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Double Cross (eShop)

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Double Cross (eshop)

Das Konzept eines Multiversums ist nichts neues. In den Comics von DC und Marvel wird regelmäßig nicht nur die Existenz eines Universums bedroht, sondern in einem Schwung hängt das Damoklesschwert der Auslöschung über unzähligen ähnlichen Realitäten. Aber nicht nur die Avengers oder die Justice League kontrollieren die Ereignisse zwischen den Universen. In „Double Cross“ werden die Gesetze bezüglich interdimensionaler Reisen von der Polizeibehörde R.I.F.T. durchgesetzt. Ob der Titel mehr auf dem Kasten hat, als eine stilsichere Abkürzung für „Regulators of Interdimensional Frontiers and Technology“, klären wir in unserem Test.

Suspect X

Der Spieler schlüpft in die Rolle der ambitionierten R.I.F.T Agentin Zahra Sinclair. Nachdem sie mit ihrem Partner Skip erneut einen Fall erfolgreich abgeschlossen hat, kehrt sie zurück ins Hauptquartier, um sich zurückzulehnen. Allerdings wird die trügerische Ruhe bald gestört, denn ein maskierter Unbekannter bricht in die Zentrale der interdimensionalen Polizeibehörde ein und stiehlt eine wertvolle, Waffen-fähige Substanz und kündigt die Zerstörung von R.I.F.T an. Zahra wird mit der Festnahme des Schurken beauftragt und zusammen mit ihrem Partner Skip führt sie das Abenteuer auf drei Welten und durch neun Level. Im Laufe der Handlung wird die moralische Position von R.I.F.T thematisiert und obwohl es zunächst nur eine Geschichte in schwarz-weiß-Facetten ist und ab dem zweiten drittel relativ vorhersehbar wird, weiß „Double Cross“ über seine gesamte Spielzeit zu überzeugen. Einziger Wehrmutstropfen ist die vergleichsweise geringe Spieldauer. Nach rund fünf Stunden läuft der Abspann und der Spieler wird mit dem Wunsch nach mehr zurückgelassen.

Police Academy meets Anime

Denn Zahra erhält Unterstützung von einem farbenfrohen und abwechslungsreichen Cast aus Nebenfiguren. Neben ihrem Partner und besten Freund Skip Hollister, der als klassicher Comicnerd beschrieben werden kann, trifft Zahra z.b auf die Gefängniswärterin Helena, die ritterliche Werte und Sprache mit einer Sammelleidenschaft für jegliche Waffengattung vereint oder den Yeti-artigen Forscher Sam Squatsch, der die Ausrüstung für alle Agenten entwickelt. Wie an den Namen oder Eigenschaften der Figuren zu erkennen ist, nimmt sich „Double Cross“ nicht zu ernst und streut zwischen den Aufträgen immer wieder kleiner Witze ein. Die Handlung selbst wird zwischen den Missionen über Dialogfenster vorangetrieben, die zwar nicht vertont sind, aber durch den farbenfrohen und charakteristischen Zeichenstil aufgefangen werden und eine willkommene Abwechslung sind. Auch während den Missionen gibt es solche Textblöcke, da sie jedoch ebenfalls unvertont sind und gelegentlich während Sprungpassage aufploppen, kommt es schonmal vor, dass man sie verpasst. Neben den Hauptmissionen gibt es kleinere Nebenstränge, die einige Figuren näher beleuchten und sie dadurch vertiefen. Diese sind jedoch so an die Hauptmission gebunden, dass sie niemand übersehen kann und in den vollen Genuss der zusätzlichen Details kommt. 

Megaman lässt grüßen?

Das Kerngameplay besteht aus zwei Ebenen. Im Portalraum des Hauptquartiers wählt der Spieler eine der 9 Level auf drei Karten verteilt aus. Innerhalb der Level springt, rennt und kämpft sich der Spieler im Stil eines klassischen 2D-Jump 'n' Run bis zum Endpunkt. Die Reihenfolge kann der Spieler dabei beliebig auswählen. Nachdem drei Missionen in einer Welt absolviert wurden, wartet ein Bossgegner auf den Spieler. Während der Level gibt es noch Diamanten zu sammeln, die ab einer festgelegten Menge neue Talente und Fähigkeiten freischalten. Außerhalb der Missionen führt Zahra Gespräche und nutzt während der Mission gefundene Hinweise, um die Suche nach Suspect X voranzutreiben. 

Hauptwerkzeug von Zahra ist der Proton Slinger. Mit diesem Gerät kann die R.I.F.T Agentin sich, während die Zeit sich zum Zielen verlangsamt, an festgelegte Ankerpunkte hängen und an diesen schwingen. Zusätzlich kann sie dadurch aber auch Gegenstände greifen und auf Gegner werfen. Auch wenn diese Mechanik im Mittelpunkt des Spiels steht, verfügt jede der drei Welten über eine übergeordnete Mechanik, die innerhalb der Level weiter ausgebaut wird und in einem Bosskampf endet. Die Bewegung durch die Level kann mit dem Proton Slinger drastisch beschleunigt werden und auch die verschiedenen Puzzle und Sprungpassagen mit diesem Gerät machen viel Spaß und führen zu einem angenehmen Spielfluss. Auch wenn die Level ordentlich gestaltet sind und durch die Meisterung des Greifhakens die pro Level benötigte Zeit reduziert werden kann, wodurch ein Anreiz für geübte Spieler geschaffen wird, die Level mehrmals abzulaufen, fällt der Schwierigkeitsgrad etwas zu niedrig aus. Nur wenige Passagen erfordern mehrere Versuche und die Lösung ist immer schnell ersichtlich. Ein höherer Schwierigkeitsgrad wäre kein großes Hindernis gewesen, da die Checkpoints fair verteilt wurden und im Falle eines Bildschirmtodes nur wenig Fortschritt verloren geht.

