Das schnellste Ableben der Videospielgeschichte
Während andere Titel noch die Güte haben, den Spieler durch eigene Hand ins virtuelle Gras beißen zu lassen, ist der Protagonist bei „Avenging Spirit“ bereits zu Beginn des Intros von der Bühne des Lebens abgetreten. Allerdings hat er das fragwürdige Glück, von einem verzweifelten Geisterwissenschaftler, dessen Tochter von Gangstern entführt wurde, gerufen zu werden, welcher den frisch Dahingeschiedenen das Weiterleben fortan als Spukgestalt ermöglicht. Als solches soll er den Sprössling des Forschers aus den Fängen der Unholde befreien.
Da sich diese Aufgabe ohne einen physischen Körper jedoch als ziemlich vertrackt erweisen würde, kann der namenlose Held nun einfach in die Haut seiner Gegner schlüpfen und jene kontrollieren. Davon sollte er auch tunlichst Gebrauch machen, da seine Geister-Form nur von kurzer Dauer ist, bevor ihn endgültig das Zeitliche segnet.
Die Geister, die ich rief
So macht man sich also in bester Side-Scroller-Manier hüpfend und kämpfend auf die Suche nach der Tochter des Wissenschaftlers. Dabei gilt es jedoch, sich die speziellen Fähigkeiten der vielfältigen Gegner zu Nutze zu machen. Während miese Gangster mit einer normalen Schusswaffe ausgerüstet sind, verschießt ein Dracula-Verschnitt schon mal Fledermäuse, während Roboter auf Raketen zurückgreifen. Die möglichen Angriffe unterscheiden sich jedoch nicht nur in der äußeren Form: Auch Frequenz, Schaden sowie das Flugmuster sind verschieden. Während eine Pistole gerade Schüsse abgibt, fliegt ein zur Waffe umfunktionierter Baseball diagonal nach oben oder unten bis er ein Hindernis berührt und seine Richtung ändert. Doch nicht nur die Art der Projektile grenzen die potentiellen Wirte voneinander ab. Nicht minder wichtig sind die Sprungeigenschaften, welche die Herangehensweise an das momentane Level häufig entscheidend beeinflussen. Mit einem Charakter, der sich stark vom Boden abstoßen kann, können schnell höhere Plattformen erreicht oder ganze Gegnerscharen übergangen werden.
Ein Prise Taktik
Sobald die verschiedenen Fähigkeiten der Gegner in Fleisch und Blut übergegangen sind, beginnt man automatisch damit, sich spezielle Routen zu überlegen, Widersacher gezielt zu umgehen oder dem obligatorischem Endgegner, welcher am Ende eines jeden der sechs Level wartet, mit bestimmten Waffen gegenüber zu treten. Das führt nicht nur zu einer großen Vielfalt an Möglichkeiten, sondern sorgt auch für einen hohen Wiederspielwert und den hat „Avenging Spirit“ bitter nötig. Ein direkter Durchgang ist theoretisch in 20 Minuten zu schaffen, wobei die tatsächlich benötigte Zeit deutlich darüber liegen sollte, da der Titel dem Spieler einiges abverlangt. Gerade daraus zieht das Spiel jedoch einen großen Teil seiner Motivation. Mit jedem Versuch kommt man wieder ein Stückchen voran, bis schlussendlich auch der letzte Gegner über den Jordan geschickt wurde. Die allen Virtual Console-Titeln jederzeit zugängliche Speichermöglichkeit trägt zusätzlich ihren Teil dazu bei, das aktuelle Level auch mal zwischendurch in Angriff zu nehmen.
Technik
Für einen technisch stark limitierten Titel macht „Avenging Spirit“ eine durchaus überzeugende Figur. Zwar wird hier leistungsbedingt alles andere als ein grafisches Feuerwerk abgebrannt, aber das Gesamtpaket kann sich dennoch sehen lassen. Große Sprites sorgen auch auf dem kleinen Bildschirmausschnitt für eine gute Übersicht, während die Charaktere durch teils witzige und liebevolle Animationen zu überzeugen wissen. Selbst im Hintergrund gibt es hier und da kleine Details zu finden, die sich stimmig ins ansprechende Gesamtbild fügen.
Nicht minder überzeugend ist die akustische Untermalung des Spielgeschehens. Auch wenn sich die Melodien schnell wiederholen, besitzen sie teilweise erheblichen Ohrwurmcharakter und veranlassen den Spieler auch beim x-ten Versuch nicht dazu, völlig entnervt den Ton abzustellen.
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