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Wargroove (eShop)

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Wargroove (eShop)

2008 erschien das letzte Spiel der „Advance Wars“-Reihe, bevor die Serie von der Bildfläche verschwand. Das Genre ist dabei weiterhin überaus beliebt, was die verwandte „Fire Emblem“-Reihe beweist. Die Spiele mögen auf den ersten Blick ähnlich sein, der gesamte Ablauf unterscheidet sich jedoch drastisch voneinander. Das sollte man wissen um zu verstehen, wieso sich so viele Spieler auf „Wargroove“ freuen, das sich stark an der „Advance Wars“-Reihe orientiert. Ob es sich dabei nur um aufgewärmte Kost handelt, oder die Macher dem Konzept eine eigene Note verleihen konnten, verraten wir euch im Test.

Fehlender Groove

Die Geschichte von „Wargroove“ ist leider gleichzeitig die größte Schwäche des Spieles. Es geht um diverse Nationen, einen Königsmord sowie eine Reise durch die gesamte Welt des Spieles, um die Bösewichte davon abzuhalten, eine gefährliche Macht loszulassen. Das klingt ebenso klischeehaft und vorhersehbar, wie die Handlung ausgefallen ist. Spannung sucht man vergebens, dafür sind die Charaktere relativ sympathisch. Auch diese sind furchtbar eindimensional gehalten, bieten dafür jedoch unterhaltsame Dialoge. Zudem leidet das Spiel stark unter den typischen Genreproblemen. Zum Beispiel wird immer erst gekämpft, teilweise sogar mehrfach, bevor ein einfaches Missverständnis mit wenigen Sätzen aus der Welt geschafft werden kann. Glücklicherweise liegt der Fokus des Spieles auf dem Gameplay.

Fortschrittlicher Krieg

Auf jedem Schlachtfeld geht es darum, seine Einheiten zu bewegen und dabei bestimmte Ziele zu erfüllen. Manchmal muss eine feindliche Basis vernichtet werden, oftmals allerdings auch nur die Flucht ergriffen werden. Dafür wählt der Spieler seine Einheiten aus und bewegt sie auf den Gitter-basierten Karten. Meist startet der Spieler nur mit einem  Kommandanten, einer besonders mächtigen Einheit, sowie einigen Soldaten. Um seine Armee wachsen zu lassen, muss eine Kaserne eingenommen werden. Fortan darf man über diese Einheiten ausbilden lassen, die in der kommenden Runde dann einsatzbereit sind – allerdings nur eine pro Runde. Weil das auch Geld kostet, sollte der Spieler Dörfer einnehmen, die das entsprechende Gold generieren.

Natürlich wäre das alles unnötig, wenn es nicht stets Gegner geben würde, die einem das Leben schwer machen. Die Position der eigenen Einheiten ist überaus wichtig, eine entsprechende Anzeige gibt glücklicherweise immer an, wie viel Schaden ein Angriff austeilen würde – und wie viel Schaden man selbst davonträgt. Planung ist demnach das wichtigste überhaupt und Glückstreffer gibt es ebenso weniger wie verfehlte Schläge, sodass eine Taktik zumindest nicht dadurch verhindert werden kann. Die Anzahl der verschiedenen Truppen ist durchaus beachtlich, und da jede Fraktion ihre eigenen hat, ist definitiv Vielfalt geboten. Zudem wird eine Einheit auch schwächer, wenn sie Schaden nimmt, weshalb Rückzüge stets eine Option sind.

Ein Klassiker

Das alles klingt sehr stark nach „Advance Wars“ und glücklicherweise spielt es sich ebenso großartig. Die Genrestandards werden nicht auf den Kopf gestellt, dafür wunderbar verpackt und durch entsprechende Anzeigen verständlich präsentiert. Die Eigenheiten der Feinde lassen sich auf Knopfdruck ebenso aufrufen wie die Vor- und Nachteile von Flüssen, Wäldern oder Bergen, falls man diese vergessen sollte. Ein entsprechend ausführliches Glossar sorgt ebenfalls dafür, dass auch Neulinge kein Problem damit haben werden, die Grundlagen zu verstehen, und mit jeder Runde versteht man die vielfältigen Systeme immer besser. Zwar ähneln sich viele Einheiten der Fraktionen, sie spielen sich allerdings immer unterschiedlich genug, damit man nicht in einen Trott gerät.

