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The Princess Guide

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The Princess Guide

Das Team hinter „Penny Punching Princess” kehrt mit einem Spiel zurück, das auf den ersten Blick wie eine Fortsetzung aussieht. In Wirklichkeit möchte „The Princess Guide“ nicht nur vielfältiger, sondern auch deutlich tiefgründiger sein. Das ist ein guter Ansatz, zumindest wenn dem Spieler diese Tiefe auch vermittelt wird.

Auch Prinzessinnen müssen lernen

In „The Princess Guide“ gibt es nicht nur eine, sondern gleich vier Geschichten. Der Spieler übernimmt nämlich die Rolle eines Kriegers, dem die Aufgabe zugeteilt wird, eine von vier Prinzessinnen auszubilden. Deshalb darf der Spieler gleich nach dem Intro eine von ihnen auswählen, was die Geschichte maßgeblich beeinflusst. Sie alle kommen mit einer eigenen Persönlichkeit daher, zum Beispiel der noblen Kämpferin, der leicht verrückten Welteroberin oder auch der hungrigen Dame. Insbesondere die übertriebenen Heldinnen beweisen, dass trotz einiger dramatischer Momente vor allem der Humor an erster Stelle steht. Alle Charaktere sind gnadenlos überzeichnet und die Dialoge übertrumpfen sich nur so mit Wortwitzen.

Leider ist die Vielfalt auch gleich ein Kritikpunkt. Um das wahre Ende zu sehen, muss der Spieler nämlich die Geschichte mit allen vier Prinzessinnen beenden. Das ist einerseits spaßig, denn viele unterschiedliche Situationen und Dialoge mischen den Ablauf auf. Leider gibt es aber sehr viele Überschneidungen, sodass man diverse Zwischensequenzen überspringen kann, da sie sich zwischen den Kampagnen wiederholen. Weiterhin ist das Spiel manchmal zu humorvoll und viele Dialoge, die die Handlung nicht vorantreiben, sind viel zu lang geraten. Diese Filler-Inhalte lassen sich zwar überspringen, doch das sollte nicht das Ziel der Schreiber sein.

Überkompliziert

Die ersten Minuten im Spiel sind zugleich die chaotischsten. Dort wird nämlich das Kampfsystem vorgestellt, durch den die Spieler verschiedene Angriffe ausführen können und zugleich ihre Soldaten befehligen, die ihrem Kommandanten in Form des Spielcharakters oder den Prinzessinnen folgen. Verschiedene Spezialangriffe, Formationen und Kombos werden in einem solchen Tempo vorgestellt, dass man sie direkt nach dem Tutorial schon vergessen hat. Und selbst die Erklärungen sind so kurz und simpel geraten, dass sie dem überraschend tief greifenden Kampfsystem nicht gerecht werden.

Es bedarf viel Willen des Spieles, sich selbst anzuschauen und herauszufinden, welche Vorteile die zahlreichen Kampfoptionen haben. Lange Zeit über genügt es nämlich, einfach nur durch die kurzen Level zu laufen und mit den immer selben Angriffen auf die Gegner einzuprügeln. Der Schwierigkeitsgrad steigt manchmal aber rapide an, und wer zum Beispiel nichts über die verschiedenen Spezialangriffe weiß oder seine Soldaten nicht befiehlt, kann in wenigen Sekunden besiegt werden. Wer sich einfindet, darf sich auf ein sehr rasantes und zugleich vielfältiges sowie taktisches Kampfsystem freuen, das das Spiel nie gut erklärt. Es kommt einem fast so vor, als wollen die Entwickler ihr Talent für Vielfältigkeit verstecken.

Menüpunkt-Rätsel

Dasselbe Problem zieht sich durch das gesamte Spiel, insbesondere, was die Vorbereitungen angeht. Der Spieler kann nämlich seinen Krieger verbessern, Waffen schmieden und verbessern und sogar die einzelnen Soldaten zu noch stärkeren Kämpfern machen. Das ist noch halbwegs simpel, spätestens bei den Prinzessinnen wird man sich aber vor Menüpunkten nicht retten können. Die verschiedenen Optionen werden teilweise erst nach mehreren Stunden erklärt, obwohl der Spieler sie direkt nutzen kann, und selbst dann ist das Verständnis nicht garantiert. Erneut muss man sich einarbeiten, herausfinden, dass die Heldinnen anhand von Lektionen neue Angriffe lernen, ihre Fähigkeiten verbessern und auch permanente Status-Upgrades erhalten können.

