Der König aller Helden-Shooter feiert sein Debüt auf Nintendo Switch. Der Hype um das Genre ist mittlerweile allerdings abgeschwächt, sodass auch die Spielerzahlen auf den anderen Plattformen entsprechend gesunken sind. Klappt die Wiederbelebung auf Nintendo Switch, oder haben die Macher bei der Portierung gepatzt?
Ohne Online, keine Schlachten
Bevor es in das Hauptmenü geht, werden sich einige Spieler wundern, denn die Konsole muss permanent mit dem Internet verbunden werden. Wer sich also erhofft hat, die Solo-Modi unterwegs genießen zu können, um sich für die eigentlichen Schlachten vorzubereiten, wird bitter enttäuscht. Nicht einmal das Hauptmenü wird angezeigt, wenn die Verbindung unterbrochen wird.
Ist man daheim, geht es mit einem Tutorial los, allerdings sollte man zuerst den Sandkasten aufsuchen. In einem Trainingsbereich kann der Spieler nämlich die verschiedenen Helden sowie deren Fähigkeiten ausprobieren, um sich mit ihnen vertraut zu machen. Da es ganze 31 Helden gibt, ist das empfohlen, schließlich möchte man später sein Team nicht deshalb runterziehen, weil man nicht weiß, über welche Besonderheiten der eigene Held verfügt.
Der schwierige Weg zur kleinen Konsole
Inhaltlich ist das Spiel identisch mit den anderen Versionen; es ist die Technik, in der man Unterschiede sehen wird. Insbesondere auf dem TV sind die Farben weniger kräftig, die Kanten unsauber und auch die Bildrate deutlich instabiler, was den Spielfluss in hitzigen Gefechten beeinträchtigt. Interessanterweise wird all das behoben, sobald man die Konsole aus dem Dock entfernt. Besser ist da schon die Bewegungssteuerung, die sehr gewöhnungsbedürftig ist, die Steuerung einiger Charaktere aber erleichtert.
Dass das Bild im Handheld-Modus besser aussieht, dürfte wohl an der Bildschirmgröße liegen, die die Unfeinheiten kaschiert. Auch die Bildrate ist stabiler, insgesamt wird hier aber keine Perfektion erreicht. Immer wieder kann es zu kleinen Einbrüchen kommen, wobei nur 30 Bilder pro Sekunde angepeilt werden. Ehrlicherweise stört das weniger, wenn man die bisherigen Versionen verpasst hat, denn auch in der aktuellen Form bleibt „Overwatch“ sehr spielbar. Dennoch sollte ein Patch in Zukunft die Leistung verbessern, damit alles aus der Konsole rausgeholt wird, was aktuell möglich ist. Das gilt auch für das Laden der Charaktere, die häufig zum Matchbeginn lediglich als leuchtende Kugeln dargestellt werden, was zu einem großen Problem werden kann. Zumindest ist der Voice Chat integriert, sodass man nur ein Headset anschließen muss, um sich mit seinen Teamkollegen zu unterhalten.
Gewohntes
Das eigentliche Spielprinzip ist schnell erklärt. In Teams aus sechs Personen treten zwei davon in diversen Modi gegeneinander an, wobei das Ziel stets anders ist. Neben dem normalen Team-Deathmatch müssen manchmal Aufgaben bewältigt, mal Areale eingenommen oder verteidigt oder ein Objekt eskortiert werden. Alle Modi sind sehr kurzweilig, doch die Zusammenarbeit bleibt Pflicht. Nur, wer sich auf seine Mitspieler abstimmt, wird gegen die feindlichen Teams ankommen.
Alle Modi unterhalten bestens und können sogar durch den Game Browser speziell angepasst werden, um sie mit Fremden oder Freunden zu genießen. Der Arcade-Modus ist besonders interessant, schließlich werden hier abwechslungsreiche Modi geboten, in denen mal Spieler einzeln antreten, mal die Helden automatisch ausgewählt werden. Auch die zehn Karten wurden perfekt designt und sorgen für großartige Matches.
Grandiose Kämpfer
Die größte Besonderheit an „Overwatch“ sind aber die großartigen Charaktere. Ganze 31 gibt es mittlerweile davon, die sich stark voneinander unterscheiden. Tracer kann sich zum Beispiel teleportieren, Mery heilt Verbündete wie ein Engel und Wrecking Ball ist ein Hamster, der sich in eine Kugelmaschine zurückziehen kann, um mit einem Enterhaken an Pfeilern entlang zu schwingen. Die Designs könnten nicht besser sein und versprühen eine unglaubliche Persönlichkeit.
Insbesondere spielerisch sorgen sie für ein buntes Feld. Jeder Held spielt sich anders und erfordert mitunter völlig verschiedene Strategien. Um das nicht zu überwältigend zu gestalten, sind alle in drei Kategorien eingeteilt, sodass man schon vor der Auswahl weiß, ob man offensiv oder defensiv vorgehen sollte. Alle durchzuprobieren und ihre Feinheiten zu erlernen, dauert viele Stunden, in denen man versucht herauszufinden, welche Helden dem eigenen Spielstil zusagen.
Optisches Glücksspiel
Die Progression gehört wohl zu den umstrittensten Aspekten des Spieles. Mit jedem Aufstieg erhält der Spieler nämlich eine Lootbox, aus der zufällige Kostüme, Stimmen und Spraypaints entspringen können. Diese zu sammeln, könnte unterhaltsam sein, der Zufallsfaktor kann aber auch dafür sorgen, dass man sehr lange warten muss, bis man Gegenstände für einen Helden erhält, mit dem man gerne spielt. Zwar kann man mehr Boxen in speziellen Events erhalten, der Spielfluss verändert sich aber irgendwann. Insbesondere Gelegenheitsspieler werden merken, dass es immer länger dauert, bis man begehrenswerte Items erhält.
Abhilfe gibt es in einer Form, die aktuell von zahlreichen Regierungen geprüft wird. Man kann sich die Boxen nämlich auch mit Echtgeld kaufen, wobei man den größten Rabatt erhält, wenn 39,99 Euro in 50 Boxen investiert werden. Keine der Belohnungen beeinflusst das eigentliche Gameplay, doch wenn es schon so eine große Vielfalt gibt, frustriert es enorm, dass diese hinter einer derart nervigen Schranke versteckt wird.
Bisher gibt es sechs Kommentare
Frage: Ihr bemängelt den Onlinezwang. Hab ich übersehen das es auch einen Singleplayer gibt? Das ist doch bis auf den Trainingsmodus nur gegen andere oder?