Gleichzeitig fehlt „Wargroove“ eine Note, die das Genre weiterentwickelt. Das stört zwar erst, wenn man Abstand von den spaßigen Schlachten nimmt, vor allem da die Karten toll gestaltet wurden und somit genügend Abwechslung bieten. Große eigene Systeme fehlen allerdings. Dafür gibt es verschiedene Feldherren, die nicht nur besonders stark sind, sondern auch sehr unterschiedliche Fähigkeiten ausführen können, sobald eine entsprechende Leiste gefüllt ist. Natürlich sind ein Schild und Regenration praktisch, Hindernisse aufzubauen oder Einheiten über das Schlachtfeld zu teleportieren erweisen sich aber als ebenso praktisch wie kreativ.

Perfekte Einführung

Wer überhaupt keine Berührung mit dem Genre hatte, darf sich zuerst dem Story-Modus zuwenden. Auch wenn die Geschichte nicht heraussticht, dienen insbesondere die ersten Missionen als Tutorial. Die Grundlagen werden ausführlich erklärt und da in regelmäßigen Abständen neue Einheiten eingeführt werden, sind die Kämpfe weder zu lang, noch zu kompliziert. Überraschenderweise spielen sich die Level nicht ausschließlich wie Anleitungen und nach einigen Erklärungen muss der Spieler direkt das gelernte anwenden. Man wird nicht zu stark an die Hand genommen und somit steigt der Schwierigkeitsgrad angenehm an, statt einen im späteren Verlauf zu überwältigen.

Neben den Hauptmissionen gibt es noch zahlreiche Nebenmissionen, die durchaus kreative Ziele bieten oder Charaktere in den Mittelpunkt stellen, die Handlungs-bedingt nicht am Kampfgeschehen teilnehmen können. Deshalb beschäftigt die Kampagne gut und ein Sterne-System sorgt dafür, dass Profis versuchen sollten, in möglichst wenigen Zügen zu siegen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich ebenfalls umstellen, allerdings auf eine äußerst bemerkenswerte Art. Anstatt Stufen auszuwählen, darf der Spieler selbst den erlittenen Schaden, den Ertrag sowie die Groove-Aufladung bestimmen. Wer alle Regler runter stellt, sollte jede Mission im Schlaf meistern, während Experten das genaue Gegenteil machen können und ordentlich schwitzen werden.

Abseits des Abenteuers

Ansonsten dürfen sich Solisten über einen Arcade-Modus freuen, in dem man mit den verschiedenen Kommandanten eine Reihe von fünf Schlachten hintereinander bewältigen muss. Noch interessanter sind die 25 Puzzle, denn hier müssen die Ziele in nur einem einzigen Zug gemeistert werden. Der Modus fordert durchaus, mehr Rätsel in zukünftigen Updates wären allerdings mehr als erwünscht. Es gibt noch weitere Beschäftigungen, doch ein anderes Highlight zuvor: Der Mehrspielermodus.

Warteschlachten mit Freunden

Bis zu vier Spieler dürfen sich entweder lokal oder online gegenübertreten und auf zahlreichen Karten gegeneinander kämpfen. Obwohl wir im Testzeitraum den Online-Modus noch nicht testen konnten, verliefen die lokalen Gefechte genauso gut, wie man sie sich vorstellen könnte. Sogar eine Art Schach-Spiel war möglich, und die Auswahl an verschiedenen Karten beeindruckt. Hier können zahlreiche Stunden verbracht werden – wenn man denn akzeptiert, dass die Wartezeiten entsprechend lang sein können, da die Spieler natürlich nacheinander agieren. Das könnte insbesondere online stören, wer allerdings seine Kontrahenten kennt, wird damit keine Probleme haben.

Mach es besser!

