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The Last of Us: Part II

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LGBTQIA+ in Videospielen: Diese Spiele revolutionieren die Industrie

Das Ende des Pride-Monats steht bevor. Nach wunderbaren Events und zahlreichen Aktionen von unzähligen Firmen, bei denen man genau schauen muss, wer wirklich etwas für die LGBTQIA+-Community tut, und wer den Regenbogen nur für Werbezwecke nutzt, sollte aber allen klar sein, dass man nicht nur im Juni für Gleichberechtigung und Akzeptanz einstehen sollte. Dennoch ist der Monat so wichtig, um den vollständigen Fokus auf ein Ziel zu setzen, für das es viele Wege gibt. Einer davon ist die Repräsentation in Medien, weshalb wir noch einmal besonders gute Spiele in den Mittelpunkt stellen wollen, die jeder jetzt spielen kann - auch, wenn es sich hierbei nicht um den letzten Artikel unserer Reihe handelt.

Night in the Woods

Bei seiner Veröffentlichung hat „Night in the Woods“ Wellen geschlagen. Protagonistin Mae kehrt nach ihrem gescheiterten Studium in ihre Heimat zurück, und muss sich dabei nicht nur ihrer Familie stellen, sondern auch zahlreichen Freunden, die sie seit ihrer Abreise nicht mehr gesehen hat. Während Mae sich eigentlich nur die gute alte Zeit zurückwünscht, findet sie schnell heraus, dass das Leben von allen anderen nicht stehen geblieben ist und jeder eigene Pläne verfolgt, während sich die Protagonistin zurückgelassen fühlt. Spielende laufen durch die 2D-Welt, verplanen die Tage und führen zahlreiche Unterhaltungen, die ungeahnte Tiefen aufdecken, während eine Reihe von merkwürdigen Ereignissen den idyllischen Ort Possum Springs heimsucht. Hinzu kommen Maes Träume, die immer dann schlimmer werden, wenn sich ihre mentale Gesundheit verschlechtert.

„Night in the Woods“ ist ein faszinierendes Spiel, das durch seinen Stil, seine großartige Geschichte und einen atmosphärischen Soundtrack fesselt. Es macht auch alles richtig in Sachen Repräsentation, denn das Paar Gregg und Angus steht häufig im Fokus. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, bauen sich aber eine gemeinsame Zukunft auf. Vor allem Angus ist durch sein Outing gezeichnet, und stützt sich deshalb auf Gregg, der den Druck spürt. Hier werden durch und durch queere Probleme thematisiert, mit denen viele Spielende gar nicht vertraut sind, und anschaulich realistisch aufgearbeitet, anstatt so zu tun, als gäbe es überhaupt keine Unterschiede in der Lebenserfahrung queerer Menschen. Auf der anderen Seite wäre Mae, die selbst pansexuell ist, was aber nur selten durch Andeutungen thematisiert wird, denn während für Gregg und Angus die Beziehung das Wichtigste im aktuellen Lebensstadium ist, könnte sie für Mae nicht unwichtiger sein. Anstatt also jeden queeren Charakter auf einen Aspekt zu reduzieren, wurde jeder vielfältig geschrieben. Es kommen noch weitere queere Charaktere vor, darunter Jackie, eine trans Frau, die vehement gegen Faschisten kämpft. Alles zu verraten, soll aber auch nicht der Sinn des Artikels sein.

„Night in the Woods“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One, PC und iOS erhältlich.

Celeste

Eine Artikelreihe kann nur eine begrenzte Anzahl an Spielen enthalten, deshalb kommen einige Themenbereiche unter dem Regenbogen leider zu kurz. Dennoch wollen wir die Chance nutzen, um nicht nur Spiele mit entsprechender Repräsentation in den Mittelpunkt zu rücken, sondern auch diejenigen, die Videospiele entwickeln. Das ist bei „Celeste“ der Fall, einem knackigen Platformer, in dem die Protagonistin Madeline den Berg Celeste erklimmen will. Dabei trifft sie nicht nur auf merkwürdige Charaktere, sondern auch auf eine andere Version ihrer selbst, die regelmäßig für Chaos sorgt. Spielende haben es aber auch nicht leicht, denn die zahlreichen Level erfordern die Nutzung diverser Fähigkeiten, mit einem Dash im Fokus, um das Ziel zu erreichen und dabei Erdbeeren zu sammeln. Obwohl das Spiel als sehr schwierig berüchtigt geworden ist, ist es auch zugänglich gestaltet und bietet sogar einen Hilfsmodus, durch den Limitierungen entfernt werden.

