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Streets of Rogue (eShop)

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Streets of Rogue (eShop)

Die Macher von „Streets of Rogue“ beschreiben das Spiel als Mischung aus „Nuclear Thrones“, „Deus Ex“ und „GTA“ – womit sie kaum richtiger liegen könnten. Das Spiel verspricht eine Mischung aus Immersive Sims und der Möglichkeit, jederzeit die offene Welt ins Chaos zu stürzen, während der Spieler den jeweiligen Helden aus der Vogelperspektive heraus steuert. Das klingt überambitioniert, doch wer dem Spiel genug Zeit gibt, erkennt eine beeindruckende Vielfalt.

Die Bösen gegen die Dummen

Die Geschichte ist völlig unwichtig, wird durch das Tutorial aber wenigstens angeschnitten. In einer unbenannten Stadt wurde ein böser Bürgermeister gewählt, der die Bevölkerung in Schichten eingeteilt, sie unterdrückt und natürlich Chicken Nuggets verbietet. Das kann der Widerstand nicht auf sich sitzen lassen und versucht, die Stadt zu befreien. Die Organisation ist selbst höchst chaotisch, was im Tutorial schon alleine daran ersichtlich wird, dass jemand explodiert, weil er sich zu sehr freut.

Der Ton der Handlung ist hoffnungslos übertrieben, macht aus der Prämisse aber nichts. Stattdessen gibt es flache Witze, unsympathische Charaktere und einen Plot, der völlig austauschbar wirkt. Glücklicherweise streckt sich das nur über die ersten Minuten, denn der eigentliche Humor kommt durch das Gameplay selbst, wie es in einem Immersive Sim auch sein sollte.

Willkommen im Widerstand

Der Spieler steuert nämlich nicht einen einzigen Charakter, sondern darf sich einen von über 20 auswählen. Der Widerstand besteht aus Bürgern, deshalb darf man sich an Alltagshelden wie einem Arzt, einem Baarkeeper oder einem Hacker, aber auch verrückteren Persönlichkeiten wie einem Vampir, Kannibalen oder Investmentbanker versuchen. Jeder von ihnen verfolgt neben dem Ziel, den obersten Distrikt zu erreichen und den Bürgermeister zu stürzen, auch persönliche Agenden. Das Gang-Mitglied will natürlich alle der konkurrierenden Gruppe ausschalten, während der Zombie jeden Bürger infizieren will. Zusätzliche Schwierigkeiten kommen unter anderem für den Polizisten hinzu, der jeden Auftrag gemäß dem Gesetzt erledigen möchte. Für das Erfüllen gibt es auf jeder Ebene Boni, die jede Mission leichter gestalten.

Genau hier kommt der Fortschritt ins Spiel, denn die meisten Bürger müssen erst freigeschaltet werden. Die Bedingungen stehen direkt in der Charakterauswahl, sodass man direkt auf diese hinarbeiten kann. Zudem gibt es häufig als Belohnung Chicken Nuggets, die sich gegen neue Boni freischalten lassen, von denen dem Charakter beim Level-Aufstieg drei zufällige angeboten werden. Das motiviert ordentlich, schließlich verändern gerade die Alltagshelden den gesamten Ablauf – in Kombination mit optionalen Cheats sogar noch mehr.

Zufällige Stadt

Die Level selbst sehen leider auf den ersten Blick höchst unspektakulär aus. Es gibt verschiedene Räume, häufig auch Gefängnisse oder normale Geschäfte. Auf einer Karte werden derweil die verschiedenen Missionen angezeigt, die meist daraus bestehen, Gefangene zu befreien, Objekte zu zerstören oder Schalter zu betätigen. Anfangs wirkt das alles simpel, doch nach einigen Spielstunden entpuppt sich die unglaubliche Spieltiefe. Es gibt stets zahlreiche Methoden, Aufgaben zu erledigen. Man kann an Türen klopfen, um Wachen an einen bestimmten Punkt zu locken, Wände wegsprengen oder eine Armee aus Gorillas zusammentrollen, um alle Fallen auszulösen, damit der eigene Held nicht selbst in diese tappt. Das einzige Problem dabei ist, dass der Spieler selbst experimentieren muss, um die Vielfalt zu entdecken. Der offensichtlichste Weg ist nämlich insbesondere in den ersten Stunden der bequemste, sobald die Gegner aber selbst aktiver werden und nicht nach ein paar Schlägen sterben, wird die Herausforderung größer.

