Heutzutage ist es schwer vorstellbar, dass „Okami“ seinerzeit enttäuschende Verkaufszahlen hervorbrachte. Das Abenteuer von Amaterasu wurde jedoch schon bei der Erstveröffentlichung von den Kritikern gefeiert und dank seines guten Rufes sowie zahlreichen Neuveröffentlichungen, unter anderem für Nintendo Wii sowie PlayStation 3, ist das Spiel keine kommerzielle Enttäuschung mehr. Die aktuelle Version ist für Nintendo Switch erschienen und wir haben uns erneut auf die Reise durch die wortwörtlich malerische Welt begeben.
Märchen aus Japan
In einer märchenhaften Intro-Sequenz erfährt der Spieler etwas über das Dorf Kamiki, das einst vom bösen Orochi tyrannisiert wurde. Nur der Krieger Nagi stellte sich zusammen mit der Wölfin Shiranui gegen diese Bedrohung, um Orochi endgültig zu besiegen und durch ein Schwert zu verbannen. 100 Jahre nach diesen Ereignissen wird der Bösewicht jedoch befreit und droht einmal mehr das Ende der Welt einzuläuten. Glücklicherweise wird die Wolf-Göttin Amaterasu wiedererweckt, um Kamiki zu beschützen. Diese muss jedoch erst ihre Kräfte zurückerlangen, was sie mithilfe von einigen unwahrscheinlichen Helfern anstellt.
Die Geschichte von „Okami“ ist interessant und saugt den Spieler in die Geschehnisse. Interessante Wendungen gesellen sich zu den sympathischen Charakteren, mit denen man sich gerne unterhält und die immer einen Witz parat haben. Leider schwankt das Pacing extrem und während es zahlreiche spannende Zwischensequenzen gibt, zieht sich nicht nur das Intro. Auch viele andere Sequenzen dauern viel zu lange an und verlangsamen dadurch den Spielfluss. Auch eine Entwicklung vor dem Finale wird kontrovers behandelt, im Test entpuppte sie sich jedoch als positiv.
Pinselspaß
Die Ähnlichkeit von „Okami HD“ zu „The Legend of Zelda“ ist kein Geheimnis, schließlich nennen selbst die Macher Nintendos berüchtigte Reihe als Inspiration. Glücklicherweise handelt es sich nicht um einen Klon, sondern um ein eigenständiges Werk, das durch die Pinseltechniken besonders deutlich wird. Amaterasu erkundet nämlich die Welt, hilft den Dorfbewohnern und bewältigt verschiedene Rätsel mithilfe ihrer göttlichen Techniken. Per Knopfdruck kann der Spieler nämlich das Geschehen einfrieren und einen Pinsel nutzen, um Bomben zu legen oder die Sonne zu beschwören. Diese Techniken werden auf vielfältige Weise eingesetzt und bis zum Finale bleibt es spannend und herausfordernd, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Ein besonderer Vorteil der Nintendo Switch-Version ist die Integration von allen erdenklichen Steuerungsmöglichkeiten. Im Dock steuert sich der Pinsel nämlich wahlweise per Stick oder Bewegungssteuerung. Während erstere Methode gut funktioniert, ist letztere leider zu ungenau und verlangt oft mehrfaches Zeichnen um das gewünschte Resultat zu erzielen. Das wahre Highlight ist jedoch der Handheld-Modus, in dem man den Touchscreen nutzen darf. Das geht wunderbar von der Hand und ermöglicht das bislang flüssigste und schnellste Spielgeschehen.
Amaterasu die Kriegerin
Auch als Kämpferin muss sich Amaterasu beweisen. Die Auseinandersetzungen finden in kleinen Arenen statt und wirken erst sehr simpel, im weiteren Verlauf kann die Heldin aber auch ihre Pinseltechniken sowie zusätzlichen Waffen nutzen, was die Dynamik ordentlich aufmischt. Ein Wertungssystem nach jedem Kampf motiviert, seine eigenen Fähigkeiten zu verbessern und somit wechseln sich Erkundung, Rätsel und Kämpfe in einem wunderbaren Spielfluss ab. Zudem kann die Wölfin auch ihren Magen, das Volumen des Tintenfasses sowie ihre Lebensleiste erweitern, solange sie Glückspunkte durch zahlreiche Aktionen sammelt.
Eine Welt zum Verlieben
Die Welt selbst ist natürlich wunderschön anzusehen. Diese ist aus Tuschmalerei entstanden und bleibt selbst bei Kamerabewegungen atemberaubend schön. Die verschwommenen Linien machen den Stil zu etwas Besonderem und lassen den Spieler darüber hinwegsehen, dass es einige verwaschene Texturen gibt. Es ist ein großes Kompliment an den Stil, dass diese sich sogar in das Gesamtbild einfügen anstatt merklich zu stören. Dass hier kein 4K geboten wird, stört nicht, denn sowohl am TV als auch im Handheld-Modus sieht „Okami HD“ sehr schön aus. Wer eine genaue technische Analyse möchte, kann diese bei Digital Foundry haben, der normale Spieler wird jedoch kaum etwas zu meckern haben.
Die Welt zu erkunden, macht auch dank unterhaltsamer Nebenmissionen sowie zahlreichen Geheimnissen Spaß. An jedem Ort gibt es abseits des Weges etwas zu entdecken und die Belohnungen machen die Suche wert. Selbst die kleineren Geschichten unterhalten gut und motivieren, alles zu erleben, was das Spiel zu bieten hat.
Auch auf Switch ein Hit
Während die Optik auch heute noch ihresgleichen sucht, bleibt die Kamera ein Störfaktor. Der Spieler muss sie oft nachjustieren, um alle wichtigen Elemente auf dem Bildschirm zu haben. Beim Zeichnen ist zudem manchmal die Perspektive wichtig; in solchem Momente ist dies dem Spieler aber nicht direkt ersichtlich, was zur frustrierenden Feinjustierung führt. Im kompletten Gegensatz steht der Soundtrack voller traditionell japanischen Klängen, die sowohl die ruhigen als auch die aufregenden Momente perfekt untermalen. Leider ist die Lokalisierung nicht perfekt gelungen und selbst einige Fehler wurden nicht nachgebessert.
Bisher gibt es elf Kommentare
Das waren noch tolle Zeiten als alles auf einer DVD war, und ein Forza nicht 100gb auf dem Internen Speicher verbraucht hat..
Ich denke der PS2 Analogstick war damals noch unpräziser als die Wiimote oder jetzt die Switch Nubs viel weiter entwickelt sind als die von der PS2..
Ich habs auch schon gekauft, aber bin erst bis zum Ende vom Tutorial gekommen, es läuft schon mal ganz gut,
Diese Phsydo Sprachausgabe ist immer noch so nerfig wie auf der PS2, aber das ist man ja gewohnt..
Eine schöne japanische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln wäre schöner gewesen, aber vermutlich musste man irgendwie alles auf die 6gb quetschen...
Gerade Capcom Spiele neigen dazu in vielen Jahren an Wert zuzulegen, ist also auch mal gut, falls man seine Konsole oder Spiele veräußern möchte.
In Japan ist das Spiel auch Retail erschienen – inklusive deutscher Sprachfassung. Wer also physische Versionen und die Switch bevorzugt, darf gerne Capcom Europe abstrafen und beim Import-Händler kaufen.