Die Protagonistin Madeline ist eine trans Frau, doch im Spiel wird das nur vage gezeigt. Das liegt daran, dass „Celeste“ vor allem von mentaler Gesundheit handelt und die inneren Konflikte, die Madeline in sich trägt. Die Schöpferin des Spieles, Maddy Thornson, war selbst für Design, Direction und das Skript verantwortlich, und hat eigene Erfahrungen in das Skript mit einfließen lassen. Zu der Zeit wurde ihr auch ihre eigene Gender-Identität bewusst, weshalb Madeline eine Reflektion ihrer eigenen Akzeptanz-Reise darstellt, ohne ausschließlich darüber zu handeln. Es bleibt wichtig, LGBTQIA+-Entwickler zu unterstützen, und „Celeste“ ist ein riesiger Erfolg, mit über einer Million verkauften Einheiten - und das ohne Publisher. Zudem wurde der Titel zum Star der Speedrunning-Szene, und gehört auch heute noch zu den beliebtesten Spielen.

„Celeste“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One, PC und Stadia erhältlich.

Freie Wahl in Stardew Valley & Die Sims 4

Das Farmspiel „Stardew Valley“ ist einer der größten Indie-Hits aller Zeiten. Entwickelt von nur einer einzigen Person, konnte es nahezu alle Teile von „Harvest Moon“ und „Story of Seasons“ in den Schatten stellen. Das liegt an der wunderbaren Präsentation, den zahlreichen Möglichkeiten, eine profitable Farm zu bewirtschaften sowie den Charakteren, die einem schnell ans Herz wachsen. Zwölf von ihnen darf man sogar heiraten, und dabei ist es völlig egal, ob sie männlich oder weiblich sind. Das ist fantastisch, denn in zu vielen Spielen dieser Art werden queere Spielende in eine Ecke gedrängt und wollen sie sich repräsentiert sehen, müssen sie auf einige wenige Charaktere zurückgreifen. In „Stardew Valley“ ist das kein Thema, und somit kann sich jeder auf der digitalen Farm so ausleben, wie er möchte. Zwar wären Optionen für Pronomen und queere Handlungen sicherlich wünschenswert, doch manchmal ist zumindest Letzteres gar nicht notwendig, da der Fokus schlichtweg woanders liegt. Sich dann trotzdem repräsentiert zu sehen und nicht von wichtigen Elementen ausgeschlossen zu werden zeigt, wie Akzeptanz auszusehen hat - schade also, dass People of Color nicht ebenso repräsentiert wurden.

In dieselbe Kerbe schlägt „Die Sims 4“ ein, dessen Spielsystem Offenheit bietet. Man kann selbst über die Sexualität sowie das Gender seiner Sims bestimmen, und sich somit genau die Charaktere erstellen, deren Leben man begleiten möchte. Auch eine Einteilung in Männer- sowie Frauenkleidung wurde abgeschafft, und ist sowieso nicht mehr zeitgemäß. Ein neues Update führt dann auch endlich weitere Pronomen ein. Somit gibt es das englische They/Them sowie die Möglichkeit, eigene Pronomen anzulegen - vorerst aber nur in der englischen Version des Spiels, Lokalisierungen sollen in den kommenden Monaten folgen. „Die Sims 4“ ist definitiv nicht perfekt in Sachen Repräsentation, denn viele der Änderungen kamen erst lange nach der Veröffentlichung und Trans-Repräsentation kommt viel zu kurz. Die entsprechenden Updates der letzten Jahre sowie der Wille der Entwickler, mit LGBTQIA+-Organisationen zusammenzuarbeiten, beweisen aber, dass sich die Zustände in der Zukunft verbessern werden und immer mehr Spiele die Forderungen der Community ernst nehmen.

„Stardew Valley“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation Vita, Xbox One, PC, iOS und Android erhältlich. „Die Sims 4“ und seine zahlreichen Erweiterungen sind für PlayStation 4, Xbox One und PC erhältlich.

