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Taiko no Tatsujin: Rhythm Festival

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Taiko no Tatsujin: Rhythm Festival

Die „Taiko no Tatsujin“-Reihe ist aus der Rhythmusspiel-Welt nicht mehr wegzudenken. Das simple Prinzip, das in leicht abgewandelter Form auch bei „Donkey Konga“ bestens funktioniert hat, begeistert Fans seit Jahren, dabei hat sich am Grundprinzip nie etwas geändert. Obwohl es mit spannenden Ablegern wie „Rhythmic Adventure“ gelungene Experimente gibt, handelt es sich beim neuen „Taiko no Tatsujin: Rhythm Festival“ um einen recht konservativen Ableger mit einer Neuerung, die die Reihe für immer verändern könnte: Dem Taiko-Pass. Wie sich dieser einfügt, und ob das Spiel mehr als nur ein Einstieg in einen Abo-Dienst ist, verraten wir euch im Test.

Klassisches Beiwerk

Protagonist DON-chan reist in die Metropole Omiko City, trifft dabei auf den abgedrehten Kumo-kyun und zusammen beschließen sie, Taiko-Meister zu werden. Nein, besonders tiefgründig ist die Handlung auch diesmal nicht, denn sie besteht nur aus kleinen Unterhaltungen, die nicht sonderlich tiefgründig sind und mit einer leichten Prise Humor versehen wurden. Dadurch werden auch die jüngsten Spielenden in die Welt herangeführt, doch eine echte Geschichte sollte niemand erwarten.

Dafür ist es durchaus nett, dass jeder Modus mit einer kleinen Szene begleitet wird. Diese sind nie animiert, sondern bestehen aus einem Hintergrundbild, Charakterbildern sowie den Texten. Doch dadurch wird jeder Spielart ein kleiner Rahmen gegeben, der durchaus niedlich ist. Wem das egal ist, der darf die Sequenzen natürlich vorspulen.

Zeitloses Gameplay

Der Donnerschrein ist das Highlight, denn hier befindet sich der klassische Taiko-Modus. Das Gameplay ist schnell erklärt: Es gibt rote und blaue Noten, die jeweils mit den passenden Knöpfen - Steuerungsarten lassen sich einstellen - getroffen werden müssen. Ist eine Note besonders groß, müssen zwei Knöpfe, die der Note zugewiesen sind, gleichzeitig gedrückt werden, und Felder für Trommelwirbel dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das klingt überaus simpel, und das ist es auch, weshalb jeder die leichten Schwierigkeitsstufen meistern dürfte. Wer allerdings den höchsten auswählt, dürfte schnell überfordert werden, denn dann eröffnen sich erst die wahren Möglichkeiten des Spielprinzips. Somit richtet sich der Titel auch an diejenigen, die zahlreiche Stunden investieren wollen, um auch dann noch herausgefordert zu werden.

Die Steuerung über die Knöpfe funktioniert gut, etwas spektakulärer ist aber die physische Taiko-Trommel, die im Bundle erhältlich ist. Unsere Trommel aus dem Vorgänger funktioniert natürlich auch mit dem neuesten Titel, und somit lässt sich mit Hilfe von zwei Plastik-Stöcken noch eindrucksvoller Musik erzeugen. Hier muss man für die roten Noten die Mitte der Trommel, für die blauen den Rand treffen, was anfangs etwas ungewohnt ist. Wer aber nicht aufgibt, kommt schnell in einen hypnotisierenden Gameplay-Flow, der einen auch nach Monaten, oder gar Jahren, nicht loslassen will. Natürlich ist der Preis für die Peripherie nicht günstig, wer Taiko aber sowieso schon viel spielt, sollte definitiv über einen Kauf nachdenken, denn die Trommel ist definitiv die spaßigste Option.

