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Mega Man 11 (eShop)

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Mega Man 11 (eShop)

2008 erschien mit „Mega Man 9“ die heiß ersehnte Fortsetzung der Traditionsreihe für diverse Plattformen. Zwar folgte auch ein zehnter Teil, diese neueren Werke orientierten sich aber optisch und spielerisch stark an die NES-Ableger und setzten mehr auf Traditionen als Neuerungen. Nach über acht Jahren setzt Capcom einmal mehr auf den blauen Helden, allerdings soll „Mega Man 11“ die Traditionen mit neuen Mechaniken und einem frischen Gewand vermischen. Ob das gelungen ist, verraten wir euch im folgenden Testbericht.

So gut wie alt

Die Geschichte hält qualitativ mit den Vorgängern mit, ist also nur ein unbedeutendes Beiwerk. Einmal mehr sorgt Dr. Wily für Chaos, indem er acht freundliche Roboter infiziert, die anschließend für Zerstörung sorgen. Gepaart wird das mit einigen Rückblenden, wirklich interessant ist das aber nicht. Lustigerweise ist die schlechte englische Synchronisation in „Mega Man 11“ eine Stärke, da sie der Handlung einen Ton verleiht, den man überhaupt nicht ernst nehmen kann. Die völlig übertreibenden Sprecher sorgen für Lacher und somit sind selbst die seltenen Dialoge erträglich. Ob das auch die Absicht der Macher war, sei dahingestellt. Im Vergleich zu den ehemaligen Vertonungen sind sie jedoch qualitativ sehr viel besser.

Zeitreise

Der Ablauf ist so klassisch, wie man sich hin nur vorstellen kann. Mega Man kämpft sich in beliebiger Reihenfolge durch acht Level, an deren Ende ein Roboter wartet. Besiegt er diesen, erhält der Held seine Waffe und somit erhält man ein immer größeres Arsenal an Möglichkeiten, die zahlreichen Feinde auszuschalten. Etwas mehr Innovation im Ablauf wäre wünschenswert gewesen, vor allem da es zum Schluss wieder durch Wilys Schloss geht und alle Punkte auf der Checkliste abgearbeitet werden, ohne frischen Wind in die Formel zu bringen. Gleichzeitig beweist „Mega Man 11“ aber auch, wie gut das Konzept ist, und da bestimmte Waffen gegen bestimmte Bosse effektiv sind, kommt ein wenig bekannte Strategie mit hinein.

Kreativ

Wo „Mighty No. 9“ hoffnungslos scheiterte landet „Mega Man 11“ eine Punktlandung. Alle Level fühlen sich grundlegend verschieden an, dank den verschiedenen Mechaniken. In der Welt von Acid Man spritzen die Gegner Gift in die Gewässer und erzeugen somit gefährliche Flächen während es in anderen Level stockduster werden kann. Besonders interessant ist Bounce Man, dessen Level aus Bällen besteht, an denen der Held abprallt. Anfangs noch frustrierend lernt man schnell, diese Hindernisse zu seinem Vorteil auszunutzen und einige der spaßigsten Plattformer-Passagen des gesamten Spiels entfalten ihr Potential, auch wenn die Physik hier manchmal willkürlich wirkt. Die Level bereiten allesamt eine Menge Spaß und obwohl sie recht lang sind, darf man dank mehr Checkpoints durch den gewählten Schwierigkeitsgrad selbst Neulingen eine Reise empfehlen. Zudem steigt der Schwierigkeitsgrad in jedem Level langsam an, und es gibt genau die Todesfallen und kniffeligen Passagen, bei denen man den Controller am liebsten gegen die Wand werfen würde. Glücklicherweise sorgt das neue System dafür, dass man mehr Kontrolle über seine Bewegung hat.

Die große Neuerung

Zuerst sei gesagt, dass sich Mega Man wunderbar steuert. Jeder Sprung ist präzise und man hat nie das Gefühl, die Physik habe Schuld am Verlust eines Lebens. Das war schon in der Vergangenheit immer so, nun kann man dank des Double Gear-Systems aber noch präziser agieren. Per Knopfdruck wird nämlich kurz die Zeit angehalten und man kann in Ruhe unter Feinden hindurch rutschen, Hindernissen ausweichen oder präzise Sprünge vollziehen. Das geht nicht immer, denn nach wenigen Sekunden muss eine entsprechende Leiste erst wieder aufgeladen werden. Alternativ kann Mega Man durch das Double Gear auch stärker gemacht werden und Feinden deutlich mehr Schaden hinzufügen. Diese beiden Boni kann man zwar ignorieren, besonders in stacheligen Leveln oder wenn die Bosse kurz vor ihrem Ende stehen nutzt man die Vorteile gerne. Sie erzeugen einen schnelleren, genaueren Spielfluss und sind genau die richtige Neuerung, um das Gameplay leicht zu modernisieren. Zudem werden auch die anderen Waffen stärker und einer Reihe an Blöcken können gleich drei auf die Feinde fallen.

