Spiele • Switch

Amnesia: Collection (eShop)

Mehr zum Spiel:

Amnesia: Collection (eShop)

Kaum ein Spiel steht so sehr für die Wiederbelebung des Horror-Genres wie „Amnesia: The Dark Decent“. In einer Zeit, in der klassische Reihen entweder enttäuschten oder sich dem Action-Genre zuwandten, konnte das Spiel aufgrund seines Fokus auf reinen Horror zahlreiche Fans begeistern. Zudem inspirierte es zahlreiche Entwickler, von denen sich einer sogar an einen Nachfolger wagte. Nun erreicht die gesamte Kollektion Nintendo Switch, doch wie gut sind die Titel wirklich gealtert?

Amnesia: The Dark Descent

Der Startpunkt ist natürlich der Klassiker selbst. Der Spieler wacht als Daniel wieder auf, der an der titelgebenden Amnesie leidet und sich in einem Schloss wiederfindet. Kurz nach seinem Erwachen findet er Notizen, die er selbst geschrieben hat und die ihn auf einen finsteren Pfad führen. Die Handlung wird häufig kryptisch und durch Notizen erzählt, ist dafür aber durchweg spannend. Über die gesamten sieben Stunden hinweg weiß der Spieler stets nur so viel wie Daniel selbst, wodurch es überraschend einfach ist, sich in ihn hineinzuversetzen. Zudem wurden die Wendungen sowie die Auflösung dermaßen perfekt eingearbeitet, dass wohl keiner diese Reise vergessen wird.

Spielerisch gibt es allen voran zahlreiche Rätsel. Der Spieler muss das Schloss erkunden und dabei immer wieder diverse Aufgaben erledigen, um neue Bereiche zu erreichen. Natürlich gibt es auch Monster, die für eine gehörige Portion Panik sorgen. Daniel kann sich nämlich nicht wehren und muss deshalb immer wieder die Flucht ergreifen, wobei Türen mühsam geöffnet und geschlossen werden müssen, bis ein Versteck gefunden ist. Zudem muss der Spieler eine Öllampe regelmäßig befüllen, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Füllt sich nämlich die entsprechende Anzeige, zum Beispiel durch das Anschauen der Monster, tauchen plötzlich Halluzinationen auf. All diese Mechaniken funktionieren perfekt miteinander und werden durch tolles Leveldesign sowie clevere Monster erst dann eintönig, wenn das Ende erreicht wurde. Dabei kommt der Horror weniger durch Jumpscares zustande als durch die ständige Bedrohung sowie die Panik, wenn man auf der Flucht ist.

Amnesia: Justine

Obwohl Frictional Games bereits mit den Gedanken bei „Soma“ war, erschien 2011 mit „Amnesia: Justine“ eine Erweiterung für das erfolgreiche Spiel. Diesmal bleibt der Name der Protagonistin unbekannt, dafür meldet sich eine sogenannte Justine, die die neue Heldin in „Saw VI“-Manier in diverse Prüfungen steckt. Dabei geht es um Rätsel, die gelöst werden müssen, um unschuldige Menschen zu retten. Der Spieler kann stets selbst entscheiden, ob er die Opfer rettet, oder sie ignoriert, um das eigene Überleben zu erleichtern.

Aufgrund der Tatsache, dass es sich nicht um einen vollständigen Ableger handelt, ist „Amnesia: Justine“ natürlich viel kürzer, dafür aber nicht weniger intensiv. Das liegt auch an drei Feinden, die die Heldin immer wieder jagen. Diese tauchen jedoch nur in bestimmten Gebieten auf, während das Lichtmanagement komplett entfällt. Auch die Wahnsinns-Anzeige wurde stark entschärft und dient somit eher als Fußnote, anstatt den Ablauf zu beeinflussen. Dennoch ist auch hier der Horror sehr effektiv, insbesondere durch den Realismus. Die Auflösung ist leider vorhersehbar, wird deswegen aber nicht weniger fantastisch präsentiert.

