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Tactics Ogre: Reborn

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Tactics Ogre: Reborn

Dass ein Spiel eine Neuauflage spendiert bekommt, ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Dass ein Spiel sogar zweimal neu aufgelegt wird, dagegen schon. Zur Riege dieser Titel gehört nun neuerdings auch „Tactics Ogre: Reborn“, denn das Original „Tactics Ogre: Let Us Cling Together“ erschien bereits 1995 für das SNES und erhielt 2011 ein Remake für die PSP. Wir durften das Spiel bereits vor der offiziellen Veröffentlichung spielen und verraten euch im Test, ob das Spielkonzept auch im Jahr 2022 noch überzeugt und welche Verbesserungen „Tactics Ogre: Reborn“ zu bieten hat.

Ein idyllisches Inselleben sieht anders aus

Die Handlung von „Tactics Ogre: Reborn“ beginnt zunächst sehr klassisch für ein Strategiespiel, nämlich mit Krieg. Im Mittelpunkt stehen die Valeria-Inseln, die sich für lange Zeit ebenso durch ihren Seehandel auszeichneten wie durch ständige Konflikte. Das änderte sich als Dorgalua Oberyth an die Macht kam und es schaffte, die Inselbewohner miteinander zu versöhnen. Das ging auch eine Zeit lang gut, nach Oberyths Tod brach jedoch erneut Krieg aus und es bildeten sich drei Fraktionen: Die Bakram, die Galgastani und die Walister. Die Bakram und Galgastani schafften es zwar irgendwann einen Frieden auf Kosten der zahlenmäßig unterlegenen Walister zu schließen, doch auch dieser Frieden scheint nicht lange halten zu können. Ihr selbst übernehmt in der Rolle des jungen Walisters Denam Pavel die Kontrolle über eine Gruppe von tapferen Widerstandskämpfern, die sich gegen ihre Unterdrücker auflehnen.

Entscheidungen und ihre Konsequenzen

So klassisch die Geschichte auch anfängt, so tief und schnell taucht man dank einiger polarisierender Charaktere und überraschender Wendungen in die Welt von Valeria ein. Besonders gelungen ist dabei das Entscheidungssystem. Immer wieder habt ihr im Laufe der Handlung die Wahl zwischen zwei Handlungs- oder Dialogoptionen, die auch tatsächlich einen großen Einfluss auf den Spielfluss und die Geschichte haben. Zu viel möchten wir an dieser Stelle zwar nicht verraten, ihr könnt aber beispielsweise, indem ihr bestimmte Feinde zunächst verschont, diese später rekrutieren. Und auch die Haupthandlung lässt sich beeinflussen, indem ihr beispielsweise schon recht früh die Wahl zwischen einer moralisch richtigen und einer pflichtbewussten Entscheidung trefft. Das sorgt nicht nur dafür, dass die Konsequenzen eurer Handlungen mehr Gewicht verliehen bekommen, sondern auch dafür, dass „Tactics Ogre: Reborn“ stark an Wiederspielwert gewinnt, da bestimmte Ereignisse nur dann eintreten, wenn ihr vorher an einem Scheideweg entsprechend entschieden habt. Besonders lobenswert zu erwähnen ist auch, dass ihr zu einem späteren Zeitpunkt die Option freischaltet, zu bestimmten Punkten in der Story zurückzureisen, um einen anderen Weg einzuschlagen. Dadurch müssen sich auch diejenigen, die gerne alle Alternativen sehen möchten, nicht mehrfach durch die gleichen Passagen schlagen.

Rundenbasierte Kämpfe par excellence

Neben der Story nimmt auch das rundenbasierte Kampfsystem eine zentrale Rolle ein. Auf relativ kompakten Karten verschiebt ihr im Wechselspiel mit euren Gegnern Einheiten, um am Ende meist entweder das feindliche Oberhaupt auszuschalten oder alle Gegner zu eliminieren. Die Hauptmissionen hätten gerne noch etwas kreativer ausfallen können, dafür lassen sich jedoch meist auch Bonusmissionen erfüllen, die euch beispielsweise für den Einsatz bestimmter Attacken mit zusätzlichen Erfahrungspunkten oder Gegenständen belohnen. Eine sehr nützliche Funktion, die es aus dem PSP-Remake zu „Tactics Ogre: Reborn“ geschafft hat, ist das Rad der Zeit und nein, das hat nichts mit der Buchreihe von Robert Jordan zu tun. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Mechanik, mit der ihr um einige Züge in der Zeit zurückreisen könnt, um vorherige Fehler zu korrigieren oder einfach eine andere Taktik auszuprobieren.

