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Bayonetta Origins: Cereza and...

Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon

Mit der Ankündigung von „Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon“ sorgte Nintendo für eine kleine Überraschung unter den Fans der Reihe. Enthüllte man das Spiel doch relativ kurz nach Erscheinen des dritten Teils der Hauptreihe. Findige Spielerinnen und Spieler hätten das Spin-Off aber vielleicht sogar voraussehen können, befindet sich doch ein so genannter Playable Teaser innerhalb von „Bayonetta 3“. Nun erscheint das Ableger exklusiv für Nintendo Switch. Wie viel Bayonetta und wie viel Cereza hier wirklich drin steckt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Der Ruf des Waldes

Wie der Name des Werkes vermuten lässt, handelt es ich bei der Geschichte des Spiels, die übrigens in Bilderbuchform mit geringen aber synchronisierten Texten erzählt wird, um eine Origin-Story. Man begleitet somit die noch heranwachsende Bayonetta, die hier diesen Namen noch gar nicht trägt, auf dem Weg zum Hexendasein. Doch anstatt strikt den Anweisungen ihrer Lehrerin Morgana zu folgen, die sie einst aufgenommen hat, schleicht sie sich eines Tages davon. Der Grund? Sie ist seit Jahren auf der Suche nach ihrer Mutter, um diese aus den Fängen ihrer Widersacher zu befreien. Um überhaupt eine Chance auf die Rettung dieser zu haben, erhofft sich Cereza eine Macht zu finden, die ihr dabei hilft. Durch bestimmte Umstände beschwört sie am Tag der Flucht ihren ersten Dämonen herbei, der fortan im Körper ihres Plüschtieres Cheshire weiterlebt und Cereza von nun an begleitet. Sein Ziel: Zurück nach Inferno zu kommen. Das scheint erstmal nur möglich zu sein, wenn er Cereza hilft.

Zusammen durch dick und dünn

Der besondere Gameplaykniff des Spiels liegt in der asynchronen Steuerung der beiden Charaktere. Die linke Controllerhälfte beziehungsweise der linke Joy-Con ist für die Kontrolle über Cereza zuständig, während die rechte Häflte Cheshires Kräfte entfesseln kann. Anfangs geht das ehrlicherweise etwas schwer von der Hand, weil man diese Art der Eingabe nicht gewohnt ist. Hat man sich aber erstmal eingefuchst, klopft man sich bereitwillig auf die eigene Schulter. Absolut verdient! Schließlich werden hier beide Gehirnhälften beansprucht.

Das singlekooperative Gameplay zieht sich dabei durch verschiedene Aspekte und ist stets durchdacht. Allen voran steht hier die grundlegende Bewegung der beiden Charaktere. Prinzipiell können beide getrennt voneinander umherlaufen und müssen das zum Teil auch. Cereza kann zum Beispiel an Rosmarinbüschen vorbei, die für ihren Begleiter unüberwindbar sind. Während Cheshire derweil in der Lage ist, etwas höher gelegene Vorsprünge zu erreichen. Hin und wieder kommt es eben aber auch vor, dass sich Cereza ihren einstigen Kuschelfreund schnappt und ihn auf den Arm nimmt, um dann solo unterwegs zu sein. Aber auch hier haben die Entwicklerinnen und Entwickler ein paar spielerische Finessen eingebaut. Anstatt also lediglich ein Schoßhündchen bei sich zu haben, kann Cheshire in der Plüschtierform wie ein verlängerter Arm agieren. So lassen sich Gegenstände einsammeln, Klippen überwinden und später sogar Attacken feindlicher Waldbewohner abwehren.


Vom Kämpfen und Erkunden

Wo wir gerade bei Attacken sind: ein wesentlicher Teil des Spiels wird durch Kämpfe bestimmt. Diese können beispielsweise durch zufällige Begegnungen innerhalb der verschiedenen Gebiete oder in klassischen Endgegnerkonfrontationen herausfordern. Die Auseinandersetzungen haben während des ganzen Spiels ordentlich Eindruck hinterlassen und das liegt an verschiedenen Aspekten. Zum einen sind sie – und das ist wahrscheinlich die offensichtlichste Parallele zur Bayonetta-Hauptreihe – großartig inszenierte Actionfeuerwerke und zum anderen machen sie einfach Spaß. Auf letzteren Aspekt wollen wir noch weiter eingehen. Das Kampfsystem bedient sich ebenfalls der asynchronen Eingabe und dem teils voneinander getrennten Agieren der beiden Charaktere, was nicht heißt, dass die beiden nicht auch mal ihre Kräfte vereinen und zusammen austeilen. Cereza kommt dabei die Rolle der Lenkerin und Taktikerin zu, deren Einfluss sich aber im Spiel auch steigern wird.

Ein häufiges Vorgehen ist so zum Beispiel, dass Cereza ihre Dornfesseln einsetzt, um Gegner zu fixieren und ihrem teuflischen Begleiter die Gelegenheit zu geben, ordentlich seine Pranken zum Einsatz zu bringen. Außerdem kann die Protagonistin mit allerlei Tränken für das Wohlbefinden der beiden sorgen. An Tiefe gewinnen die Kämpfe außerdem durch Cheshires Elementarkräfte. Von diesen erhält man im Laufe des Spiels vier an der Zahl: Holz, Stein, Wasser & Feuer. Der mürrische, niedliche Teufelskerl kann zum Ende des Spiels zwischen allen vier Erscheinungen hin und her wechseln, was durchaus auch vom Spiel gefordert ist.