Überraschende Vielfalt in Dragon Age Inquisition & The Outer Worlds

Die „Dragon Age“-Reihe bot schon immer queere Charaktere, allerdings nur homosexuelle und bisexuelle, die dafür dann nicht ausschließlich für Romanzen gedacht waren, sondern entsprechende Geschichten mitbrachten, die zeigten, dass sie bereits vor der Begegnung mit dem Hauptcharakter queer waren. Deutlich vielfältiger und vor allem dadurch monumental, dass Repräsentation dieser Größe 2014 keine Selbstverständlichkeit war, ist „Dragon Age: Inquisition“. Sei es der Pansexuelle Iron Bull, die homosexuellen Begleiter Dorian und Sera oder auch Krem, der erste Trans-Charakter der Reihe, der sogar über seine Transition spricht: Das Team von Bioware hat Grenzen gesprengt und bewiesen, dass man auch mit Vielfalt den bisherigen Firmen-Rekord knacken kann.

Ein neueres Beispiel ist „The Outer Worlds“, mit dem Obsidian einmal mehr bewies, wie große Rollenspiele mit vielfältigen Aufgaben und einer Prise Humor aussehen sollten. Natürlich gibt es einmal mehr zahlreiche queere Charaktere, sowohl in der Welt, als auch an Bord des eigenen Raumschiffs. Dabei werden auch persönliche Beziehungen in den Fokus gerückt, allerdings als Teil der natürlichen Welt, was diese umso authentischer macht. Und dann wäre da noch Parvati, die sich offen als asexuell outet - eine so große Seltenheit in der AAA-Videospielindustrie, dass sich die Beispiele an einer Hand abzählen lassen. Zudem ist sie homoromantisch, verliebt sich also in die Ingenieurin Junlei und wünscht sich eine Beziehung. Für viele dürfte sie eine der ersten Berührungspunkte mit Asexualität in Medien sein, und wir hoffen, dass noch mehr Repräsentation in der bereits angekündigten Fortsetzung geboten wird. 

„Dragon Age: Inquisition“ ist für PlayStation 4, PlayStation 3, Xbox One, Xbxo 360 und PC erhältlich. „The Outer World“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One und PC erhältlich.

The Last of Us: Part II

Bereits „The Last of Us“, das in einer der fesselndsten Postapokalypsen der Videospielgeschichte spielt und zu Sonys beliebtesten Titeln gehört, wagte einen großen Schritt: Ellie, die weibliche Protagonistin, ist lesbisch, weshalb es im DLC „Left Behind“ um ihre erste Beziehung geht. Mit „The Last of Us: Part II“ wurden dann aber die Grenzen des Mediums gesprengt, was an unerwarteten Wendungen und einer Erzählung lag, die sich so tiefgehend mit dem Thema Trauma beschäftigt wie zuvor noch kein Videospiel dieser Größe. All das wurde mit einem Rekord an „Spiel des Jahres“ Auszeichnungen und beeindruckenden Verkaufszahlen gewürdigt, auch wenn es mal mehr, mal weniger berechtigte Kritik an dem Spiel gab. Der Detailgrad, beeindruckende Spielmechaniken, eine der authentischsten Spielwelten aller Zeiten und die Handlung, die sich nicht einmal dann gebührend analysieren lassen würde, wenn es im ganzen Artikel nur um sie gehen würde, sorgen für ein unvergleichliches Schwergewicht, das einen noch lange nach dem Abspann beschäftigt und beweist, dass auch die AAA-Industrie noch Grenzen abseits der Technik sprengen kann.

