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Wolfenstein II: The New Colossus

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Wolfenstein II: The New Colossus

Als Nintendo Switch angekündigt wurde, hätten nur die wenigsten geglaubt, „Wolfenstein II: The New Colossus“ spielen zu können. Aber Bethesda und Panic Button haben das unglaubliche geschafft und der Einzelspieler-Ego-Shooter ist tatsächlich auf Nintendos neuester Konsole erhältlich. Wir haben den Kampf gegen das Regime angetreten und herausgefunden, ob das Spiel auch auf Switch Spaß machen kann.

Der Überheld

Wer den Vorgänger „The New Order“ nicht gespielt hat,der braucht sich keine Sorgen zu machen, dass er die Geschichte von „The New Colossus“ nicht versteht. Denn zu Beginn wird in einem knapp dreiminütigen Zusammenschnitt das Wichtigste gezeigt. Im Laufe einer Cutscene kann man auch die Entscheidung aus dem ersten Teil, die einige Elemente der Geschichte beeinflusst, noch einmal treffen. Damit entgeht einem rein vom Verständnis her nichts. Das Spiel knüpft nahtlos an den ersten Teil an und zeigt, wie der Held William Joseph „B.J.“ Blazkowicz kurz davor ist, zu sterben. Nach einer geglückten Operation liegt er fünf Monate in einem gekenterten U-Boot durch die Widerstandsbewegung im Koma. Als das Regime dieses findet, wacht er auf und muss sich sofort gegen die Angreifer erwehren. Nach einigen dramatischen Szenen ist man letztlich in Amerika und startet dort mit einer weiteren Widerstandsbewegung den großen Feldzug gegen die Herrscher.

Zwischen Satire und Emotion

„Wolfenstein II“ hat sich selbst bei der Erzählung eine sehr schwierige Aufgabe gestellt. Es will ernst sein aber doch auch Satire bieten, was ein sehr schmaler Grat zwischen gelungen und absolut daneben ist. Ein großer Teil davon ist auch abhängig von der Synchronisation und wie die Zeilen gesprochen werden. In der deutschen Version kann man auch nur die deutsche Synchronisation auswählen, die man aber lobend erwähnen muss. Nicht jede Stimme ist auf einem hohen Niveau aber gerade die Hauptcharaktere schaffen den Gang über den erwähnten Grat mit Bravur. Gerade die Stimme von Blazkowicz, die schon etwas kitschig dunkel ist, trifft immer den richtigen Ton. Er hat auch die schwierigste Aufgabe im Spiel, denn neben dem supercoolen Überheld, der alles über den Jordan schickt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, zeigt hier auch seine sehr fragile Seite. Sei es in Szenen mit seiner Geliebten Anya oder in den Monologen, die er im seinen Kopf führt. Gerade in letzteren geht es um Selbstzweifel und den fehlenden Antrieb noch länger zu leben. 

In einem Spiel, wo es in der Regel um ein übermächtiges Regime, einen Überhelden, der alles schafft, und jeder einen coolen Spruch auf der Lippe hat geht, sind solche Szenen und Charakteristiken besonders interessant. „Wolfenstein II“ kann mit seiner Geschichte voll überzeugen und motivieren, denn neben der ungefähr zehn stündigen Kampagne, die in den Leveln einige sammelbare Objekte hat, gibt es nur noch sechzehn weitere Nebenmissionen, die einen an den Bildschirm fesselt. Aber umso besser, dass die Erzählung so gut gelungen ist.

Wuchtig

Aber auch spielerisch wurde das gesamte Spiel auf Nintendo Switch kompromisslos umgesetzt und der Wechsel aus schießen und schleichen erzeugt eine ungeahnte Balance im Gameplay. Zudem gibt es eine gute Auswahl an Schusswaffen, die sich unterschiedlich genug spielen und auch eine ordentlichen Wumms haben. Das liegt vor allem an dem sehr guten Partikel-System, das es den Weg in die Switch-Version geschafft hat. Viele der Waffen erzeugen beim Auftreffen kleine Funken, wodurch die abgeschossene Munition einen wuchtigeren Eindruck beim Spieler hinterlässt. Ferner sind es auch die Level an sich, die es in ihrer vollen Gänze auf die Konsole geschafft haben, die die Faszination ausmachen. Denn diese sind zwar nicht wirklich offen aber auf der Karte kann man stets sehen, wo sich ungefähr eins der zahlreichen, sammelbaren Objekte befindet. Dadurch wird man nicht so demotiviert, wenn man ohne Plan das Level mehrfach absuchen muss. Zudem gibt es immer mehrere Wege die Kämpfezu erledigen und jede Option wird durch das Leveldesign unterstützt. Gerade auf den höheren Stufen ist es wichtig zu wissen, wie man sich, wo verstecken kann, um die Gegner möglichst lautlos auszuschalten. Aber auch die Rambo-Taktik wird mit ausreichender Munition sowie Medi-Packs unterstützt. Man kann „Wolfenstein II: The New Colossus“ einfach immer so spielen, wie man will, und fühlt sich nie eingeschränkt. Etwas, was ein so linearer Einzelspieler-Ego-Shooter in der Regel nicht bietet.

Verschwommene Vision

Um nun die Technik des Spiels zu bewerten, muss man zwei Aspekte näher betrachten. Zunächst einmal sei gesagt, dass Panic Button versucht hat, die Vision von Machine Games perfekt zu übertragen. Das ist auch tadellos gelungen, denn anstatt Lichteffekte, Designs und andere ästhetische Effekte herunterzuschrauben, wurden andere Maßnahmen vorgenommen. Am härtesten hat es die Auflösung getroffen, die selbst für ungeschulte Augen gerade am Fernseher für eine sehr verschwommene Optik sorgt. Am Handheld kann man das noch verkraften aber gerade in der Entfernung kann das doch mal etwas stören. Weitere kleinere Anpassungen, wie Wände, die vorher nicht existiert haben, um die Weitsicht etwas herunterzuschrauben, oder fehlende Wassereffekte fallen weniger ins Gewicht. Auf Switch ist zudem die Framerate verständlicherweise auf 30 FPS begrenzt. Das sorgt aber dafür, dass diese unerwartet stabil bleibt. Nur auf den höheren Schwierigkeitsgraden, wenn mal sehr viele Gegner auf dem Bildschirm sind oder die Umgebung sehr aufwendig ist, wie New Orleans zum Beispiel, dann kann die Bildrate schon arg in das Stocken geraten. „Wolfenstein II: The New Colossus“ ist aber stets spielbar und sorgt auch auf Switch für eine tolle Inszenierung. Wirklich nervig sind nur die gelegentlichen Fehler beim Abspielen der vorgerenderten Cutscenes.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Man muss Panic Button für ihre Konvertierung von „Wolfenstein II: The New Colossus“ einfach nur loben. Sie haben genau die richtigen Entscheidungen getroffen, um das Spiel ohne Kompromisse in der Vision auf Nintendos Konsole zu übertragen. Neben den technischen Aspekten, die teilweise den Gesamteindruck trüben, erwartet jeden Einzelspieler-Fan ein Ausnahme-Shooter, der die Speerspitze des Genre für unterwegs bildet.

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