Die „The Legend of Zelda“-Reihe ist bislang fast ausschließlich für sehr gute Serienableger bekannt und beeindruckt mit jedem neuen Teil viele Videospieler. Mit dem grünbekleideten Helden Link erkundet man große Welten und muss meistens Prinzessin Zelda aus der Gefangenschaft eines bösen Schurken befreien. Obwohl der Fokus der Reihe auf den Einzelspieler-Abenteuern liegt, hat es die Serie mehrmals versucht, mit Multiplayer-Titeln für Begeisterung zu sorgen. Der große Durchbruch ist den Entwicklern bislang jedoch nicht gelungen.
Zur E3 2015 hat Nintendo einen weiteren Versuch angekündigt und veröffentlicht den Titel „The Legend of Zelda: Tri Force Heroes“ bereits wenige Monate nach der Erstpräsentation in Deutschland. In diesem Abenteuer finden sich drei unbekannte Helden zusammen, lösen ein Rätsel nach dem anderen und kämpfen sich durch große Monsterhorden. Ob es sich bei dem Spiel um die erhoffte Multiplayer-Perle handelt, diskutieren wir in unserem Testbericht aus.
Mode gegen Maude
Im Königreich Textilia wird die aktuelle Mode tagtäglich verfolgt und gutes Aussehen sowie elegantes Auftreten von jedem, Bewohner wie Besucher, erwartet. Das Ebenbild der besten Mode wird von Prinzessin Rüschlinde verkörpert, die mit ihrer Ausstrahlung die Herzen ihres Volks ihr Eigen nennt. Im Lumpenland, dem dunklen Gegenstück von Textilia, genießt sie allerdings nur Missachtung, insbesondere von Lady Maude.
Ihre Ideale von guter Mode erfreuen sich nicht der Beliebtheit, mit der jedes neue Kleid ihrer Schwester Madame Couture in Textilia aufgenommen wird. Aufgrund dieser Umstände deutlich gereizt, legt sie der Prinzessin einen Fluch auf und nimmt ihr ihre Ausstrahlung mit einem schwarzen Ganzkörperstrumpf weg. König Lockfried und auch das ganze Königreich stürzen in eine Periode der Trauer und fürchten seither den Zorn von Lady Maude. Als letzte Hoffnung setzt König Lockfried auf die Legende von Textilia, laut der sich in einer Zeit der Verzweiflung drei Helden zu einem Totem aufstapeln und das Königreich retten werden.
Aus einem werden drei
In der Rolle einer dieser Helden muss der Spieler in die acht Welten des Lumpenlands aufbrechen und dort die drei Materialien für das Lady-Kleid auffinden. Die Welten sind thematisch geordnet, das heißt, dass während die eine Welt beispielsweise aus typischen Waldleveln besteht, bietet eine andere ausschließlich Wüstenumgebungen. Jedes dieser acht Gebiete besitzt vier Level, die zudem in vier Abschnitte unterteilt sind.
Bei jedem Ausflug startet man von Schloss Textilia aus und kehrt nach jedem Level auch hierhin zurück. Im ersten Abschnitt sind die drei Items zu finden, mit denen man das komplette Level zu überwinden hat und die unter den drei Helden aufgeteilt werden. In den beiden darauffolgenden Abschnitten löst man mit den drei Kämpfern kleinere Rätsel und kämpft sich schließlich bis zum letzten Abschnitt durch. Hier tritt man entweder gegen eine etwas größere Monsterhorde oder gegen riesige Bosse an.
Tatsächlich sind die Bosskämpfe auch eine der größten Stärken von „Tri Force Heroes“. Die Endgegner sind meist überwältigend und fordern eine koordinierte Zusammenarbeit der drei Helden. Außerdem haben die Entwickler für das Spiel eine Reihe von tollen neuen Bossgegnern kreiert, die in diesem Ableger ihr Debüt feiern. Im Vergleich sehen die restlichen Abschnitte sehr alt aus, zumal die Level erst ab der vierten Welt spannend werden.
