Wissenschaft: Videospiele verursachen keine Gewalt

Das Thema Gewalt und Videospiele wird wieder einmal heiß umkämpft. Auslöser sind Schießereien und Amokläufe, bei denen zuletzt vor einigen Tagen 30 Menschen zu Tode kamen und einige sehr schwer verletzt wurden. Nachdem sich Reggie Fils-Aime zu Wort meldete, stehen nun auch Wissenschafter auf seiner Seite.

Donald Trump verkündete am Montag nach den Massakern, die Verherrlichung von Gewalt in unserer Gesellschaft müsse gestoppt werden, das betreffe auch grauenhafte und grausige Videospiele, die derzeit Gewohnheit wären.

“We must stop the glorification of violence in our society,... This includes the gruesome and grisly video games that are now commonplace.”

Ein weiterer bekannter Republikaner namens Kevin McCarthy meint, wir hätten schon von älteren Studien Wissen darüber, was Videospiele bei Individuen verursachen. Die Massaker, so wie sie passierten, könne man auch in Videospielen und Ähnlichen wieder erkennen.

“We’ve watched from studies, shown before, what it does to individuals, and you look at these photos of how it took place, you can see the actions within video games and others,”

Selbst eine Supermarkt-Kette reagierte bereits und entfernte alle Bilder und Videos, die Gewalt zeigten. Dabei ist es nichts Neues, dass Politiker, bewaffnet mit nur wenigen bis gar keinen Beweisen, Videospielen die Schuld für Gewalt aufdrängen wollen. Schon in den Neunzigern, als gewalttätige Ego-Shooter durch Wolfenstein 3D und Doom populär wurden, übten Politiker ihre rhetorischen Künste in diesem Thema.

Auch die Wissenschaft nimmt sich dieser Angelegenheit seit jeher an. Bisher konnte kein Konsens bezüglich des Verhältnisses zwischen Gewaltausübung und dem Spielen vor betroffenen Videospiele gefunden werden. Stattdessen sind sich die meisten Forscher einig, dass es keinen Zusammenhang gebe.

Unter der Leitung von Chris Ferguson, Professor für Psychologie an der Universität Stetson, konnte ein Komitee sogar in einer Grundsatzerklärung der Abteilung von Medienpsychologie festhalten, dass Videospiele oder auch Filme mit brutalen Motiven keinen Einfluss auf das Gewaltverhalten der Menschen hätten. Im Scherz gesteht Chris Ferguson, dass die Daten darüber, dass Bananen Suizide verursachen würden, genauso stark in Zusammenhang stehen würden.

“The data on bananas causing suicide is about as conclusive,... Literally. The numbers work out about the same.”

Weiters wird ausgeführt, dass unter der Annahme, dass Videospiele tatsächlich zu Massakern führen würden, Länder wie Japan und Südkorea viel stärker von solchen Vorfällen betroffen sein müssten. Japan ist das Heimatland des Videospielherstellers Nintendo und Südkorea glänzt mit einer sehr stark ausgeprägten kompetitiven Videospiel-Szene. Die beiden genannten Länder führen jedoch sehr strenge Waffengesetze und haben allgemein eine niedrige Kriminalitätsrate.

Ein beliebtes Argument ist, dass in den Wohnungen von Tätern immer wieder Videospiele mit gewalttätigen Inhalten gefunden werden. Dr. James Ivory, ein Spezialist auf dem Gebiet Medien und Videospiele, entgegnet dem, dass gewaltverherrlichende Videospiele allgegenwärtig wären. Vor allem unter Männern, welche viel eher zu Amokläufen und dergleichen tendieren würden als Frauen. Es wäre eine ähnlich bedeutsame Aussage zu sagen, der Täter hatte Schuhe an, denn ebenso würde auch die restliche Bevölkerung Schuhe tragen.

“It is very similar to saying the perpetrator wears shoes,” Dr. Ivory explained. “They do, but so do their peers in the general population.”

Noch ein Problem stellt der Mangel an verlässlichen Daten dar. Es gibt zwar genug Informationen über Gewaltverbrechen, aber nicht über Amokläufe und anderen Gewalttaten in diesem Ausmaß. Grund dafür ist, dass solche Ereignisse selten passieren. Es konnte bisher zumindest festgemacht werden, dass Amokläufer stets mentale Gesundheitsprobleme aufweisen. Allerdings gibt es auf der Welt viele Leute mit derartigen Problemen, die nicht zu Massenmördern werden.

“The problem is, you could take that profile and collect 500,000 people that fit,” “There are a lot of angry jerks out there that don’t go on to commit mass shootings.”

Ebenso auffällig ist, dass Videospiele hauptsächlich mit weiß-häutigen Verbrechern in Verbindung gebracht werden. Nicht aber mit Afro-Amerikanern oder Immigranten. Letzten Endes sehen Wissenschafter hinter der Aussage, gewaltverherrlichende Videospiele würden zu Brutalität führen, eine Entschuldigung. Oft sei es bequemer, etwas anderem die Schuld zu geben.

