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Yo-Kai Watch

Yo-Kai Watch

Die „Yo-Kai Watch“-Marke zählt aktuell zu den populärsten Videospielfranchises in Japan und erfreut sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Nicht nur Videospiele, sondern auch Mangas, Merchandise oder auch ein Animationsfilm zeugen von dem hohen Stellenwert in der Popkultur im Land der aufgehenden Sonne. Kurz: „Yo-Kai Watch“ ist ein Phänomen. Während sich die Fangemeinde der Geisterwesen langsam bereits auf den dritten Teil einstimmt, musste der japanophile Zocker aus westlicheren Gefilden lange Zeit durch die Finger schauen. Doch damit macht Nintendo nun Schluss und bringt den Erstling der Rollenspielserie aus dem Hause Level-5 nun auch nach Europa. Als große Verfechter von Titeln wie „Ni No Kuni: Wrath of the White Witch“ oder den„Professor Layton“-Ablegern, aber auch „Pokémon“, konnten wir nicht anders, als „Yo-Kai Watch“ auf Herz und Nieren zu prüfen. Wir verraten euch, ob es sich lohnt, einmal mehr auf Monsterjagd zu gehen oder ob das Spiel doch eher eine Kuriosität aus Fernost ist.

Who you gonna call?

In „Yo-Kai Watch“ spielt man einen Jungen oder ein Mädchen, je nachdem, wie es einem beliebt. Eigentlich handelt es sich dabei um Nate und Katie aus der Animeserie, jedoch kann der Charakter beliebig benannt werden, ehe das Spiel seinen Anfang nimmt. Im Park tauscht sich der Spieler mit seinen Freunden über die Insektenjagd aus. Während der Freundeskreis mit allerlei seltenen Errungenschaften in der Sammlung prahlt, kann die eigene Figur wenig vorweisen. Während man Spott und Hohn verdaut, packt einen dann doch der Ehrgeiz. Ausgerüstet mit einem Insektennetz begibt man sich auf die Jagd nach armen Insekten im Wald, ehe merkwürdige Ereignisse von statten gehen.

Im Laufe dieser Geschehnisse, trifft man auf Whisper, ein Yo-Kai. Ein Yo-Kai? Was ist ein Yo-Kai? Whisper, der von nun an als eine Art Berater fungiert, bringt Licht in die Sache: Bei Yo-Kai handelt es sich um kleine Geisterwesen, die für gewöhnlich von Menschen unbemerkt bleiben und dadurch allerlei Schabernack treiben. Als Vorbild dienen hier die Yo-Kai aus der japanischen Mythologie, die ebenfalls unbemerkt unter uns weilen. Der Spieler erhält jedoch nun die Möglichkeit, dank der namensgebenden Yo-Kai Watch, die kleinen Plagegeister in der Spielwelt ausfindig machen zu können. Die nächsten Schritte fungieren als eine Art Tutorial, doch man wird relativ bald in die Welt entlassen und erhält dann immer wieder kleinere, leicht verdauliche Informationen zu dem Spielsystem.

Gotta catch 'em all!

Im weiteren Verlauf des Spiels kann man die Spielwelt, die Vorstadt Lenzhausen, frei erkunden. Dabei begibt man sich auf die Suche nach weiteren Yo-Kai, die man in sein Team aufnehmen kann, um größere und fiesere Gegner besiegen zu können. Wer sich bis hierhin noch nicht sicher war, dürfte spätestens jetzt feststellen, dass das große Vorbild für das Erfolgsspiel aus Japan unsere allzeitbeliebten Pokémon sind. Ähnlich, wie bei der Marke aus dem Hause Game Freak, gilt es, verschiedene Wesen einzusammeln und zu trainieren. Nach einem Kampf bietet sich oft die Möglichkeit, mit besiegten Yo-Kai eine Freundschaft einzugehen. Sie überreichen euch ihre Medaille, mit denen ihr sie rufen könnt. Insgesamt sechs Medaillen könnt ihr jederzeit bei euch tragen, alle anderen werden zwischengelagert. Schnell stellt sich wieder der altbekannte Sammeltrieb ein und man will unbedingt die verschiedenen Wesen „fangen“.