Weil die Ebenen zufällig generiert werden, kann man sich vorher nie sicher sein, welche neuen Gefahren im Run auftauchen. Mitunter geraten einige Ebenen ins völlige Chaos und alle töten sich gegenseitig, noch bevor der Spieler selbst agiert, oder der Held muss leise sein, um nicht von sehr sensibel agierenden Wachen getötet zu werden. Gerade diese Überraschungen garantieren einen abwechslungsreichen Ablauf. Der große Reiz besteht aber daraus, immer wieder andere Wege zu finden, die Missionen zu erledigen. Leider ist das eigentliche Layout der Ebenen wenig überraschend und dieselben detaillosen Gebäude fügen sich nicht in lebhafte Umgebungen zusammen. Obwohl der spielerische Aspekt immer besser wird, gibt es gravierende Aussetzer im Levelaufbau und der Optik.

Umstürzen im Team

Die Steuerung funktioniert so, wie man es aus Twin-Stick-Shootern gewöhnt ist, auch wenn der Kampf mit Schusswaffen nicht allzu unterhaltsam sind. Die normalen Waffen kommen nicht wuchtig einher, wohingegen Raketenwerfer und ähnliches wunderbar funktionieren, wenn sie Wände zerstören. Die Steuerung ist etwas unpräzise, sorgt aber auch dafür, dass man die normalen Kämpfe meidet und nach besseren Methoden sucht.

Noch unterhaltsamer wird das Spiel derweil im kooperativen Modus. Bis zu vier Spieler dürfen lokal und online gemeinsam dem Widerstand beitreten und genau hier entfaltet sich das Potential noch weiter. Da jeder andere Charakterklassen auswählt, entpuppt sich die Zusammenarbeit als riesiger Vorteil. Ein Hacker kann Gorillas befreien, die sich daraufhin ihrem spielbaren Artgenossen anschließen. Während die Stadt im Chaos versinkt, kann der Dieb derweil ungestört Tresore öffnen – und das ist lediglich ein simples Beispiel für die gigantische Menge an Möglichkeiten.

Fehlender Szenenwechsel

Der Artstil ist sehr simpel gehalten und punktet nicht immer. Ähnlich wie der Levelaufbau sind auch die Hintergründe stets leblos und wirken viel zu simpel gestaltet. Ausnahmen fallen zwar immer positiv auf, sind aber viel zu selten, als dass sie durchgehende Vielfalt einbringen. Die Charaktere sind zwar vielfältig, aber ebenfalls sehr leblos gehalten und erinnern eher an Mini-Versionen der Figuren aus „The Escapist“.

Der Soundtrack ist derweil angenehm, manchmal ruhig und manchmal rasant. Die Soundeffekte entpuppen sich dafür als Highlight und auch nützlich, schließlich ist es leicht, in Fallen zu tappen, wenn man der Umgebung nicht zuhört. Besonders dann, wenn ganze Strukturen in Flammen aufgehen, wirkt das Knistern des Feuers über Kopfhörer sehr realistisch.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Die schiere Kreativität, die dem Spieler in „Streets of Rogue“ ermöglicht wird, fesselt über viele Stunden. Egal ob als Dieb, Vampir oder Gorilla, dank den vielen Charakteren und Fähigkeiten gepaart mit zufällig generierten Leveln kommt keine Langeweile auf. Vor allem im Mehrspieler-Modus ergeben sich spannende Runden, die das Immersive Sim Genre bestens umsetzen. Lediglich die langweilige Optik und das häufig monotone Leveldesign verhindern, dass „Streets of Rogue“ zum sofortigen Klassiker wird.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von FallenDevil
    FallenDevil 03.09.2019, 21:57
    Hab Streets of Rage gelesen, BARE KNUCKLEEE!!! gebrüllt während ich mein Bier in den Subwoofer warf und mich dann so richtig geärgert...