Eine bemerkenswerte Funktion ist die Möglichkeit, eigene Inhalte zu erstellen. Das beginnt schon mit den Karten, für die alle Objekte zur Verfügung stehen, die man auch in der Kampagne erleben darf. Hier darf wirklich alles eingestellt werden, vom Wetter bis hin zur passenden Musik. Praktischerweise lassen sich auch Kreationen der anderen Spieler herunterladen, sodass weniger kreative Seelen sehr schnell eine gigantische Anzahl finden können, sobald das Spiel erhältlich ist. 

Noch spannender ist die Möglichkeit, eigene Kampagnen zu erstellen. Hier geben die Macher den Spieler alle nur erdenklichen Optionen, von Zwischensequenzen bis hin zur Wahl zwischen vorgegebenen Welten. Das ist sehr lobenswert, allerdings gibt es hierfür keine Tutorials. Ja, wer geduldig ist, wird alle Feinheiten selbst herausfinden und dann auch bemerken, dass es überraschend einfach und simpel ist, Animationen einzustellen oder die Schlachten durch Ereignisse aufzurütteln. Eine entsprechende Anleitung wäre allerdings wünschenswert gewesen und gehört definitiv auf die To-Do-Liste der Macher. Erneut ist es ebenso möglich, seine Inhalte zu teilen wie diese herunterzuladen, um auch unterwegs die Geschichten der anderen Spieler zu erleben. Gehen die Macher noch einen Schritt weiter und erlauben es, Charakterdesigns und Fähigkeiten zu modifizieren, könnte „Wargroove“ endlos lang begeistern. Doch auch in der aktuellen Form gibt es durch das Teilen der Inhalte dermaßen viel zu tun, dass man hunderte Stunden mit dem Spiel verbringen kann – vorausgesetzt, das Spiel entwickelt eine engagierte Community.

Schönheit ohne Lupe

Der Pixel-Stil erinnert an die Vorbilder des Spieles und überzeugt durch viel Liebe zum Detail, insbesondere die Kampfszenen sehen charmant aus, während die Charaktermodelle ebenso überzeugen wie die Schlachtfelder. Dazu gesellt sich ein guter Soundtrack mit einigen Ohrwürmern. Leider sind kaum Sätze vertont, was es umso komischer macht, wenn die Charaktere Geräusche von sich geben oder gelegentlich sprechen. 

Auch die Optionen innerhalb der Kämpfe überzeugen. Die Kampfanimationen lassen sich ausstellen und sogar an einen Modus für Farbenblinde wurde gedacht. Die HD-Vibration kommt leider mit wenig Feingefühl daher und agiert mitunter zu intensiv. Ein großes Problem entpuppt sich erst im TV-Modus. Spielt man unterwegs, kann nämlich das Schlachtfeld vergrößert werden, am großen Bildschirm ist das leider nicht möglich. Somit lassen sich kleinere Details leicht übersehen, und auch die Textgröße ist viel zu klein. Deshalb sollte man „Wargroove“ am besten im portablen Modus spielen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Wargroove“ ist genau das großartige Strategie-Spiel geworden, das sich so viele Fans diverser Traditionsreihen lange gewünscht haben. Die vielfältigen Schlachten können über viele Stunden unterhalten, da die besten Mechaniken des Genres in ein wunderbares Paket geschnürt wurden. Die Geschichte ist vielleicht nicht die spannendste und auch die Mechaniken sind alles andere als unbekannt, dafür ist der gebotene Inhalt überraschend groß und begeistert bis zum Schluss. Hinzu kommt nicht nur ein wunderbarer Mehrspieler-Modus, sondern auch die Möglichkeit, eigene Karten und sogar Kampagnen zu entwerfen und diese mit der Welt zu teilen. Damit wird „Wargroove“ zu einem unschlagbaren Paket, das jeden Genre-Fan glücklich machen wird.

