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Donkey Kong Country Tropical Freeze

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Donkey Kong Country: Tropical Freeze

Vier Jahre nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung erwartet „Donkey Kong Country: Tropical Freeze“ jetzt auf Nintendo Switch ein freundlicherer Empfang. Der Ärger darüber, dass das große Wii-U-Spiel der Retro Studios kein neuer „Metroid“-Teil war, dürfte inzwischen verflogen sein, und mit „Metroid Prime 4“ bekommen Samus Arans Fans ja bald das, was sie wollen. Wie also schlägt sich das affenstarke Jump'n'Run jetzt auf Nintendos Hybridkonsole?

Primatenprimat

Der Kampf gegen die Viehkinger, die die tropische Kong-Insel in eine Eiswelt verwandelt haben, führt Hüpfspiel-Veteran Donkey Kong und Konsorten durch mehrere abwechslungsreiche Spielwelten wie eine Alpen- oder eine Savannenwelt. Vom Spielprinzip her handelt es sich um ein klassisches 2D-Jump'n'Run. Allerdings wird die Spielwelt komplett in 3D berechnet. Davon machen einige beeindruckende Kamerafahrten Gebrauch, etwa in den berüchtigten Lorenfahrten, die natürlich in einem „Donkey Kong Country“-Spiel nicht fehlen dürfen.

Donkey Kong stehen auf seiner Mission affige Kumpanen als Helfer zur Seite, die das ansonsten nur aus Springen, Stampfen und Greifen bestehende Bewegungsrepertoire des Primaten etwas erweitern. Mit Diddy Kong erhält man einen kurzzeitigen Raketenantrieb nach einem Sprung, Dixie Kong ermöglicht einen kurzen Auftrieb und Cranky Kong kann seinen Gehstock wie Onkel Dagobert in „DuckTales: Remastered” als Pogostock zweckentfremden. In diese illustre Runde hält auf Nintendo Switch nun ein Neuzugang Einzug.

Spiel einfach Funky

Wie es für die „Donkey Kong Country“-Reihe üblich ist, zeichnet sich auch „Tropical Freeze“ durch einen sehr harten, aber stets fairen Schwierigkeitsgrad aus. „Für sowas habe ich keine Frusttoleranz mehr“, beklagte sich einer unserer Leser bei der Rezension der Wii-U-Version. „Als junger Mensch wollte ich Spiele besiegen, heute will ich sie lediglich erleben.“ So mag es vielen Spielefans gehen, die mittlerweile weniger Zeit zur Verfügung haben, und besonders an solche Leute richtet sich ja Nintendo Switch. Von daher erklärt sich die wichtigste Erweiterung der Switch-Version von „Tropical Freeze“: Funky Kong.

Funky Kong bringt als fünfte spielbare Figur einige Bonusfähigkeiten mit sich: Dank seines Surfbretts kann der coolste aller Kongs nach einem Sprung langsam zu Boden gleiten und Doppelsprünge ausführen, Stacheln fügen ihm keinen Schaden zu und Unterwasser geht ihm nie die Puste aus. Allerdings ist Funky nur im einfachen Modus verfügbar, in dem außerdem jeder Kong drei statt zwei Herzen zur Verfügung hat. Ferner kann der Spieler im einfachen Modus einen Level nach mehreren misslungenen Anläufen überspringen, wobei jedoch seine Sammelgegenstände verworfen werden.

Der einfache Modus hatte im Vorfeld der Veröffentlichung für hitzige Diskussionen gesorgt. Gewiss: Funky Kong macht das Spiel einfacher. Aber zu einfach wird „Tropical Freeze“ dadurch nicht, denn gerade die späteren Levels stellen auch im einfachen Modus eine Herausforderung dar. Mit Funky als Spielfigur hat man nämlich keinen Zugriff auf die anderen Figuren und ihre Spezialfähigkeiten. Ferner ist der einfache Modus komplett optional: Er muss zu Beginn des Spiels gewählt und kann nicht nachträglich eingeschaltet werden. Wer also sein ganzes Können unter Beweis stellen möchte, entscheidet sich im Vorfeld einfach für den klassischen Modus.

Detailverliebtes Leveldesign

Völlig egal, welchen Schwierigkeitsgrad man wählt – in „Tropical Freeze“ erlebt man Hüpfspielkost vom Allerfeinsten. Während die Level mancher 2D-Jump'n'Runs wie im Baukasten zusammengesetzt wirken, ist in der Affensause jeder Spielabschnitt ein echtes Unikat, das mit Liebe zum Detail gestaltet ist. Jeder Level hat eine eigene spezielle Thematik, einen eigenen spielerischen Kniff, ein eigenes musikalisches Thema – mehr zum Soundtrack später. Die Detailverliebtheit zieht sich durch bis zu den Levelnamen, die einander an Kreativität und Wortwitz überbieten – „Wrackwanderung“, „Laubeshymnen“ oder „So eine Schreinerei“ mögen als Beispiele genügen.