“We should think about when we are more comfortable looking for something else to blame,” he said, adding, “I haven’t heard any senators talk about video games when an immigrant commits a crime.”
Weiterführende Links: Quelle, Forum-Thread

Bisher gibt es elf Kommentare

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  • Avatar von Mr. Murdock
    Mr. Murdock 20.08.2019, 01:25
    Karltoffel: genau das habe ich damit gesagt. Jedes Lebewesen ist ein Individuum und anders. Wenn man das Kondom vergessen sollte, ist nunmal Leben entstanden.
  • Avatar von Karltoffel
    Karltoffel 19.08.2019, 19:03
    Zitat Zitat von mr.murdock Beitrag anzeigen
    Gesunder Menschenverstand genügt, diesen zu besitzen.
    Die Sache mit dem gesunden Menschenverstand ist die, dass wir ihn von Natur aus nicht besitzen.

    Der Verstand ist im Vergleich zu Reflex, Instinkt und Intuition ziemlich langsam. Das ist dann eher so ein "Oh, die Ampel ist gelb. Ich sollte bremsen", während der Fuß schon aufs Gas gedrückt hat. Oder "Ich hätte doch lieber ein Kondom nehmen sollen".
    Und wie wahrscheinlich ist es, dass man es beim nächsten Mal anders macht?
  • Avatar von Mr. Murdock
    Mr. Murdock 19.08.2019, 12:54
    Gesunder Menschenverstand genügt, diesen zu besitzen. Dann braucht man auch keine Quellen und Beweise heraussuchen. Quasi der Vergleich eines Handbuches eines Berufes und der Beruf anschließend selbst wie er in der Praxis ist. Trotz bester Gewissenhaftigkeit kann man Persönlichkeiten niemals genau definieren wie diese handeln

    Damit ist wohl alles, betreffend meines Standpunktes, gesagt, Wie sehr der Realitätssinn ausgeprägt ist, ist dort und auch sonst überall am Ende entscheidend. Ich meine ja nur, als Doom, Hexen und Mortal Kombat vor über 20 Jahren brandneu waren, war ich in der Schule auch nur ein Schlägertyp und betrieb damals und bis Heute auch keine Selbstjustiz. Und das als besonderer Liebhaber u.a. dieser genannten Spiele
  • Avatar von HeyDay
    HeyDay 16.08.2019, 19:43
    Ja ernsthaft
    Nintendennis Aussage war mir ein wenig zu pauschalisiert. Denn die Behauptung wenn Problembereich und Medieninhalt übereinstimmen, wird der Problembereich gepusht finde ich sehr gewagt.

    Das Menschen gewisse Trigger haben können ist klar. Aber zu behaupten, ein trauriger Film mache immer traurig oder ein gewalttätiges Spiel immer gewalttätig wenn man dafür empfänglich ist, ist doch sehr einfach gedacht. Es macht es einen Einfluss, mit welcher Stimmung man sich auf etwas einlässt, auf welchen Grad man sich darauf einlässt, ob und wie man Gefühle wahrnimmt, wie gut man diese regulieren kann, ob Handlungsimpulse entstehen und wie viel Kontrolle man über diese hat. Und all diese Variablen können von Situation zu Situation total unterschiedlich sein.
    Trigger selbst sind ja auch hoch individuell und manchmal auch nur unterbewusst verankert.
  • Avatar von Karltoffel
    Karltoffel 16.08.2019, 16:54
    Schön, wie hier ein News-Fetzen verwurtelt und willkürlich interpretiert wird, um die eigene Meinung zu unterstützen.

    Also nochmal:

    Das in den News genannte Kommitee unter Chris Ferguson hat 2017 (!) stellvertretend für den amerikanische Psychologenverband in einem Grundsatzpapier erklärt, dass sie nicht wissen, ob Videospiele Gewalt auslösen; da Studien und Meinungen der Experten hierzu auseinandergehen:

    "We note that even among the members of APA Division 46 Society for Media Psychology and Technology, opinions regarding the impact of media violence on aggression differ considerably"