Übung macht den Taiko-Meister

Glücklicherweise muss man nicht einfach nur die Songs unzählige Male spielen, um sie zu meistern. Es gibt nämlich einen Übungsmodus mit zahlreichen Optionen, der überaus willkommen ist. Hier lassen sich einzelne Songparts auswählen, die dann sogar in langsamer Geschwindigkeit abgespielt werden können - leider ohne musikalische Untermalung. Sogar ein Robo-Partner kann an die Seite gestellt werden, der die Abfolge perfekt spielt. Durch diese Möglichkeiten kann man seine Fähigkeiten perfektionieren, oder bestimmte Arten von Abfolgen langsam erlernen, ohne bestraft zu werden. Das Spiel schlägt einem sogar Songs auf dem eigenen Skill-Level vor, was die Lernkurve perfektioniert.

Überraschend spaßige Nebenbeschäftigungen

Neben dem klassischen Taiko-Modus gibt es zwei weitere, die für Vielfalt sorgen sollen. Im Großen Trommelspielzeugkrieg spielen zwei Kontrahenten denselben Song, und laden für jede getroffene Note ein Spielzeug auf - wer am Ende die meisten hat, gewinnt. Jedes Spielzeug hat aber spezielle Effekte, und auch Items können immer wieder durch Spezialnoten aktiviert werden, um dem Gegner falsche Noten, eine verzerrte Sicht oder andere Gemeinheiten unterzujubeln. Der Modus hat durchaus Tiefe, denn die eigene Armee muss vorher zusammengesetzt werden, und da man immer mehr Spielzeuge freischaltet, bleibt die taktische Komponente interessant. Der Modus ist auch online verfügbar, was ihm die notwendige Langzeitmotivation verleiht, doch auch einige Missionen, verbunden mit kleinen Geschichten, werden Solisten erfreuen.

Kooperativ geht es derweil in der DON-chan-Band her. Hier spielen bis zu vier Musizierende miteinander, und übernehmen dabei jeweils verschiedene Instrumente. Deshalb hat jeder eine andere Notenspur, wobei einige Notenreihen sich über mehrere Felder ziehen und nur gewertet werden, wenn alle sie treffen. Der Modus ist wahnsinnig unterhaltsam, und hat ebenfalls einige Missionen, leider bleibt er zu eingeschränkt. Jedes Instrument hat einen festen Schwierigkeitsgrad, der Modus lässt sich nicht online spielen und die Songauswahl begrenzt sich auf 20 Lieder - viel zu wenig, um für mehr als einen spaßigen lokalen Abend zu sorgen.

Motivierender Fortschritt?

Damit es an Motivation nicht mangelt, gibt es zahlreiche Anpassungen, unter anderem Outfits, Instrumenten-Sounds sowie Errungenschaften und Namensschilder für den Online-Modus. Diese kann man sich hauptsächlich im Shop kaufen, die dafür benötigte Währung gibt es für jeden abgeschlossenen Song. Die Auswahl ist groß, die Anpassungen niedlich und somit wird jeder bestens bedient, zumindest wenn man viel Wert auf die optische Komponente eines Musikspiels legt.

Linearer geht es auf der Belohnungskarte zu. Der lineare Fortschritt wird bei jedem Stufenanstieg, der ebenfalls durch das simple Spielen erreicht wird, erzielt. Hier lassen sich weitere Kostüme, Münzen und sogar Kapitel der Handlung freischalten, was ganz nett ist, wenn man bedenkt, dass es somit immer wieder eine kleine Belohnung gibt. Da man aber die Karte nicht frei betrachten kann, hat man zugleich kein echtes Ziel, das man anpeilen kann.

Die Abo-Revolution

Kommen wir nun zum größten Punkt: Der Musikauswahl. Mit 76 Songs wird ein guter Inhalt geboten, auch wenn sehr viele der Lieder bereits in vorherigen Teilen oder als DLC verfügbar waren, zum Beispiel „Cruel Angel’s Thesis“ oder „Butter-Fly“ aus „Digimon“. Natürlich sind auch die klassischen Medleys aus „The Legend of Zelda“ und „Kirby“ wieder dabei, und „Life Will Change“ hat sich den perfekten Zeitpunkt für seinen Einzug gesucht. Es hätten gerne etwas mehr neue Lieder sein können, doch die Mischung ist insgesamt sehr gelungen.

