Wasser marsch!
Es war einmal ein Zauberer, der hatte ein Buch, das er sehr liebte. Eines Tages entschloss er sich, einen besonderen Zaubertrank über das Buch zu schütten. Er enthält Regenbogengeister, durch die die Bilder im Buch lebendig werden. Eine andere Substanz im Regal des Zauberers, der Schleim, wird neidisch und möchte die Kraft der Regenbogengeister an sich reißen. So überschüttet der Schleim das Buch und sperrt damit alle Regenbogengeister in den Seiten ein. Der Wassergeist Nöcki kann dies nicht weiter mit ansehen und entscheidet sich, einzuschreiten. So dringt Nöcki in die zum Leben erweckten Bilder des Buches ein, wird aber von zahlreichen Fallen des Schleims bedroht. Um durch die gefährlichen Kurse zu manövrieren, nimmt der Wassergeist all seinen Mut auf sich, um die Regenbogengeister zu befreien!
Wo die Schwerkraft hinfällt
Der Spieler übernimmt die Rolle von Nöcki. Er steuert diesen in Form eines großen Wasserschwalles durch die Level. Gesteuert wird dabei durch Neigen des 3DS-Systems: Soll das Wasser nach rechts fließen, so neige man den 3DS nach rechts. Dank der Gyrosensoren wird die Neigung genau erfasst und den Gesetzen der Schwerkraft folgend fließt das Wasser hinunter. Im Spielverlauf kommen zahlreiche Fähigkeiten hinzu. So kann das Wasser Schalter bedienen, springen oder sich verdichten und explodieren. Diese Fähigkeiten werden durch große, einfach erreichbare Buttons auf dem Touchscreen eingesetzt.
Um einen Level zu bestehen, muss Nöcki erfolgreich zum Regenbogengeist gesteuert werden. Auf dem Weg dorthin gibt es jedoch unzählige Gefahren. Beispielsweise verdampft unser Held, wenn er mit Feuer in Berührung kommt. Sobald das ganze Wasser aufgebraucht ist, ist der Versuch gescheitert. Manche Level sind so chaotisch, dass der 3DS wortwörtlich auf dem Kopfe steht – damit das Wasser an den oberen Rand fließt, muss der 3DS um 360 Grad gedreht werden. Dies stellt jedoch eher die Ausnahme dar, im Großteil der Level reicht es, die Konsole nur zu neigen. Gegner kann man besiegen, indem man sie mit dem Wasser wegspült.
Im späteren Spielverlauf wird sich Nöcki in andere Aggregatzustände verwandeln können, nämlich in Eis sowie in eine Wolke. Dabei stehen ihm völlig neue Fähigkeiten zur Verfügung, alle streng den physikalischen Gesetzen folgend. Nur ein Beispiel für die zahlreichen Rätselelemente: In einigen Levels stößt der Spieler auf Zahnräder, die zu einer gewissen Stelle mittels des Wassers befördert werden müssen. Am Ende eines jeden aus mehreren Leveln bestehenden Kapitels muss außerdem ein starker Bossgegner bezwungen werden.
Fantastisches Leveldesign, großer Umfang, ABER …
„Hydroventure: Spin Cycle“ verfügt über 60 Level, aufgeteilt in vier Kapitel. Anfangs sind die Level dabei noch recht überschaubar, werden aber rasch kompliziert und richtig vertrackt. Was deutlich auffällt, ist das grandiose Leveldesign. Alle Objekte befinden sich dort, wo sie hingehören, die Levelstruktur ist stets nachvollziehbar und stringent, obgleich auf dem ersten Blick immer undurchschaubar. In Folge dessen stießen wir auf mehrere schwierige Rätsel, für deren Lösung wir einige Zeit benötigten. Mit ein wenig Ausprobieren lässt sich aber garantiert jeder Level fair lösen. Jeder Level weist ein anderes Kernkonzept auf und ständig werden neue Elemente eingeführt, sodass entgegen unserer Befürchtungen niemals Langeweile aufgrund mangelnder Abwechslung aufkommt.