Bisher gibt es zwölf Kommentare

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  • Avatar von Mjyrn
    Mjyrn 31.01.2019, 11:18
    Ich werde es mir auch irgendwann holen. Wahrscheinlich nicht sofort, aber ich denke, dass ich sehr viel Spaß an dem Spiel haben könnte.
  • Avatar von anonym_240216
    anonym_240216 31.01.2019, 09:18
    Da mein Backlog groß genug ist, warte ich auf eine physische Switch-Version.
  • Avatar von FallenDevil
    FallenDevil 31.01.2019, 08:45
    Wird morgen auf Xbox gestartet
  • Avatar von Leonardron
    Leonardron 30.01.2019, 18:45
    Zitat Zitat von Neino Beitrag anzeigen
    Heute zum Vorabdownload gekauft. Kann es kaum erwarten, besonders der Multiplayer und Karten Editor werden mich und meine Freunde begeistern!
    Dito, dem ist nichts hinzu zufügen.
  • Avatar von Neino
    Neino 30.01.2019, 17:01
    Heute zum Vorabdownload gekauft. Kann es kaum erwarten, besonders der Multiplayer und Karten Editor werden mich und meine Freunde begeistern!
  • Avatar von Sepp
    Sepp 30.01.2019, 16:38
    Boah, ich hab so Bock drauf! Tatsächlich mein erstes Highlight dieses Jahr.
  • Avatar von kingm
    kingm 30.01.2019, 16:24
    Zitat Zitat von Garo Beitrag anzeigen
    Fire Emblem ist RPG+Strategie. Verlierst du eine Einheit, ist sie tot. Kämpft sie, erntet sie EP und steigt im Level auf. Zudem verbringt man sehr viel Zeit, seine Einheiten mit Waffen auszurüsten, dir Gespräche zwischen ihnen anzuhören usw. Außerdem nimmt sich die Story sehr viel Zeit.
    Advance Wars ist nur Strategie. Du kannst es dir leisten, Einheiten zu verlieren, weil es im Endeffekt nur Fußsoldaten sind, die eh nicht mit ins nächste Match genommen werden. Story und Gespräche spielen eher zweite Geige.
    Ah ok, danke für die Erklärung.
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 30.01.2019, 16:24
    sehr gut . aktueller Metascore liegt bei 86
    sieht wirklich wie das perfekte Spiel für den Portable Mode aus
  • Avatar von Spriga
    Spriga 30.01.2019, 15:55
    Nach diesem Review gehört es einfach in meine Sammlung.
    Erinnert mich an mein lieblings Java Game Ancient Impire 2, ich liebe Mittelalter Stil über alles =)
  • Avatar von Tiago
    Tiago 30.01.2019, 15:53
    Unter anderem kannst du eben Einheiten produzieren und sie leveln nicht auf.

    Edit: Oh, Garo war schneller.


    Ich konnte mit Advance Wars nie so suuuper viel anfangen, aber das hier sieht eigentlich ganz interessant aus. Nur das Charakterdesign sagt mir nicht wirklich zu.

    Ob das wohl auch irgendwann physisch erscheint? Die Vorfreude darauf ist ja relativ groß...
  • Avatar von Garo
    Garo 30.01.2019, 15:38
    Zitat Zitat von kingm Beitrag anzeigen
    Als jemand, der Fire Emblem sehr mag, Advance Wars aber nie gespielt hat frag ich mich, wie der einleitende Absatz gemeint ist? Wie kann ich mir den "drastisch anderen Ablauf" vorstellen?
    Fire Emblem ist RPG+Strategie. Verlierst du eine Einheit, ist sie tot. Kämpft sie, erntet sie EP und steigt im Level auf. Zudem verbringt man sehr viel Zeit, seine Einheiten mit Waffen auszurüsten, dir Gespräche zwischen ihnen anzuhören usw. Außerdem nimmt sich die Story sehr viel Zeit.
    Advance Wars ist nur Strategie. Du kannst es dir leisten, Einheiten zu verlieren, weil es im Endeffekt nur Fußsoldaten sind, die eh nicht mit ins nächste Match genommen werden. Story und Gespräche spielen eher zweite Geige.
  • Avatar von kingm
    kingm 30.01.2019, 15:23
    Als jemand, der Fire Emblem sehr mag, Advance Wars aber nie gespielt hat frag ich mich, wie der einleitende Absatz gemeint ist? Wie kann ich mir den "drastisch anderen Ablauf" vorstellen?