Modebewusstes Gameplay
Im Mittelpunkt des Spiels steht Madame Coutures Laden, in dem man verschiedene Gewänder in Auftrag geben kann. Die Materialien hierfür muss der Spieler in den Leveln auffinden, die jeweils zwei verschiedene Materialien anbieten. Da man allerdings immer nur eines mitnehmen kann, wird man zwangsweise jedes Level mehrmals durchspielen müssen, wozu das Spiel ohnehin schon motiviert. Hat man nämlich eine Welt abgeschlossen, tauchen in jedem Level drei Spezialmissionen auf, die zu denselben Abschnitten einladen, aber unter erschwerten Bedingungen wie Zeit- oder Lebensknappheit.
Die etwa 30 Outfits erfüllen auch im Gameplay ihren Zweck und gewähren dem Helden verschiedene Fähigkeiten. Beispielsweise werden im Bombengewand reguläre Bomben zu effektiveren Superbomben. Im Rittergewand kann der Spieler dagegen bei voller Herzleiste, die derweil neun Herzen beinhaltet und im Multiplayer unter drei Spielern geteilt wird, Schwertstrahlen abfeuern. Kein Outfit ist für das Durchspielen eines Abschnittes notwendig; allerdings kann man sich mit dem richtigen Gewand zum passenden Item deutliche Vorteile erschaffen.
Insgesamt sorgen die Outfits für eine tolle Abwechslung und motivieren auch zur Materialsuche. Schade ist aber, dass die Gegner komplett ohne spezielle Kleider auskommen müssen. Etwas Mode im Lumpenland wäre definitiv unterhaltsam gewesen.
Schwingendes Erlebnis
Eine Schwäche von „Tri Force Heroes“ ist es, dass das Spiel eine Weile braucht, bis es an Fahrt aufnimmt. Die ersten drei oder vier Welten sind relativ spannungsfrei und nur in den Bosskämpfen lobenswert. Der Großteil der Rätsel ist zudem ziemlich einfach, vermutlich um die Verwirrung bei drei Spielern gering zu halten. Kombiniert mit den durchgängig linearen Leveln ist das Gameplay zunächst nicht allzu beeindruckend.
Irgendwann löst das Abenteuer aber den Knoten, sodass Rätsel und Kämpfe motivierender und fordernder werden. Zwischendurch hat man immer noch das Gefühl, man werde zielstrebig durch ein Level geführt, aber sobald man wieder in eine spannende Situation verwickelt ist, verzeiht man dies dem Spiel wieder.
Einzel- gegen Mehrspieler
Man kann den Titel auch allein spielen. Dabei steuert man den Helden sowie zwei Doppelgänger. Zwischen diesen drei Akteuren kann man dank des Touchscreens per Fingerdruck hin- und her wechseln und damit alle Rätsel auch lösen. Leider ist das Vorgehen sehr umständlich, da man nicht wie in „Four Swords Adventures“ sämtliche Mitstreiter per Knopfdruck zu sich rufen kann, sondern stattdessen jeden Doppelgänger durch das Level tragen oder ihn manuell steuern muss. Zudem fällt auf, dass manche Herausforderungen, insbesondere einige Spezialmissionen, sehr an drei aktive Spieler gebunden sind, da diese allein deutlich herausfordernder werden und mitunter sogar kaum machbar sind.
Für diese empfiehlt es sich dann, entweder online oder über eine lokale Verbindung mit Freunden oder Fremden gemeinsam zu spielen. Jeder Spieler wählt dabei ein Level aus und entscheidet zudem, ob die Person mit oder ohne Spezialmissionen spielen möchte. Per Zufallsprinzip trifft schließlich das Spiel die Entscheidung. Lokal kann man die Level auch über Download-Spiel angehen, wobei Mitstreiter ohne Nintendo-3DS-Karte nicht die volle Auswahl an Outfits haben und weiteren Beschränkungen unterliegen.
Das gemeinsame Abenteuer verläuft in der Regel sehr spaßig, und falls man auf einen nervigen Mitspieler stoßen sollte, kann man diesen auf die schwarze Liste setzen, sodass man nicht mehr in Partien mit jenem landet. Die Rätsel und Kämpfe sind dieselben wie im Einzelspieler-Modus, aber insgesamt viel unterhaltsamer, falls einem die Zusammenarbeit gelingt. Hierfür stehen auf dem Touchscreen verschiedene Ausrufe bereit, über die man beispielsweise andeuten kann, dass ein Spieler sein Item einsetzen soll. Einen Voice-Chat gibt es nicht.
