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Stranger Things 3: The Game (eShop)

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Stranger Things 3: The Game

Netflix ist mit „Stranger Things“ auf Gold gestoßen. Alleine innerhalb der ersten sechs Tage haben über 40 Millionen Haushalte das neueste Abenteuer rund um Elfi und die Bürger von Hawkins verfolgt, wodurch die düstere und leichtherzige Serie zu den erfolgreichsten überhaupt für den Streaming-Dienst gehört. Obwohl das Telltale Games-Projekt eingestampft wurde, erschienen bereits zwei Spiele zur Serie, wenn auch nur auf dem Smartphone. Der neueste Teil schafft den Sprung auf die Konsolen, doch kann „Stranger Things 3: The Game“ mehr, als nur die Fans zu unterhalten?

Zurück in die Vergangenheit

Normalerweise würde es an dieser Stelle um die Handlung gehen, doch wer wissen will, worum es geht, sollte sich die Netflix-Serie selbst anschauen. Das Spiel deckt nämlich die gesamten Ereignisse ab, vom Forschungsprojekt und Weg ins Kino bis hin zum bombastischen Finale. Einige Szenen wurden beeindruckend genau nachgestellt, dennoch fehlen viele Verbindungsstücke, wenn man nicht weiß, was eigentlich geschehen sollte. Fans werden natürlich sofort verstehen, worum es geht und was geschieht, doch wer noch nichts mit der Reihe zu tun hat, kann die Ereignisse nur bedingt verfolgen und wird mehr Fragen haben, als Antworten.

Das ist nicht unbedingt ein Kritikpunkt, sondern beweist, welche Zielgruppe die Macher ansprechen wollen. Zu den Spielern sollten ausschließlich diejenigen gehören, die gerade die neuesten acht Folgen gesehen haben und nicht genug von Hawkins und den unterhaltsamen Charakteren bekommen können. Gelegentlich werden Szenen erweitert und kleine Nebenhandlungen eingefügt, die es in der Vorlage nicht gab. Diese sind aber eher ein netter Bonus, anstatt wirklich Mehrwert zu bieten. Zusätzlich darf man Videospiellogik der 80er Jahre erwarten, denn bereits im ersten Level darf Mike einen Wachmann verprügeln.

Prügeln hoch zwölf

Diese Art der Geschichtenerzählung wird auch durch das eigentliche Gameplay unterstrichen, dass sich an vergangene Zeiten anlehnt. Aus der isometrischen Perspektive heraus steuert der Spieler einen der zwölf Helden durch verschiedene Gebiete, verprügelt Gegner, schlägt auf Kisten ein, um Münzen oder Items zu erlangen oder löst simple Rätsel, um voranzuschreiten. Die Kämpfe stehen häufig im Fokus, und obwohl das Kampfsystem selbst sehr simpel gehalten ist, kommt durch die verschiedenen Charaktere Abwechslung ins Geschehen.

Der Spieler darf nämlich häufig zwischen mehreren Charakteren wechseln, die allesamt ihre Eigenheiten mitbringen. Mike nutzt zum Beispiel einen Baseballschläger, Lucas feuert mit seiner Schleuder und wenig überraschend lässt Elfi ihre übernatürlichen Kräfte spielen, um Objekte aus der Distanz heraus zu bewegen. Da man häufig zwischen den Charakteren wechseln muss, nutzt man zudem die gesamte Vielfalt aus, anstatt sich auf seinen Favoriten festzulegen. Und dann wäre da noch das wohl beste Feature.

Gemeinsames Gruseln

Am spaßigsten ist „Stranger Things 3: The Game“, wenn man sich mit einem Freund in den lokalen Mehrspieler-Modus stürzt. Es befinden sich nämlich immer zwei spielbare Charaktere auf dem Bildschirm, weshalb jederzeit ein zweiter Spieler den Joy-Con in die Hand nehmen kann, um selbst an den Prügeleien und Erkundungstouren teilzuhaben. Allerdings wird der Bildschirm dann zusätzlich geteilt, sodass man sich aufteilen kann und nicht durch einen gemeinsamen Ausschnitt begrenzt wird. Das ist durchaus nützlich, wenn man größere Gebiete erkunden will und sorgt für einen flotteren Spielablauf.

