Es ist eine erneut beunruhigende Entwicklung: Der Public Investment Fund von Saudi Arabien hat weitere Anteile an Nintendo erworben und besitzt somit insgesamt 7,08% des japanischen Videospielherstellers. Der PIF ist für die Verwaltung des Staatsgeldes verantwortlich und wird von Kronprinz Mohammed bin Salman selbst geleitet.
Bereits im Mai vergangenen Jahres schockierte der Erwerb von 5,01% die Videospieler*innen, seinerzeit bestätigte Nintendo aber, dass das Unternehmen selbst nichts von bin Salmans Vorhaben gewusst habe. Erst im vergangenen Monat folgte dann eine weitere Investition, weshalb davon auszugehen ist, dass es bei der nun dritten nicht bleiben wird. Die Strategie des Landes ist dabei eindeutig: Um nicht mehr so stark vom Öl abhängig zu sein, wird aktuell aggressiv in die Videospielwelt investiert. So wurden bereits 5% von Capcom erworben, und große Investitionen in Activision Blizzard und Electronic Arts getätigt. Zudem hat das Land 13,3 Milliarden Dollar zur Seite gelegt, um einen führenden Publisher zu erwerben.
Solch eine News lässt sich nicht niederschreiben, ohne sie in einen Kontext zu setzen. Saudi Arabien ist nämlich in den vergangenen Jahren neben seinen Investitionen und dem Ausbau der Städte für seine Menschenrechtsverletzungen regelmäßig in den Schlagzeilen. Am profiliertesten war der Fall des kritischen Journalisten Jamal Khashoggi, der im saudi-arabischen Generalkonsulat in der Türkei ermordet wurde. Berichten zufolge soll dies auf dem ausdrücklichen Wunsch von Mohammed bin Salman geschehen sein, vor wenigen Monaten empfahl die US-Regierung allerdings, die juristische Immunität des Kronprinzen zu respektieren, weshalb Khashoggis Witwe in den USA keine Anklage erheben kann. Auch abseits davon gehört die systematische Diskriminierung von Frauen zum Alltag, während Homosexualität nicht nur verboten ist, sondern auch mit der Todesstrafe sowie chemischen Kastrationen geahndet werden kann. Dass unabhängige Journalist*innen, Akademiker*innen und weitere kritische Stimmen eingesperrt und gefoltert werden, gilt leider ebenfalls als bestätigt.
Sollte Saudi Arabien seinen Einfluss auf die Videospielindustrie erweitern, könnte das durchaus negative Folgen haben. Somit wäre nämlich die Darstellung queerer Personen, die sich in den vergangenen Jahren stark verbessert hat, ebenso undenkbar wie politische Kommentare, auf die Videospiele seit mehreren Generationen aufbauen. Zumindest aktuell besteht die Gefahr aber noch nicht, denn zwar gehört Saudi Arabien zu den größten Anteilseignern von Nintendo, ein Mitspracherecht steht ihnen deshalb aber nicht zu. Derweil ist Nintendo vor einigen Monaten in den Schlagzeilen gewesen, weil die Firma die homosexuellen Partnerschaften der eigenen Mitarbeiter ebenso wertet, wie heterosexuelle Ehen - obwohl japanische Gerichte weiterhin die gleichgeschlechtliche Ehe verbieten.
Bisher gibt es 28 Kommentare
Bitte haltet News Thread weiterhin sauber von Grundsatzdiskussionen jeglicher Art.
Danke.
Ilyass kenne ich ebenfalls als sehr "pro Nintendo" Typ (spricht z. B. auch mal offizielle eshop Angebote ein)
Ich habs ja schonmal erwähnt: Wenn ich auf einer Seite für Videospiele bin will ich News zu Videospielen und nicht im Newsartikel noch mit politischen Themen "genervt" werden. So ein Kasten ala "Meinung der Redaktion" oder "Kommentar der Redaktion" wäre da ein guter Kompromiss denke ich. Oder macht eine neue Rubrik dafür auf, ihr habt ja auch euer Podcast Format.
News sind für mich auf Fakten basierend, die Einstellung zum Regime in Saudi Arabien ist aber eine persöhnliche Sache und hat daher meiner Meinung nach auch nichts in dem News-Teil verloren. Das ist Haltungsjournalismus von dem ich nichts halte.
Ich meine, dass bei Game Two auch öffentlich darüber diskutiert wurde, wie man zum Beispiel mit Blizzard und Co umgeht, wenn es massive Misstände im Unternehmen gibt. Letztendlich kam man zu dem Kompromiss, weiterhin über Blizzard zu berichten, aber eben durch Bauchbinden oder einen kurzen Satz am Ende der News darauf hinzuweisen.
Ich persönlich fand es hier aber okay gelöst, da im Text klar wird, wo das eine anfängt und das andere aufhört.
Ja, ich bin Nintendo-Fan, trotzdem kritisiere ich die ständig. Du solltest mal die Brille putzen gehen, bevor du mit solchen blöden Sprüchen um dich schmeißt!
