Es ist immer wieder interessant, wenn Prototypen zu Nintendo-Hardware auftauchen und neue Einblicke in die Entstehung der jeweiligen Geräte gewähren. Jetzt ist es wieder geschehen: Ein japanischer Sammler hat bei einer Auktion Prototypen von Wii-Fernbedienung und Nunchuk ersteigern können, die womöglich an den GameCube angeschlossen wurden.
Um Missverständnissen vorzubeugen, die sich um diesen Fund naheliegenderweise bilden, möchten wir diesen aufgetauchten Prototyp in den geschichtlichen Kontext einordnen.
Es war schon lange bekannt, dass Nintendo bereits für den GameCube mit Bewegungssteuerung experimentiert hat. Außerdem tauchten auch Patente auf, die die innovativen Controller, die eine der Säulen der Nachfolgekonsole darstellen sollten, noch in Verbindung mit dem GameCube zeigen. Dass der neue Bewegungs-Controller aber ursprünglich einfach eine Peripherie für den GameCube gewesen sei, die Nintendo erst aufgrund des Misserfolgs der Würfelkonsole zur Grundlage einer neuen Konsole erhoben habe – dieses stark vereinfachte Narrativ ist sehr verbreitet –, entspricht aber nicht der Wahrheit.
Tatsächlich erwies sich die Entstehung der Wii-Fernbedienung als ein sehr langer und komplizierter Prozess, in dessen Rahmen Nintendo mit den absurdesten Ideen experimentierte. Ausführlich nachlesen könnt ihr das alles in „Inside Nintendo 136: Der Wii-Bericht – Teil 2: Nintendo bringt Bewegung ins Spiel“. Soviel hier: Nintendo hat das, was später die Wii-Fernbedienung wurde, schon von Anfang an als Controller einer neuen Konsole intendiert. Die finale Wii-Fernbedienung weist drei besondere Merkmale auf, die jeweils eine eigene komplexe Entstehungsgeschichte haben: Die Stabform, die Zeigefunktion und die Bewegungssteuerung. Mit Letzterer hat Nintendo schon zu Beginn der GameCube-Ära experimentiert – dabei handelt es sich jedoch keinesfalls um die jetzt aufgetauchten Prototypen, wie mancherorts suggeriert wird. Der hier gezeigte Prototyp spiegelt einen schon sehr späten Status des Projekts Wii-Fernbedienung dar und ist gar nicht derart sensationell, wie teilweise suggeriert wird.
Ausgerechnet die genaue Genese des Bewegungssteuerungs-Elements ist nicht vollends geklärt. Der Fund könnte eventuell nähere Auskunft darüber verschaffen. Allerdings ist zunächst zu klären, ob der Controller tatsächlich noch eine Peripherie für den GameCube war, wie aktuell behauptet wird. Denn wahrscheinlicher handelte es sich schlicht um den Controller früher Entwicklerkonsolen, die noch auf Kabel angewiesen waren. Da auch das finale Gehäuse der Wii Anschlüsse für GameCube-Controller und Memory Card aufweist, ist es weniger naheliegend, dass diese Prototypen für den GameCube und nicht einfach für eine frühere Version der Wii gedacht waren.
Dieses Bild zeigt einige sehr frühe Prototypen für den Controller des GameCube-Nachfolgers. Umso interessanter es wäre, wenn einer dieser Prototypen einmal auftauchen würde, desto unwahrscheinlicher ist es doch, da diese wohl nie, anders als der jetzt aufgetauchte Prototyp der Wii-Fernbedienung, Nintendos Tüftellabors verlassen haben dürften.
Bisher gibt es fünf Kommentare
Vor allem da ja dein Inside Artikel den Werdegang der WiiMote wirklich gut darstellt.
Als die Wii-Mote Idee getestet wurde, hatte man bestimmt kein neues Gehäuse für die Konsole in diesem Stadium designed oder fertig gestellt.
Die Wii basiert doch oder ist sogar ein etwas aufgebesserter Gamecube.
Von daher denke ich auch dass es kein Gamecube ist, sondern eine Wii mit Gamecube Gehäuse, wenn man es so sehen möchte. Kann mir vorstellen dass auf dem GC dort ein frühes OS der Wii enthalten ist, da würde der Home Button wiederum Sinn machen. Oder man wollte einfach die Funktion testen, könnte ja alles sein.
Ich halte das Ding irgendwie für einen Fake und jemand hat mit ´nem 3D-Drucker etwas gutes Geld dazuverdient... oder deine Vermutung im Text ist richtig. Aber ein wirklicher Prototyp für den Cube.... niemals.