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Forgotton Anne (eShop)

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Forgotton Anne (eShop)

Eine Konsum-Kritik, wie es Studio Ghibli in ihren Filmen macht, findet man selten in Spielen, in „Forgotton Anne“ ist diese ein zentraler Bestandteil. Da wundert es auch nicht, dass Studio ThroughLine Games sich durch die Animationen von Ghibli hat inspirieren lassen. Auch eine starke weibliche Heldin wie Nausicaä oder Mononoke hat in „Forgotton Anne“ die Hauptrolle. Mit Anne stürzen wir uns in ein 2D-Puzzle-Jump ‘n‘ Run und überprüfen, ob das Spiel den Ghibli-Vibes gerecht wird.

Vergessen mit Persönlichkeit

Wo ist schon wieder meine andere Socke? Diese Frage wird einem in „Forgotton Anne“ direkt als Erstes beantwortet. Die Socke und andere vergessene Sachen aus der realen Welt, die Äther genannt wird, landen in der Welt von „Forgotton Anne”, dem Gefilde. Hier erhalten diese Gegenstände ein eigenes Leben und ihnen wird eine neue Aufgabe zugewiesen. Sie werden Vergessene genannt und besitzen eine eigene Persönlichkeit. Genau dies wird aber immer mehr zum Problem von Meister Bonku, dem Wächter und Herrscher der Welt, und seiner Ziehtochter Anne, die von allen Vergessenen nur Hüterin genannt wird.

Bonku arbeitet aktuell an einer Ätherbrücke, die es den Vergessenen ermöglichen soll wieder in die reale Welt zu ihren Besitzern zurückzukehren. Nicht jeder Vergessene sieht die Arbeit von Bonku positiv an: Es gibt rebellische Gegenstände, die die Infrastruktur der namenlosen Stadt sabotieren. Innerhalb der Geschichte wird Anne auf Rebellen und andere wichtige Vergessene treffen, besonders aber der Rebellenanführer Mr. Fig, eine Schneiderpuppe, wird das Leben von ihr auf den Kopf stellen und der Geschichte ein paar sehr interessante Wendungen verpassen. Das Erkunden der Welt und das Kennelernen der diversen Charaktere lässt Anne einen Wandel vollziehen, der sie als Person wachsen lässt und in ihr einen Zwiespalt aufbringt.

Eleganter Stimmungswechsel

Mit Anne erkundet man eine düstere und verregnete Stadt. Trotz der düsteren Atmosphäre kann man überall durch das Zusammenspiel von Farben und den Lichteffekten etwas für das Auge entdecken. Besonders im Hintergrund geschehen Dinge, die einem auch mal vom Weiterspielen ablenken. Auch jeder Vergessene, dem man begegnet, ist mit seiner eigenen, interessanten Persönlichkeit ausgestattet, die der Welt eine schöne Tiefe verpasst. Die Stimmung im Spiel wechselt auch von Ort zu Ort beziehungsweise von drinnen und draußen. Wenn man sich auf der Straße bewegt, wird man von der Trostlosigkeit der Welt fast erschlagen. Betritt man aber eines der Gebäude, wie zum Beispiel die Bar Scrappers, denkt man, man ist in einer anderen Welt gelandet. Hier spielen Vergessene um Anima, die Energiequelle in der Welt, und betrinken sich dabei. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung, die einen guten Kontrast zu den dunklen Straßen bietet. Genau dieser Wechsel zwischen Trostlosigkeit und ausgelassener Stimmung macht die Welt in „Forgotton Anne” so lebendig.