Schier endlose Anpassungsmöglichkeiten

Ein Strategiespiel lebt natürlich von seinen Klassen und deren Fähigkeiten, und „Tactics Ogre: Reborn“ kann in dieser Kategorie besonders glänzen. Euch steht eine Vielzahl unterschiedlicher Rassen und Klassen zur Verfügung, von Klassikern wie Kriegern und Heilern bis hin zu Schreckensrittern und Monstern wie Drachen und Oktopussen. Bereits die Klassen an sich ermöglichen ganz unterschiedliche Spielstile, die je nach Gegneraufstellung und Umgebung besondere Vor- und Nachteile bringen können. Auf einigen Karten könnt ihr beispielsweise natürliche Erhöhungen für effektive Fernkampfangriffe nutzen, während schlechtes Wetter auf manchen Karten eher Nahkämpfer begünstigt. Richtig interessant wird „Tactics Ogre: Reborn“ allerdings erst, wenn man sich mit den vielen Anpassungsmöglichkeiten auseinandersetzt.

Das fängt bereits bei den Waffen an, zu denen unter anderem Fächer, Peitschen, Schwerter und Hämmer gehören sowie die Rüstung eurer Einheiten. Beides erhaltet ihr entweder im Laden, als Beute von besiegten Gegnern oder als Belohnung nach erfolgreichen Schlachten. In der Neuauflage müsst ihr dabei auch neben den Klassenbeschränkungen keine weiteren Voraussetzungen wie Minimal-Level oder besondere Spezialisierungen mehr beachten, was besonders Neulinge begrüßen dürften. Neben eurer Ausrüstung erlauben es euch insbesondere die jeweils vier Ausrüstungsslots für Verbrauchsgegenstände und Fähigkeiten, Einheiten ganz nach eurem Geschmack zu formen. Zu den Fähigkeiten gehören automatisch auslösende Aktionen wie der zusätzliche Angriff einer verbündeten Einheit auf einen Feind, wenn dieser umzingelt ist. Aber auch mächtige Spezialattacken, die neben eindrucksvollen Schadenszahlen oft auch Zusatzeffekte auslösen sowie Boni auf bestimmte Werte wie Lebens- oder Magiepunkte gehören dazu.

Loyalität muss verdient werden

Eine weitere Möglichkeit, die Statuswerte eurer Teammitglieder zu erhöhen, ihr Level zu steigern oder sogar ihren Elementtyp zu ändern, bieten besondere Talismane. Auf dem Schlachtfeld selbst gibt es zudem Kampfkarten, die kurzzeitig den Angriff verstärken, die Chance auf kritische Treffer erhöhen oder Fähigkeiten aktivieren können. Da diese zufällig verteilt werden und auch gegnerische Einheiten sie aufheben können, bleibt das Kampfgeschehen stets dynamisch und selbst nach einem Neustart verlaufen Schlachten nie genau gleich. Neue Charaktere könnt ihr entweder als Söldner über den Shop anheuern, durch euren Fortschritt in der Handlung freischalten oder direkt auf dem Schlachtfeld rekrutieren. Es kann allerdings sogar passieren, dass Charaktere die Party wieder verlassen, wenn man beispielsweise Gegner der gleichen Nationalität tötet oder bestimmte Dialogoptionen wählt.

Wissen ist Macht

Ein sehr interessantes Feature abseits der Kämpfe sind Warrens Chroniken. Dabei handelt es sich um eine riesige Datei, in der ihr Statistiken, vergangene Ereignisse, Charakterinfos und mehr einsehen könnt. Das Besondere dabei: Wer hier regelmäßig reinschaut und sich unter anderem auch die Nachrichten durchliest, kann dadurch neue Nebenquests freischalten, die an den darin erwähnten Orten stattfinden und durch die ihr besondere Ausrüstungsgegenstände finden oder Charaktere rekrutieren könnt.

Rundum verbessertes Spielerlebnis

Im Vergleich zu den SNES- und PSP-Versionen bietet „Tactics Ogre: Reborn“ noch einige Detailverbesserungen, die das Spielerlebnis stark verbessern. Beispielsweise gibt es eine automatische Speicherfunktion, das Kampftempo kann beschleunigt werden und vor Kämpfen habt ihr die Option, das Schlachtfeld auszukundschaften, um euch entsprechend vorzubereiten. Ein wenig schade ist dagegen, dass sich die Kamera immer noch nicht frei oder zumindest um 360 Grad drehen lässt. Immerhin könnt ihr aber zwischen einer isometrischen Perspektive und zwei Draufsicht-Winkeln sowie verschiedenen Zoomstufen wählen.