Wer die verschiedenen Systeme versteht und sich lange in den Menüs mit diesen beschäftigt, wird erneut belohnt. Es kann wahnsinnig viel Spaß machen, seine Einheiten zu stärken und zahlreiche Anpassungen vorzunehmen, dessen Auswirkungen auf dem Schlachtfeld bemerkbar werden. Wieso aber wird man in konfuse Menüs geworfen, anstatt in einem angenehmen Tempo die Mechaniken vorgestellt zu bekommen? Das Spiel ist einerseits dank der kurzen Missionen sehr kurzweilig, wird aber durch den Konfusen Ablauf ordentlich in die Länge gestreckt. Die letzten Missionen sind sogar kaum zu bewältigen, wenn man nicht lange vorher angefangen hat, die Einheiten zu verbessern, Frust wird also bei vielen aufkommen.

Wartezeiten

Die Levelauswahl ist fast gelungen. Der Spieler wählt auf der Karte nämlich nicht einfach die Missionen aus, sondern muss seine Einheiten dorthin schicken, die daraufhin losmarschieren, was einige Ingame-Stunden benötigen kann. Da es temporäre Missionen gibt, sollte man also zusätzliche Kommandanten anheuern, was über ein entsprechendes Menü möglich ist. In Wirklichkeit benötigt man das aber nicht, solange man den eigenen Krieger sowie die jeweilige Prinzessin gut einteilt. 

Leider ist es der Rückweg, der zum Ärgernis wird. Möchte man nämlich Waffen oder Soldaten verbessern, müssen diese erst wieder zurück in Basis laufen. Sind sie unterwegs, lassen sich nicht einmal Waffen upgraden, da man sie zuerst abnehmen und später erneut ausrüsten muss. Solche Probleme dienen nicht zur Spieltiefe, sondern hätten abgekürzt werden können, da sie den Spielfluss ungemein verlangsamen. Noch schlimmer ist, dass sich Truppen in der Basis erst ausruhen müssen, sodass man warten muss, um sie auf die nächste Mission zu schicken. 

Kein schlechtes Spiel

Das ist alles so schade, weil das Kampfsystem enorm viel Spaß macht und es sehr motivierend ist, seine Einheiten regelmäßig anzupassen. Leider gibt es noch mehr Probleme, so wie einige Mini-Spiele, die trotz 16-bit-Stil spielerisch eher mau ausfallen. Auch die Bosse entpuppen sich als Enttäuschung, denn sie erfordern nicht gerade viel Strategie und erinnern eher an größere normale Gegner.

Besser sieht es da schon mit Relikten aus. Diese sind unregelmäßig in den Level verteilt und dienen oftmals als Fallen, solange der Spieler sie nicht für sich beansprucht. Hält man stattdessen für kurze Zeit A gedrückt, kann man ganze Gegnermassen zu ihnen locken und zusehen, wie sie in den Tod rennen. Es ist zugleich belohnend als auch kurzweilig, sich durch diese kleinen Gegenstände große Vorteile zu verschaffen, allerdings wirken sie manchmal zu willkürlich platziert, um durchweg nützlich zu sein.

Portable Ausbildung

Der optische Stil wird nicht jedem Spieler gefallen, allerdings sind die Charaktere niedlich gezeichnet, solide animiert und die Level sehen trotz fehlender Vielfalt nicht schlecht aus. Die Bildrate bleibt auch bei sehr schnellen Kämpfen stabil, leider ist das Spiel im Test gleich zwei Mal abgestürzt. Die Musik hingegen ist manchmal experimentell und durchweg spannend für ein Spiel dieser Art. Obwohl die Menüs etwas unübersichtlich sind, wurden auch sie sehr stylish animiert, die Präsentation ist also sehr solide ausgefallen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„The Princess Guide“ kann ein sehr gutes Spiel sein, wenn man die vielfältigen Systeme verstanden hat. In die Kämpfe reinzulaufen, Relikte als Fallen zu nutzen und seinen Trupp zu kommandieren ist wahnsinnig unterhaltsam, leider wird nicht jeder den Genuss spüren. Die Tutorials sind viel zu kurz geraten, erklären wichtige Elemente nicht und viel zu oft muss sich der Spieler selbst durch die Menüs einarbeiten, anstatt durch die Spieltiefe geführt zu werden. Einige seltsame Entscheidungen bezüglich der Oberwelt schwächen den ansonsten rasanten Spielablauf, sodass „The Princess Guide“ sein Potenzial verspielt, aber definitiv kein schlechtes Spiel ist.

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