Nintendos letzter Platz im Ökoranking - überhaupt ernstnehmen?

Seit 2006 gibt die Umweltschutzorganisation Greenpeace den Guide to Greener Electronics (Handbuch für grünere Elektronik) heraus, in dem führende Computer-, Handy- und Fernseherhersteller nach ihrem Verhalten im Hinblick auf die Umwelt und die natürlichen Ressourcen bewertet werden.

Seit 2007 findet sich auch Nintendo in diesem Ranking, durchgehend auf dem letzten Platz. Im neuesten Ranking, das vor kurzem veröffentlicht wurde, hat Nintendo 0,8 von 10 Punkten, allerdings hat auch das umweltbewussteste Unternehmen, Nokia, nur 7,5 Punkte.


Ist dieses Ranking ernstzunehmen, kümmert sich Nintendo wirklich wenig um die Umwelt?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich unter anderem einmal die Bewertungskriterien genau ansehen. Greenpeace bewertet vor allem aufgrund der Informationen, die ihnen die Unternehmen zur Verfügung stellen. Als Nintendo erstmalig in den Guide aufgenommen wurde, haben sie so gut wie keine Information preisgegeben. Das mag aus der Unternehmenstradition und der Art wie PR von ihnen betrieben wird, erwartbar gewesen sein, den letzten Platz brachte es trotzdem.

Auch in der aktuellen Wertung war Nintendo nicht sehr freigiebig mit Informationen. Man beschränkte sich auf eher allgemein gehaltene Aussagen wie man würde eh ökologisch einkaufen und eh irgendwann PVC (Polyvinylchlorid, ein Kunststoff, der vor allem bei Verbrennung stark die Umwelt und Gesundheit belastet und Weichmacher benötigt) aussteigen und eh den CO2 Ausstoß reduzieren etc. Das wurde zwar berücksichtigt, aufgrund der Allgemeinheit und Unverbindlichkeit aber eben nicht sehr positiv.

Ebenso negativ angemerkt wurde, dass Nintendo im Hinblick auf E- Waste so gut wie gar nichts unternimmt. E- Waste, also Elektronikschrott wird in unserer moderenen Welt immer mehr ein Problem: Elektronikprodukte werden immer mehr und immer verbreiteter und daher auch immer öfter und in größerer Anzahl weggeschmissen (1,1 Millionen Tonnen allein nur die Haushalte in Deutschland im Jahr 2005). Elektroschrott beinhaltet aber viele Schwermetalle und andere umweltgefährdende Stoffe und muss daher entsprechend behandelt werden. Außerdem enthält er auch viele wertvolle Materialien, die wieder verwendet werden können (sogenannte sekundäre Rohstoffe). Recycling von Elektroschrott ist also sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch äußerst wichtig.

In Europa hat man das schon längst erkannt, die Richtlinie 2002/96/EG zu Elektro- und Elektronik-Altgeräten herausgegeben, die in Österreich und Deutschland schon umgesetzt wurde. Sie beinhaltet unter anderem den Aufbau eines Rücknahmesystems für Elektroschrott. Außerdem gibt es andere Bestimmungen, die die Verwendung von giftigen Substanzen einschränken.
Die Schweiz hat überhaupt als erstes Land der Welt ein Recyclingsystem für E- Waste eingeführt.

Für uns in Europa ist es daher eher weniger ausschlaggeben, was Nintendo selbst in puncto E- Schrott unternimmt, es wurden die notwendigen Schritte längst eingeleitet (auch wenn natürlich noch Raum für Verbesserung besteht und jeder selbst dafür verantwortlich ist, seine Altgeräte eben nicht in den Hausmüll zu werfen.)

Positiv merkt Greenpeace an, dass Nintendo keine Phthalate (gesundheitsschädliche Weichmacher für PVC) mehr verwendet und Antimon (Halbmetall, chemisches Symbol Sb, manche Verbindungen giftig, ätzend, jedenfalls umweltgefährdend) und Beryllium (Erdalkalimetall, chemisches Symbol Be, manche Verbindungen giftig oder krebserregend) genau kontrolliert. Ebenso der geplante, aber nicht terminlich fixierte PVC- Ausstieg wird gelobt.