Wer kurz vor dem Tod steht, kann sogar beide Gears gleichzeitig aktivieren, um neben stärken Angriffen auch die Zeit um Mega Man herum, nicht aber ihn selbst zu beeinflussen. Diese letzte Rettung kann einen Kampf herumdrehen und macht es noch spannender, auf Risiko zu spielen. Das wird aber auch ausgeglichen, denn sobald der Effekt verschwindet, teilt der Mega Buster weniger Schaden aus.

Klasse Roboter

Die Bosse selbst sind ebenso charmant wie man es von der Reihe erwarten würde. Dank ihres verrückten Auftretens und gelegentlichen Transformationen werden die Kämpfe noch schneller und spannender, wirklich viel Neues erlebt man aber nicht. Alles fühlt sich sehr bekannt an, die Waffen sind im Blick auf die vorherigen Spiele nicht einzigartig und allzu kreativ gestaltet sind die Gegner auch nicht. Mehr Abwechslung gibt es hingegen in den Leveln selbst, wo ein Haufen neuer Feinde zusammen mit den alten das Vorankommen erschweren und Situationen, in denen fliegende Feinde Leitern blockieren oder einen perfekten Sprung verhindern, kommen ebenso häufig vor wie bodenlose Abgründe.

Wer sich das Spiel leichter machen will, kann sich im Shop zahlreiche Boni kaufen. Durch diese lädt sich der Mega Buster von alleine auf, der Rückstoß verschwindet und sogar kleine Helfer können dafür sorgen, dass Mega Man vor einem Sprung ins Aus gerettet wird. All das ist natürlich optional, kann den Spielfluss und somit auch den Schwierigkeitsgrad aber stark beeinflussen. Jeder darf sich selbst sein Spielerlebnis zusammenbauen, und das ist auch gut so. Man sollte nur seine Erwartungen anpassen, denn diejenigen, die eine Revolution der Reihe erwartet haben, sind definitiv an falscher Stelle. Wer aber einfach nur einen neuen Teil mit gelungenen Anpassungen und Neuerungen haben wollte, findet sich im Paradies wieder. 

Modern mit Rissen

Bei der Enthüllung waren nicht alle Fans von der neuen Optik überzeugt, im Spiel wirkt der Comic-Look aber extrem gut. Die zahlreichen Details, die liebevollen Animationen und die schönen Effekte ergeben ein starkes Paket, das den Pixel-Look perfekt in die heutige Zeit verfrachtet. Leider kann der Soundtrack nicht mithalten und bietet keine erinnerungswürdigen Stücke und nicht einmal die Remixes können mit bekannten Klassikern mithalten. Dafür sehen die Level stets gut aus, die Musikstücke rauben dem Spiel aber ein Stück an Identität. Auch die Bildrate hat auf Nintendo Switch seltene, kleine Aussetzer, die zwar auffallen, dafür aber niemals stören.

Wer das Hauptspiel beendet, darf sich noch an einer großen Menge an Herausforderungen stellen. Neben Time Trials gibt es auch überarbeitete Level, in denen Ballons eine wichtige Rolle spielen, sowie komplett neue Aufgaben. Diese sind überraschend motivierend und sorgen dafür, dass man gerne zurückkehrt, anstatt das Spiel nach dem Endkampf links liegen zu lassen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Mega Man 11“ ist eine gelungene Rückkehr einer Videospielikone, ohne die die Spielelandschaft heute anders aussehen würde. Zwar darf man keine Revolution erwarten, dafür wird das klassische Gameplay durch feine Neuerungen aufgefrischt, die den Spielfluss positiv beeinflussen. Der Ablauf ist derselbe, dafür sind die Level einmal mehr durchweg unterhaltsam und die Bosse stellen einen vor eine angenehme Herausforderung. Selbst Neulinge brauchen keine Angst zu haben, mit dem elften Serienteil anzufangen, dessen Nachfolger hoffentlich nicht erst in mehreren Jahren erscheint.

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