Sechs auf einen Streich
Doch was genau verbirgt sich eigentlich alles auf der Speicherkarte? Insgesamt sechs Titel warten darauf gespielt zu werden und stehen von Anfang an zur Verfügung – man muss seinen Favorit (insofern man denn einen hat) also nicht erst umständlich freispielen, sondern kann direkt loslegen.
Den Anfang macht „Bit. Trip Beat“: Via Touchscreen oder Schiebepad steuert man in bester Pong-Manier einen kleinen Balken am linken Bildschirmrand nach oben und unten, um möglichst alle Punkte, die in den unmöglichsten Konstellationen auf den Spieler zufliegen, zu erwischen. Klingt einfach – ist es aber nicht. Fast identisch spielt sich „Bit. Trip Flux“, nur dass sich der eigene Balken hier am rechten Bildschirmrand befindet und mehr Abwechslung in Sachen abzuwehrende Geschosse geboten wird.
Der nächste Kandidat auf der Liste ist „Bit. Trip Core“. Mit dem Steuerkreuz schickt man von der Mitte des Displays aus einen Strahl in alle vier Richtungen und feuert diesen mit einem Tastendruck kurzzeitig ab. So gilt es, die wieder einmal anfliegenden Punkte mit exaktem Timing zu erwischen. Das kleine Steuerkreuz des 3DS erschwert das ohnehin schon knackige Spiel aber nochmal zusätzlich, da es im Eifer des Rhythmusgefechts schnell zu einem Abrutschen oder Verdrücken kommt.
In „Bit. Trip Void“ steuert man via Schiebepad eine schwarze Kugel frei im zweidimensionalen Raum und muss gleichfarbige Punkte auffangen, um stetig zu wachsen. Weiße Punkte sollten indes gemieden werden. Ein Tastendruck lässt das „Schwarze Loch“ wieder schrumpfen und schreibt dem Spieler die gesammelten Punkte auf das Highscore-Konto gut.
Etwas Abwechslung bringt „Bit. Trip Runner“ in die Sammlung. Als Commander Video rennt man automatisch von links nach rechts und muss dabei durch Sprünge, Slides und anderen Aktionen geschickt allerlei Gefahren ausweichen.
Den Abschluss bildet der Rail-Shooter „Bit. Trip Fate“, in dem man sich auf einer festen Bahn, die kurvenartige Erhebungen und Senkungen besitzt, seinen Weg durch Gegnerhorden schießt. Das Feuer wird durch Berührungen auf dem Touchscreen ausgelöst, sodass das Zielen keine große Hürde darstellt.
Minimalismus als Doktrin
Der ein oder andere dürfte sich jetzt fragen, was an den simplen Prinzipien der Spiele so faszinierend sein soll. Darauf gibt es zwei Antworten: Design und Akustik. Alle Titel bieten eine sehr minimalistische audiovisuelle Darbietung, die den Fokus verstärkt auf das eigentliche Geschehen lenkt. Das Grundkonzept ist dabei immer dasselbe und bei jedem der sechs Titel aufs Neue beeindruckend: Als Spieler hat man durch seine eigenen Aktionen direkten Einfluss auf die musikalische Untermalung und kann durch gezieltes Sammeln von Spezialobjekten in verschiedenen Stufen aufsteigen. Mit jedem neuen Rang gewinnt das Design sowohl im visuellen als auch im auditiven Bereich an Komplexität. Plötzlich vibriert der Bildschirm vor pulsierenden Farben, die Musik gewinnt völlig neue Facetten hinzu und ehe man sich versieht, ist man wie in Trance an den Handheld gefesselt und völlig ins Spiel abgetaucht. Doch Vorsicht: Steckt man zu viele Treffer ein oder verpasst einige Punkte, purzelt man die so mühselig erklommene Rangleiter schneller wieder herunter als man „Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän“ sagen kann. Weiterhin zeichnen sich alle Spiele durch einen sehr hohen Schwierigkeitsgrad aus und verlangen dem Spieler zu jedem Zeitpunkt höchste Konzentration ab.
Welche Version darf es denn gerne sein?
Die Veröffentlichungspolitik von Publisher Rising Star Games wirft indes einige Fragen auf. Zum einen ist da die offensichtliche preisliche Diskrepanz beider Spielesammlungen. Während die Wii-Version, die auf den Namen „Bit. Trip Complete“ hört, Käufer mit etwa 20 Euro zur Kasse bittet, wird für die 3DS-Fassung der gängige Tarif eines Handheld-Spiels von 40 Euro veranschlagt. Das merkwürdige daran: Die DVD bietet wesentlich mehr Inhalt als das mobile Pendant. Auf Nintendos Heimkonsole bekommt man neben den obligatorischen sechs Spielen zusätzlich eine Soundtrack-CD, über 120 völlig neue Herausforderungen, Online-Ranglisten, Video-, Bilder- und Audiogalerien, neue Schwierigkeitsgrade sowie Mitteilungen der Entwickler. All das sucht man auf dem 3DS vergebens. Der kann dafür zwar, zumindest in der Theorie, mit dem 3D-Effekt punkten – der fällt aber sehr enttäuschend aus. Zu allem Überfluss sorgt die dritte Dimension sogar für ein konstantes Ruckeln bei allen Spielen. Da diese jedoch auf perfektes Timing ausgelegt sind, befinden sie sich dadurch schnell zur Grenze der Unspielbarkeit. Gerade in Anbetracht der minimalistischen Darstellung, die dem 3D-Handheld nicht einmal ein müdes Gähnen entlocken kann, ist dieser Fakt absolut unverständlich und einzig und allein der Faulheit der Entwickler zuzuschreiben.
Technik – oder das, was davon übrig ist
Im Zuge der Beschreibung der „Bit. Trip“-Spiele kommt man nicht umhin, ausführlich auf die eigenwillige Technik der Titel einzugehen. Wie bereits erwähnt, erwartet den geneigten Spieler hier ein Stück Software der etwas anderen Art. Zwar ist die Technik vom leistungsbezogenen Standpunkt aus alles andere als beeindruckend. Dennoch ist das, was man hier geboten bekommt, erstaunlich vereinnahmend und bringt frischen Wind in die häufig von Einheitsbrei durchzogene Videospiellandschaft. An allen Ecken herrscht Minimalismus pur und dieser wurde noch nie schöner in Szene gesetzt. Grafikfetischisten sollten aber lieber einen großen Bogen um die Sammlung machen und auch 3D-Fanatiker werden hier nicht glücklich.
Bisher gibt es fünf Kommentare
Es klingt schon gut...
Die Wii-Version ist bereits jetzt deutlich günstiger zu haben, bietet mehr Umfang und der 3D-Effekt ist auf dem Handheld leider nahezu unbrauchbar.
Die Wii Sammlung beinhaltet mehr und man kann auch online was machen. Die 3DS Version ist halt 3D.
Dov das man vor so eine Wahl gestellt wird.
Wenn es billiger wird guck ich welches ich mir hol.