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Divinity: Original Sin 2

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Divinity: Original Sin 2

Einige Rollenspiele sagen von sich, dass sie groß sind. Einige sagen, dass sie dem Spieler viele Entscheidungen überlassen. Einige sagen, dass man sie so spielen kann, wie man will. Doch kaum eines vereint diese Tugenden so sehr wie „Divinity: Original Sin 2“!

Selbstgemachter Held

Eine interessante Besonderheit bietet der Charaktereditor von „Divinity: Original Sin 2“. Es gibt sowohl einige vorgefertigte Charaktere als auch die Möglichkeit, einen komplett eigenen zu erstellen. Vorgefertigte Charaktere haben dabei den Vorteil, dass sie ihre eigene Hintergrundgeschichte mitbringen. Diese spiegelt sich dann auch an unterschiedlichen Stellen wie den Gesprächen wider. Doch auch ein selbsterstellter Charakter hat seine Vorzüge. Zwar gehen die Auswahlmöglichkeiten nicht zu sehr in die Tiefe, doch Besonderheiten wie die Wahl des Instruments, das den eigenen Siegeszug untermalt, stellen zufrieden. Spannend sind auch die untoten Varianten. Nicht nur auf die Optik wirken sich diese aus, sondern auch auf die Reaktionen vieler Personen sowie auf die notwendige Spielweise. Schon beim Erstellen des Charakters wird also eines deutlich: Es lohnt sich, das Spiel mehrfach zu spielen – wenn man denn die Zeit aufbringen kann, diesem Mammut-Titel mehr als einen Durchgang zu widmen.

Verschleppt

Das Spiel startet auf einem Schiff. Als Quellenmagier wird man dafür verantwortlich gemacht, dass Monster die Städte angreifen. Daher sollen sie in der Freudenfeste vom Rest der Welt abgeschottet werden. Die Schiffsfahrt dorthin stellt die Einführung ins Spiel dar, die sehr schön in den Spielfluss eingeflochten ist. Die grundsätzlichen Elemente des Spiels hat man nach dieser ersten Stunde verinnerlicht und somit eine sehr gute Grundlage, im weiteren Verlauf des Spiels klarzukommen. Und bereits innerhalb dieses Prologs merkt man an jeder Ecke, wie stimmig die Welt ist. Versucht man zum Beispiel im Sichtfeld einer Wache zu schleichen, wird dies mit einem passenden „Ihr versucht doch nicht etwa zu schleichen, weil ihr etwas vorhabt?“ quittiert.

Geschichtsschreibung

Schon das Ende des Prologs macht deutlich, wie viel Wahlmöglichkeiten einem das Spiel bietet. Ein wenig typisch – was man über den Rest der Geschichte jedoch glücklicherweise nicht sagen kann – endet die Schiffsreise in einem Desaster. Doch das persönliche Schicksal bleibt in den eigenen Händen. Springt man direkt ins rettende Beiboot? Rettet man vorher die anderen Magier? Oder hilft man sogar einer der Wachen? Dabei wird nicht einfach zwischen gut und böse unterschieden. Selbst für die direkte Flucht zeigt manch eine Person Verständnis, und das mit einer glaubhaften Begründung. Egal wie man sich entscheidet, man wird mit den Konsequenzen leben müssen. Und das ist definitiv positiv gemeint, denn die eigenen Handlungen spiegeln sich oft so deutlich in der Welt und bei ihren Bewohnern wider, dass man von der Geschichte, die man so aktiv mitschreibt, gefesselt wird.