Intergalaktische Wattebällchen

Neben den Sprungpassagen gibt es auch gelegentlich Gegner die bezwungen werden wollen. Klassisch verfügt Zahra über einen schnellen schwachen Angriff und einen langsameren starken Angriff. Bezwungene Gegner hinterlassen Energie, die entweder Lebensenergie auffüllt oder für mächtigere Spezialangriffe verwendet werden kann. Im richtigen Moment kann der Spieler zusätzlich per Knopfdruck jeglichen Gefahren ausweichen und dabei eine kleine Menge Energie wiederherstellen. Über weite Strecken kann das Kampfsystem jedoch nicht überzeugen. Zwar gibt es verschiedene Gegnertypen und im Laufe des Spiels kommen einige neue Fähigkeiten hinzu, doch die Gegner stellen zu keinem Zeitpunkt eine Bedrohung dar und es beschränkt sich auf den Einsatz der Ausweich Taste und rhythmisches betätigen der Angriffstaste. Das volle Bewegungsrepertoire muss nie ausgeschöpft werden, um den Feinden Herr zu werden. Akzente setzen die Bosskämpfe. Diese sind ebenso farbenfrohe abgedrehte Figuren wie auch die Belegschaft von R.I.F.T und sind ordentlich inszeniert und bieten endlich eine angemessene Herausforderung.

Gut gemeintes Beiwerk

Durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad wird auch das Fortschrittssystem hinfällig. Ab einer festgelegten Grenze erhält Zahra nicht nur automatisch neue Fähigkeiten sondern auch Perks, von denen sie bis zu drei aktiv halten kann. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Schild oder eine längere Aufladezeit des Proton Slingers handeln. Aber durch den geringen Schwierigkeitsgrad ist der Spieler eigentlich nie gezwungen, diese Optionen seinem eigentlichen Spielstil oder den Leveln anzupassen. Da diese Progression linear abläuft, da die einzige Ressource die Diamanten darstellen und der Spieler keinen Einfluss auf die Reihenfolge der Upgrades hat, ist es auch egal in welcher Reihenfolge die Level abgearbeitet werden und die spielerische Freiheit kann nicht taktisch auf den Spielfortschritt angepasst werden.

Sherlock Holmes erledigt sowas im Schlaf

Die Detektivarbeit klingt auf dem Papier nach einer interessanten zweiten Gameplayebene, entpuppt sich jedoch als spielerisch belanglos. Am Ende jeder Mission erhält der Spieler ein Gegenstand, der dann nur zu einem Mitglied der Belegschaft gebracht werden muss. Einzige „Herausforderung“ ist es, den passenden Charakter zu finden. Da die Auswahlmöglichkeiten nicht astronomisch hoch ausfallen und sich aus dem Gegenstand alleine durch die Merkmale der Figur ableiten lässt, wohin der Gegenstand gebracht werden muss. Dadurch werden zwar die Dialoge zwischen den Missionen stilecht eingeleitet, aber echte Detektivarbeit wird leider nicht erledigt.

Sieht gut aus, klingt gut wackelt und hat Luft

Die quirligen Figuren kommen in diesem 2D-Stil, der Inspiration aus Animes und klassischen Titeln wie Mega-Man beschrieben werden kann, wunderbar zur Geltung. Auch die Gestaltung und Animation der Spielwelten und Gegner wurden in diesem Sinne gestaltet und verbindet Nostalgie mit Moderne. Nicht nur die Optik ist gelungen, auch der Soundtrack verdient Erwähnung. Jedes Level hat einen individuellen Song erhalten. Die wandelbaren, mal verspielten, treibenden oder düsteren elektronischen Klänge untermalen das Geschehen perfekt und lassen nicht selten den Fuß automatisch mitwippen. Leider sind die Gespräche nicht vertont, wodurch die Figuren nur optisch Profil erhalten und Potential verschenkt wurde. Die Steuerung ist ebenfalls gelungen, obwohl es auf den ersten Blick seltsam erscheint, dass der Y-Knopf für den normalen Angriff verwendet wird. Egal ob im Handheld oder auf dem Fernseher, die Bildrate bleibt immer stabil und an dieser Front gibt es nichts auszusetzen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Double Cross“ punktet mit knuffigen Figuren, einer unterhaltsamen Geschichte und gelungenen Hüpfeinlagen. Das gesamte Geschehen wird durch einen stilsicheren Look und einem sehr guten Soundtrack perfekt eingefangen. Dadurch verzeiht man dem Titeln auch die kleineren Macken in der Progression und dem Kampfsystem. Nur der geringe Schwierigkeitsgrad und die kurze Spieldauer sind ärgerlich und machen eine höhere Bewertung unmöglich.

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