@Redaktion: Eine Kompromiss wäre doch, eine Kolumne zu verfassen und ich zukünftigen Newsbeiträgen zu Saudi-Arabien nüchtern zu berichten und dann mit Worten wie: "Wenn ihr unsere Meinung zum Thema hören wollt, könnt ihr diese hier nachlesen: LINK" die Kolumne anzuhängen. So sind Meinung und objektive Berichterstattung voneinander getrennt.
Findest du eine solche Sichtweise echt OK? Die könnte man dann auch auf andere Situationen anwenden, z.B. um einen Angriffskrieg zu rechtfertigen...
Taucht noch oft genug beim GameTalk und Plauschangriff als "Freund des Hauses" auf.
Wenn dus so nimmst, gehört Simon auch nicht mehr zu den Rocketbean weil er bei der Agentur von Hand of Blood dabei ist
Und nicht nur das mit SA.
Jetzt haben wir auch noch Ryo verloren. :(
Hier wurde über Nintendo berichtet, ohne dass in diesem Kontext über Verletzung von Arbeitnehmerrechten durch NOA, Kampf gegen Gewerkschaften, Diskriminierung von Leiharbeitern, Sexismus am Arbeitsplatz berichtet wurde.
Man könnte argumentieren, dass das nichts zur Sache tut und man es nicht in jedem Artikel erwähnen muss. Gilt aber auch für Saudi-Arabien.
Ich hab kein Problem damit, wenn man auf Missstände in SA hinweist und die Gefahren durch Einfluss auf Nintendo beleuchtet. Vielleicht kann man das aber sauberer trennen. Für letzteres vielleicht sogar eher einen eigenen Artikel in Form einer Reportage wählen. Dann kann man das Thema einmal abfrühstücken und beim nächsten Investment-Newshappen einfach darauf verweisen.
Das Video ist gut und ich finde Ihn, im Vergleich zu anderen von den Rocketbeans, mit am sympatischsten.
In seinen Stream probiert er viele Indie Spiele, die man sonst nicht auf der Rechnung gehabt hätte.
Ich habe geschrieben, was mein Problem mit dem Bericht ist. Das Gegenteil von der Machart des Artikels ist nicht SA zu verteidigen!
Aber auch hier geht es wieder nur in eine Richtung. Nintendo hat Sympathien mit Geld und nichts dafür getan, die Anteile zu schützen. Jeder kann sich dort einkaufen. SA, Donald Trump, Vladimir Putin, Satan persönlich.
Aber alles gut. Ich besorge mir anderen „Lesestoff“.
Man kann sagen: Es ist ja nur Geld, da fließt noch nichts mit ein aber da kommt bei mir das Geschmäckle auf: Woher stammt denn dieses Geld? Wie wird es "erwirtschaftet" usw.
Von mir aus kann SA sich, mit der aktuellen Menschenfeindlichen Politik die dort gefahren wird, gerne f***cken gehen.
Danke für den Artikel! In meinen Augen keine Meinungsmache sondern ein teil der notwendigen Aufklärung.
Klar könnte man auch bei anderen Firmen/Artikeln diese Hinweise "erwarten" das hier anzuprangern ginge aber wieder in Richtung Whataboutism und ich bin eigentlich schon für jeden Schritt in diese Richtung dankbar. Der Rest kommt dann noch!
in der heutigen Tik Tok Zeit "muss" ja quasi immer wieder darauf pointen was für Schurken immer mehr Macht erlangen . siehe Katar , China usw
Deine gestellten Ansprüche solltest du dahingehend vielleicht da voraussetzen, wo es angebracht wäre.
Auf der anderen Seite lese ich hier sonst nicht viel kritisches. Nichts über J.K. Rollins (im Zusammenhang mit Hogwarts Legacy) und ihre Ansichten, Ekelfirmen wie Lego werden unterstützt usw. Aber SA bekommt dreimal den gleichen Artikel. Hat schon ein Geschmäckle und kann eben auch falsch rüberkommen.
Aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist u.a. Kapitalismus. Ein Teil der Anteile Nintendos ist frei käuflich, ohne das Nintendo dies absegnen muss oder kann. DAS wäre vielleicht für viele Interessant, zu verstehen, warum SA da einfach Anteile kaufen kann. Mit der Philosophie Nintendos im Zusammenhang mit gleichgeschlechtlicher Liebe hat das nämlich nichts zu tun. Auch wenn Nintendo da natürlich absolut vorbildlich ist! Aber das ist Leider alles völlig unemotional und strictly Business. ABER Nintendo ist natürlich Schuld daran, dass man sich für dieses Modell entschieden hat und sich da eben jeder reinkaufen kann.
Zum Thema: Ich bin sehr gespannt wo das noch hinführen wird. Ein interessantes Video gibt es übrigens hierzu: https://www.youtube.com/watch?v=nHnvjA8OLLQ