Ich will doch nur dein Freund sein!

Allerdings ist das teilweise ziemlich kryptisch gehalten. Oft müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, um eine Freundschaft eingehen zu können. Beispielsweise möchten die nimmersatten Geisterwesen etwas Bestimmtes zu Essen haben. Ohne die Weiten des Internets aufzusuchen, verkommt dass schnell zu einem Geduldsspiel, bis man herausfindet, welche Voraussetzungen für welches Yo-Kai erforderlich sind. Da kann es schon mal passieren, dass man eigentlich ein Yo-Kai, das man unbedingt in sein Team aufnehmen wollte, davon ziehen lassen muss, weil man schlicht und ergreifend nicht weiß, unter welchen Voraussetzungen eine Freundschaft möglich ist. Das kann nach einiger Zeit sehr ermüdend werden. Die Jagd selbst gestaltet sich jedoch überraschend frisch. Mit Hilfe eines Radars könnt ihr den ungefähren Aufenthaltsort bestimmen, ehe ihr dann mit einer Lupe gezielt nach dem Störenfried sucht. Die zahlreichen Figuren bieten genug Persönlichkeit und Charme, um für sich zu stehen und nicht als simple Abziehbilder der Pokémon oder Digimon herhalten zu müssen.

Das K(r)ampfsystem

Einer der größten Knackpunkte am Spiel ist sicherlich das Kampfsystem. Vor einem Gefecht wird am Touchscreen mit Hilfe eines Rads die „Aufstellung“ bestimmt. Ihr dürft zwar sechs Medaillen dabei haben, allerdings können nur gleichzeitig drei Yo-Kai kämpfen, die jedoch durch verschieben des Rads ausgetauscht werden können. Der Kampf selbst läuft deutlich passiver ab, als in vielen anderen Rollenspielen. Die Yo-Kai greifen automatisch an, ihr habt nur beschränkten Einfluss auf das Kampfgeschehen. Während euer Team einen Satz heißen Ohren verteilt, könnt ihr beispielsweise das bevorzugte Angriffsziel markieren oder Items benutzen. Jedes Teammitglied hat außerdem einen eigenen Spezialangriff, so genannten Ultiseelschläge. Wenn sich der Spezialangriffsbalken eines Yo-Kai komplett gefüllt hat, könnt ihr diesen Ultiseelschlag starten. Währenddessen müssen diverse, kleinere Aufgaben auf dem Touchscreen erfüllt werden, beispielsweise das Nachzeichnen von Formen oder das Antippen von vorbeifliegenden Kugeln. Unweigerlich wird man an die zahlreichen, überflüssigen Touchspielereien, speziell zur Anfangszeit des Nintendo DS, erinnert, die die neuen Funktionen offenbaren sollten. Hier wird es ebenfalls sehr schnell repetitiv und monoton. Es hätte sicherlich bessere Methoden gegeben, um die mangelnde Aktivität zu lösen. Insgesamt verkommt der Kampf nach einiger Zeit durch die Mischung aus Passivität, fehlenden Möglichkeiten und unnötigen Gimmicks manchmal zu einer Nervenaufgabe im negativen Sinne. Das wiegt besonder schwer, ist doch ein gutes Kampfsystem einer der Eckpfeiler für ein überzeugendes Rollenspiel.

