Nachdem „Owlboy” bereits fast zehn Jahre in Entwicklung war bis es Ende 2016 zum ersten Mal erschienen ist, hat es das Jahrzehnt nun überschritten, wenn man die Konsolen-Entwicklung dazu nimmt. Endlich gibt es das von vielen gefeierte Hüpf-Abenteuer auch für Heimkonsolen. Wir haben uns die Nintendo Switch-Version näher angeschaut und wollen euch auf ein Abenteuer über den Wolken mitnehmen.
Eulen-Lehrling
Die Geschichte ist in einer Welt angesiedelt, die komplett aus fliegenden Inseln besteht und die Menschen werden von den letzten übrigen Eulen beschützt. Eine davon ist Otus, ein Lehrling im Dorf Vellie, der nicht reden kann und eher als Tollpatsch angesehen wird, obwohl er es immer gut meint. Eines Tages landen die Piraten aus irgendeinem Grund in dem Dorf und Otus wird dafür beschuldigt. Ehe er sich versieht, beginnt ein Abenteuer in dem er zusammen mit seinem besten Freund Geddy, dem Mechaniker, als unscheinbarer Held, den jeder als Versager ansieht, die Welt retten muss.
„Owlboy” startet ruhig, nimmt aber immer wieder sehr emotionale Töne an, was an den von Klischees befreiten Dialogen liegt. Die Charaktere, allen voran Otus und seine Freunde, wachsen einem schnell ans Herz, was an den richtig gelungenen Animationen liegt. Man kann den Pixel-Figuren die verschiedensten Emotionen ansehen und ist immer wieder davon überrascht, wie gut das gelungen ist. Aber auch die Geschichte bietet mit ihren gut gesetzten Höhepunkten einen Anreiz, um am Ball zu bleiben.
Anfangs nervig
Bei „Owlboy” steht beim Gameplay eine ganz einfache Idee dahinter. Ein gut spielbares Jump’n’Run, das durch eine offene Welt mit verschiedenen Setpieces und einer Geschichte überzeugt. Genau dieses Ziel haben die Entwickler auch geschafft – zumindest wenn man den Anfang über sich ergehen lässt. Denn wie viele Spiele, ist auch „Owlboy” anfangs spielerisch etwas umständlich. Das Side-Scroller Jump ‘n‘ Run wird um Twin-Stick-Shooter-Elemente erweitert. Dabei nutzt Otus seine Kraft um seine Freunde aufzunehmen, die verschiedene Waffen haben und man nach und nach freischaltet, und mit ihnen zu schießen. Aber da liegt auch der Grund, warum der Anfang etwas nervig ist. Denn Otus kann immer nur eine Sache greifen und bis zu einem bestimmten Item, das man recht früh bekommt, muss man immer wieder zwischen dem Helfer mit seiner Waffe oder auch Früchten, die im Boden hängen hin und her wechseln. Besonders nervig wird es dann dadurch, dass man immer aufpassen muss, dass der Helfer nicht herunterfällt, da so eine kurze Cutscene getriggert wird, die den Spielfluss unterbricht. Zum Glück dauert es aber nicht lange bis zu dem Item und hat man das einmal hinter sich, nimmt das Spiel dann auch spielerisch etwas Fahrt auf.
Offene Welt trotz Linearität?
Schaut man das erste Mal auf das Spiel, dann denkt man, dass es sich um ein ganz klassisches Metroidvania handelt. Auch während der ersten Stunde mit immer neuen Upgrades und einer Welt, die sich öffnet, verfestigt sich dieser Gedanke. Aber dann merkt man doch, dass „Owlboy” eine sehr klare Linie hat, die einem zum Ziel bringt und nur Kleinigkeiten auf einen warten, wenn man mit neuen Fähigkeiten in alte Gebiete geht. Bis auf versteckte Münzen, die ein wenig von der Hintergrundgeschichte erzählen, sind alle anderen Geheimnisse fast schon unnötige Ablenkung. Das Spiel hat zwar seine Schwankungen im Schwierigkeitsgrad, aber diese kann man mit etwas Geduld und Vorsicht gut und schnell überwinden. Kleinere Upgrades für die Lebensleiste und den Helfern kann man auch per sammelbare Items freischalten, aber diese sind kein Muss und machen das Spiel nur etwas einfacher, was aber nicht nötig ist. Folgt man linear der Geschichte und lässt sich von seinem Entdeckerdrang nur dann mal leiten, wenn man es auch wirklich möchte, dann ist „Owlboy” eine sehr unterhaltsame Kost, bei der man nach den knapp sechs bis sieben Stunden zufrieden, wenn auch nicht überaus überwältigt von ist.
Künstlerisch
Eine andere Sache, die einen überwältigen kann, ist der enorm detailreiche Stil. Die Pixel-Optik ist auch der erkenntliche Grund, warum die Entwicklung so lange gedauert hat. Jedes Element im Spiel ist optisch auf Hochglanz poliert und versetzt einen sowohl auf dem Fernseher als auch auf dem Handheld ständig in Staunen. Es sieht einfach fantastisch aus und wird abgerundet durch wunderschöne Panorama-Shots der Welt, die man so auch in einer Kunst-Ausstellung für Pixel-Art stellen könnte. Bis auf ein paar kleinere Slowdowns im Handheld-Modus bei einem Boss sowie zufällig aufgetretene Bugs, durch die wir zwei Szenen doppelt spielen mussten, spielt es sich auf Nintendo Switch gut.
Perfekt abgestimmt
Weiter meisterlich ist auch der orchestrale Soundtrack von „Owlboy”. Von schwingenden Klängen, die einen locker durch die Lüfte schweben lassen, bis hin zu aufbauschenden Sounds, die einen in Action-Sequenzen antreiben, ist wirklich alles dabei, was das Herz begehrt. Selten bemerkt man einen Soundtrack so stark während man spielt, dass man sich auf die nächste Action-Szene freut. Besonders in diesen Situationen punktet der Soundtrack enorm und hat einen perfekt abgestimmten Klang, der sich in einem Bosskampf zum Beispiel je nach Stufe oder Angriff manchmal beruhigt und dann wieder an Fahrt aufnimmt. Sowas bekommt man bei Indie-Spielen wirklich nicht alle Tage auf die Ohren.
Bisher gibt es 13 Kommentare
Andere Frage. Eine Karte oder so gibt es nicht, oder?
Was mich nervt ist die viel zu kleine und pixelige Schrift. Warum müssen bei Pixelgrafikspielen die Schriften auch pixelig und winzig sein? Seufz.
Du kannst dir das Game auch einfach auf YouTube anschauen, dann weißt du bereits mehr.
Wofür wird Owlboy gelobt? Dafür das der Sound so toll ist (gut dafür habe ich Radios), die Grafik gut ist und ansonsten das Gameplay "gut, aber nicht überragend" ist.
Das heißt, die Sachen die das Spiel so toll machen, sind nicht die Sachen die auch wirklich den Spielspaß bringen, daher eben auch meine Skepsis. Mit ´ner Demo könnte man das Problem aus der Welt schaffen, aber die "Gamer" von heute sind ja lieber daran interessiert andere zu beleidigen, als sich für Kundenservice einzusetzen.