Natürlichkeit

Doch nicht nur alleine die Geschichte motiviert, immer weiter zu spielen, sondern auch das Kampfsystem. Es ist wie schon beim Vorgänger rundenbasiert, so dass man mit einer vorgegebenen Anzahl an Aktionspunkten auskommen muss. Schon die je nach Klasse unterschiedlichen Möglichkeiten an Angriffen und Magie lassen viel unterhaltsamen Spielraum zum Ausprobieren. Das Highlight ist aber, wie die Spielwelt die Kämpfe beeinflusst. Da die Kämpfe stets an Ort und Stelle stattfinden statt in einem separaten Kampfbildschirm und die Umgebungen sehr abwechslungsreich und glaubwürdig gestaltet sind, muss man in jeder Situationen neu überlegen, wie man am besten vorgeht. Dabei bringen natürliche Gegebenheiten wie Höhenunterschiede glaubwürdige Vor- und Nachteile, und auch das Wetter spielt eine Rolle. Ein Feuerzauber bei Regen ist eben nicht die beste Wahl. Besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden muss man all das gut für sich nutzen, denn auch die Gegner werden dies machen, was auch ihnen Glaubwürdigkeit verleiht. Wer dagegen die Geschichte für sich deutlich in den Vordergrund stellen möchte, kann dank mehrerer Schwierigkeitsgrade die Kämpfe auch zum Kinderspiel machen.

Lebendig

Nicht nur die eingangs erwähnten Entscheidungen, die die Geschichte beeinflussen, lassen die Welt lebendig werden. Es sind auch die Möglichkeiten, die man während des Spielens hat. Ein Untoter hat zum Beispiel eine sehr eklige aber ebenso effektive Methode, sich als Lebender auszugeben. Nahezu jede Situation hat mehrere mögliche Herangehensweisen. Ob man einen Konflikt mit Reden oder durch den Kampf löst, oder aber gar in der Umgebung noch eine weitere Lösung findet – keine der Möglichkeiten wirkt aufgesetzt. Das Spiel nur einmal zu beenden, kann schon bis zu 100 Stunden dauern, doch wenn man bedenkt, wie unterschiedlich sich die Klassen spielen, was für Entscheidungen man treffen muss und was man sonst noch alles in der Spielwelt anstellen kann, fühlt sich auch Durchgang zwei fast genauso frisch an wie der erste.

Umgesetzt

Dass man die lange Spielzeit genießen kann, ist auch der komfortablen Umsetzung des ursprünglichen PC-Titels auf eine Konsole zu verdanken. Die Steuerung wurde sehr gut auf den Controller angepasst, so dass man nach kurzer Eingewöhnungszeit alle Funktionen verinnerlicht hat. Einzig die Navigation durch die Menüs bleibt auch bis zum Ende sperrig.

Switch

Es ist zwar sichtbar, dass die Switch-Fassung im Vergleich in Sachen Auflösung und Texturen den Kürzeren zieht. Dafür hat man die Details jedoch beibehalten, so dass alle Umgebungen immer noch genauso vollgestopft sind mit Details und die Bildrate trotzdem immer brav auf hohem Niveau bleibt. Vor allem in Sachen optischer Abwechslung bietet das Spiel mehr als genug, auch über die Genre-Standards hinaus. Noch beeindruckender ist allerdings die englische Sprachausgabe. Es wurden nicht nur alle Dialoge vertont, auch die Qualität ist durchweg hoch. Was man jedoch vermisst, ist der Splitscreen-Mehrspielermodus. Hier reicht dann die Leistung der Hardware wohl doch nicht mehr aus, doch immerhin dürfen die Abenteuer online immer noch zu viert angegangen werden. Als Entschädigung gibt es aber Cross Save mit der Steam-Version. Wer also am PC angefangen hat, darf nun auch unterwegs losziehen.

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Fazit & Wertung

In nahezu allen Belangen gestaltet sich „Divinity: Original Sin 2“ episch. Eine tolle Geschichte, die man selber mitgestaltet, gesellt sich zu einem fesselnden Kampfsystem. Man hat einfach so viele Möglichkeiten, dass man stundenlang in der Spielwelt versinken kann. Und am Ende wird man darüber nachdenken, ob man nicht mit einer anderen Klasse nochmal loslegen sollte, um vielleicht die Folgen anderer Entscheidungen zu erleben.

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