Handzeichnungen zum Verlieben

Die Besinnung auf den gezeichneten Ghibli-Look macht die Welt auch zu einem sehr ansehnlichen Highlight. Die Intro-Sequenz wirkt zwar noch recht detailarm, aber wenn man dann in die Welt eingetaucht ist wirkt der handgezeichnete Stil einfach nur wunderschön. Am Anfang kann auch die geringe Bildrate ein wenig befremdlich sein, aber nach einer gewissen Zeit hat man sich an sie gewöhnt. Die Kameraführungen wirken beim Spielen sehr natürlich und führen recht selten zu einem Überblicksverlust. Auch bei dem Wechsel von Zwischensequenz zum Gameplay gibt es keinen qualitativen Abfall in der Gestaltung. Untermalt wird das Spiel von einem Soundtrack, der stets die richtigen Töne trifft: Ob melancholisch, trostlos oder ausgelassen, die Hintergrund-Musik ist immer passend. Optik und Musik sorgen für die gelungene Umsetzung eines Zeichentrick-Märchens auf der Switch.

Schwaches Gameplay

Der negative Aspekt von „Forgotton Anne“ ist leider das Gameplay. Beginnen muss man da bei der Steuerung von Anne. Sehr schwerfällig bewegt man sie durch die Straßen und die Gebäude, was bei den vielen Kletter- und Sprungrätseln zu vielen Frust-Momenten führen kann. Die Rätsel sind generell nicht sehr variantenreich, entweder man springt von Plattform zu Plattform, versorgt unterschiedliche Geräte mit Anima, legt diverse Schalter um oder verschiebt Kugeln auf Bildern zu ihren richtigen Punkten.

Das Hauptwerkzeug bei den Rätseln ist dabei meist der Arca-Handschuh, mit dem man Anima sammeln kann. Ist der Handschuh voll mit Anima, kann man Annes ausklappbaren Flügel nutzen, um höher und weiter zu springen. Ohne gefüllten Arca-Handschuh lassen sich die meisten der oben genannten Rätsel erst gar nicht meistern. Mehr Abwechslung bei der Gestaltung der Rätsel und der Einbindung des Arca-Handschuhes hätte dem Gameplay sehr geholfen.

Einfluss ist mehr Schein als Sein

Ein Aspekt von „Forgotton Anne” ist auch das Entscheiden zwischen zwei Antworten. Hier zählen dann Worte mehr als Taten, zumindest wird dies vom Spiel suggeriert. Zum Beispiel kann man bei dem Verhör eines Vergessenen wählen, ob man ihm gut zuredet oder ihn einschüchtert. Am Ende des Gesprächs steht man dann zwischen der Entscheidung ihn zu beseitigt oder ihn am Leben zulassen. Relevant sind diese Entscheidungen in späteren Dialogen, da andere Charaktere auf diese eingehen werden und die Spieler mit ihnen konfrontieren. Den Spielverlauf beeinflussen sie aber am Ende nicht sonderlich. Mehr als die zwei vordefinierten Enden wird man nicht erhalten. Die verschiedenen Antworten in den Gesprächen sind daher mehr Schein als Sein im Einfluss auf die Spielgeschichte.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Die Geschichte um Macht, Selbstverwirklichung und Konsum wird in „Forgotton Anne“ arg durch das schlechte Gameplay gestört. Da aber die sehr hübsch gestaltete Welt und der Ideenreichtum, der in die Charaktere geflossen ist, so schön präsentiert werden, kann man hierbei ruhig ein Auge zudrücken. Die Entwickler haben es wirklich gut geschafft, den Geist eines Ghibli-Films in ein Spiel zu pressen, das dabei nicht wie eine reine Kopie wirkt. Wenn man Lust auf ein modernes Märchen hat, sollte man bei „Forgotton Anne“ zugreifen. Vergessen wird man diesen Titel bestimmt nicht.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von BIGBen
    BIGBen 09.11.2018, 16:58
    Danke für den Test. Hatte das Spiel schon länger im Blick und das hat meine Vermutung nun noch einmal bestätigt, dass es irgendwie ein zweischneidiges Schwert ist.
    Aber eins muss ich doch sagen: Werden die Artikel nicht korrekturgelesen? Ein Lesegenuss war es leider nicht gerade: Es sind echt ziemlich viele Sprach-, Zeichensetzungs- und Rechtschreibfehler drin...