Amnesia: A Machine for Pigs

Größer ist nicht immer besser. Zumindest ist dies das Fazit vieler „Amnesia“-Fans, nachdem sie den Nachfolger gespielt haben. Dabei sollte man sich selbst einen Gefallen tun und akzeptieren, dass keine Zwei im Titel steht. „Amnesia: A Machine for Pigs“ wurde passenderweise auch von The Chinese Room entwickelt und unterscheidet sich in vielen Elementen von seinen Vorgängern. Das Inventar entfällt, die Öllampe wird elektronisch betrieben und selbst der Wahnsinn entfällt komplett, um ein neues Spielgefühl zu erzeugen. Oswald ist nämlich der neue Protagonist und findet sich zwar in der Welt von „Amnesia“ wieder, dafür aber 60 Jahre nach den Ereignissen des Erstlings. Eigentlich möchte er nur seine Kinder finden, muss dabei aber erfahren, dass die Londoner Straßen von Schweinemenschen erobert wurden. Ein mysteriöser Mann will ihm helfen – doch Vertrauen aufzubauen, erweist sich als schwierige Aufgabe.

Was die Geschichte sowie die Präsentation angeht, kann auch der letzte Teil der Reihe vollständig überzeugen. Die Kulissen sind nun deutlich abwechslungsreicher und größer, was den Horror mitunter nur noch vergrößert. Dafür wird spielerisch insgesamt weniger geboten, denn der Fokus liegt auf Schleichpassagen, wenn man nicht gerade vor Feinden flieht. Die Rätsel sind derweil deutlich einfacher gestrickt und nehmen keine große Rolle mehr ein. Dafür gibt es optisch mehr zu sehen, auch weil die Szenen deutlich spektakulärer daherkommen. Wer einen konsequenten Nachfolger erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Wer hingegen eine dichte Atmosphäre benötigt, wird vollends bedient.

Vergessene Zeit

Normalerweise geht es bei Portierungen auf Nintendo Switch häufig um Downgrades, doch das ist hier nicht der Fall. „Amnesia: Collection“ sieht genau so aus wie auf den anderen Plattformen, was aber nicht unbedingt ein Kompliment ist. Die Spiele haben einige Jahre auf dem Buckel und das sieht man auch. Matschige Texturen sind das offensichtlichste Problem, doch auch die Menge an Details entspricht nicht gerade den Erwartungen, die man heutzutage an das Genre hat. Die Soundkulisse ist zwar gut, doch Kopfhörer sind Pflicht, was am TV für einige Spieler schwierig werden dürfte.

Im Handheld-Modus möchte derweil die Bildrate nicht immer mitspielen, zumindest beim neuesten Teil. Das stört glücklicherweise kaum, doch das häufig sehr körnige Bild sieht durchweg unschön aus. Das größte Problem ist leider die Steuerung, denn präzises Werfen wird zu einem eigenen Albtraum. Auch hektische Verfolgungsjagden werden häufiger scheitern, als es bei der PC-Version mit Maus und Tastatur der Fall ist.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Amnesia: Collection“ beweist eindrücklich, wie gut die drei Spiele auch heute noch sind. Alle von ihnen verfolgen eigene Geschichten, sind aber durch starke Inszenierungen sowie ein Feingefühl für tiefgreifenden Horror miteinander verbunden. Spielerisch werden einige „A Machine for Pigs“ als minderwertig beschreiben, andere werden den größeren Fokus auf die Welt sowie die Handlung dagegen bevorzugen. Leider ist das Alter der Spiele sichtbar, und auch die Steuerung macht einige Passagen schwieriger, als man sie in Erinnerung hat. Wer bislang den Gedächtnisverlust noch nicht erlebt hat, sollte aber einen Blick riskieren.

Das sagen unsere Leser

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.