Zu sehen, dass eine offen lesbische Frau die Protagonistin eines der größten Spiele von PlayStation ist, ist gewaltig. Immer wieder steht Repräsentation vor einem Problem: Wie queer sollte ein Charakter sein? Ist es nicht besser, wenn er queer ist, dies aber nicht in den Vordergrund gerückt wird? Wie viel Einfluss darf seine queere Erfahrung auf seine Persönlichkeit nehmen? Niemand sagt, dass das Thema einfach sei, doch Naughty Dog hat es auf den Punkt gebracht: Ellies Geschichte handelte schon im ersten Teil von Verlust, Familie und Trauma, „The Last of Us: Part II“ spitzt das alles noch weiter zu und lässt sie an dunkle Orte geraten, die sie aber nicht immer alleine erreichen muss. Dina ist ihre Freundin, die ebenso offen bisexuell ist und die beiden erleben sowohl tragische, als auch wunderschöne Momente gemeinsam. Von heterosexuellen Charakteren kennt man das: Sprüche zwischen Nate und Elena, Kratos Familien, Isaac und Nicole aus „Dead Space“, Mario und Peach: In zahlreichen Videospielen gibt es wichtige, prägende Beziehungen, die zwar nicht die gesamte Spielerfahrung ausmachen, ohne die die Charaktere aber nicht dieselben wären. Und genau das erlebt Ellie: Liebe, Schmerz und das Gefühl, nicht loslassen zu können und das Glück regelrecht abzulehnen. Ellie wird nicht durch ihre Beziehungen definiert, aber stark geprägt. Zu sehen, dass endlich queere Charaktere in denselben Fokus geraten können, der ihnen über Jahrzehnte hinweg verwehrt wurde, ist bahnbrechend und hoffentlich nur ein erster Schritt. Und obwohl die Beziehung zwischen Dina und Ellie so wunderbar echt wirkt, ist es dann doch wichtig in einer derart emotional ehrlichen Handlung zu zeigen, dass Homophobie vermutlich niemals aussterben wird, und dass sich auch diejenigen, die sich nicht unter dem Regenbogen repräsentiert sehen, für Gleichberechtigung einsetzen müssen.

An dieser Stelle gibt es eine kleine Spoilerwarnung, zu viel soll aber nicht verraten werden. Im Laufe der Handlung wird der junge Lev eingeführt, der gemeinsam mit seiner Schwester Yara dem religiösen Kult der Seraphites entkommen ist, nachdem er zwangsverheiratet werden sollte. Um dies zu verhindern, outete sich Lev nach Jahren der Genderdysphorie als trans, wofür er schwer verurteilt wurde. Er leidet schwer unter seinem Trauma, vor allem da er noch immer gejagt wird und nicht verarbeiten kann, dass sogar seine Mutter ihn verstoßen hat - das geht so weit, dass er sogar wieder zu ihr zurück möchte. Levs Geschichte ist von immenser Brutalität gezeichnet und dürfte für einige Trans-Spielende dazu führen, dass sie das Spiel schlichtweg nicht beenden können. Naughty Dog hat auch nicht alles richtig gemacht: Eine entsprechend ausführliche Trigger-Warnung fehlt, und obwohl es im Kontext der Handlung scheinbar Sinn macht, Levs Deadname ausrufen zu lassen, bleibt es ein schädliches Klischee, das keine Geschichte benötigt, um authentisch zu sein. Und dennoch: Zu sehen, dass eine Trans-Geschichte in einem der größten AAA-Projekte von Sony derart zentral für die Handlung ist, bleibt ein Meilenstein, von dem aus weitergearbeitet werden muss.

Leider lässt sich „The Last of Us: Part II“ nicht besprechen, ohne kurz auf die Kontroversen einzugehen. Obwohl der Titel auf meiner persönlichen Nummer 1 steht, ist sich jeder Fan bewusst, dass es kein perfektes Spiel gibt. Ob man das Spiel für seine mutigen Entscheidungen, nicht nur bezogen auf LGBTQIA+-Charaktere lobt, oder sich ein konventionelles Spiel gewünscht hätte, in dem die Themen aus dem ersten Teil konsequenter fortgeführt werden, bleibt jedem für sich überlassen. Leider gab es einen kleinen, lauten Teil an Rechtsextremisten, der sich darauf gestürzt hat, dass viele weibliche Charaktere in Hauptrollen stecken, teilweise auch muskulär dargestellt werden. Es folgten Morddrohungen an zahlreiche Schauspieler und das Entwicklerteam, sowie transphobe Beschimpfungen über Charaktere, die nicht einmal trans sind. Glücklicherweise hat diese absurde, menschenverachtende Kampagne dem Spiel nicht allzu sehr geschadet, gleichzeitig aber viele rationale Kritikpunkte, die es durchaus gibt und mit denen man sich beschäftigen sollte, übertönt. Durch die Einbindung von LGBTQIA+-Themen, starken Frauencharakteren und viele Anpassungsmöglichkeiten, damit auch Menschen mit Behinderungen den Titel genießen können, wurde „The Last of Us: Part II“ von einigen sogar als „Woke-Propaganda“ bezeichnet. Und seien wir mal ehrlich: Wer den Begriff nutzt, disqualifiziert sich von jeder vernünftigen Diskussion, da er ausschließlich dazu genutzt wird, die Einbindung von marginalisierten Gruppen in ein negatives Licht zu stellen.