Es gibt unterschiedliche Gegnertypen, die den Einsatz der verschiedenen Elemente fordern und auch Umgebungsrätsel innerhalb der Welt lassen sich mithilfe der Elemente lösen. Ein Beispiel: Man schlendert mit dem ungleichen Paar durch die verwunschene Welt, als man ein Seerosenblatt besteigt und Cheshire das nun als Boot fungierende Blatt mithilfe eines Wasserstrahls antreibt. Daraufhin erfolgt ein Kampf gegen drei so genannte Spriggan. Das sind Feinde mit Schild, die Cheshire mit seiner Pflanzenkraft ihrer Verteidigung entledigen kann. Nach ein paar gezielt gesetzten Krallenfurchen im Gesicht der Kreatur geht man siegreich aus der Auseinandersetzung hervor.

Im Verlauf des Spiels können die Elemente dann immer wieder kombiniert werden und das sowohl in den Kämpfen als auch während der Erkundung der Welt. Diese ist zwar recht linear angelegt, bietet aber durchgehend Abzweigungen und geheime Pfade, die es sich zu entdecken lohnt. Durch das stückhafte Freischalten der Kräfte ergeben sich dadurch auch leichte Metroidvaniaelemente. So sind manche Passagen der Welt erst erreichbar, wenn man eine bestimmte Kraft gewonnen hat und man dann das entsprechende Hindernis aus dem Weg räumen kann. Das Spiel bietet darüber hinaus eine Karte, die keine allzu zentrale Rolle einnimmt. Hierfür ist die Welt nicht offen genug und die Hinweise in Form von Spuren eines weißen Wolfes zeigen zu eindeutig den vorgegebenen Pfad an.

Tír na nÓg

Was so viel heißt wie „Land der ewigen Jugend“ und der irisch-keltischen Mythologie entstammt sind in „Bayonetta Origins“ in sich geschlossene Level, die mit ganz eigenen Herausforderungen aufwarten. Diese Mini-Schreine tauchen immer wieder, fast schon inflationär, im Spiel auf. Manchmal sind sie einfache Kampfarenen, in denen man ein paar Gegnerwellen ausschalten muss, manchmal bieten sich einem ausgeklügelte Plattformpassagen samt kleinerer Rätseleinlagen. Am Ende steht der Hexenpuls, eine Umbra-Kunst, die einem Tanz entspricht und daraufhin wird man mit Loot belohnt, das dann als Dünger des Fähigkeitenbaums von Cheshire und Cereza dient. Eifrige Spielerinnen und Spieler können die Tír na nÓg-Level nach Lust und Laune immer wieder besuchen, um zum Beispiel neue Zeitrekorde aufzustellen. Schlussendlich kann man hier vielleicht einen guten Vergleich zu den Schreinen aus „The Legend of Zelda: Breath oft the Wild“ ziehen: auch hier gibt es wirklich hervorragende Herausforderungen aber eben auch welche, die als Lückenfüller verstanden werden können.


Oh du bist so wunderschön!

„Cereza and the Lost Demon“ bietet stilistisch einen wirklich sehr ansehnlichen und individuellen Look, an dem man sich so schnell nicht satt sehen wird. Dabei wechseln die Umgebungen innerhalb des Spiels facettenreich und geben einem immer Wieder Grund zum Staunen. Egal ob verwunschener Waldabschnitt, Endboss-Spektakel oder mystische Seenlandschaft, Platinum Games hat hier eine wirklich zauberhafte Weld geschaffen. Einher geht das auch mit den Klängen, die die Spielerinnen und Spieler auf die Ohren bekommen. Das zieht sich sowohl bei der Soundkulisse, zum Beispiel beim ikonischen Glockengeläut während des Hexentanzes, als auch bei der Musik durch. Auch technisch haben wir keine großen Mängel feststellen können. Der Stil unterstreicht den Titel und kommt hier und da mit sicherlich nicht immer knackigen Texturen daher. Den ein oder andere Bildrateneinbruch in actionreichen Szenen mögen wir vernommen haben. Diese kleineren Mängel tun nach unserer Auffassung aber dem Spielspaß keinerlei Abbruch.

Viel erwähnenswerter sind dahingegen die Spielunterstützungseinstellungen, die sich schön individuell anpassen lassen. So lassen sich vom erlittenen Schaden über den Magieverbrauch bis hin zur Gegnerstärke einige Einstellungen am Schwierigkeitsgrad vornehmen. Sogar der Hexenpuls lässt sich hier auf automatisch umstellen. Somit gestaltet sich die Zugänglichkeit des Spiels selbst für Neulinge sehr angenehm.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon“ ist ein echter Überraschungshit! Wer hätte gedacht, dass in diesem Spiel so viel drinsteckt? Den Spielerinnen und Spielern bietet sich hier ein wahrhaftig packendes Abenteuer in stilvollem Gewand umgarnt von Action, Rätseln und einer beeindruckenden Geschichte zweier eigentlich so gegensätzlicher Charaktere. Hier kommen nicht nur „Bayonetta“-Fans auf ihre Kosten!

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