    Dass es keinen Zusammenhang zwischen Gewalt und Videospiele gibt, ist nicht die Auffassung des APA, sondern die persönliche Ansicht von Chris Ferguson, die er aktuell in einem Interview zum Besten gegeben hat. Dabei ist zu beachten, dass es sich um eine kontroverse These handelt, die (wie Ferguson eben selbst 2017 geschrieben hat), eben nicht wissenschaftlicher Konsens ist.
  • Avatar von Naska
    Naska 16.08.2019, 14:30
    Genauso logisch klingt es zu sagen das Dirk in dem Videospiel dieses Verhalten ausleben kann ohne echten Schaden zu erzeugen.
    Mag es bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich sein? Ka, wieso nicht?
    Ohne Studie die es ausreichend beleuchtet glaube ich erstmal nicht das es so oder so ist.
  • Avatar von Anonym 20200811
    Anonym 20200811 16.08.2019, 14:11
    Kann man so unterschreiben.
  • Avatar von Kadji
    Kadji 16.08.2019, 14:06
    Zitat Zitat von HeyDay Beitrag anzeigen
    Erzähl mir mehr. Ich bin von dieser Logik noch nicht ganz überzeugt.
    Ernsthaft? Eine psychisch kranke Person kann diverse Trigger haben die bei ihr etwas auslösen.
    Ich leide z.B. seit Jahren unter Depressionen, warscheinlich in kombination mit einer bipolaren Persöhnlichkeitsstörung (das ist noch abzuklären), und habe bestimmte Trigger, bei denen ich, ohne Vorwahnung, anfang zu flennen wie ein kleines Kind. Das kann z.B. einfach schon ein traurieger Anime sein, oder wenn ich sehe wie sich meine Arbeitskollegen mal wieder den Arsch aufreißen und unzählige Überstunden schieben ohne an ihr eigenes Wohlergehen zu denken (Burnout sei als Stichwort genannt). Ebenso habe ich Trigger die mich aggresiv machen, Bluthochdruck auslösen und in mir auch schon den Wunsch freigesetzt haben, die ein oder andere Person "abzuschlachten".

    Ich hab aber gelernt damit umzugehen und mich, so gut es geht, eben von diesen "Triggern" Fernzuhalten - klappt leider nicht immer, so das ich im Schnitt ~2 mal pro Jahr einen mentalen Zusammenbruch habe.

    Gewaltsame Videospiele gehören übrigens nicht zu den Triggern - nur um euch zu beruigen.

    Genau so können sich Videospiele negativ auf eine Person auswirken die von sich aus schon gewaltaffin ist oder halt leider psychisch krank ist und nicht in Behandlung geht.

    Löst das Videospiel an sich einen Amoklauf aus? Nein, das halte ich für sehr unwarscheinlich.
    Aber es kann sich negativ auf die psyche einer kranken Person auswirken - das abstreiten zu wollen wäre töhricht.

    Ich halte aber eher das TV für einen viel größeren Faktor. Bei den ganzen negativen Meldungen, die allgemeine "Hysterie" bei streitthemen, der verlust sachlicher Umgangsformen miteinander...ich glaube diese Punkte sorgen viel mehr dafür das sich menschen radikalisieren und dann, wenn "garnichts mehr geht", zur Waffe greifen.

    Videospielen die alleinige Schuld zuzusprechen ist schwachsinn. Zu sagen das "alles OK" ist verfehlt die Warheit aber auch.
  • Avatar von Anonym 20200811
    Anonym 20200811 16.08.2019, 13:58
    Zitat Zitat von HeyDay Beitrag anzeigen
    Erzähl mir mehr. Ich bin von dieser Logik noch nicht ganz überzeugt.
    Auch nach zehn, zwanzig Sekunden nicht?

    Gut ich merke ich muss hier einfacher formulieren.

    Wir haben einen Patienten. Nennen wir ihn Dirk. Dirk ist immer gut. Dirk hat pyromanische Tendenzen und möchte irgendwo doch ganz gerne mal ein Haus anzünden.

    Aufgabe: Dirk möchte sich am Wochenende in einer Videothek (so etwas gab es früher) einen Film ausleihen. Er hat zwei Filme zur Auswahl. Im ersten Film geht es um das Sozialverhalten von Pinguinen am Südpol. Der Zweite Film ist eine Do-It-Yourself-Dokumentation von einem Typen der gerne und erfolgreich Häuser anzündet.

    Frage: Welchen Film sollte Dirk sich besser nicht anschauen?

    Tipp: Es ist nicht der Erste.
  • Avatar von HeyDay
    HeyDay 16.08.2019, 13:40
    Bei Leuten die bereits solche, nenne wir es gewalttätige Tendenzen haben, können entsprechenden Medien aber eben pushend wirken. Das ist aber logisch wenn man zwei, drei Sekunden darüber nachdenkt.
    Erzähl mir mehr. Ich bin von dieser Logik noch nicht ganz überzeugt.
  • Avatar von Anonym 20200811
    Anonym 20200811 16.08.2019, 13:36
    "Wissenschaft"... Die Pychologie sagt, im Grunde auch, dass Videospiele keine Gewalt verursachen aber eben nur bei psychische gesunden Menschen im entsprechenden Alter. Bei Leuten die bereits solche, nenne wir es gewalttätige Tendenzen haben, können entsprechenden Medien aber eben pushend wirken. Das ist aber logisch wenn man zwei, drei Sekunden darüber nachdenkt.