„The Last of Us: Part II“ ist für PlayStation 4 erhältlich.

Schritte in eine bessere Zukunft

Eine Artikelreihe dieser Art kann viele Spiele in den Fokus rücken, bietet aber schlichtweg nicht unendlich viel Platz, um jeden lobenswerten Titel zu erwähnen – auch, weil man ihn gespielt haben sollte, bevor man über ihn schreibt. Dennoch sollen einige nicht ausgelassen werden, zum Beispiel „2064: Read Only Memories“, ein Visual Novel, in dem es nicht nur um zahlreiche LGBTQIA+-Themen geht, sondern in dem auch eigene Pronomen neben der Auswahl she, he, they, xe und ze definiert werden können. Die „Life is Strange“-Reihe bietet ebenso zahlreiche queere Protagonisten, die sich in schwierigen Phasen des Lebens befinden. „Gone Home“ ist ein absoluter Pflichttitel für alle, die Walking Simulators mögen, während der Protagonist aus „Undertale“ selbst non-binär ist und mit entsprechend neutralen Pronomen angesprochen wird. Die Liste könnte noch länger sein, vor allem wenn man Titel hinzunimmt, die sehr vage mit dem Thema umgehen. Die lautesten Beispiele sind aber, wie so häufig, die besten, und wer weiß, was die kommenden Monate noch bringen werden.

Für viele sind LGBTQIA+-Themen in Videospielen aber noch immer ein Tabuthema, und einige boykottieren solche Spiele sogar speziell. Diese kleinen Hassgruppen zu ignorieren ist wichtig, denn sobald man ihnen das Gefühl gibt, etwas bewirken zu können, wird die Kunstform der Videospiele immer stärker angegriffen und eingeschränkt. Gerade zur Pride muss betont werden: Der Monat stand seinerzeit für Aufstände, und steht bis heute noch in vielen Ländern für den Kampf zur Gleichberechtigung. Dass Deutschland ein Land ist, in dem Organisationen offen mit dem Regenbogen werben können, homosexuelle Paare heiraten dürfen und ein neues Selbstbestimmungsgesetz eine realistische Chance hat, das alltägliche Leben von vielen Menschen erheblich zu verbessern, ist nicht selbstverständlich, und Nationen wie die USA beweisen aktuell, dass grundlegende Menschenrechte regelmäßig in Gefahr sind, zahlreichen Personen entzogen zu werden. Bei all dem wirken Videospiele plötzlich klein, das sind sie aber nicht: Welten zu sehen, in denen Diskriminierung oder Hass basierend auf der eigenen Identität nicht existieren und zu erleben, wie reale Themen der Selbstfindung in ein positives Licht gerückt werden, oder schlichtweg wie queere Menschen zum Gesamtbild gehören, hilft unzähligen Menschen. Zu sehen, dass man nicht schlechter ist, dass es keinen Grund dafür gibt, sich selbst zu hassen und dass die Zukunft besser aussehen kann als die Vergangenheit, gibt unglaubliche Kraft, die härtesten Zeiten durchzustehen. Videospiele geben einem diese Kraft, und können für mehr Akzeptanz sorgen, wenn wir es zulassen. Für einige ist Repräsentation nur ein unwichtiges Wort, mit dem sich nicht aufgehalten werden sollte. Das Privileg, die Welt so zu sehen, haben aber nicht alle, weshalb es weiterhin wichtig ist, laut zu sein, und Firmen deutlich zu machen, dass sie eine Verantwortung haben. Viele haben das schon erkannt, denn Repräsentation hat in den vergangenen Jahren gewaltige Schritte gemacht, unter anderem dank der Spiele, die hier vorgestellt wurden, doch auch Serien wie „Steven Universe“, „Dead End: Paranormal Park“ und zahlreiche andere haben die Unterhaltungsindustrie revolutioniert. Pride ist nicht nur eine Feier, sondern bis heute ein Schrei nach Gleichberechtigung, der sich auf alle Aspekte der Gesellschaft bezieht: Auch auf die Videospielindustrie. 

