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Our World is Ended

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Our World is Ended. (eShop)

Visual Novels bieten zwar nur begrenzte Interaktion, erfreuen sich allerdings gerade in Japan enormer Beliebtheit. Obwohl sich Nintendo Switch bestens für das Genre eignet, gibt es überraschend wenig Vertreter für das System. Deshalb kommt „Our World Is Ended.“ genau zur rechten Zeit und erzählt eine Geschichte rund um Videospiele. Fesselt das aber auch genug?

Im Spiel im Spiel

Der Spieler schlüpft in die Schuhe von Reiji Gozen, der sichtlich verwirrt in das Abenteuer startet. Schnell wird klar: der junge Mann ist Teil des Entwicklerstudios Judgement 7, deren Mitarbeiter typische Stereotypen vertreten. Das neueste Spiel des Teams soll für eine AR-Brille entwickelt werden, nachdem ihre vorherigen Spiele in diversen Foren schlechtgeredet werden. Durch zu diesem Zeitpunkt unmöglich erscheinende Umstände geraten die Entwickler allerdings in eine virtuelle Welt, in der sie auf Charaktere aus ihren vorherigen Spielen treffen. Dabei wird auch deutlich, dass es kein Zufall ist, dass Reiji zuvor eine katastrophale Zukunft durch die AR-Brille gesehen hat.

Mysterium

Obwohl der Anfang recht langsam verläuft, da zuerst die Hauptcharaktere eingeführt werden, ist bereits das Konzept sehr interessant. Es ist durchaus spannend zu lesen, wie die einzelnen Charaktere völlig unterschiedlich auf ihre verzwickte Situation reagieren, alleine die Grundlage würde dennoch kein spannendes Abenteuer ausmachen. Glücklicherweise werden ständig neue Puzzelteile präsentiert, die manchmal Fragen beantworten, manchmal neue aufwerfen. Ein Mädchen, das ihre Erinnerungen verloren hat, ist nämlich bereits früh ein vielversprechender Hinweis. Zudem begegnen die unverhofften Helden den zahlreichen Gefahren, denn nicht alle fiktiven Wesen sind ihnen freundlich gesinnt. Obwohl der Ton insbesondere anfangs sehr humorvoll ist, gibt es eine Bedrohung, die den Charakteren langsam klar macht, dass tatsächlich viel auf dem Spiel steht.

Unterhaltsame Truppe

Auch eine gute Handlung würde in einem Visual Novel nicht reichen, wenn der Cast nicht unterhaltsam wäre. Anfangs müssen zwei Augen zugedrückt werden, denn alle vorstellbaren Klischees in Bezug auf Otakus treten in personifizierter Form auf. Nach einigen Stunden entfalten sich die Personen allerdings und je mehr man über die einzelnen Protagonisten erfährt, desto stärker unterscheiden sie sich vom Ersteindruck. Nicht jeder macht eine gravierende Entwicklung durch, insgesamt verändert sich die Gruppe im Laufe des Abenteuers aber genug, um nicht langweilig zu werden. Besonders interessant ist dabei Sekai, der Erfinder der AR-Brille, dessen Geheimnisse nach und nach aufgedeckt werden.

Allerdings verliert das Spiel niemals seinen lockeren Ton. Vielmehr ist nahezu jede Person dermaßen überdreht, dass man nicht für eine Sekunde glauben braucht, hier würde es realistisch zur Sache gehen. Das macht zwar einen gewissen Charme aus, wird einige Leser dennoch stören. 

Heldenpfad

Reiji selbst ist wohl der typischste der Bande. Als Neuling des Entwicklerstudios bietet er eine Perspektive, mit der die Spieler wunderbar in die Welt von „Our World is Ended.“ eingeführt werden. Allerdings interagiert er mit den interessanten Mitgliedern, fällt selbst aber viel zu häufig in die typischen Klischees, in die ein männlicher Charakter in Visual Novels meist tritt. Damit sind auch die Entscheidungen gemeint, die meistens nur einige Dialoge sowie die Beziehung mit den weiblichen Charakteren beeinflussen. Diese reagieren je nach Wahl an gegebenen Stellen anders auf Reiji und natürlich kann es auch romantisch zugehen. Anders als bei vielen Konkurrenten gibt es allerdings nicht mehrere Pfade, sondern ein Ende, während der Hauptpfad sich ebenfalls nicht durch die Entscheidungen verändert. Das mindert den Wiederspielwert, allerdings ist dafür die Geschichte durchweg spannend und interessant. 

Bunte Bilder

Die Präsentation ist ziemlich typisch und kommt meist in Form von Charakterbildern auf Hintergründen aus. Diese sind stets gut gezeichnet, dank der japanischen Vertonung wird den Szenen aber erst Leben eingehaucht. Aufgebrochen wird das häufig durch ausgefeilte Artworks, die voller Details überzeugen. Hier wird definitiv keine Lanze gebrochen, doch die Aufmachung ist sehr gelungen und durch das außergewöhnliche Thema wird viel Farbe genutzt, was immer gut aussieht. Die Präsentation passt stets zum Ton des Spieles, denn trotz dramatischer Momente und Hochspannung bleibt das Abenteuer humorvoll.

Der Soundtrack sorgt durch verrückte und fröhliche Klänge dafür, dass der Ton der Geschichte stets getroffen wird. Gerade die emotionaleren oder düsteren Stücke wirken im direkten Vergleich dann wieder zu platt und stechen nicht gerade aus der Masse hervor. Ansonsten sind im Test keine technischen Probleme aufgetreten, die Ladezeiten waren stets kurz und auch die typischen Funktionen, wie Schnellspeichern oder das Ausblenden der Texte sind vorhanden.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Our World is Ended.“ Ist ein gelungenes Visual Novel, dessen Geschichte bis zum Finale spannend und interessant bleibt. Dank des eher humorvollen und lustigen Tons wird das Lesen nie zu anspannend, gleichzeitig wissen auch die emotionalen und ernsten Momente zu überzeugen. Dieser Mix funktioniert wunderbar und wird dank den guten Zeichnungen und dem atmosphärischen Soundtrack zu einer Empfehlung für Genre-Liebhaber.

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