintensiv und voll mit Details. Die Charakter-Modelle in den Zwischensequenzen sind hochwertig gezeichnet und die Sprachausgabe ist, wie bereits beschrieben, nicht nur einwandfrei, sondern bietet gemeinsam mit der erstklassigen Soundkulisse eine hervorragend atmosphärische Erfahrung im „Witcher“-Universum. Selbstverständlich zeigt sich hier nicht die Grafikpracht eines „The Witcher 3“, aber das ist für ungefähr 20 Euro auch nicht zu erwarten. Die Switch-Version verliert also nichts von ihrem Zauber und durch die behobenen Anfangsprobleme der anderen Versionen fühlt sich das Spiel auf Nintendo Switch mehr als heimisch.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Wer sich bis zum Fazit dieses Tests durchgearbeitet hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem einen oder anderen Weg der Welt des Witchers verfallen. Und für alle Fans dieses Universums ist „Thronebreaker: The Witcher Tales“ nicht nur für sich eine fantastische Erfahrung, sondern bietet auch eine wunderbare Kombination aus Kartenspiel und Rollenspiel, die in dieser Kreativität außer Konkurrenz steht. Die kleinen Abzüge bei Balance und fehlender Touchscreen-Unterstützung sind im Vergleich zum ansonsten hochkarätigen Angebot zu verkraften.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 01.03.2020, 10:25
    schade wegen dem fehlenden Touchscreen Support aber ist ja kein Beinbruch
    wird beim ersten großen Sale direkt mal zugeschlagen