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Jurassic World Aftermath Collection

Obwohl die „Jurassic World“-Reihe in den Kinos große Erfolge feierte, mangelte es überraschenderweise an großen Videospielen. Zwar gab es mit „Jurassic World Evolution“ ein wunderbares Management-Spiel, doch wer noch näher an die Dinos ran wollte, brauchte eine Meta Quest. Dort erschien nämlich in zwei Teilen „Jurassic World Aftermath“, das zwei Jahre nach den Ereignissen von „Jurassic World“ spielt und Protagonist Sam auf die Isla Nublar führt. Der Titel trennt sich nun von seiner VR-Immersion, um auch Fans auf Nintendo Switch das Fürchten zu lehren. Ob das gelungen ist, haben wir herausgefunden.

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Sam ist ein Sicherheitsexperte, der zusammen mit Dr. Amelia Everett sensible Daten sicherstellen soll. Leider scheitert der Plan noch vor der Landung, denn das Flugzeug wird angegriffen und somit stranden die Beiden auf Isla Nublar. Sam muss nun die Einrichtung erkunden, während Dr. Everett über ein Walkie-Talkie mit ihm in Kontakt bleibt. Das wird durch die Anwesenheit von Dinosauriern erschwert, und dennoch muss der Held immer mehr über die Ereignisse auf der Insel erfahren, um lebend zu entkommen.

Obwohl die Handlung durchaus das Potential hat zu fesseln, entpuppt sie sich als Beiwerk. Zwar wurde Dr. Everett gut vertont, da man sie aber niemals sieht, baut man auch keine echte Bindung zu ihr auf, zumal ihre Hauptaufgabe darin liegt, Anweisungen zu geben. Da helfen auch einige Audio-Aufnahmen nicht, die mehr über ihre Vergangenheit verraten. Sam selbst bleibt stumm, was in den Unterhaltungen eher unpassend wirkt. Niemand sollte erwarten, von der Geschichte gefesselt zu werden, obwohl sie zumindest solide abgerundet wird.

Versteckspiel 

Die Hauptbeschäftigung ist das Verstecken, denn es gibt keine Waffen in „Jurassic World: Aftermath“, dafür aber Dinosaurier, die sehr hungrig sind. Allen voran wären da die Velociraptoren, denen man ab häufigsten begegnet und die Spielende jagen, sobald sie einen sehen und ihren festgelegten Pfad verlassen, wenn sie etwas hören. Passiert das, bleibt einem nur die Flucht, hauptsächlich unter Tische oder in Schränke, wo man dann so sicher ist, dass die Dinosaurier schnell das Interesse verlieren. Das ist auch schon der Hauptteil des Titels, denn sich zu verstecken und Schalter in Mini-Spielen zu aktivieren, um voranzuschreiten, bildet den Kern des Spieles.

Das klingt nach einem schönen Katz- und Maus-Spiel, entpuppt sich leider bereits nach der ersten Konfrontation als unfassbar monoton. Die Schränke und Tische sind stets so platziert, dass man sich nahezu immer retten kann und nicht unbedingt vorausplanen muss, weil es schlichtweg keine anderen Möglichkeiten gibt, sich zu verstecken. Ausgeklügelter wird es nicht: Meist wird man in Gebiete gebracht, die sehr simpel aufgebaut wurden und sich stark ähneln, um immer wieder dasselbe zu tun. Spielerische Vielfalt sucht man vergebens, denn wenn man sich nicht versteckt, läuft man bereits besuchte Gebiete im langsamen Tempo erneut ab, um immer wieder zum zentralen Punkt zu kommen, von dem aus das nächste Gebiet angesteuert wird.

Eintönigkeit hoch zehn

Dabei hilft es auch nicht, dass die kleinen Mini-Spiele, um Türen zu öffnen oder Mechanismen zu aktivieren, nicht gut auf den flachen Bildschirm übertragen wurden. Egal ob „Simon Says“ oder das Einstellen von Wellenlinien, das alles ist viel zu simpel geraten und fixiert Spielende an einen festen Punkt, denn sich währenddessen umzuschauen, ist natürlich nicht möglich. In VR ist das anders, denn dort kann man sich blitzschnell umschauen und die Knöpfe mit den eigenen Händen betätigen, was schneller und dynamischer funktioniert. Auf Nintendo Switch bleibt das alles aber so steif, dass kaum Spannung zustande kommt.