„Tropical Freeze“ mag nicht mit einer besonders hohen Anzahl an Levels punkten, doch dafür entspricht die Qualität der Spielabschnitte der Zeit, die man zum Bestehen der teils extrem kniffligen Herausforderungen benötigt. Wer genauer hinsieht, wird bemerken, dass jedes Levelelement perfekt in die Umgebung passt. Es ist keine Untertreibung, hier von spielbaren Kunstwerken zu sprechen. Dass auch die Steuerung sowie die Platzierung der Levelelemente absolut präzise und makellos sind, davon kann man sich im Speedrun-Modus inklusive Online-Bestenlisten und -Videofunktion überzeugen.

Apropos Speedrun-Funktion: Diese sowie ein freischaltbarer extraharter Modus bieten Hüpfspiel-Profis viele weitere Stunden Spielspaß – zusätzlich zu den teils gut versteckten Sammelgegenständen, die Bonuslevel freischalten. Wer aus „Tropical Freeze“ alles herausholen möchte, wird einiges an Zeit und Geduld mitbringen müssen. Doch die atmosphärischen Levels, in denen man gerne verweilt, sind dies allemal wert.

David Wise wie's geht

Die künstlerische Gestaltung ist also über jeden Zweifel erhaben. Dies gilt auch für die technische Realisierung der Grafik. Der bunte, lebendige und detaillierte Stil wird sehr sauber und mit einer konstant flüssigen Bildrate dargestellt, die sich auch im Handheld-Modus keinerlei Ruckler erlaubt. Allerdings ist das Bild bisweilen etwas zu überladen – mitunter ist es schwierig zu sagen, mit welchen Elementen interagiert werden kann und was nur zur Levelumgebung gehört.

Was die akustische Komponente anbelangt, so hat „Donkey Kong Country“-Veteran David Wise nach mehreren weniger produktiven Jahren wieder einen erstklassigen Soundtrack geschaffen. Fast jedes Level hat seine eigene Musik, die Musikstücke sind stilistisch sehr abwechslungsreich, passen perfekt zur Atmosphäre der jeweiligen Level und bestehen die Gratwanderung zwischen Ohrwurm und Nevensäge. Die Musik ist dem Leveldesign also mindestens ebenbürtig. Der größte – und einzige – Mangel ist nach wie vor die fehlende Soundtrack-Veröffentlichung!

„Dickicht im Dunst“ ist, was Atmosphäre und besonders Musik anbelangt, einer unserer Favoriten aus „Tropical Freeze“!

Kongenial?

Abgesehen vom neuen einfachen Modus sind uns keine nennenswerten Unterschiede zwischen der Switch- und der Wii-U-Fassung von „Tropical Freeze“ aufgefallen. Im TV-Modus bietet das Spiel eine Auflösung von 1080p anstelle der 720p auf der Wii U, aber ins Auge sticht diese Anhebung kaum. Im Handheld-Modus hingegen werden nur 648p erzielt, wobei man dies wegen des sauberen Grafikstils kaum bemerkt. Wohl eher auf das Speichermedium ist zurückzuführen, dass die überraschend langen Ladezeiten etwas gekürzt wurden. In der Download-Version des Spiels ist aber immer noch vor jedem Levelbeginn mit mehreren Sekunden Wartezeit zu rechnen.

Da „Tropical Freeze“ schon auf der Wii U exakt keinen Gebrauch von den spezifischen Fähigkeiten der Konsole gemacht hat, mussten bei der Portierung auf Switch keine Kompromisse eingegangen werden. Große Vorteile bieten die Joy-Cons: Stampf-Attacken können per Bewegungssteuerung ausgeführt werden, und der Zweispielermodus ohne zusätzliche Controller ist eine sehr angenehme Angelegenheit. Hierzu ist allerdings zu bemerken, dass „Tropical Freeze“ zu zweit noch schwieriger als allein ist, besonders da der Bildschirmauschnitt nicht dynamisch genug mitwandert.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

In den letzten vier Jahren hat sich die Meinung durchsetzen können, dass „Donkey Kong Country: Tropical Freeze“ eines der besten 2D-Jump'n'Runs aller Zeiten ist. Dies stellt der Titel nun auf der Nintendo Switch-Konsole jederzeit und überall unter Beweis. Neben dem erstklassigen Leveldesign und dem herausfordernden Schwierigkeitsgrad ist besonders der Soundtrack von David Wise hervorzuheben, der ohne Zweifel zum Besten zählt, was die Videospielmusik hervorgebracht hat. Leider wird Kennern der Wii-U-Version kein Grund gegeben, noch einmal zuzuschlagen. Dafür dürfte nun kaum einer mehr unzufrieden sein, falls sich das aktuelle Projekt der Retro Studios wieder als neuer „Donkey Kong“-Teil entpuppen sollte.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Greg
    Greg 01.05.2018, 23:37
    Sehr schöner Artikel, der dem Game allemal gerecht wird. Sehr gut geschrieben und die wesentlichen Punkte hervorhebend.
  • Avatar von KaiserGaius
    KaiserGaius 01.05.2018, 23:33
    Mega Spiel. Freu mich schon drauf.