Mit diesen Worten: Happy Pride.

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Bisher gibt es 14 Kommentare

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  • Avatar von Garo
    Garo 26.06.2022, 23:17
    Zitat Zitat von babyluigi Beitrag anzeigen
    Geschlechterumorientierende Operationen sind leider wahnsinnig teuer und eine heftige Zäsur im Nachhinein.

    Man ist Trans, wenn man sich selbst als Solches sieht. Das kann für Außenstehende recht plump und einfach klingen, aber bei dem Prozess den Trans-Personen durchmachen, steckt wesentlich mehr dahinter. Wenn ich also heute feststellen würde, dass ich mit meiner Geschlechter-Identität nicht zufrieden bin, bis zu dem Punkt, wo ich diese Identität geradezu physisch und psychisch ablehne, so wäre ich eine Trans-Frau - ich bin als männlich geboren, fühle mich aber persönlich, dass ich schlichtweg und ergreifend eine Frau BIN.

    Und das ist unabhängig davon, ob man Operationen oder sonstige Therapien durchmacht. Medikamentöse Hormon-Therapie ist wesentlich gängiger unter Trans-Personen, ist auch schon sehr effektiv, ist wesentlich günstiger und greift viel weniger in den Organismus ein als Operationen. Doch selbst bei Hormontherapie müssen Leute in vielen Ländern leider oft ziemlich fragwürdigen Therapie-Sitzungen beisitzen, in denen sehr intime Fragen gestellt werden und die Wartelisten sind lang. Generell eine ziemliche Zäsur.
    Darum ging es mir zwar nicht, aber trotzdem war das sehr aufschlussreich. Danke dafür.

    Ich glaube das deutsche Wort für transgender ist Transidentität.
  • Avatar von Marco
    Marco 26.06.2022, 22:06
    Zitat Zitat von babyluigi Beitrag anzeigen

    Der Artikel selbst benutzt auch den Begriff "transsexuell", welcher im Deutschen noch der Geläufigste ist, der aber im Englischen (transsexual) langsam schon herausfällt. Es geht bei Transidentität ja nicht um die Sexualität, sondern um das Geschlecht - ich benutze daher eher "transgender", auch im Deutschen. ABER Identität ist ja für jeden individuell, und ich würde keiner Trans*Person jeglicher Art es abspenstig machen, wenn sie sich selber "transsexuell" nennt. Das ist das Schöne an Identität - solange man nicht ausm Weg geht um anderen Leuten auf die Füße zu treten, können wir doch über alles reden.
    Das ist leider ein schwerer Fehler von mir gewesen, ist korrigiert und danke für den Hinweis! Finde es selber sehr wichtig, den Begriff aus dem Sprachgebrauch zu entfernen, und danke auch nochmal für die ausführliche Erklärung
  • Avatar von babyluigi
    babyluigi 26.06.2022, 21:24
    Geschlechterumorientierende Operationen sind leider wahnsinnig teuer und eine heftige Zäsur im Nachhinein.

    Man ist Trans, wenn man sich selbst als Solches sieht. Das kann für Außenstehende recht plump und einfach klingen, aber bei dem Prozess den Trans-Personen durchmachen, steckt wesentlich mehr dahinter. Wenn ich also heute feststellen würde, dass ich mit meiner Geschlechter-Identität nicht zufrieden bin, bis zu dem Punkt, wo ich diese Identität geradezu physisch und psychisch ablehne, so wäre ich eine Trans-Frau - ich bin als männlich geboren, fühle mich aber persönlich, dass ich schlichtweg und ergreifend eine Frau BIN.