Farbenfrohe Welt

Bei der optischen Gestaltung des Spiels hat Level 5 großartige Arbeit geleistet. Die Yo-Kai sind liebevoll gestaltet, die Welt strahlt etwas schön Kindliches und unbelastetes aus. Beim Spielen haben wir uns mehr als einmal an das fantastische „Ni No Kuni: Wrath of the White Witch“ erinnert gefühlt, was auf jeden Fall ein gutes Zeichen ist. Durch den förderlichen Anime-Stil punktet das Spiel grafisch auf dem in die Jahre gekommenen Nintendo 3DS auf voller Linie und gehört zweifelsfrei zu den optisch ansprechendsten Spielen in der Spielbibliothek des Handhelds. Untermalt wird das Ganze aber auch durch die Charaktere und Ereignisse in der Spielwelt. Während der Spieler die Welt erkundet und dabei Freundschaften mit Yo-Kais schließt und Nebenaufgaben erledigt, erlebt er zahlreiche lustige und interessante Dinge oder kommt mit schrägen Yo-Kai ins Gespräch. Das Spiel schafft es ebenfalls, auch schwerwiegendere Problematiken des Alltagslebens kindgerecht zu thematisieren, ohne dabei banal zu wirken. Das tröstet ein wenig darüber hinweg, dass manche Aufgaben leider mäßig interessant und abwechslungsarm gestaltet wurden. Der Humor kann dafür durchaus Jung und Alt überzeugen, ohne sich dabei selbst allzu ernst zu nehmen. All das sorgt für ein rund um stimmiges Gesamtbild und hinterlässt einen besonderen Charme, der den Spieler weiter motiviert, doch noch etwas Zeit in der Welt zu verbringen. Die deutsche Lokalisierung ist zum Glück vergleichsweise gut ausgefallen, dementsprechend stört auch diese die farbenfrohe Harmonie nicht weiter.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Yo-Kai Watch“ straft alle Lügen, die den Titel als simplen „Pokémon“-Abklatsch abgetan haben. Level-5 hat es geschafft, eine für sich stehende, neue Marke zu etablieren, die es auf die Reihe kriegt, sich von den anderen Konkurrenten abzuheben - sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht. Wer sich nicht von den spielerischen Schwächen abschrecken lässt, kann hier, dank des Level 5-Charmes, in eine zauberhafte Welt eintauchen und seinem Sammeltrieb freien Lauf lassen.

Bisher gibt es vier Kommentare

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  • Avatar von tiki22
    tiki22 28.04.2016, 20:37
    Eigentlich wollte ich mir das Spiel mal zum Launch kaufen. Ich habe jedoch hier noch so viele andere Spiele rumliegen, die ich noch nicht einmal gestartet habe, dass ich nun erstmal alles nach hinten verschiebe. Ab Mitte Juni wird dann der Backlog abgearbeitet und dann können auch wieder neue Spiele kommen
  • Avatar von A.Einstein
    A.Einstein 28.04.2016, 10:07
    Spiegelt meinen Eindruck (durch die Demo) ganz gut wieder. Wirklich schön gemachte Spielewelt und interessantes System um die Monster aufzuspüren etc. aber das Kampfsystem macht es wirklich für mich kaputt.
    Der Kampf erschien mir stressig, nicht durch Spannung sondern wegen dem wilden gewusel und Pseudo-Minispieleinlagen. Taktische Möglichkeiten war für mich kaum umsetzbar/erkennbar.
    Das gleiche Problem hatte ich schon in so machen Digimon- und Monster Rancher-Ablegern und ist wirklich schade, da ein "gutes" Kampfsystem eigentlich doch recht einfach zu machen wäre... (natürlich alles subjektiv)
  • Avatar von anonym_240216
    anonym_240216 27.04.2016, 21:04
    Zitat Zitat von rowdy007 Beitrag anzeigen
    Das rumgewische beim Kampfsystem sehe ich auch als schwäche an aber ich werde dem Spiel trotzdem eine Chance geben weil ich die Demo ganz solide empfand. Das Spiel gibts online bei MediaMarkt und amazon für jeweils 35€.
    Wenn man auf die Art Spiel steht, kann man bei dem Preis nicht wirklich etwas falsch machen.
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 27.04.2016, 18:39
    Das rumgewische beim Kampfsystem sehe ich auch als schwäche an aber ich werde dem Spiel trotzdem eine Chance geben weil ich die Demo ganz solide empfand. Das Spiel gibts online bei MediaMarkt und amazon für jeweils 35€.