Die Kommunikation verläuft meistens reibungsfrei, sodass das Meistern der ersten paar Welten keine Probleme darstellen dürfte. Spätestens bei den letzten Welten oder schwierigeren Spezialmissionen sollte man lieber zwei erfahrene Freunde um Hilfe bitten.
Es fällt auf, dass das Spiel insgesamt keinen stetig ansteigenden Schwierigkeitsgrad besitzt. Gelegentlich ist es allein einfacher, an einer Stelle voranzukommen, da man eine komplexe Idee eigenständig besser ausführen kann, als jene mit zwei weiteren Spielern kommunizieren zu müssen. Andererseits liegt es in manchen Situationen sehr nahe, dass zwei oder drei Helden etwas gleichzeitig durchführen, was wiederum allein nicht machbar ist. Insgesamt wird man das Gefühl nicht los, dass sich die Einzelspieler- und Multiplayer-Modi gegenseitig stören, und wünscht sich exklusive Level für beide.
In die Arena
Es gibt zusätzlich zum Abenteuer im Lumpenland, das im ersten Durchgang bis zu etwa fünf Stunden lang unterhält, die Arena, in der zwei oder drei Spieler online oder über ein lokales Spiel, aber nicht über Download-Spiel, gegeneinander antreten können. Dabei kämpft man mit einem Item, einem Outfit und einer eigenen Herzleiste gegen bis zu zwei Kämpfer. Falls die Herzleiste vollständig leer geschlagen wird, ist jener Held kampfunfähig, aber steht im Anschluss wieder auf. Für den Sieg sind die restlichen Herzen und die Anzahl der K.O.s entscheidend. Die Kämpfer werden nach ihrer Platzierung mit Rubinen und der Sieger zusätzlich mit einem Material belohnt. Die Umstände werden abhängig von der Weltenauswahl zudem durch Greifhände, die bei Berührung direkt zur Kampfunfähigkeit führen, oder durch stürzende Lavafelsen erschwert. Im Großen und Ganzen ist dieser Modus sehr gut gelungen und eine tolle Erweiterung der StreetPass-Missionen aus „A Link Between Worlds“.
Technik
Alle Grafiken und Designs sind dem Stil von „A Link Between Worlds“ treu und stammen teilweise auch aus jenem Spiel. Besonders zu Beginn begegnet man also eintönigen Gebieten, die in der Grafik nicht viel hergeben und bloß solide ausschauen. Glücklicherweise hält die Monotonie nicht lange an, sodass man auch Zeuge von wunderschönen Level- und Gegnerdesigns wird, die den letzten Serienableger visuell sogar übertreffen.
Worin „Tri Force Heroes“ aber einige Makel zeigt, ist die Performance des Spiels. Es gibt einige Beispiele, in denen die Bilder auf dem oberen Bildschirm ins Stocken geraten und die flüssige Darstellung aufgrund vieler Objekte unterbrochen wird. Das ist online schon fast selbstverständlich, sobald ein einziger Spieler eine schlechte Verbindung hat, aber auch im Einzelspieler-Modus, besonders bei angeschaltetem 3D-Effekt.
Der Soundtrack des Titels ist dagegen nahezu perfekt und für ein Spin-off durchaus bemerkenswert. Für jede Welt und viele Kämpfe wurden einige neue Musikstücke komponiert, die nicht stimmungsvoller sein könnten.
Bisher gibt es elf Kommentare
Klar is das programier technich mit 3Leute Rätsel schwer umzusetzen, aber ich denke man hatte es geschafft, wenn man sich ein wenig mehr Zeit genommen hätte, und, man hätte wohl nicht so schnell das Gefühl, das sich die Level wiederholen, so wie jetzt.
Den Arena-Modus finde ich nicht so gut umgesetzt, es ist eigentlich mehr oder weniger eine sinnlose Fuchtelei. Für eine kurze Zeit bisschen spassig, aber das verfliegt wieder.
Ich hoffe das das Spiel zukünftig noch weitere Dungeons kriegt. Wenn ich das Spiel beendet habe, würde ich die gespielten Dungeons nicht unbedingt nochmals spielen, wäre ja langweilig.
Was mich noch interessiert: In der Demo fühlte es sich mehr wie eine Minispiel-Sammlung an, die einen Zelda-Stempel aufgedrückt bekommen hat für bessere Verkaufszahlen. Könnt ihr das, nach dem Spielen des Spiels, bestätigen oder eher negieren?
Es geht nur alleine oder zu dritt.