    Und das ist unabhängig davon, ob man Operationen oder sonstige Therapien durchmacht. Medikamentöse Hormon-Therapie ist wesentlich gängiger unter Trans-Personen, ist auch schon sehr effektiv, ist wesentlich günstiger und greift viel weniger in den Organismus ein als Operationen. Doch selbst bei Hormontherapie müssen Leute in vielen Ländern leider oft ziemlich fragwürdigen Therapie-Sitzungen beisitzen, in denen sehr intime Fragen gestellt werden und die Wartelisten sind lang. Generell eine ziemliche Zäsur.
  • Avatar von Garo
    Garo 26.06.2022, 21:13
    Zitat Zitat von Goldi Beitrag anzeigen
    Madline ist eine Trans*-Frau, aber grundsätzlich auch eine Trans*-Person.
    Was sagt der Stern aus?
    Zitat Zitat von Goldi Beitrag anzeigen
    Relativ einfach zu merken: Trans*-Frauen sind Frauen, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde. Trans*-Männer eben Männer, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. Grundsätzlich sind aber alle Personen, die ein anderes Geschlecht haben als ihnen bei Geburt zugewiesen wurde, Trans*-Personen.
    Du meinst: Personen, die mit ihrem geborenen Geschlecht nicht zufrieden waren und sich umoperieren lassen haben?
  • Avatar von Mjyrn
    Mjyrn 26.06.2022, 21:01
    Da das Fehlen dieser bei Stardew Valley kritisiert wurde:
    Was darf man unter queeren Handlungen verstehen?
  • Avatar von babyluigi
    babyluigi 26.06.2022, 20:57
    Ich finde es wichtig und richtig, dass richtige Termini verwendet werden, aber da ich ja sehen kann, dass Garo ansonsten keinen illen Willen hatte, würde ich ihm das nicht als Vorwurf machen. Für uns alle ist das ja eine Learning Experience - ich musste dasselbe auch mal machen, und bis vor ein paar Jahren war ich auch nicht der Beste was der Umgang mit queeren Menschen angeht, zu einer Zeit wo ich selbst mit meiner queeren Identität noch nicht ganz im Klaren war. Solange die Absicht gut war, ist es ja leicht mit einer kleinen Korrektur getan! Finde ich zumindest.

    Der Artikel selbst benutzt auch den Begriff "transsexuell", welcher im Deutschen noch der Geläufigste ist, der aber im Englischen (transsexual) langsam schon herausfällt. Es geht bei Transidentität ja nicht um die Sexualität, sondern um das Geschlecht - ich benutze daher eher "transgender", auch im Deutschen. ABER Identität ist ja für jeden individuell, und ich würde keiner Trans*Person jeglicher Art es abspenstig machen, wenn sie sich selber "transsexuell" nennt. Das ist das Schöne an Identität - solange man nicht ausm Weg geht um anderen Leuten auf die Füße zu treten, können wir doch über alles reden.

    Ansonsten aber wieder ein herrlicher Artikel! Gerade die Absätze, die im Klaren damit sind, dass Pride Month von Konzernen zu Werbezwecken ausgenutzt wird, ABER dem dennoch entgegenstellt, dass die Sache im Generellen dennoch wichtiger ist. Selbst wenn es dort draußen Opportunisten gibt, darf das den Dingen nicht im Wege stehen. Ich stelle auch mittlerweile eine größere Teilnahme queerer Menschen in der Videospiel-Industrie fest, und wenn ich mir die Begeisterung von queeren Gamern auf Streaming-Seiten, Foren und Discord-Servern ansehe, bin ich der festen Überzeugung, dass dies in den kommenden Jahren nur zunehmen wird.

    Darum auch wieder einmal, heute wie sonst auch: Happy Pride.
  • Avatar von Goldi
    Goldi 26.06.2022, 20:43
    Na komm, stell' Dir doch einfach die Frage: "Würde ich mich gerne als sowas betiteln lasse, wenn ich nicht ich wäre?"
    Und da sind dann schon viele Sachen mit drin. Sprache verändert sich stetig und so wissen wir, dass Diskriminierung in großen Teilen schon in der Sprache anfängt.

    Madline ist eine Trans*-Frau, aber grundsätzlich auch eine Trans*-Person. Relativ einfach zu merken: Trans*-Frauen sind Frauen, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde. Trans*-Männer eben Männer, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. Grundsätzlich sind aber alle Personen, die ein anderes Geschlecht haben als ihnen bei Geburt zugewiesen wurde, Trans*-Personen.