Glücklicherweise gibt es auch keine Zufallskämpfe mehr. Stattdessen könnt ihr jetzt an einigen Standorten frei wählen, ob ihr ein Trainingsgefecht starten wollt, um eure Einheiten aufzuleveln. Damit die Story-Gefechte dann aber doch nicht zu leicht werden, gibt es ein Levellimit, das mit Fortschreiten der Haupthandlung stückweise angehoben wird. Wer keine Lust auf den Grind hat, kann seinen Einheiten auch die für die Neuauflage verbesserten KI-Profile wie „Wilde Offensive“ oder „Standhafter Schutz“ zuweisen und diese automatisch kämpfen lassen. Das funktioniert zum Großteil auch sehr gut, lediglich in zwei, drei Fällen agierte eine Einheit bei uns dann doch mal etwas irrational.

Rundum verbessertes Spielerlebnis

Visuell reißt „Tactics Ogre: Reborn“ sicherlich keine Bäume aus, denn das Spiel sieht zum Großteil noch so aus wie damals auf der PSP, nur eben jetzt mit hochauflösenden Texturen. Dadurch bleibt jedoch auch der Retro-Charme des Originals erhalten. Die Musik kann dafür umso mehr begeistern, denn der Soundtrack wurde neu von einem Orchester eingespielt, wodurch sowohl die ruhigen als auch die impulsiveren Stücke noch besser zur Geltung kommen. Bei der Sprachausgabe könnt ihr zudem zwischen einer japanischen und einer englischen Vertonung wählen, alle Texte sind aber auch auf Deutsch verfügbar. Das Spiel läuft sowohl am TV als auch im Handheld-Modus wunderbar flüssig, auch wenn wir aufgrund der Masse an Bildschirmtexten das Spielen am TV als etwas angenehmer empfanden.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Tactics Ogre: Reborn“ zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie brillant bereits das Originalspiel aus dem Jahr 1995 war und schafft es dennoch, dieses sogar noch durch sinnvolle Neuerungen wie ein automatisches Speichersystem, einsteigerfreundlichere Anpassungsmöglichkeiten und ein flotteres Kampftempo zu verbessern. Wer auch nur minimal an Strategiespielen interessiert ist oder das Original noch einmal in seiner besten Form wiedererleben möchte, sollte sich „Tactics Ogre: Reborn“ daher auf jeden Fall genaustens ansehen.

Bisher gibt es sechs Kommentare

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  • Avatar von Sepp
    Sepp 11.11.2022, 20:54
    Nice, ich hoffe das läuft vernünftig auf dem Steam Deck. Landet auf jedenfall auf der Wunschliste.
  • Avatar von Marlonius
    Marlonius 11.11.2022, 09:39
    Zitat Zitat von Tiago Beitrag anzeigen
    Triangle Strategy ist zwar schon länger raus, springt aber sicherlich auch mit in die Bresche
    Dann möche ich an der Stelle auch noch mal Disgaea und die Front Mission Remakes erwähnen.
  • Avatar von Tiago
    Tiago 10.11.2022, 14:28
    Zitat Zitat von jojoxyz Beitrag anzeigen
    Das Spiel ist bisher völlig an mir vorbeigegangen. Aber der Test liest sich wirklich wunderbar. Schön, dass andere Studios die Lücke von Advance Wars so gut füllen, erst Mario + Rabbids und jetzt noch so eine Perle.
    Triangle Strategy ist zwar schon länger raus, springt aber sicherlich auch mit in die Bresche, wenn du es fragst!
  • Avatar von jojoxyz
    jojoxyz 10.11.2022, 14:22
    Das Spiel ist bisher völlig an mir vorbeigegangen. Aber der Test liest sich wirklich wunderbar. Schön, dass andere Studios die Lücke von Advance Wars so gut füllen, erst Mario + Rabbids und jetzt noch so eine Perle.
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 10.11.2022, 14:22
    sweet ! wird auf jeden Fall gekauft
    50€ sind n bisl viel . da warte ich auf nen Sale
  • Avatar von Tiago
    Tiago 10.11.2022, 13:07
    Das klingt alles richtig, richtig gut! Ich glaube darauf habe ich echt Lust. Weckt optisch auch schöne Erinnerungen an Final Fantasy Tactics Advance.