Mit der „Arcade Classics Anniversary Colletion” hat Konami bereits einige Hits der vergangenen Tage neu veröffentlicht. Nun folgt die zweite Sammlung, die eine der berühmtesten und wichtigsten Videospielreihen aller Zeiten auf moderne Konsolen bringt. Doch haben die Macher der „Castlevania Anniversary Collection“ aus vergangenen Fehlern gelernt, oder bleibt die Kollektion hinter den Erwartungen zurück?
Nützliche Funktionen
Bereits der erste Eindruck ist lebendiger, denn das Menü wurde dank passenden Hintergründen deutlich ansprechender gestaltet. Natürlich ist das nur ein optischer Bonus, doch dank passender Text-Einblendungen darf man sich ohne Umwege durchlesen, worum es überhaupt in den Spielen geht. Ansonsten sieht es mit den Optionen nicht unbedingt überwältigend aus. Es gibt nur einen einzigen Savestate pro Spiel und jeweils die Auswahl zwischen sechs Bildformaten. Bei den NES-Spielen geht es hauptsächlich um das Format sowie Scanlines, bei den Gameboy-Spielen gibt es zusätzlich Farboptionen. Ansonsten lassen sich auch nur drei Hintergründe einschalten, hier wäre also definitiv mehr möglich gewesen. Auch Cheats, wie sie in der letzten Sammlung verfügbar waren, fehlen hier komplett.
Der Beginn einer Legende
Der große Vorteil ist hingegen die Qualität der Spiele selbst. Hier gibt es keinen schlechten oder enttäuschenden Teil, sondern ausschließlich starke Vertreter der Reihe. Dabei geht es um die Zeit vor „Symphony of the Night“, also die klassische Reihe. Den Anfang macht das legendäre „Castlevania“, das auch noch heute fantastisch spielbar ist. Natürlich muss man bedenken, dass es sich hier um ein NES-Spiel handelt, und die Sprünge schon damals überhaupt nicht dynamisch waren. Doch das simple Kampfsystem mit der Peitsche und den Subwaffen bereitet auch heute noch eine Menge Spielspaß. Bis auf einige unfaire Stellen ist auch das Leveldesign wunderbar geraten, während die Bosse bis zum großen Finale sehr unterhaltsam bleiben.
Die Fortsetzung wagte sich, wie es damals häufig der Fall war, etwas zu viel. „Castlevania II: Simon’s Quest“ spielt nämlich vor allem abseits des Schlosses, ist offener geraten und beinhaltet einige Rollenspiel-Systeme. Wer sich auf diesen Ausflug einlässt, kann durchaus überrascht werden, dass der Titel weitaus besser als sein Ruf ist. Sogar ein Wechsel zwischen Tag und Nacht erfolgt regelmäßig und verändert das Gameplay. Lediglich einige Rätsel, die die meisten ohne externe Hilfe nicht lösen werden, könnten für Frust sorgen, doch glücklicherweise ist der Zugang zum Internet mittlerweile Standard. Da hier die Meinungen weit auseinandergehen, sollte man sich am besten selbst an das Abenteuer wagen.
Meilensteine der Industrie
„Castlevania III: Dracula’s Curse“ beendet die NES-Trilogie auf einem Höhepunkt und dient sogar als Vorlage zur Netflix-Serie. Spielerisch haben sich die Macher wieder am Ursprung orientiert, allerdings sorgen weitere spielbare Charaktere sowie mehrere Wege dafür, dass es hier deutlich non-lineare zugeht als noch einige Jahre zuvor. Die Level selbst sind durchweg spannend gestaltet und beinhalten zahlreiche Geheimnisse, die man mitunter mit nur einem Charakter erreichen kann. Da man nur einen mit auf die Reise nehmen darf, wird immenser Wiederspielwert geboten.
Mit dem Sprung auf das SNES haben sich die Macher einmal mehr übertroffen, für viele Fans ist „Super Castlevania IV“ nämlich der beste Teil der klassischen Reihe. Dank einer lebendigeren Optik, der Möglichkeit, die Peitsche in acht Richtungen zu schlagen und zahlreichen Anpassungen, die ein flüssigeres Spielerlebnis erzeugen, kann man sich nur in den Titel verlieben. Auch die Bosse sind nun noch beeindruckender und diverse Szenen und Ortschaften gehören zu den Sternstunden der Reihe.