    Es darf mich natürlich jemensch korrigieren, wenn ich mich irren sollte.
  • Avatar von Garo
    Garo 26.06.2022, 20:33
    Oh Mann, kann irgendwer mal ein Wörterbuch der verbotenen Wörter rausbringen? Ist ja reines Slalom.
    Was wäre denn richtig gewesen? Ist Trans-Frau okay? Oder muss ich Trans-Person sagen?
  • Avatar von Goldi
    Goldi 26.06.2022, 19:43
    Krass! War das schon der letzte Artikel der Reihe? Sehr interessant zu lesen, gerne mehr davon!
  • Avatar von jojoxyz
    jojoxyz 26.06.2022, 19:35
    Wie schon von Rince und Phondrason richtig drauf hingewiesen wurde, solche negativ besetzte Ausdrucksweisen bitte unterlassen.
  • Avatar von YU-GI-OH!
    YU-GI-OH! 26.06.2022, 19:34
    Schade das es letzte Woche keinen Artikel zum Autistic Pride Day gab.
  • Avatar von Phondrason
    Phondrason 26.06.2022, 19:21
    Ausnamsweise bin ich mal bei Rince.
    Transe ist genau so beschissen wie "Schwuchtel" etc. Alles begriffe die Negativ Konnotiert sind und deswegen nicht sein müssen.
    Das Celeste Trangsgender ist, war mir aber auch nicht bekannt.
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 26.06.2022, 18:50
    Zitat Zitat von Garo Beitrag anzeigen
    Huch? Ich wusste gar nicht, dass Celeste eine Transe ist
    dünnes Eis . meistens wird der Begriff abwertend verwendet .
  • Avatar von Garo
    Garo 26.06.2022, 18:34
    Huch? Ich wusste gar nicht, dass Celeste eine Transe ist. Und ich würde sogar behaupten, dass das nicht im Spiel vage gezeigt, sondern GAR nicht gezeigt wird, sondern nur minimal impliziert wird. So wie ich das jetzt beim Nachforschen gesehen habe, ist der einzige Indikator ein Bild von ihr zu Hause beim Videochat mit Theo, wo an ihrem Monitor winzig kleine eine Regenbogen- und eine Trans-Flagge kleben. Letztendlich wurde es aber natürlich von den Schöpfern bestätigt und ist damit undiskutabel Kanon. Für mich an und für sich vollkommen egal. Es eändert nichts am Spiel und an der Message.

    Kleine Randbemerkung zu Stardew Valley: Wenn man Junggeselle Alex als Mann heiratet, fängt dessen Großvater auch an, seine konservativen Ansichten zu hinterfragen.
    Für Leute, denen die Möglichkeiten bei der Partnerwahl zu beschränkt und einseitig sind, kann sich ja mit der Mod Stardew Valley Expanded behelfen. Nicht nur kommt da neben Maru ein weiterer dunkelhäutiger Junggeselle dazu, sondern auch zwei asiatisch ausschauende Heiratskandidaten. (Natürlich nur auf PC möglich und leider nicht auf deutsch, weil sich der Übersetzer der Mod zurückgezogen hat.)

    Ich möchte (weil ich bei The Outer Worlds direkt dran denken musste) noch Outer Wilds nennen. In dem Weltraum-Entdeckungsspiel spielt man einen Hearthian, einen amphibischen Bewohner von Holzkamin (Timber Hearth). Diese einzigen intelligenten Lebewesen im Sonnensystem sind non-binär und sprechen sich alle mit dem Pronomen "They" an. Das untergegangene Volk der Nomai hingegen, die man auf allen Planeten erforscht sind binär, als männlich und weiblich. Im Verlauf des Abenteuers findet man mehrere Konversationen zwischen zwei Nomai, die offensichtlich miteinander vermählt sind. Wer ganz aufmerksam ist, merkt, dass diese beiden männlich. Thematisiert oder weiter hinterfragt wird das nicht, sondern (wie es sein sollte) einfach hingenommen.

    Schöner Artikel, NO. Mehr davon (jedoch nicht nur zu LGBTQ+). Hier liegt eure Stärke!