Lange Zeit sehnten sich Fans nach einer Möglichkeit, die gesamte Hauptreihe von „Mega Man“ in einer Sammlung zu erleben. Dem Wunsch ist Capcom vorerst zur Hälfte nachgekommen und hat die sechs NES-Ableger in der „Mega Man Legacy Collection“ veröffentlicht, bevor einige Zeit später die restlichen Teile mit „Mega Man Legacy Collection 2“ erschienen. Zur Freude der Fans sind beide Teile nun für Nintendo Switch erschienen, weshalb wir sie uns erneut angeschaut haben.
Zeitreise
In diesem Test wollen wir nicht jedes Spiel einzeln durchgehen, sondern die beiden Sammlungen als Gesamtwerke besprechen. Wer dennoch genauere Informationen zu den Spielen haben möchte, darf sich gerne unsere Reviews zum Großteil der Reihe zu Gemüte führen.
Die frühen Jahre
In der ersten Sammlung befinden sich alle Ableger, die für das NES erschienen sind. Natürlich kämpft „Mega Man“ noch mit vielen Kinderkrankheiten, während „Mega Man 2“ und „Mega Man 3“ zu den größten Klassikern gehören. Es handelt sich bei diesen Versionen jedoch nicht um angepasste Fassungen mit einer flüssigen Bildrate, sondern um Kopien in einer neuen Engine. Die Macher haben demnach alle Verzögerungen sowie Bildfehler bewusst übernommen, was in einigen Passagen Sinn ergibt. Passagen, in denen das Spiel durch zu viele Gegner langsamer wird, wurden damals bewusst so programmiert und man erhält die Möglichkeit, besser zu reagieren. Das ist bereits bei der Erstveröffentlichung eine kontroverse Entscheidung gewesen, an die sich Neulinge erst gewöhnen müssen.
Die beste Version
Im Gegensatz zur Konkurrenz handelt es sich bei der Nintendo Switch-Fassung um dieselbe Version, die auch schon Nintendo 3DS-Nutzer erhalten haben. Das bedeutet einige Neuerungen, denn es lassen sich auch die japanischen Versionen aller sechs Spiele starten. Die Änderungen werden viele zwar nicht bemerken, für Fans ist das jedoch ein wunderbares Extra. Zudem wurden die Probleme mit „Mega Man 5“ behoben, sodass nun auch die europäische Fassung durchgespielt werden kann.
Das Museum stellt erneut ein Paradies für Fans dar. Egal ob Boxarts, Konzeptzeichnungen oder Werbematerial, hier wird eine Menge Inhalt geboten, den man nirgendwo sonst so schön präsentiert bekommt. Zudem gibt es auch einen Musikplayer mit allen Stücken. Besonders reizvoll sind die Herausforderungen, in denen die Spieler besonders kniffelige Passagen hintereinander bewältigen müssen, mitunter sogar aus verschiedenen Teilen. Die kreativsten Aufgaben lassen sich mit dem entsprechenden amiibo freischalten, was leider auch bedeutet, dass der beste Teil dieses Modus nicht für alle zugänglich ist.
Starke Neuerung
Ein weiteres Feature, das in den anderen Versionen per Patch nachgeliefert wird, ist die Rückspiel-Funktion. Hier lässt sich das Geschehen praktisch per Knopfdruck zurückspulen, damit wirklich jeder durch alle Spiele kommt, ohne ständig zu sterben. Selbst Kenner der Spiele können somit ihren Ablauf perfektionieren und kniffelige Stellen auch ohne zwischengespeicherte Spielstände praktisch üben. Weitere Neuerungen gibt es nicht, jedoch ist es eine gigantische Stärke von Nintendo Switch, dass man sich nicht zwischen einer Handheld- und Heimkonsolen-Version entscheiden muss.
Die späten Jahre
Die zweite Kollektion beinhaltet zwar nur vier Spiele, ist dafür wesentlich abwechslungsreicher. Dank „Mega Man 7“, das ursprünglich für das SNES erschienen ist, und das PlayStation-Original „Mega Man 8“ gibt es eine grafische Steigerung. Demnach ist das Spieltempo anders, die Animationen wirken deutlich detaillierter und auch in Sachen Gameplay haben die Macher mehrere Neuerungen eingebaut. Zwar haben diese Ableger nie den Kultstatur der NES-Anfänge erreicht, dennoch spielen sie sich weiterhin fantastisch und halten sich dabei strenger an die klassischen Regeln, im Gegensatz zur ebenfalls starken „Mega Man X“-Reihe. Natürlich bleiben sie kontroverse Ableger, insbesondere das Level-Design des achten Teiles gerät oft in Kritik. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird weiterhin seinen Spaß haben.
Mit den letzten beiden Titeln geht es zurück in den Stil der alten Tage, obwohl sie noch gar nicht so alt sind. Dennoch spielen sich „Mega Man 9“ und „Mega Man 10“ hochwertig und bieten genau das Gameplay, das sich Fans wünschen. Glücklicherweise sind sogar alle DLCs enthalten, weshalb alternative Charaktere ohne zusätzliche Kosten zu Helden werden. Sie überraschen zwar nicht so wie Teile sieben und acht, spielen sich dafür flüssig und runden die Geschichte der Reihe sehr gut ab.
Genauso gut?
Leider ist das Paket als Sammlung nicht so gut gelungen wie sein Vorgänger. Zunächst fehlen echte Save-States, durch die man in „Mega Man Legacy Collection“ noch vor besonders kniffligen Passagen speichern konnte. Stattdessen wird der Held an den letzten Checkpoint zurückgesetzt, jedoch bleibt die Lebensanzeige bestehen. Speichert der Spieler also in den ersten Zonen, wird er möglicherweise mit der Hälfte des Lebensbalkens an den Start befördert, was kontraproduktiv ist. Zudem gibt es keine Rückspulfunktion, was besonders deshalb rätselhaft ist, da diese Teile in Sachen Schwierigkeitsgrad definitiv nicht nachlassen.
Auch das Museum gibt es erneut mit tollen Artworks sowie großartiger Musik. Leider fehlen hier die Informationen rund um die Feinde, die zwar nicht zum Spielen benötigt werden, dennoch einen schönen Zusatz boten, der die Kollektion hochwertiger gemacht hat. Zudem sind die Herausforderungen nun in Spiele unterteilt, was zwar verständlich ist, wodurch diese aber weniger abwechslungsreich werden. Wer ein amiibo nutzt, schaltet komplett neue frei; deren Anzahl ist jedoch derart gering und die Herausforderungen selbst nicht besonders kreativ, sodass man sie getrost ignorieren kann. Auf Nintendo Switch erhalten Fans im Grunde also genau das Paket, das es bereits auf anderen Konsolen gibt. Schaut man sich jedoch die kleinen Verbesserungen der ersten Sammlung an, enttäuscht die zweite.
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