Etwas mehr Variation wird im weiteren Spielverlauf eingeführt. Da wären zum Beispiel kleine Dinos, die bei Kontakt losschreien, was die Velociraptoren anlockt, oder Glasscherben, denen man ausweichen muss. Diese kleinen Neuerungen wirken regelrecht wie eine Revolution und lockern den ansonsten viel zu eintönigen Ablauf auf, auch wenn sich an der eigentlichen Formel und den langweiligen Aufgaben nichts ändert. Auch ein Funkgerät, mit dem Lautsprecher zur Ablenkung aktiviert werden können, entwickelt sich leider nicht weiter.

Seltene Höhepunkte

Dabei gibt es immer wieder Momente, die andeuten, was aus dem Spiel hätte werden können. Das sind die Begegnungen mit anderen Dinosauriern, die überraschend interessant umgesetzt wurden und zumindest für kurze Passagen spielerische Vielfalt einführen. Die spannendsten wollen wir hier nicht vorwegnehmen, denn sie entpuppen sich als Highlights des Titels. Doch es wird schon interessant, wenn man im Dunkeln herumlaufen muss und mit einer Taschenlampe die Areale ausleuchtet, um einen bestimmten Dino zu verjagen. Leider passiert das alles viel zu selten, weshalb sich die fünf Stunden Spielzeit deutlich länger anfühlen.

Das Spielgefühl ist aber das größte Problem. Der Titel wurde nicht für traditionelle Konsolen entwickelt, und das merkt man. Zwar kann man sich zur Seite neigen, das kommt aber nicht an die spielerischen Optionen in VR heran, wenn man sich bückt und vorsichtig hinter einem Tisch hervorguckt, einen Schrank in Panik schließt oder sich schlichtweg schneller umsehen kann, um die Gefahr abschätzen zu können. Vielleicht ist es unfair, das Spiel an seinem Ursprung zu messen, allerdings lässt sich nicht verleugnen, dass die Umwandlung in ein klassisches Spiel eher funktional, als wirklich gut geraten ist. Dadurch werden auch die spielerischen Schwächen betont, denn kann man sich ansonsten darauf berufen, dass VR eine einzigartige Atmosphäre erzeugt und das Versteckspiel besonders intensiv wird, ist das auf einem normalen Bildschirm einfach nicht der Fall.

Funktional, aber nicht ausgereift

Eines muss man dem Spiel aber zugute halten: Es sieht fantastisch aus. Der Cell Shading-Look beeindruckt durch gestochen Scharfe Bilder, und auch die Dinos sehen in dem Stil wunderbar aus. Auch die Bildrate macht keine Probleme und bleibt durchweg flüssig, selbst wenn das bei dem langsamen Lauftempo nicht unbedingt verwundert. Leider ist die Welt selbst sehr statisch und eintönig gehalten, optische Abwechslung gibt es also kaum, und Interaktionen mit der Umwelt sind auch nicht möglich. Die musikalische Untermalung ist auch eher optional, und während die Hauptsprecherin einen guten Job macht, klingt Jeff Goldblum so, als ob er einfach seinen Scheck kassieren möchte.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Jurassic World Aftermath Collection“ ist leider eine Enttäuschung. Obwohl der Stil überzeugt, und das gesamte Spiel am flachen Bildschirm funktioniert, kann die VR-Atmosphäre nicht erreicht werden. Das wirkt sich auch auf das Gameplay aus, denn jede Bewegung fühlt sich eingeschränkt an und man merkt, dass sowohl die Rätsel als auch das simple Herumschauen eigentlich besser funktionieren sollten. Dadurch wiegt die spielerische Eintönigkeit noch stärker und selbst die seltenen Höhepunkte können nicht rechtfertigen, sich durch die gefühlt immer gleichen Passagen zu schleichen. Nur, wer ein riesiger Fan der Marke ist und kein VR-Headset besitzt, kann mit der richtigen Erwartung einen Blick riskieren.

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