Noch keine Symphonie
Es gab auch zwei GameBoy-Spiele, die leider nicht sonderlich gut gealtert sind. „Castlevania Adventure“ bietet eigentlich dieselbe Formel, doch aufgrund der Systemlimitierungen sind die Level kompakter geraten und das Spieltempo ist weitaus langsamer. Besonders frustrierend sind die Plattformer-Passagen, die viel zu häufig vorkommen und dank der miesen Sprungphysik für eine Menge Frust sorgen, gepaart mit dem Zeitlimit von jeweils 15 Minuten. Auch die Upgrades der Peitsche sind ärgerlich, denn obwohl man einen Feuerball mit dem letzten erhält, verliert man die Fähigkeit nach einem Treffer direkt. Dennoch bleibt es interessant, das Spiel aus der heutigen Perspektive zu erleben, und dank Savestates lässt sich das Ende leicht erreichen. Schade, dass das tolle Remake hier nicht enthalten ist.
Die Fortsetzung „Castlevania II: Belmont’s Revenge“ war glückicherweise deutlich besser. Die Level sind spannender gestaltet, das Spieltempo wurde erhöht und meistens darf man seine Upgrades behalten. Der Titel spielt sich genauso, wie man es sich von einem Gameboy-Spiel der Reihe vorstellen würde und obwohl die Qualität der NES-Spiele nicht erreicht wird, werden Fans der Reihe ihren Spaß damit haben.
Experimentelle Ausflüge
Das letzte klassische Spiel der Sammlung kommt in Form von „Castlevania: The New Generation“, das nicht für eine Nintendo-Konsole erschienen ist, sondern für das Mega Drive. Bereits zum Start muss ein Charakter gewählt werden. Während sich John Morris wie ein Belmont spielt, stellt Eric Lecarde mit seinem einzigartigen Moveset sowie der Lanze eine gelungene Abwechslung dar. Die Level sind definitiv gut gelungen, denn mit einigen klassischen sowie neuen Stages zeigt der Titel, dass er die Reihe respektiert. Leider ist die Steuerung merkwürdig geraten, zum Beispiel lässt sich die Peitsche nur in der Luft diagonal schlagen. Ansonsten ist das in Amerika „Castlevania: Bloodlines“ betitelte Abenteuer solide, doch obwohl das Leveldesign überzeugt, bleibt das Gameplay hinter dem SNES-Hit zurück.
Dann gibt es noch „Kid Dracula“, das niemals in Europa erschienen ist und nun erstmals englische Texte beinhaltet. Im Gegensatz zur Hauptreihe handelt es sich dabei um ein klassisches Jump and Run, bei dem man die junge Version des berühmten Vampirs spielt. Dank guter Steuerung, netten Leveln und schönen Fähigkeiten, die regelmäßig erlernt werden, erweist sich das Spiel als starke Überraschung und große Bereicherung des Paketes. Besonders die Präsentation ist bemerkenswert, seien es die niedlichen Gegner oder die Comic-Effekte bei deren Ableben. Die Mini-Spiele sind derweil interessant geraten, verlangsamen aber den Ablauf anstatt viel Spaß zu bereiten.
Gutes Paket
Ansonsten ist ein unterhaltsames eBook enthalten mit zahlreichen Artworks und Informationen zur Reihe. Weitere Boni, seien es eine Jukebox oder gar mehr Spiele, sind leider nicht enthalten. Zwar war „Castlevania Legends“ kein gutes Spiel, hätte aber die Gameboy-Trilogie abgeschlossen. Ebenso wird „Castlevania: Dracula X“ schmerzlich vermisst, und auch „Castlevania Chronicles“ hätte trotz seines späten Erscheinens wunderbar in die Sammlung gepasst. „Rondo of Blood“ dürfte hingegen wegen „Castlevania: Requiem“ fehlen. Die acht ausgewählten Spiele sind trotzdem gut gewählt, um die Sternstunden oder Ausflüge der Reihe zu repräsentieren.
Update kommt!
Das ist noch nicht alles, denn die Macher haben bereits eine großartige Neuerung versprochen. Demnach sollen die japanischen Versionen kostenfrei nachgeliefert werden. Das hat bei „Castlevania“ eine wichtige Bedeutung, schließlich wurden die Titel für den westlichen Markt in ihrer Gestaltung entschärft und andere, kleine Anpassungen vorgenommen. Das verbessert die Sammlung natürlich, doch da das Paket bereits jetzt wunderbar geraten ist und lediglich erweitert wird, bleibt die Wertung bestehen.
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