Mit rund zehn Euro ist „Hydroventure: Spin Cycle“ eines der teureren eShop-Spiele. Bietet es auch einen angemessenen Umfang? Auf den ersten Blick müsste man diese Frage mit einem „Nein“ beantworten; die ersten Level sind viel zu schnell bestanden, um eine große Gesamtspielzeit zu verheißen. Wie bereits erwähnt, nimmt der Schwierigkeits- und Komplexitätsgrad rasant zu, sodass man schon bald gute zehn Minuten mit einem Level zugange sein dürfte. Hinzu kommt ein großer Wiederspielwert. Nach jedem absolvierten Level erhält man eine Bewertung von maximal fünf Sternen, basierend auf Faktoren wie der benötigten Zeit und weiteren. Wir müssen zugeben, im ersten Durchlauf keine Fünf-Sterne-Wertung erhalten zu haben. Gerade dies motiviert dazu, die Level immer und immer wieder zu spielen. Nicht zuletzt gibt es auch in jedem Level ein Puzzleteil. Diese sind jeweils wirklich extrem gut versteckt, beim ersten Durchgang wird man sie kaum finden. Sammelt man alle Puzzleteile eines Kapitels, so wird ein extra schwieriger Bonus-Level freigeschaltet. Ihr seht also, kombiniert mit dem gewaltigen Wiederspielwert verfügt das Spiel über das Potenzial zu einer hohen Spielzeit.
Ein großer Knackpunkt ist leider die Steuerung. Spätestens, wenn der 3DS auf den Kopf gedreht werden muss, ist eine komfortable Steuerung kaum noch möglich, zumal man im richtigen Moment noch in solch ungünstigen Positionen Tasten oder den Touchscreen erreichen muss. Im Liegen war das Spiel für uns darum nahezu unspielbar. Hinzu kommt, dass der 3DS (zumindest das alte Modell) starke Bildschirmspiegelung aufweist, die stören, wenn man bei Tageslicht spielt und das System neigen muss. Da es keine Alternativsteuerung gibt, ist dies ein großer Kritikpunkt. Komfortabler wäre dieses Steuerungskonzept auf Plattformen wie einem Smartphone oder der Wii U – vielleicht wird eines Tages für Letztere ein weiterer Nachfolger erscheinen.
Bilderbuchtechnik
Der Hintergrundgeschichte entsprechend sind die Level in einer Bilderbuchgrafik gehalten, die wirklich schön daher kommt und mit vielen, lebendig wirkenden Details zu beeindrucken vermag. Der Thematik folgend ist auch der Levelauswahlbildschirm einem Bilderbuch nachempfunden. Andererseits könnten manche den Grafikstil, verbunden mit der Hintergrundgeschichte für kitschig halten. Nichtsdestoweniger ist die Grafik aus technischer Sicht lobenswert, und bis auf unverständliche Ruckler im Hauptmenü läuft auch ständig alles flüssig. Der Soundkullisse hingegen hätte mehr Abwechslung sicher gut getan, störend wirkt die Musik dennoch nie. Die Soundeffekte hingegen tragen sinnvoll zum Spiel bei, da sie beispielsweise deutlicher machen, in welchem Zustand und welcher Position sich die Flüssigkeit befindet.
Auffällig für „Hydroventure: Spin Cycle“ als 3DS-Spiel ist, dass es keinen 3D-Effekt besitzt, der immerhin charakteristisches Merkmal der Konsole ist. Der Grund dafür wird jedoch schnell offensichtlich: Der 3D-Effekt lässt sich einfach nicht mit Bewegungen der Hardware vereinbaren. Dennoch wäre ein 3D-Effekt nett und förderlich gewesen, immerhin könnte man ihn deaktivieren, sofern er nicht mehr optimal wahrnehmbar wäre.
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