Zudem erleichtert das auch das Sammeln von Materialien, um sich Trinkets zusammenzubauen. Diese Boni sorgen dafür, dass Waffen verbessert oder Spezialfähigkeiten verstärkt werden, sodass es sich lohnt, jeden Winkel zu durchforsten, um die Items für das recht simple Crafting-System zu finden. Leider ist dieses System nicht optional, denn immer wieder werden besondere Gegenstände benötigt, um die Geschichte voranzutreiben, was zu nervigem Grind führen kann.

Abenteuer in Hawkins

Anstatt einfach nur die Level abzuarbeiten, bietet das Spiel eine recht offene Welt. Der Spieler kann somit Hawkins im eigenen Tempo erkunden und nicht nur Orte aus den vorherigen Staffeln besuchen, sondern auch komplett neue Areale erreichen, häufig durch die Fähigkeit eines Charakters. Das wird immer entsprechend belohnt, sodass es Spaß macht, die linearen Wege zu verlassen. Zudem gibt es viele Nebenaufgaben, sodass sich die Geldnot in Grenzen hält.

Leider merkt man nach einigen Stunden, dass sich der Ablauf selbst nie verändert. Man läuft durch wichtige Areale, erkundet die Stadt und erledigt Nebenaufgaben, um sich etwas zu kaufen und der nächsten Hauptmission zu folgen. Sobald der Spieler alle zwölf Charaktere freigeschaltet hat, gibt es kaum noch Überraschungen oder neue Elemente, bis auf die spannendsten Kämpfe, auf die man sich freuen kann. „Stranger Things 3: The Game“ entwickelt sich in der zweiten Hälfe deshalb leider zu einem sehr formulierten Spiel, das zwar gut unterhält, sich aber eher für kurze Runden zwischendurch eignet, anstatt wirklich zu fesseln. Hier hätte es geholfen, wenn die Macher ihre nostalgischen Pfade verlassen hätten, um spannenderes Level-Design zu bieten. Da das Abenteuer mit über zehn Stunden zudem länger als die Serie ist, fragt man sich, ob der Spielspaß konstanter geblieben wäre, wenn sich die Macher auf das wesentliche beschränkt hätten. Der Inhalt selbst ist nicht einmal das Problem, sondern das langsame Pacing und die überlangen Level.

Aus einer anderen Zeit

Optisch sind vor allem die Charaktere sowie die wenigen, dafür sehr detaillierten Animationen ein Fest für Fans. Die Helden und Schurken wurden fantastisch in die Pixel-Welt übertragen und haben nichts an ihrem Charme aus der Vorlage verloren. Dasselbe kann man leider nicht über die Kulissen sagen, die sehr eintönig daherkommen und unnötig gestreckt werden, weshalb man sich auf zahlreiche sich ähnelnde Räume einstellen muss.

Zudem gibt es noch einige technische Schwächen, unter anderem die Bildrate, die nicht immer konstant bleibt. Auch die häufigen Ladezeiten stören insbesondere, wenn man die Welt erkundet. Dafür sind die musikalischen Klänge sehr angenehm, und obwohl sich die viele Soundeffekt wiederholen, sorgt ein einfacher Charakterwechsel für eine gelungene Mischung.

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Fazit & Wertung

„Stranger Things 3: The Game“ ist ein unterhaltsames Abenteuer für Fans der Serie. Wer unbedingt die Ereignisse der dritten Staffel nachspielen möchte, zusätzliche Abenteuer erleben und Hawkins erkunden will, ist insbesondere im lokalen Koop-Modus bestens aufgehoben. Leider sorgt ein zähes Pacing sowie zu lang gestreckte Missionen dafür, dass sich der Ablauf festfährt, wodurch die Spielermotivation in der zweiten Hälfte leidet. Das wird hartgesottene Fans aber nicht davon abhalten, den Juli-Anfang in Hawkins zu verbringen.

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