Kein Spiel hat mich und meine Freunde damals so sehr an das Nintendo 64 gefesselt wie „Mario Party“. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht nur bei mir Freundschaften durch dieses Spiel auf die Probe gestellt wurden. Die Jagd nach den Sternen glich einer Achterbahn der Gefühle und hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht. So viel Spaß, dass die „Mario Party“-Reihe nach mittlerweile elf Ablegern auf keiner Heimkonsole und keinem Handheld aus dem Hause Nintendo wegzudenken ist. Ob die Insel-Party rund um Mario und seine Freunde auf dem Nintendo 3DS ein gutes Ende findet, erfahrt ihr in unserem Review.
Über den Wolken
An einem sonnigen Tag im Pilzkönigreich werden Mario und die üblichen Verdächtigen plötzlich von einem himmlischen Brief überrascht. Die Einladung zu einer Party in den Wolken wird natürlich sofort angenommen! Wie auch in den Vorgängern der Reihe ist es in „Mario Party: Island Tour“ das Ziel, die Party zu gewinnen und damit der Superstar zu werden. Das Prinzip ist einfach: Diverse Spielbretter bestreiten und sich dabei gegen seine Mitstreiter durchsetzen.
Sterne sammeln war einmal
Im klassischen Party-Modus darf man sich zwischen sieben Spielbrettern entscheiden, die sich grundlegend voneinander unterscheiden. Neu eingeführt wurde eine Art Wertungssystem, welches die einzelnen Kategorien der Bretter, nämlich Geschick, Glück und Minispiele, gewichtet. Außerdem wird eine ungefähre Spielzeit angezeigt, auf die man sich aber nicht zwingend verlassen sollte. Kurze Bretter wie „Riesen-Kugelwillis Revier“ setzen dabei verstärkt auf den Glücksfaktor, denn hier geht es darum, als erster das Ende zu erreichen und dabei möglichst nicht vom Kugelwilli getroffen zu werden. Hohe Würfelzahlen, eine große Portion Glück und hin und wieder absolvierte Minispiele beeinflussen das Ergebnis. Längere Spielbretter wie das „Item-Imperium“ legen den Fokus auf Minispiele oder im Falle von „Sternensafari“ auf das Einsammeln von Mini-Sternen, wie man es aus „Mario Party 9“ kennt.
Einen klassischen „Mario Party“-Modus, bei dem es um darum geht, so viele Sterne wie möglich zu sammeln und seinen Gegnern stets einen Schritt voraus zu sein, sucht man bei „Mario Party: Island Tour“ vergeblich. Vielmehr wirkt es so, als habe man die typischen Elemente einer Mario Party auf die einzelnen Spielbretter aufgeteilt. Immerhin gibt es Spielbretter, die sich durch neue Spielmechaniken von den anderen abheben. In „Kameks Budenzauber“ kommt es vermehrt auf das Geschick des Spielers an, weil statt Würfeln der taktische Einsatz von Karten gefragt ist. Wer hingegen in „Bowsers verrückter Feuerberg“ als erster das Ziel erreicht, gewinnt. Es gilt also, möglichst niedrig zu würfeln und viele Minispiele zu gewinnen, um keinen zusätzlichen Würfel zu erhalten. Denn je höher die gewürfelte Augenzahl ist, desto näher kommt man Bowser. Was uns bei allen Spielbrettern negativ aufgefallen ist, ist zum einen das schlechte Balancing. Befindet man sich kurz vor dem Ende des jeweiligen Spielfeldes, so kommt es viel zu häufig vor, dass ein anderer Spieler beispielsweise ein Tausch-Feld betritt oder andere Ereignisse aktiviert werden, die einen wieder zurückwerfen. Sollte man zudem einen großen Vorsprung haben, wird man ständig von Hindernissen im Spiel ausgebremst, die dafür sorgen, dass man nicht zu schnell zum Ziel gelangt.
A little party never killed nobody
Oder doch? Zumindest die langen Wartezeiten, bis die Züge inklusive Spielereignisse der anderen Spieler beziehungsweise CPUs vorbei sind, werden schnell zum Party-Killer. An dieser Stelle hätte man sich am liebsten eine Option zum Beschleunigen gewünscht. Dazu kommt der Spielführer Toad, der einem alles erklärt – wirklich alles. Das ist zwar nett gemeint, aber auch die offensichtlichsten Geschehnisse bleiben nicht vor seinen Kommentaren verschont. Natürlich spricht „Mario Party: Island Tour“ eine jüngere Zielgruppe an, aber selbst diese erkennt, dass das Betreten eines Bowser-Feldes nichts Gutes verheißt, zumal die Ereignisse ohnehin noch einmal mit Erklärungen vom Spiel unterlegt sind. Außerdem fiel uns negativ auf, dass es nur 4-Spieler-Minispiele gibt und somit alle anderen Kombinationen wie 2 vs. 2, 1 vs. 3 oder Duelle nicht vorhanden sind. „Mario Party“-Veteranen wird das stören, während Neulinge daran vielleicht keinen Anstoß nehmen.