Die größte Neuerung für die Reihe ist aber der Taiko Music Pass. Wer diesen erwirbt, erhält sofortigen Zugriff auf 592 weitere Songs, die sich streamen und sogar herunterladen lassen. Über 100 Anime-Songs stehen leider im Kontrast zu nur 23 Vocaloid-Lieder und sogar nur 17 aus Videospielen, denn den Löwenanteil machen die Namco-Originals aus - 302 Songs gehören in diese Kategorie, was nicht unbedingt ein Kritikpunkt ist, allerdings sollte man die richtigen Erwartungen haben. Monatlich sollen weitere Lieder hinzugefügt werden, und obwohl das erste Update nur neun Songs hinzugefügt hat, sind alle davon tolle Neuzugänge.

Viele werden dem Abo-Prinzip kritisch gegenüberstehen - schließlich besitzt man die Lieder nicht, und sie können theoretisch jederzeit entfernt werden. Das stimmt zwar, allerdings lassen sich einige Songs weiterhin als DLC erwerben - zu den gewohnten Preisen von bis zu einem Euro pro Song. Im Gegensatz dazu bietet der Music Pass 592 Songs für den Preis von 3,99 Euro im Monat, oder 9,99 Euro für drei Monate, was schlichtweg unschlagbar ist. Somit kann man ihn immer dann erwerben, wenn man vermehrt spielt, und muss nicht für einzelne Songs zahlen. Vielmehr probiert man dadurch auch Lieder aus, die man sonst niemals erworben hätte, was die Vielfalt und die Ersparnis in die Höhe schießen lässt. Der Dienst fügt sich perfekt in den Titel ein, und erlaubt es endlich, hunderte Songs spielen zu können, ohne dafür ein Vermögen ausgeben zu müssen. Zwar hätten gerne ein paar mehr dieser Lieder ihren Weg in das Hauptspiel finden können, doch der Katalog ist derart gigantisch, dass man den vergleichsweise minimalen Aufpreis gerne hinnimmt. Es bleibt spannend zu sehen, ob das die Zukunft für Musikspiele ist - so, wie „Rhythm Festival“ es macht, beeindruckt das Prinzip.

Simpel, aber funktional

Optisch wird einem exakt das geboten, was schon seit Jahren über die Bildschirme flattert. Es ist ein wenig schade, dass am Stil nichts verändert wurde, vor allem weil es kaum Animationen gibt. Doch die bunte Optik gepaart mit dem visuell klaren Notenbildschirm funktioniert bis heute einfach wunderbar. Ansonsten gibt es nichts zu meckern, denn die Online-Verbindung bleibt stabil, das Herunterladen von Songs läuft schnell ab und die Steuerung, egal mit welcher Methode, funktioniert stets gut.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Taiko no Tatsujin: Rhythm Festival“ ist ein wunderbarer Ableger der fantastischen Reihe und beweist, dass das Spielprinzip zeitlos ist. Es wird niemals langweilig, neue Songs auszuprobieren und seine Lieblingslieder zu perfektionieren, wobei auch Neulinge durch seichte Schwierigkeitsgrade perfekt herangeführt werden. Die neuen Modi fügen sich gut ein, doch in Sachen Vielfalt darf man nicht zu viel erwarten. Deshalb fühlt sich der Titel manchmal schon zu gewohnt an, denn echte Neuerungen gibt es keine. Dafür punktet der Taiko Music Pass umso mehr, denn gegen kleines Geld erhält man die größte Auswahl, die die Reihe bisher zu bieten hatte. Es bleibt spannend, den Dienst über die kommenden Monate zu beobachten, denn dieser sorgt dafür, dass „Rhythm Festival“ dann doch zu einem überraschend großen Aufbruch für die Reihe wird - wenn auch nur an einer Stelle.

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