Es gibt so einige „Simpsons“-Spiele, die sich jedoch qualitativ wie auch spielerisch sehr stark voneinander unterscheiden. Zwei besondere Spiele rund um die beliebte Zeichentrickserie entwickelte das kanadische Studio Radical Entertainment. Das erste, „The Simpsons: Road Rage“ von 2001, ist quasi eine große Parodie auf Segas „Crazy Taxi“. Anschließend entwickelte Radical einen Nachfolger, der das Spielprinzip jedoch stark erweiterte. „The Simpsons Hit & Run“, das 2003 für PC, PS2, Xbox und GameCube herauskam, ist diesmal sehr stark an das zwei Jahre zuvor veröffentlichte „Grand Theft Auto III“ angelehnt. Es als bloßen GTA-Klon abzustempeln tut „Hit & Run“ aber Unrecht, denn es gilt als bestes „Simpsons“-Spiel überhaupt. Im Test werden wir es rückblickend kritisch beäugen.
Verschwörung in Springfield
Seltsame Dinge gehen in Springfield vor sich. Eine neue Version der beliebten Buzz-Cola wird auf den Markt gebracht. Geheimnisvolle schwarze Überwachungs-Vans tauchen in der ganzen Stadt auf. Drohnen mit Überwachungskameras spähen die Bewohner aus. Hinter all dem scheint ein großer Komplott zu stecken, doch niemand weiß, wie die genauen Zusammenhänge aussehen. Ob ausgerechnet die Simpsons das Rätsel lösen können?
Die Handlung stammt aus der Feder der Autoren der Serie, kommt aber selbst für diese Verhältnisse sehr hanebüchen daher. Vermutlich ist das auch so gewollt. Jedenfalls ist die Story auch nur rudimentär in das Spiel integriert und wird hauptsächlich durch wenige, sehr schlecht gemachte Zwischensequenzen sowie durch Dialoge erzählt. In den Missionen geht es größtenteils um ganz andere Dinge; da verliert man rasch die eigentliche Handlung aus dem Blick.
Grand Theft Simpsons
Der Fokus von „Hit & Run“ liegt also auf dem Spielkonzept. Hauptsächlich geht es ums Autofahren, aber auch per Pedes macht Familie Simpson Springfield unsicher. „Hit & Run“ ist somit ein Sandbox-Fahrspiel im Stile von „Grand Theft Auto“ mit gelegentlichen Jump'n'Run-Einlagen. Jede der Handvoll Welten des Spiels hat seine eigene Spielfigur. Natürlich sind Homer, Bart, Lisa und Marge spielbar; aus irgendeinem Grund ist selbst Apu Spielfigur einer eigenen Welt.
Die Missionen sind an und für sich recht repetitiv. Entweder muss man eine Reihe von Gegenständen einsammeln, ein Ziel erreichen, ein Rennen gewinnen, einen Wagen verfolgen oder ein spezielles Auto zerstören. Doch weil die Steuerung so gut und so authentisch ist und dank der Vielzahl an Fahrzeugen mit unterschiedlichen Eigenschaften viel Abwechslung aufkommt, gestalten sich die Missionen äußerst spaßig.
Zerstörung und Erkundung
Der Spieler kann freigeschaltete Vehikel an Telefonzellen anfordern, oder aber Fahrzeuge auf der Straße anhalten und kapern. Sowohl mit seinem Gefährt als auch zu Fuß kann der Spieler dabei Objekte wie Bäume, Laternen und Hydranten zerstören, außerdem kann man munter Passanten überfahren. Bei derartigen Aktionen füllt sich jedoch die titelgebende Fahrerflucht-Anzeige – und wenn diese gefüllt ist, so macht sich die Polizei zur Verfolgung auf. Dadurch kommt eine weitere interessante Komponente hinzu und es ergeben sich spannende Verfolgungsjagden.
Aber auch völlig ohne Ziel durch Springfield zu cruisen macht bereits mächtig viel Spaß – wie es sich für ein Spiel dieses Genres gehört. „Hit & Run“ umfasst drei verschiedene Spiellevel, in denen je zwei oder drei Welten angesiedelt sind. Obgleich jede Welt bloß ein einfacher Rundweg ist, gibt es dank zahlreicher Abkürzungen und unzähliger erkundbarer Gebiete sehr viel zu sehen.
Extras und Gag am laufenden Bande
Und es gibt wirklich viel zu sehen in diesem Spiel. Abseits der Story-Missionen bietet es Bonus-Aufträge und sammelbare Extras en masse. In jeder Welt kann der Spieler mit Münzen, die er für die Zerstörung von Objekten erhält, weitere Autos und Kostüme freischalten. Manche davon sind zum Fortschritt erforderlich, andere sind bloß sehr nette Extras.
Selbst abseits dieser expliziten Sammel-Objekte ist „Hit & Run“ äußerst detailverliebt. Dem Serienkenner begegnen unzählige Gags aus älteren „Simpsons“-Episoden. Quasi an jeder Ecke sind solche Referenzen zu finden. Das Atomkraftwerk mit dem geheimen Steinmetz-Treffpunkt, das Reifenfeuer oder die Tomacco-Farm – dies sind nur drei von unzählbar vielen solcher Details. Springfield wirkt dadurch äußerst lebendig und originalgetreu. Auch mit Anspielungen abseits der eigenen Serie hatten die Entwickler offenkundig ihren Spaß; eine Renn-Mission in der ersten Welt etwa heißt „The Fat and the Furious“. Sogar an selbstreferentiellem Humor wird nicht gespart.
Ton: Ausgezeichnet! – Technik: Nein!!
Auch in den Dialogen begegnen einem bekannte Aussprüche aus der Serie. Apropos Dialoge: Sämtliche Original-Sprecher der Serie leihen den Figuren in „Hit & Run“ ihre Stimmen, selbst in der deutschen Version. Die gewohnt hohe Qualität der bekannten Sprecher ist hier umso erfreulicher, da auch zahlreiche Nebenfiguren aus dem großen „Simpsons“-Universum in „Hit & Run“ ihren Auftritt haben. Es ist wirklich witzig, mit Grampa, dem Comicbuch-Verkäufer, Professor Frink, Rektor Skinner inklusive seiner Mutter und noch vielen anderen zu fahren und sich dabei deren Kommentare anzuhören! Die Vertonung des Spiels ist also sehr umfangreich und zugleich professionell.
Wie bereits das GameCube-Spiel „Der SpongeBob Schwammkopf Film“ leidet auch „Hit & Run“ darunter, dass ein 2D-Cartoon-Stil in normale 3D-Grafik übertragen wird. Auf den ersten Blick sieht das Spiel darum einfach hässlich aus. Besonders die Charaktermodelle sehen scheußlich aus, von deren Animationen ganz zu schweigen. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Selbst für GameCube-Verhältnisse inakzeptabel sind hingegen einige extrem niedrig aufgelöste Texturen und hin und wieder auftretende Ruckler und Bugs. Die musikalische Untermalung indes ist ausnahmslos gelungen.
Bisher gibt es neun Kommentare
Edit: Außerdem seh ich gerade ich habs mit Road Rage verwechselt. Das Spiel war schlechter.
Das Spiel an sich war damals ein gutes allerdings war es technisch miserabel und eher etwas für Fans deswegen 6/10.