Das Herzstück der Party
Damit wären wir auch schon beim Highlight einer jeden Mario Party: den Minispielen. Insgesamt gibt es 80 an der Zahl, die lobenswerterweise fleißig Gebrauch von den Features des Nintendo 3DS machen. Beim Spiel „Fuzzys im Visier“ beispielsweise muss man mittels Bewegungssteuerung zielen, während bei „Sternzeichnen“ der Stylus zum Einsatz kommt, um die Sternzeichen auf den Touchscreen zu übertragen. Auch die AR-Karten und das Mikrofon des Nintendo 3DS sind in manche Spiele eingebunden. Unter den Minispielen finden sich sowohl Klassiker, die in veränderter Form auftreten, als auch gelungene neue Innovationen. Üblicherweise gehören die reinen Glücksspiele ebenso dazu, aber diese stehen in einem guten Verhältnis zu den Spielen, die Können erfordern. Insgesamt bietet „Mario Party: Island Tour“ eine bunte Palette an gelungenen Minispielen, die sich eindeutig als Pluspunkt erweisen.
Eine Menge Möglichkeiten
Befindet man sich im Hauptmenü, so kann man sich neben dem Party-Modus auch für weitere Modi entscheiden. Im typischen Minispiel-Modus können alle Minispiele in der freien Wahl, gegen die Zeit oder als Ballonrennen gespielt werden. Wer über Streetpass auf Passanten trifft, kann in Minispielen gegen sie antreten und so Mario-Party-Punkte gewinnen. Diese erhält man auch beim erfolgreichen Abschließen eines jeden Spielbretts. Um die Sammlung zu vervollständigen, können die Punkte gegen Luftblasen und weitere Sammelgegenstände eingetauscht werden. Eine Art Einzelspieler-Kampagne stellt der Modus „Bowsers Turmturnier“ dar. Das Ziel ist es, Bowsers Turm in mehreren Etappen durch das Bestehen diverser Minispiele zu erklimmen. Leider wird der Weg durch Bowsers Gemeinheiten wie das Verändern der Stärke der Gegner oder der Mario-Party-Punkte erschwert. Da dieser Modus auf eine längere Spieldauer ausgelegt ist, kann man zwischendurch auch speichern und sich zu einem anderen Zeitpunkt wieder zurückkehren.
Wer die Party nicht alleine feiern möchte, kann auch in „Mario Party: Island Tour“ seine Freunde einladen. Das funktioniert wie bereits beim Ableger für den Nintendo DS via Download-Play, es reicht also aus, wenn nur eine Person im Besitz des Spiels ist. Allerdings besitzt der neueste „Mario Party“-Teil keinen Online-Modus, was nicht nur treue Fans der Reihe enttäuscht. Schließlich hätte sich der Nintendo 3DS geradezu für dieses Feature angeboten.
Technik
Wenn nicht unbedingt spielerisch, so kann „Mario Party: Island Tour“ auf technischer Ebene überzeugen. Das Spiel bietet eine solide Grafik, die bunte und detailreiche Spielbretter auf den Bildschirm zaubert. Ebenso liebevoll gestaltet wie die Spielfelder ist die musikalische Untermalung. So finden sich neben eingängigen neuen Titeln einige Musikstücke in leicht veränderter Form wieder, die man aus „Mario Party 9“ kennt. Am meisten können die Melodien aus den beiden Spielbrettern „Raketen-Rallye“ und „Bowsers verrückter Feuerberg“ begeistern, da sie eindeutig an bekannte Musikstücke aus „Super Mario Galaxy“ beziehungsweise an das Bowser-Level aus „Super Mario 64“ angelehnt sind. Doch nicht nur die Musik ist darauf abgestimmt. In der „Raketen-Rallye“ findet man sich direkt neben der Raumstation und altbekannten Planeten wieder, die auch auf dem Nintendo 3DS sehr gut aussehen. Der 3D-Effekt kommt in „Mario Party: Island Tour“ zwar gut zur Geltung, stört jedoch bei den Minispielen, die auf Bewegungssteuerung setzen.
Bisher gibt es 14 Kommentare
Der spezielle Mario Party Charme geht durch das Spielprinzip der Wii (U) Party komplett verloren.
Ich denke alle Fans der Reihe wünschen sich die Rückkehr zum Rundenbasierten Münzen- und Sternesammeln.
Naja ich werde es mir derzeit eh erst einmal nicht holen, ich würde lieber Animal Crossing spielen, aber ich besitze es nicht :/
Ein spiel das in diese Richtung geht, wäre ein schritt in die richtige Richtung, denke ich.
aber man könnte doch einen Online Modus machen für Freunde .. speichern tut dann der Host nach jeder Runde falls es Verbindungsprobleme gibt.
aber das wäre wohl viel zu einfach
Schade, da wäre wohl mehr drin gewesen.
Gut geschrieben übriges!