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The Walking Dead: The Final...

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The Walking Dead: The Final Season (eShop)

Der Untergang von Telltale hat Ende 2018 auf einer traurigen Noten enden lassen und große Bestürzung bei Industrievertretern und den Fans ausgelöst. Abseits der ungewissen Zukunft musste aus Kundensicht eigennützig gefragt werden, was mit der bereits bezahlten finalen Staffel von „The Walking Dead“ passieren würde. Skybound Games hat nun das Ruder übernommen und die Entwicklung zu Ende gebracht. Ob Clementines Geschichte zufriedenstellend beendet wurde und das Werk Telltales auf einer positiven Note endet, klären wir im Review.

My Darling Clementine

Erneut schlüpft der Spieler in die Rolle von Clementine, die mittlerweile zu einer jungen Frau herangewachsen ist und versucht, ihr Mündel A.J auf die Gefahren der Zombieapokalypse vorzubereiten. Mit dieser Ausrichtung spiegelt die finale Staffel nun Teile der bereits bekannten Geschichte, denn vorher war es der damalige Protagonist Lee, der versuchte, Clementine vorzubereiten. Nachdem die Plünderung eines verlassenen Hauses schief geht werden die beiden in letzer Sekunde von einer Gruppe Jugendlicher gerettet. Die zusammengewürfelte Gruppe hat in den Überresten ihrer Schule Zuflucht gefunden und nimmt die beiden auf. Zunächst scheinen sie endlich eine Heimat gefunden zu haben, doch die Grundregel der Apokalypse ist weiterhin intakt, Menschen sind die Hauptgefahr. Daher entfalten sich schnell erneut dramatische Ereignisse, alte Bekannte tauchen auf und Clementine muss erneut um ihr Leben kämpfen.

Gezwungen, erwachsen zu werden

Im Rahmen der Handlung wird der Spieler auf zahlreiche Nebenfiguren treffen, die bis auf wenige Ausnahmen durchgehend interessant sind und mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften punkten können. Die ehemaligen Lehrer der Schule haben ihre Schüler im Stich gelassen, die nun selbst ihr Überleben sichern müssen. Dementsprechend thematisiert das Spiel nicht nur die übergeordneten Probleme der Welt, sondern transportiert auch die Sorgen und Probleme von Teenagern in die Zombieapokalypse. In Verbindung mit der Erziehung von A.J setzt sich die Geschichte mit nachvollziehbaren Themen auseinander, ohne sie plump und altbekannt wirken zu lassen. Aus diesen Zutaten zaubert die finale Staffel nicht nur einige emotionale und rührende Momente und lässt nochmal die Magie aufblitzen, für die Telltale bekannt war. 

Negativ fällt nur auf, dass besonders in den ersten beiden Episoden die Erzählung aufgrund der straffen Spieldauer schnell voranschreitet und sich auf spezifische Figuren konzentriert. Als Folge werden einige Nebenfiguren nur im Vorbeigehen abgearbeitet, deren Schicksal und Entwicklungen in späteren Episoden nicht die emotionale Reaktion hervorrufen, die möglich gewesen wäre. Auch muss der Spieler damit leben, dass wie für das Francise typisch, Figuren gelegentlich absolut schwachsinnige Entscheidungen treffen. 

Spielerisch wenig fordernd, aber passend

Wie in vergleichbaren Spielen stellen Dialoge erneut im Mittelpunkt des Spielgeschehens. Eine Altlast der übrigen Spiele von Telltale wurde dabei übernommen. Nicht alle Entscheidungen, die in den Dialogen ausgewählt wurden, werden auch in echte Konsequenzen für die Handlung umgewandelt. Es trägt im Kontext eines narrativen Videospiels natürlich viel zu Immersion bei, wenn man auch den Ton und die Ausrichtung der Figur wählen kann. Es ist dann ärgerlich, wenn die kleineren Entscheidungen keinerlei Einfluss auf den Verlauf der Handlung ausüben. Nur eine handvoll Dialogoptionen haben relevante Konsequenzen für den Verlauf der Geschichte. Zwar sind die Auswahlmöglichkeiten auch dort begrenzt, aber durch die teils drastischen Auswirkungen motiviert der Titel den Spieler zumindest zu einigen weiteren Durchläufen. 

Neben den Dialogen reichert der Titel sein Gameplay mit kleineren Rätseln an, die nie wirklich fordernd sind, jedoch zumindest immer in den Moment passen und die Handlung sinnvoll unterstützen. Auch Quicktime-Events sind erneut mit von der Partie und natürlich ebenfalls keine wahnsinnige Herausforderung. Während einer Verfolgungsjagd nur den Analogstick nach rechts zu schieben, damit Clementine einen Satz in diese Richtung macht lässt Hardcoregamer natürlich nur müde lächeln. Aber die meisten Eingaben sind passend zu der Aktion gestaltet, die sie auslösen und fühlen sich daher nachvollziehbar und plastisch an. Weiterhin können in jeder Episode einige Sammelgegenstände gefunden werden, die zur Dekoration des eigenen Zimmers dienen. Außerdem wird jeder Genstand mit einem kleinen Dialog belohnt, der meistens den Kontrast zwischen alter und neuer Welt behandeln.

An einigen Stellen kommen in den Kämpfen ein Bogen oder Fallen zum Einsatz, die das altbekannte Geschehen auflockern. Momentan nerven jedoch die Begegnungen mit den Zombies. Sie ist nicht sonderlich flott unterwegs und Zombies müssen erst mit einem Tritt gegen das Schienbein verlangsamt und dann nacheinander ausgeschaltet werden. Gelegentlich sind nun zu viele Zombies versammelt und während die Animation zur Betäubung läuft, schleicht sich ein weiterer Untoter hinter Clementine und leitet den durchaus drastischen Bildschirmtod ein, ohne eine Reaktionsmöglichkeit durch den Spieler. 

Fängt langsam an zu faulen

Optisch sieht „The Walking Dead: The Final Season“ aus, wie man es von den übrigen Spielen des ehemaligen Studios gewohnt ist. Während Gesichtsanimationen noch in Ordnung sind, wirken einige Bewegungen sehr hölzern. Besonders wenn mehrere Figuren schnellere Aktionen durchführen, wird das Alter der Technik ersichtlich, denn besonders sauber wirken sie nicht. Die Synchronsprecher haben ihre Arbeit durchgehend gut gemacht und tragen maßgeblich zum Erfolg der Handlung bei. Der Soundtrack bleibt größtenteils unauffällig, doch einige emotionale Stücke bleiben im Gedächtnis. Die Steuerung mit den Analogsticks ist in einigen Momenten sehr schwammig und hat dadurch für Frust gesorgt. Die Bildrate bleibt in beiden Modi der Switch flüssig und behindern nicht die Spielerfahrung. 

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Fazit & Wertung

Die beteiligten Entwickler haben die Arbeit an der finalen Staffel souverän beendet. Gameplay und Inszenierung besitzen die gewohnte Struktur und Qualität. Doch konnten sie nicht verhindern, dass sich „The Walking Dead“ anfühlt wie immer. Die Geschichte kann mit schönen Momenten überzeugen, das Gameplay ist weiterhin nur eine nette Ergänzung und die Technik kann ihr Alter nichtmehr verstecken. Unterm Strich wird Clementines Geschichte aber zufriedenstellend aufgelöst.

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