Kritisiert am Greenpeace- Ranking wurde - abgesehen vom Bewertungssystem, über das man immer streiten kann -, dass sich Greenpeace vor allem auf Informationen verlässt und nicht umfassend nachprüft. Außerdem hat EPEAT eine ganz andere Reihung, die allerdings Nintendo nicht beinhaltet. EPEAT ist ebenso ein System um Elektronikprodukte nach ökologischen Kriterien zu bewerten. Die Kriterien sind umfangreicher und es werden auch einzelne Produkte bewertet und analysiert, anders als bei Greenpeace.

Zusammengefasst gibt es also vor allem folgende Probleme mit dem Ranking:
- Keine Information heißt nicht automatisch kein Umweltbewusstsein
- Der Guide und das Rankingsystem ist nicht für ein spezialisiertes Unternehmen wie Nintendo zugeschnitten, das verzerrt das Ergebnis (Zweitplatzierter Samsung zB stellt von Handys über Batterien bis zu Fernseher so manches her)

Unter dem Strich bleibt dass das desaströse Ranking für Nintendo nicht unbedingt gerechtfertigt ist, trotz allem besteht Grund zu sachlicher Kritik: Auch wenn Nintendo sicherlich kein schlimmer Umweltsünder ist, ein Vorzeigeunternehmen im Umweltbereich sind sie keineswegs und es würde ihnen gut zu Gesicht stehen, auch in diesem Bereich mehr Engagement zu zeigen. Schlussendlich bleibt zu sagen, einen kaputten Wii oder DS kann man rasch ersetzen, bei einem kaputten Ökosystem dauert es wesentlich länger, wenn überhaupt.
Weiterführende Links: Quelle, Forum-Thread

Bisher gibt es sieben Kommentare

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 07.04.2009, 20:24
    klar ist das n unterschied, aber ich kanns verstehen wenn sie general zu der zusammensetzung ihres produkts keine auskunft geben, sie müssten dann ja sicher so fragen beantworten woher sie die teile beziehen usw.
  • Avatar von KaiserGaius
    KaiserGaius 07.04.2009, 20:14
    Naja, was die Wii angeht wurde die doch schon in China kopiert. Geht es in dem Öko-Papier nicht um die Produktionsart bzw. um den Umgang mit eventuell anfallenden Giftstoffen oder den Materialien und deren Herstellungsart?
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 07.04.2009, 19:42
    wir schleifen bei uns auf der arbeit auch die bezeichnungen von den chips damits die chinesen nicht kopieren. ich kann da nintendo schon verstehen wenn sie nichts preisgeben wollen.
  • Avatar von KaiserGaius
    KaiserGaius 07.04.2009, 19:39
    Nee ich glaube da hast du Recht. Allerdings stellt sich die Frage, warum Nintendo da keine genaueren Angaben macht und stattdessen schlechte PR in Kauf nimmt. Sollte doch Standart-Krams sein, den man einfach hin und her faxen kann.
  • Avatar von Hunter 117
    Hunter 117 07.04.2009, 19:36
    Ist dieses Ranking ernstzunehmen, kümmert sich Nintendo wirklich wenig um die Umwelt?
    Sicherlich nicht! Nintendo steht doch nur auf dem letzten Platz weil sie die Bauteile/Werkstoffe die in der Wii verbaut sind nicht genau bekannt geben wollten. Von daher dürften sich gar nicht in der Liste auftauchen . [Oder verwechsel ich das mit nem anderen Greanpeace Ranking? ]
  • Avatar von fabs
    fabs 07.04.2009, 13:19
    Guter Artikel! Mich wundert, dass gerade Nintendo nicht mehr für die Umwelt unternimmt. Gerade die familienfreundliche Ausrichtung des Unternehmens würde ich da als guten Anlass bezeichnen, die Umweltfreundlichkeit auch zu steigern. Einige Technologie-Unternehmen sind in letzter Zeit auf den Zug erfolgreich aufgesprungen. So zum beispiel Apple mit den "grünsten Notebooks ever"
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 07.04.2009, 11:41
    Greenpeace nehme ich sowieso nicht ernst, sind auch nur betrüger die auf ihren Vorteil aus sind..